Die ersten Erfahrungen damit sammelt Subotic in seiner Mainzer Zeit: Er übernimmt die Patenschaft in einem Waisenhaus, besucht die Kinder nahezu jede Woche und kümmert sich um sie. „Letztlich war es ein Glücksfall“, konstatiert der beinharte Verteidiger, „als Fußballprofi muss ich auf meinen Körper achten, aber es steht mir frei, wie ich meine Zeit verbringe. Fußball spielt man nicht acht Stunden am Tag, man denkt auch noch an anderes, sonst würde man ja verrückt“, betont Subotic.
2013 gründet er die nach ihm benannte Stiftung, engagiert sich intensiv für die Projekte. Regelmäßig reist er in den Sommerpausen nach Äthiopien, schaut nach dem Rechten. Der hohe Zeitaufwand ein Problem neben seinem Profidasein? Für Subotic nicht. „Am Tag verbleiben genügend Stunden, um sich neben dem Fußball auch um Kinder zu kümmern, die nur ein paar Flugstunden, aber doch eine ganze Welt entfernt sind. Zudem delegiere ich viele Aufgaben und kann auf phänomenale Mitarbeiter und Spezialisten und auf tolle ehrenamtliche Helfer zählen“, betont er stets.
Subotic: “Ich lebe durchaus in meiner eigenen Welt”
Damit ist er eine strahlende Ausnahme in einer Branche, in der der Horizont häufig nicht weiter als der Gehaltsscheck, der nächste Instagram-Post und die Zeit an der Playstation reicht. „Ich sehe es als meine Pflicht an, das Glück, das mir durch Zufall widerfahren ist, mit anderen, die dieses Glück nicht hatten, zu teilen“, ist sich Subotic seiner exponierten Stellung bewusst.
Und weiß auch, dass er damit im Mannschaftskreis als Sonderling gilt: „Ich lebe durchaus in meiner eigenen Welt. Es gibt immer den einen Menschen, den die Mehrheit einer Gruppe nicht versteht. Wieso hört der Broich Mozart? Wieso rennt der Subotic immer mit seinem Laptop herum, anstatt auf der PlayStation eine Runde FIFA zu spielen? Der Punkt ist: Man muss nicht verstehen, warum jemand etwas macht, aber man sollte es respektieren“, erklärt der Kosmopolit, der sich in den USA ebenso zuhause fühlt wie in Bosnien oder in Dortmund, und sieht seinen Berufszweig in der Pflicht: „Ich wünsche mir, dass sich in Zukunft noch mehr Profis ihrer sozialen Verantwortung bewusst werden und sich dementsprechend engagieren.“
Engagement, das der Innenverteidiger auch auf dem Platz auszeichnet. Auch wenn die Erfolgsgeschichte dort längst nicht mehr so strahlt wie noch vor einigen Jahren: Nach Jürgen Klopps Abschied ist Subotic unter Thomas Tuchel nicht mehr erste Wahl, der Körper spielt häufiger nicht mehr mit. Auf seinen Kreuzbandriss 2013 folgen Rückenprobleme, dann Durchblutungsstörungen im Arm, eine schwere Rippen-OP im Sommer und zuletzt schmerzte das Knie. Keine leichte Zeit für den ehrgeizigen Abwehrrecken: „Ich habe dadurch eine andere Seite des Sports kennengelernt, die ich vorher nur durch meine Mitspieler mitbekommen habe, die wenig gespielt haben“, gesteht Subotic ein, dass er durchaus Schwierigkeiten hatte, sich an die Situation zu gewöhnen. Eine „sehr lehrreiche Zeit“ sei dies gewesen.
“Wenn ich etwas mache, dann bin ich darin knallhart”
Doch das Dasein als Ersatzspieler ist nicht nach seinem Geschmack: „Ich bin nicht Fußballer geworden, um mein Geld auf der Bank zu verdienen. Ich will spielen. Ich denke, wenn man etwas über mich weiß, dann, dass ich ein Kämpfer bin“, blieb er trotz der Durststrecke optimistisch. Sein Ehrgeiz treibt ihn an – auch neben dem Platz: „Es gab eine Zeit, an die ich mich gut erinnere. Da hat man sich durch die Playstation miteinander verbunden. Eine superintensive Zeit. Auch da habe ich bestimmt jede Norm gesprengt“, erinnert sich Subotic an seine ersten Jahre in Dortmund: „Wenn ich etwas mache, dann bin ich darin knallhart. Ich will dann der Beste sein“, so Subotic, der sich statt vor die Konsole mittlerweile lieber in Seminare und Vorträge setzt.
Es gab eine Zeit, an die ich mich gut erinnere. Da hat man sich durch die Playstation miteinander verbunden. Eine superintensive Zeit. Auch da habe ich bestimmt jede Norm gesprengt. Wenn ich etwas mache, dann bin ich darin knallhart. Ich will dann der Beste sein
Knallhart, das ist der Innenverteidiger zu seinen Gegenspielern und auch zu sich. Schon kurz nach der schweren Rippen-OP, die einen Wechsel in die Premier League zum FC Middlesbrough verhinderte, gab sich Subotic kämpferisch: „Es ist doppelt enttäuschend: Sowohl der angestrebte Wechsel als auch die Freude darauf, wieder Fußball spielen zu können, sind erstmal dahin. Aber inzwischen ist die Enttäuschung durch eine große Motivation ersetzt worden, es nochmal allen und vor allem mir selbst zu beweisen. Ich werde zurückkommen und mit aller Energie versuchen, meinen Traum zu erfüllen.“
.@NSubotic4 wendet sich in einer persönlichen Nachricht an die BVB-Familie. pic.twitter.com/yy82zFooyF
— Borussia Dortmund (@BVB) January 26, 2017
Noch einen Koffer beim BVB
Diese Energie darf er jetzt mindestens ein halbes Jahr im Trikot des 1. FC Köln einbringen, um vielleicht nicht nur seinen Traum, sondern gleichzeitig auch den vieler effzeh-Fans zu erfüllen. Erfahrung auf internationalem Parkett hat Subotic jedenfalls genügend im Gepäck. Dazu noch viele Geschichten, interessante Einsichten – und einen Laptop für seine Stiftungsarbeit. Mindestens einen Koffer lässt er jedoch auch in Dortmund: Mit einer Videobotschaft verabschiedete sich der 28-Jährige von den Fans. Emotional, engagiert und geradlinig: Auf und neben dem Platz bekommt der 1. FC Köln einen starken Typen.