Viele Namen wurden rund um den 1. FC Köln seit Beginn der Winterpause in der Öffentlichkeit gehandelt. Die “Geißböcke” hatten sich im Anschluss an die 0:2-Niederlage beim 1. FC Union Berlin zum Jahresabschluss von Trainer Steffen Baumgart getrennt und waren seitdem auf der Suche nach einem Nachfolger, der das abstiegsbedrohte Team im anstehenden Halbjahr zum Klassenerhalt führen soll. Den Zuschlag für die durchaus anspruchsvolle Aufgabe erhielt ein Name, den sicherlich nur ganz wenige auf dem Zettel hatten: Timo Schultz übernimmt die Mission Ligaverbleib am Geißbockheim.
Trotz lediglich zehn Punkten und Platz 17 sowie einer Transfersperre, die externe Verstärkungen ausschließt, mussten die Kölner Verantwortlichen nicht viel Überzeugungsarbeit leisten, um den ehemaligen Coach des FC St. Pauli von der Herausforderung in der Domstadt zu überzeugen: “Ich glaube, wenn der 1. FC Köln anruft, muss man nicht lange überlegen. Alles, was den Verein umgibt, hat eine hohe Anziehungskraft”, betonte Schultz, der bis September beim FC Basel an der Seitenlinie stand, bei seiner Vorstellung: “Die Gespräche verliefen von Beginn an sehr gut und das Gesamtpaket zwischen dem Verein, den Fans und der Stadt spricht für sich. Das RheinEnergieStadion ist eins der Top-Stadien Deutschlands mit einer überragenden Atmosphäre.”
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Schwache Bilanz: Köln mit nur zehn Punkten und zehn Toren
Seine neue Heimat wird der frühere St. Paulianer (von Sommer 2020 bis November 2022 für die “Kiezkicker” verantwortlich) als FC-Trainer schnell kennenlernen, denn viel Zeit in der Vorbereitung bleibt den abstiegsbedrohten Kölner um ihren neuen Trainer nicht. Bereits am 13. Januar wartet mit dem 1. FC Heidenheim ein enorm wichtiges Heimspiel auf die “Geißböcke”, deren Abstand auf das rettende Ufer lediglich drei Punkte beträgt. “Ich bin kein typischer Feuerwehrmann, der nicht nur von Woche zu Woche guckt. Wir brauchen natürlich schnell Ergebnisse, aber ich möchte auch Spieler entwickeln”, unterstrich Schultz den Spagat, der auf ihn wartet, sieht aber auch Stellschrauben, an denen schnell gedreht werden könne: “Wir sind nicht meilenweit davon weg, Spiele in der Bundesliga zu gewinnen. In einigen Bereichen können wir mit Kleinigkeiten hoffentlich große Verbesserungen erwirken.”
Das braucht der FC auch dringend, präsentierte sich das Team doch vor der Winterpause nicht vollständig konkurrenzfähig. Lediglich zwei Siege fuhren die “Geißböcke” bisher ein, mit zehn Treffern aus 16 Spielen stellen die Rheinländer die mit Abstand harmloseste Offensive der Bundesliga. “Ich gucke viel Fußball und verfolge dementsprechend auch den 1. FC Köln. Ich habe in diesem Jahr schon viele gute Spiele gesehen – man hat erkannt, welches Potential in der Mannschaft ist”, so Schultz, der am Geißbockheim direkt in den Arbeitsmodus schalten muss. “Ich habe die Überzeugung, dass wir eine gute Mannschaft haben. Wenn ich das heute auf dem Trainingsplatz gesehen habe: Da brennt jeder Einzelne. Wir haben aber nicht mehr so viel Zeit bis zum ersten Spiel. Wir können nicht wegdiskutieren, dass wir nur zehn Punkte und zehn Tore haben.”
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Schultz: “Der FC gehört in die Bundesliga”
Kommunikativ, ehrgeizig und motiviert sei er – das soll sich auch auf dem Platz widerspiegeln. “Ich habe die grundsätzliche Ausrichtung, aktiv und aggressiv Fußball spielen zu lassen. Die Mannschaft will immer draufgehen und den Ball jagen”, skizziert Schultz seine Spielidee. Trotzdem müsse er gucken, an welchen Stellschrauben er drehen könne, um der Mannschaft dringend benötigte Sicherheit zu geben. Eine Aufgabe, an der Steffen Baumgart zuletzt gescheitert war. “Steffen hat in Köln vollkommen zurecht Kultstatus erreicht – er hat hier fantastische Arbeit geleistet und war eine Gallionsfigur für den Verein”, schwärmt der neue FC-Trainer von seinem Vorgänger: “Ich bin sicherlich kein Steffen Baumgart 2.0, davon bin ich weit entfernt. Wir wollen jetzt ein neues Kapitel schreiben!”
Das neue Kapitel – es soll im Mai vorerst mit dem Klassenerhalt für den 1. FC Köln enden. Keine leichte Aufgabe, das ist auch Timo Schultz bewusst. “Es liegt ein Weg vor uns, auf dem es auch Rückschläge geben wird. Wenn wir einen langen Atem haben, können wir am Ende unsere Ziele erreichen. Der FC gehört in die Bundesliga. Den Klassenerhalt werden wir schaffen, davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt”, erklärt der neue starke Mann bei den “Geißböcken”, die den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte vermeiden wollen. Die Aufgabe sei es, das Potenzial der Spieler auszuschöpfen – und einige davon besser zu machen. Angesichts der bisherigen Bilanz der Kölner scheint das auch nötig zu sein, um das Saisonziel noch zu erreichen. Klappt das, dann dürften rund ums Geißbockheim viele Menschen den Namen “Timo Schultz” auf dem Zettel haben.
Dieser Text ist zuerst auf bundesliga.de erschienen.