Im Hinterkopf dabei vor allem: Das wichtige Europa-League-Qualifikationsspiel gegen Lech Posen Ende August. Gegen den polnischen Spitzenclub galt Valmiera zwar als Außenseiter, doch mit den Qualitäten Arokodares wäre eine Überraschung wesentlich wahrscheinlicher als ohne den besten Torjäger. Letztlich die große Versöhnung zwischen Verein und Topstar, der am Wochenende vor dem großen Showdown wieder trifft. Doch für die Sensation reichte es gegen Lech Posen in den 90 Minuten nicht. Der ehemalige Kölner Angreifer Mikael Ishak schoss die Polen beim souveränen 3:0-Auswärtssieg in Lettland mit einem Doppelpack in die nächste Runde. Auch in den nächsten beiden Partien bleibt Arokodare ohne Treffer – sein letztes Erfolgserlebnis im Dress des Valmiera FC bleibt das Versöhnungstor des Nigerianers nach dem Streik.
Ob der junge Toluwalase Emmanuel Arokodare als Kind einst davon geträumt hat, in Europa als Fußballer zu reüssieren? Auf jeden Fall scheint sein Weg zum Profikicker im Rückspiegel vorprogrammiert gewesen zu sein. „Das klingt jetzt nach einer witzigen Geschichte, aber mein erstes Wort als Kind war ‘Tor’“, schildert Arokodare einst seine Anfänge. „Ich komme aus einer sportlichen Familie. Mein Vater hat mich dazu gebracht, Fußballer zu werden. Er hat mich angetrieben, hat mich dazu angespornt, in Vereine zu gehen, und mir geholfen, besser zu werden“, erklärt er. Seine Fußballkarriere beginnt in der Kash Academy in Festac, führt ihn im weiteren Verlauf zur International Academy, Flying Sports Academy und zur Box2Box Academy. Arokodare sticht heraus aus dem schier unschöpflichen Pool an jungen Talenten in der nigerianischen Hauptstadt Lagos, läuft sogar für die Jugendnationalmannschaft der „Super Eagles“ auf.
Erfolglos vorgespielt in Freiburg und Toulouse
„Meine Familie hat mich zum Glück großartig unterstützt, wenn es um Fußball ging. Sie haben mir finanziell, aber auch mental sehr geholfen. Sie waren von Beginn an für mich da, das hat eine große Rolle in meiner Entwicklung gespielt. Das hat mich an den Punkt gebracht, an dem ich heute bin“, erzählt Arokodare während seiner Zeit in Valmiera. Seine drei Brüder wären nicht derart unterstützt worden, da Fußball zu der Zeit noch nicht derart groß war. Viel Wert legte sein Vater, ein ehemaliger Leichtathlet, und seine als Händlerin arbeitende Mutter auf die Ausbildung ihres Sohns. „Wir waren nicht reich, aber auch nicht arm. Meine Eltern haben uns die beste Bildung ermöglicht, wir gingen auf Privatschulen“, betont Arokodare, dessen erste Schritte im Profigeschäft allerdings fehlschlagen. Probetrainings in Freiburg und Toulouse bleiben 2018 erfolglos.
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Erlebnisse, die den jungen Nigerianer nicht abschrecken. Ganz im Gegenteil: Arokodare nimmt die Absagen als Ansporn, sich zu verbessern und sich weiterzuentwickeln. „Das war eine komplett andere Erfahrung. Europäischer Fußball ist völlig verschieden zum afrikanischen, viel schneller und viel technischer“, erläutert der Nigerianer. „Afrikanischer Fußball ist viel härter, aber in Europa ist es ein ganz anderes Spiel. Es geht nicht darum, wer der härteste oder stärkste Spieler ist – es geht darum, wie clever und schnell du im Kopf bist. Diese Erfahrungen haben mir geholfen, mich bei Valmiera FC schnell zurechtzufinden. Ich glaube nicht, dass es mir ohne diese Probetrainings möglich gewesen wäre, mich derart schnell an den europäischen Fußball zu gewöhnen“, ist sich Arokodare sicher: „Es war nicht mein erstes Mal in Europa, das hat es mir leichter gemacht.“
Ruhig bleiben, hart arbeiten, auf Gott vertrauen
Leicht macht es sich der junge Nigerianer selbst jedoch nicht, wenn man sich seine Ambitionen anschaut. “Ich möchte der beste Spieler werden, der jemals dieses Spiel gespielt hat“, greift der ehrgeizige Angreifer nach den Sternen. „Ich möchte für mein Land spielen, für die Topteams in Europa. Ich möchte Weltmeister werden, die Champions League und den Ballon d’Or gewinnen“, bleibt Arokodare in seiner Zielsetzung bescheiden. Sein Weg dorthin: Ruhig bleiben, hart arbeiten und auf Gott vertrauen. Sein Idol: Victor Osimhen. Der nigerianische Stürmer hatte einst beim VfL Wolfsburg vergeblich versucht, den Durchbruch in der Bundesliga zu schaffen. Über Charleroi und Lille machte er nach dem Abschied aus Niedersachsen dann Karriere: In diesem Sommer legte der SSC Neapel satte 70 Millionen Euro für den 21 Jahre alten Stürmer hin.
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