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Lebenswege beim 1. FC Köln: Hermann Knöppel – “Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!”

Hermann Knöppel in Aktion | Foto: privat

Schiedsrichter Dieter Pauly hatte die Partie erst vor wenigen Minuten angepfiffen und doch setzte der BVB schon jetzt alles daran zu zeigen, wer Herr im heimischen Westfalenstadion ist. Stimmgewaltig unterstützt von den meisten der 33.000 Fußballfans, die an diesem 30. Mai 1981 das weite Stadionrund füllten und angetrieben von Offensivverteidiger Lothar Huber und Mittelfeldmotor Mirko Votava starteten die Dortmunder einige vielversprechende Angriffe in Richtung gegnerisches Tor.

Der Sekundenzeiger war gerade dabei, die zwölfte Runde auf der Uhr zu vollenden, als ein dunkelhaariger Spieler mit der Rückennummer 4 auf seinem weißen Trikot einen Zweikampf im Mittelfeld gewann und so eine dieser ungestümen Offensivaktionen der Dortmunder unterband. Relativ ungehindert trieb er den Ball in die gegnerische Hälfte hinein, spielte dann einen Doppelpass mit Dieter Müller und sah sich unversehens Eike Immel gegenüber, der aus seinem Tor geeilt war. Aus seiner halblinken Position heraus zielte er genau und setzte das runde Leder an den rechten Innenpfosten des Dortmunder Tores, von wo es schließlich ins Tor prallte.

Die Schlachtgesänge der BVB-Fans waren verstummt, die Spieler in Schwarzgelb schienen geschockt. Ganz anders die anderen, die Kölner: Jubelnd lief der Torschütze auf Vorlagengeber Müller zu und fiel ihm um den Hals; weitere Mannschaftskameraden gratulierten, unter ihnen Pierre Littbarski, Stefan Engels, Rainer Bonhof und Bernd Cullmann. Eike Immel holte den Ball aus seinem Tor und warf ihn missmutig in Richtung Mittellinie, Mirko Votava klatschte energisch in die Hände und feuerte seine Mitspieler an.

Toni Schumacher stand am eigenen Sechzehner und hob anerkennend den Arm in Richtung des Torschützen. Mit einem energischen Pfiff gab Schiedsrichter Pauly das Spiel wieder frei. Später in dieser Partie sollte ein Zwiegespräch des Unparteiischen mit dem damaligen Nationaltorwart für eines der wohl bekanntesten deutschen Sportfotos sorgen, beide Kontrahenten Kopf an Kopf voreinander stehend und sich dabei offenbar vehement die Meinung sagend.

“Tor für unsere Gäste. Torschütze war der Spieler mit der Rückennummer vier.”

Die Ansage des Stadionsprechers klang nüchtern und sachlich: „Tor für unsere Gäste. Torschütze war der Spieler mit der Rückennummer vier,“ – er zögerte kurz – „Hermann Knöppel. Neuer Spielstand …“

Torjäger im Oberbergischen

38 Jahre später treffe ich Hermann Knöppel, der in diesem Spiel sein einziges Bundesligator erzielte, an einem schönen Sommertag auf der sonnendurchfluteten Terrasse des Geißbockheims. In unserem Gespräch sollte ich feststellen, dass er ein schnörkelloser und detailgenauer, zugleich aber auch humorvoller Chronist seiner Fußballkarriere ist.

Gebürtig stammt Knöppel aus der Pfalz, genauer aus Enkenbach-Alsenborn, dort, wo der SV Alsenborn beheimatet ist, der „Dorfverein“, den der legendäre Fritz Walter Ende der sechziger Jahre als sportlicher Leiter dreimal in die Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga führte. 1964 zieht die Familie in den Oberbergischen Kreis und wird in Nümbrecht ansässig. Ein Jahr später schließt sich der junge Hermann dem TuS Homburg-Bröltal an und erlernt dort in den folgenden vier Jahren das fußballerische ABC; in der Saison 1969/70 schnürt er dann die Fußballschuhe für den SSV Homburg-Nümbrecht.

In seinem Vater, der selber bei besagtem SV Alsenborn Fußball gespielt hat und später eine Reihe von Vereinen im Oberbergischen Kreis trainiert, findet Knöppel einen fördernden wie fordernden Lehrmeister. „Er arbeitete mit mir an meinen Grundfertigkeiten,“ erinnert er sich. „Vor allem aber vermittelte er mir die Einstellung zu diesem Sport. Von ihm lernte ich zu kämpfen und niemals aufzugeben.“

Die ersten Erfolge dieses Trainings stellen sich bald ein, Mittelstürmer Hermann Knöppel erzielt Tor um Tor und wird in die Auswahl des Oberbergischen Kreises berufen. „In dem Team spielten die besten oberbergischen Fußballer meines Jahrgangs, und so fühlten wir uns auch,“ erzählt er. „In einer Partie gegen die Kölner Kreisauswahl wurde uns dann aber vor Augen geführt, was richtig guter Fußball ist. Wir verloren mit 0:12, überragender Akteur bei den Kölnern war Gerhard ‘Molly’ Schmitz, ein Spielmacher mit Torjägerqualitäten, der später auch für die Amateure des 1.FC Köln spielte.“

Die Anfänge beim 1.FC Köln

Ein Bekannter seines Vaters vermittelt dem 14-jährigen Torjäger ein Probetraining beim Geißbockclub, das erfolgreich verläuft. „Die Freude war umso größer, da ich damals schon seit einigen Jahren Fan des FC war und mir von Freunden und Bekannten, die durchweg Anhänger von Schalke 04 waren, manchen Spruch hatte anhören müssen,“ erinnert sich Knöppel.

In der C1 wird er von Willi Wollny und Paul Scheermann trainiert, die den bisherigen Mittelstürmer zum Innenverteidiger umfunktionieren. „Die Position des Mittelstürmers war schon mit Dieter Prestin besetzt, der in der Saison um die 100 Tore für die C1 erzielte,“ erklärt der frühere Nümbrechter.

Auf der nächsten Seite: Deutscher Vizemeister mit der A-Jugend 


Hermann Knöppel freundet sich recht schnell mit seiner neuen Rolle an, seine Kopfballstärke und verbissene, aber durchweg faire Zweikampfführung tragen dazu bei, dass die Kölner in beiden B-Jugend-Jahren Mittelrheinmeister werden. Fußballerisch gewöhnt er sich schnell ein, das Verhalten seiner Mannschaftskameraden bedeutete für den Jungen aus dem Oberbergischen jedoch schon einen kleinen Kulturschock. „Die Kölner Jungs hatten alle schon ihre Mädchen, die auch zum Training mitkamen und mit denen sie dann ab und an auch herumpoussierten, ich dagegen hatte nur Fußball im Kopf,“ erinnert sich Knöppel.Trainiert wird unter der Leitung von Erich Rutemöller dreimal die Woche. „Die vierte Einheit habe ich dann zu Hause auf dem Sportplatz in Nümbrecht absolviert. Auf Anraten meines Vaters habe ich am Kopfballpendel gearbeitet, um Timing und Sprungkraft für mein Kopfballspiel zu verbessern und Torschüsse geübt.“

Sein Vater ist bis zum Ende seiner A-Jugendzeit nicht nur fußballerischer Ratgeber und gestrenger Kritiker seines Sohnes, sondern fährt den Filius die 120 Kilometer von Nümbrecht nach Köln und zurück, und das zu jedem Training und zu jedem Spiel. Vom FC erhält er dafür 50 DM Benzingeld im Monat.In der Saison 1973/74 rückt der Nachwuchsfußballer zur A-Jugend auf und trifft dort auf eine FC-Legende – Jupp Röhrig, ein begnadeter Fußballer und ein Mann der eher leisen Töne. „Im Unterschied zu Erich Rutemöller, aus dem es schon mal wie aus einem Vulkan herausplatzen konnte, wurde Röhrig selten laut,“ berichtet er. „Davon durfte man sich aber nicht täuschen lassen. Jupp Röhrig war unwahrscheinlich ehrgeizig und zielorientiert.“ Knöppel schmunzelt: „Gelegentlich spielte er auch bei unseren Trainingsspielen mit, und da kam es vor, dass er im Zweikampf den Arm raushielt und so den Gegenspieler abdrängte.“

Westdeutsche Jugendauswahl 1974, Hermann Knöppel stehend 4.v.li.| Foto: privat

Die A-Jugend wird Mittelrheinmeister, qualifiziert sich für die Endrunde um die deutsche A-Jugendmeisterschaft und erreicht durch Siege gegen den Karlsruhe SC und den VFB Stuttgart das Halbfinale gegen Kickers Offenbach, das nach einem 0:0 mit 3:2 im Elfmeterschießen gewonnen wird, bei dem Knöppel seinen Elfmeter sicher verwandelt. Im Finale wartet der 1. FC Nürnberg auf die jungen Geißböcke. „Wir hatten vor allem eine starke Abwehr mit Wolfgang Mattern im Tor, Hans-Jürgen Tritschoks war linker, Gerd Fink rechter Verteidiger, Gerd Strack und ich spielten zentral,“ erinnert sich Knöppel.

Einsätze in der Jugendnationalmannschaft

Das Finale ist ausgeglichen und wird durch einen fragwürdigen Elfmeter zugunsten der Spieler von der Noris entschieden. Nicht nur in den Endrundenbegegnungen spielt sich der ehemalige Nümbrechter in das Notizbuch von A-Jugend-Bundestrainer Herbert Widmayer, sondern auch durch seine Leistungen in der Westdeutschen Jugendauswahl, die das Finale um die deutsche Auswahlmeisterschaft mit 1:0 gegen den Süden gewinnt. So wird der Kölner Nachwuchsakteur im August 1974 zu zwei Länderspielen gegen Frankreich und Finnland eingeladen, die beide 2:1 bzw. 1:0 gewonnen werden.

DFB-Jugendnationalelf 1974; Hermann Knöppel vorne 2. v. li.| Foto privat

Kurz danach setzt ihn ein Wirbelsäulenproblem, das sich beim Aufpumpen seines Fahrrads bemerkbar macht, für drei Monate außer Gefecht. Geduldig kämpft er sich danach in die Mannschaft zurück, die als Mittelrheinmeister erneut in den Kampf um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft eingreift. Mainz 04 wird in Hin- und Rückspiel der ersten Runde souverän ausgeschaltet, bevor der VfB Stuttgart Revanche für die letztjährige Endrundenniederlage nehmen möchte. „Zum Hinspiel fuhren sie in einem schicken Bus am Geißbockheim vor, die Spieler in adretten Anzügen, begleitet von Physiotherapeuten und einem Mannschaftsarzt – Bedingungen, von denen wir nur träumen konnten,“ berichtet der ehemalige Verteidiger. „Die Stuttgarter traten auf wie eine Profitruppe, und mit Spielern wie Hansi Müller, Karl-Heinz Förster, Bernd Klotz und Harald Beck, denen wir nichts entgegenzusetzen hatten, schlugen sie uns 6:0.“

Im Rückspiel gelingen Röhrigs Schützlingen zwar zwei Tore, sie müssen aber erneut sechs Treffer einstecken und scheiden sang- und klanglos gegen den späteren Deutschen Meister aus.

„Wenn ‘King’ Schäfer nicht gewesen wäre, wäre ich nicht beim FC geblieben!“

Nach Ende dieser Saison spricht Karl-Heinz „King“ Schäfer, der legendäre Leiter der Amateurabteilung des FC, Hermann Knöppel an und macht ihm einen Wechsel zu den Amateuren schmackhaft. „Er sagte mir, dass man eine neue Mannschaft aufbauen wolle mit Gero Bisanz als Trainer und einigen starken Neuzugängen,“ erinnert sich der damalige Innenverteidiger. „Wenn ‘King’ Schäfer nicht gewesen wäre, wäre ich nicht beim FC geblieben“, erläutert Knöppel. „Er hat unwahrscheinlich viel für seine Amateure getan, stand auch für mich immer als Ansprechpartner bereit, lockte zudem zahlreiche Talente zum FC und butterte dabei auch jede Menge eigenes Geld in die Mannschaft.“

Auf der nächsten Seite: Im Fokus von Hennes Weisweiler

Die „Zwote“ des FC nimmt als Mittelrheinpokalsieger am DFB-Pokal teil und wird in der 1. Runde dem Hamburger SV zugelost. Für 40 000 DM verkaufen die Kölner ihr Heimrecht an den HSV, und so macht sich Knöppel mit seinen neuen Mannschaftskameraden auf die Reise in die Stadt an der Alster. „Die Hamburger Morgenpost titelte den Artikel über uns mit der Schlagzeile ‘Die Kölner Amateure kommen nach Hamburg, um gegen den HSV zu spielen und auf St. Pauli zu bummeln’,“ erzählt er. „Der HSV hatte eine Bombenmannschaft mit Nogly, Kaltz, Memering und Volkert,“ erinnert sich Knöppel. “Das Pokalspiel war mein erster Einsatz für die Amateure, und ich spielte direkt gegen Buffy Ettmayer. Wir schlugen uns aber mehr als achtbar und verloren lediglich 4:0.“ Er schmunzelt. „Die Morgenpost schrieb am nächsten Tag, dass wir seit Jahren das beste Spiel einer Amateurmannschaft gegen den HSV abgeliefert hätten.“

Stammspieler bei den FC-Amateuren

Zu den Neuzugängen der FC-Amateure in der Saison 1975/76 zählen Bernd Steegmann, Otmar Kuhrt und ein knochenharter junger Außenverteidiger, der an der Sporthochschule studiert – Christoph Daum. „Christoph war kein brillanter Fußballer, er kam sehr über seinen Kampf und seinen Willen,“ berichtet Knöppel. „Wenn er allerdings über Fußball redete, fiel schon damals seine analytische Herangehensweise an das Spiel und sein gutes taktisches Verständnis auf.“

Die Saison 1976/77 lässt sich gut für Hermann Knöppel an. Der junge Innenverteidiger hat sich einen Stammplatz gesichert und tut einen für seine spätere berufliche Laufbahn entscheidenden Schritt. Am 15. September 1976 fängt er bei der Baden-Automaten-Derigs GmbH, einem Großhandel für Spielautomaten, an, deren Inhaber, Franz Derigs, zugleich Mitglied im damaligen Sportbeirat des 1. FC Köln ist.

Das junge FC-Team sichert sich durch einen Sieg im letzten Saisonspiel beim VfL Köln 99 die Mittelrheinmeisterschaft und qualifiziert sich für die Endrunde um die Deutsche Amateurmeisterschaft, wo sie allerdings gegen den hessischen Vertreter, SSV Dillenburg, ausscheidet.

Im erweiterten Kader des Double-Teams

Trainerlegende Hennes Weisweiler ist inzwischen zum FC zurückgekehrt, und bei der Suche nach vereinseigenen Talenten gerät auch Hermann Knöppel in das Blickfeld des knorrigen Übungsleiters. Er findet Gefallen an der kampfbetonten, zugleich aber auch fairen Spielweise des ehemaligen Nümbrechters und holt ihn in den erweiterten Profikader der Saison 1977/78. „Ich wurde von meinem Arbeitgeber freigestellt und für die Zeit bei der Geißbock-Gaststätten-GmbH beschäftigt,“ erläutert der frühere Jugendnationalspieler. „Zur Saisonvorbereitung fuhren wir in die Sportschule Grünberg, wo ich schnell einen Eindruck davon bekam, wie hart das Training bei den Profis war. Ich hatte mein Zimmer im ersten Stock, musste aber abends immer den Aufzug dorthin nehmen, da ich die Treppe nicht mehr hochkam.“

Foto: Edition Steffan

Der engere Profikader bestreitet während des Trainingslagers einige Freundschaftsspiele gegen unterklassige Mannschaften. „Der Stamm spielte diese Begegnungen recht locker herunter, während die sechs, sieben Spieler des erweiterten Kaders in Grünberg blieben und von Co-Trainer Rolf Herings noch einmal extra hart im Training ‘rangenommen wurde,“ erinnert sich Knöppel. „Die Folge war, dass wir im am nächsten Tag im Training mit bleischweren Beinen nur hinterherlaufen konnten.“

Auch nach Grünberg gehört Hermann Knöppel weiter zum erweiterten Kader der ersten Mannschaft, der am Ende dieser Saison das Double gelingt. An ein Freundschaftsspiel in Bitburg erinnert er sich besonders gut: „Ich spielte neben Wolfgang Weber, meinem absoluten Vorbild als Innenverteidiger, und stellte mich laufend falsch zu meinem Gegenspieler. Nach einigen Minuten platzte „Bulle“ Weber der Kragen, und er raunzte mich an: ‘Du musst so stehen, und dann übernehme ich!’ Ich war damals sehr dankbar für diesen Hinweis und habe in der Zeit unwahrscheinlich viel von ihm gelernt.“

Hermann Knöppel spielt weiter für die Amateure, nimmt auch an deren Abschlusstraining teil, trainiert aber unter der Woche mit dem Profikader. In den Übungseinheiten mit der damals besten Mannschaft Deutschlands gibt er alles, merkt aber, dass es für ihn nicht nur fußballerisch schwer wird, mitzuhalten. „Auch die jüngeren Spieler wie Konopka, Glowacz, Herbert Hein und Herbert Neumann waren ja drei, vier Jahre älter als ich und dementsprechend frecher und selbstbewusster,“ gesteht er. „Ich war zurückhaltend und auch etwas schüchtern, mir fehlte das nötige Selbstvertrauen, weil ich auch erkennen musste, dass diese Spieler einfach eine Nummer besser waren.“

Auf der nächsten Seite: In der Bundesliga gegen die Bayern

So ist er auch nicht völlig überrascht, als Weisweiler ihn Ende Oktober in seine Trainerkabine holt und ihm mitteilt, dass es bei ihm noch nicht reiche und daher seine Teilnahme am Training der Profis nun beendet sei. Der junge Innenverteidiger kehrt zu seinem alten Arbeitgeber zurück und läuft weiter für die Amateure des FC auf.

Umkämpfte Duelle der FC-Amateure mit den Profis

Zur Saison 1980/81 nimmt der Verein recht viel Geld in die Hand und verstärkt die Amateurmannschaft mit Spielern wie Peter Langer, Bernd Grabosch, Hans-Peter Lipka, dem Amateurnationalspieler Jürgen Halbe, Hans Faust und Dieter Herlein, den es von Arminia Bielefeld zum FC zieht. Erich Rutemöller kommt von der Sporthochschule zum FC zurück und übernimmt das Traineramt von Gero Bisanz. Er lässt neue sportmedizinische Erkenntnisse in die Trainingsarbeit einfließen. „Unsere Ausdauer wurde damals schon anhand unserer Laktatwerte ermittelt,“ erinnert sich Knöppel. „Außerdem wurden mit uns Stresstests durchgeführt, zu denen wir Urinproben abgeben mussten.“

Er schmunzelt: „Viele dieser Dinge waren damals einfach noch weitgehend unbekannt. So spielten wir beim FV Bad Honnef und gewannen die Partie auch. Nach dem Spiel ließ Rutemöller uns auslaufen, um durch den dabei erzielten Laktatabbau die Regenerationszeit zu verkürzen. Am nächsten Tag titelte der Bonner Generalanzeiger: ‘Nach ihrem Sieg müssen die FC-Amateuren zur Belohnung Strafrunden laufen.’ Damals war es noch üblich, nach dem Schlusspfiff sofort in die Kabine zu gehen, zu duschen und dann nach Hause zu fahren.“

„Wir haben kein einziges Spiel gegen die Profis verloren und mindestens zwei, wenn nicht sogar alle drei Partien gewonnen.”

Die neuen Methoden sowie die integrativen Fähigkeiten von Trainer Rutemöller tragen recht schnell Früchte, und so erringt die Zwote den Meistertitel am Nordrhein, der zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Amateurmeisterschaft berechtigt. Die guten Leistungen des Amateurteams in dieser Saison bleiben auch dem holländischen Meistertrainer Rinus Michels, der die FC-Profis inzwischen trainiert, nicht verborgen, und so organisiert er drei Trainingsspiele zwischen der Ersten und Rutemöllers Elf – mit überraschenden Ergebnissen. „Wir haben kein einziges Spiel gegen die Profis verloren und mindestens zwei, wenn nicht sogar alle drei Partien gewonnen,“ berichtet Knöppel. „Wir waren eine bärenstarke Truppe, die durch die Neuzugänge noch einmal an Qualität dazugewonnen hatte.“

Unter Rinus Michels in der Bundesliga

In diesen Trainingsspielen fällt Michels der zweikampfstarke und disziplinierte Innenverteidiger auf, und als der „General“ sich mit Libero Roland Gerber überwirft, holt er den früheren Nümbrechter für drei Bundesligaspiele in den Profikader. „Michels war ein völlig anderer Trainertyp als seine gesamten Vorgänger,“ erinnert sich Knöppel. „Hennes Weisweiler brüllte schon ‘mal beim Training herum, das tat Michels nie. Er hatte seine eigene Methode, uns zu zeigen, wer das Sagen hatte.“ Er hält kurz inne.

„Ich erinnere mich an ein Training, als auf Platz 1, dem Haupttrainingsplatz, ein Schild mit der Aufschrift ‘Platzsperre’ stand. Einige Spieler, die früher herausgegangen waren, um ‘eine Ecke aufzumachen’, sahen das Schild und gingen dann zu einem Platz außer Sichtweite von Platz 1, um sich dort aufzuwärmen. Michels kam kurze Zeit später mit dem Pulk der Profis auf den Platz, legte das Schild beiseite und sagte, dass er bestimmen würde, wo trainiert werde. Die Spieler der ersten Gruppe kamen nach ihren Aufwärmübungen zum Haupttrainingsplatz zurück und erfuhren, dass sie mit einer Geldstrafe belegt würden, da sie zu spät zum Training erschienen seien.“

Trainerlegende Rinus Michels | Foto: Allsport UK /Allsport

Am 30. Spieltag wird der frühere Nümbrechter beim 1:0-Sieg bei Bayer Uerdingen in der 87. Spielminute für Tony Woodcock eingewechselt. Am darauffolgenden Samstag steht das Spiel gegen Bayern München, den amtierenden deutschen Meister, an. „Wir bereiteten uns in Bergisch Gladbach auf das Spiel vor,“ erinnert er sich. „Als wir zur Besprechung kamen, hatte Michels auf einer Tafel unsere taktische Zuordnung zu den Bayern-Spielern aufgezeichnet, wobei die FC-Spieler mit ihren Initialen kenntlich gemacht waren. Bei Rummenigge stand ‘H.K.’. Ich dachte: ‘Das kann nicht sein, das kann er doch nicht machen!’ H.K. stand für – Harald Konopka …“

“Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!”

60 000 Zuschauer im ausverkauften Müngersdorfer Stadion sehen eine Kölner Mannschaft, die von den Bayern nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wird. Rummenigge, Breitner, Dürnberger und Kraus spielen ihre Gegenspieler schwindelig. Hermann Knöppel wird acht Minuten vor Schluss eingewechselt, von Michels mit den Worten instruiert: „Geh’ rein und kümmer’ Dich um den Breitner!“ Die Bayern sind hoch überlegen, und so hat er alle Hände voll zu tun, Löcher zu stopfen, um noch größeren Schaden zu verhindern. „Ich habe Paul Breitner genau einmal gesehen,“ berichtet er. „Das war bei einem Freistoß. Ich stand in der Mauer und konnte mir den Spielmacher der Bayern in aller Ruhe anschauen!“

Auf der nächsten Seite: Mit den FC-Amateuren Deutscher Meister

Vor der nächsten Auswärtspartie in Dortmund eröffnet Michels dem jungen Innenverteidiger in einem Einzelgespräch, dass er von Beginn an zum Einsatz komme, was den Express zu der Schlagzeile „Rinus holt den Knüppel aus dem Sack“ inspiriert. Er lässt ihm sogar die Wahl, entweder gegen Attli Edvaldsson oder Manni Burgsmüller zu spielen. „Burgsmüller war mir zu umtriebig, so dass ich mich für den kopfballstarken Edvaldsson entschied,“ erinnert sich Knöppel.Im Westfalenstadion macht der FC ein gutes Spiel und führt lange 2:1, bevor Mirko Votava vier Minuten vor Schluss der Ausgleich für den BVB gelingt. Hermann Knöppel spielt die vollen 90 Minuten und spürt gegen Ende der Partie, dass ihm die Beine doch sehr schwer werden. „Das Tempo und die Intensität des Spiels war doch wesentlich höher als bei den Amateuren,“ erläutert er.

Der “einzig wahre” deutsche Amateurmeister

Von der Bundesliga geht es für ihn direkt zu den beiden Halbfinalbegegnungen um die deutsche Amateurmeisterschaft gegen den 1. FC Paderborn. Im Heimspiel tun sich die FC-Amateure schwer und erreichen gegen die Ostwestfalen lediglich ein mühsames 2:2. „Im Rückspiel in Paderborn haben wir dann das Spiel unseres Lebens gemacht,“ erzählt mein Gesprächspartner. „Wir haben 5:0 gesiegt und erzielten dabei eines der Tore nach einem fünffachen Doppelpass. Manni Breuckmann, der draußen auf der Tribüne das Spiel für den WDR kommentierte, flippte regelrecht aus und schrie: ‘Das habe ich ja noch nie gesehen, das ist ja unglaublich!’, und zwar so laut, dass man es auch noch auf dem Platz hören konnte!“

“Wir haben 5:0 gesiegt und erzielten dabei eines der Tore nach einem fünffachen Doppelpass.”

Gegner im Finale, das im heimischen Franz-Kremer-Stadion ausgetragen wird, ist der FC St. Pauli, der mit einer starken Mannschaft um Walter Frosch, Uwe Mackensen und Joachim Philipkowski an den Rhein reist. Erich Rutemöllers Team plagen Verletzungssorgen, Stürmer Hans-Peter Lipka und Mittelfeldspieler Karl-Heinz Brendel fallen aus, Christoph Daum sitzt nach langer Rekonvaleszenz nur auf der Bank.

Hermann Knöppel mit Trainer Rutemöller | Foto: privat

„Wir spielten nicht ganz so gut wie in Paderborn, gewannen aber letztlich ungefährdet mit 2:0,“ erinnert sich der frühere Jugendnationalspieler. Der Jubel nach dem Schlusspfiff ist unbeschreiblich, die Freude überschäumend. Es dauert allerdings ein wenig, bis es den Spielern dämmert, dass sie mit dem Titelgewinn etwas Einmaliges geschafft haben – im wahrsten Sinne des Wortes. „Wir waren, wenn man so will, der einzig wahre deutsche Amateurmeister, denn wir hatten diesen Titel in einem Wettbewerb mit den Tabellenersten der höchsten Amateurligen errungen, und nicht, wie davor und danach, gegen die jeweiligen Tabellenzweiten,“ erläutert Knöppel.

„Der Grund dafür war, dass 1981 die bis dato bestehenden beiden 2. Ligen zur eingleisigen 2. Bundesliga zusammengefasst wurden. Im Zuge dieser Zusammenlegung hatte der DFB verfügt, dass es in diesem Jahr keine Aufsteiger aus den Amateurligen gab. Somit spielten die Vereine, die sonst in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gestanden hätten, mit uns um den Meistertitel.“

Die Entscheidung gegen den Profivertrag

Auch den Verantwortlichen des Vereins wird bewusst, welches Potential in der frischgebackenen Meisterelf steckt, und so bieten sie vier Spielern zur neuen Saison Profiverträge an: Grabosch, Faust, Lipka – und Hermann Knöppel. „Die drei wurden Profis“, erinnert sich der ehemalige Innenverteidiger. „Sie waren Anfang 20, Studenten und hatten nichts zu verlieren. Ich dagegen war Mitte 20 und stand mitten in einem Beruf, den ich nicht aufgeben wollte. Zudem hatte der FC zur neuen Saison Paul Steiner vom MSV Duisburg verpflichtet, der in dem Jahr auch Nationalspieler wurde. Meine Einsatzchancen waren minimal, deshalb unterschrieb ich nicht.“

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Knöppel macht sich diese Entscheidung nicht leicht, trifft sie aber aus voller Überzeugung – sehr zur Enttäuschung seines Vaters. „Er hätte es sehr gerne gesehen, wenn ich Profi beim FC geworden wäre, ich glaube, das hätte ihn unerhört stolz und glücklich gemacht,“ erläutert er.Viel Zeit zum Nachgrübeln bleibt dem Defensivspezialisten nicht, denn die FC-Amateure haben in der Saison 1981/82 die erste Runde des DFB-Pokals erreicht, in der sie den OSC Bremerhaven ausschalten, bevor es in der nächsten Runde zu einer dramatischen Auseinandersetzung mit dem Erstligisten Bayer Leverkusen kommt. „Die Leverkusener traten bei uns in stärkster Besetzung an, mit Spielern wie Gelsdorf, Hörster, Herzog und Økland,“ erinnert sich Knöppel. „Nach 90 Minuten, in denen wir nach Rückstand zweimal zurückgekommen waren, stand es 2:2. Verlängerung. Jürgen Glowacz, der inzwischen für den Werksklub spielte, erzielte die erneute Führung, doch wir glichen sechs Minuten vor Schluss aus und brachten in der verbliebenen Zeit die Leverkusener an den Rand einer Niederlage.“

Hermann Knöppel heute auf den Sitzen des Franz-Kremer-Stadions | Foto: effzeh.com

Im Rückspiel beweist das Werksteam dann seine Klasse und beendet mit einem 5:0-Sieg die Pokalträume der FC-Amateure.

Ereignisreiche Afrikareise mit den FC-Amateuren

Der außergewöhnlichen Wettbewerbssituation der letztjährigen Amateurmeisterschaft hat der DFB schon im Vorfeld durch eine besondere Meisterprämie Rechnung getragen – für Rutemöllers Schützlinge geht es im Januar 1982 nach Afrika. „Von Togo ging es nach West Guinea und danach, nach einer Zwischenlandung in Mali, in den Niger,“ berichtet Knöppel.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen – so auch die FC-Amateure. „Bei der Zwischenlandung in Mali stiegen jede Menge Einheimische zu, nicht wenige mit Gänsen und Hühnern im Schlepptau,“ erinnert er sich. „Plötzlich sahen wir einen Wagen mit Reisetaschen, die entladen und vom Flugzeug weggefahren wurden – unseren Reisetaschen. Wir dachten, dass wir unser Gepäck nie mehr wiedersehen würden, aber mit Hilfe der Botschaft im Niger bekamen wir es zwei Tage später wieder zurück.“

Im Niger spielen die FC-Amateure gegen die dortige Nationalmannschaft. Vor Spielbeginn wartet der Schiedsrichter im Spielertunnel auf die beiden Mannschaften. „Die Spieler des Nigers standen dort in Reih und Glied, die Hände waagerecht ausgestreckt,“ erzählt Knöppel. „Verwirrt schauten wir uns an, taten es ihnen aber nach und sahen zu unserem Erstaunen, dass der Referee die Fingernägel kontrollierte, wohingegen die bei uns übliche Stollenkontrolle jedoch unterblieb. Die Botschaftsangehörigen erläuterten uns später, dass im Niger die Länge der Fingernägel die jeweilige Bedeutsamkeit einer Person anzeigt; je länger, umso bedeutender. Die seltsam anmutende Kontrolle durch den Schiedsrichter diente daher dem Zweck, Verletzungen durch überlange Fingernägel vorzubeugen.“

Der Express titelt: „FC-Amateure fast im Schneesturm erfroren!“

Die Rückreise entwickelt sich zu einem wahren Drama. Eis und Schnee haben Deutschland fest im Griff, so dass das Flugzeug mit dem FC-Tross nach Paris ausweichen muss. Nachdem auch dort der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt wird, versucht die Delegation mit dem Zug weiterzukommen. Wenige Kilometer hinter Paris bleibt dann auch noch die E-Lok liegen, da die Überleitungen vereist sind, und so müssen die Afrikaheimkehrer mit ihrer leichten Bekleidung bis zum nächsten Morgen ausharren, bevor Hilfe kommt. Der Express titelt: „FC-Amateure fast im Schneesturm erfroren!“

Abschied vom FC

Hermann Knöppel läuft weiter für die FC-Amateure auf und erreicht mit ihnen noch zweimal die Hauptrunde des DFB-Pokals, scheidet aber jeweils in der 1. Runde aus. Erich Rutemöller ernennt ihn 1983/84 zum Mannschaftskapitän, eine Rolle, die der Innenverteidiger auch bei Heinz Hornig, dem Nachfolger Rutemöllers, für weitere drei Jahre beibehält.

Auf der nächsten Seite: Nach über 40 Jahren immer noch Freude am Beruf

Mittelstürmer, Innverteidiger, defensiver Mittelfeldspieler, der frühere Nümbrechter hat in seiner Laufbahn einige Positionen innegehabt. In einem Spiel gegen den Wuppertaler SV kommt eine weitere hinzu. “In einem Spiel gegen den Wuppertaler SV sah unser Torwart, Wolfgang Mattern, 10 Minuten vor Schluss die gelb-rote Karte,” erinnert sich Knöppel. “Ich streifte mir die Torwarthandschuhe über und hielt unseren Kasten bis zum Schlusspfiff sauber.”

Auch als Torwart steht Knöppel seinen Mann | Foto: privat

Am Ende der Saison 1986/87 verkündet Knöppel seinen Abschied vom FC. Manager Michael Meier gestaltet einen stilvollen Abschiedsabend für den scheidenden Spielführer der zweiten Mannschaft, der in seinen 17 Jahren beim FC fast 500 Einsätze im Trikot mit dem Geißbock auf der Brust absolviert hat.

Erfolge als Trainer

So ganz will sich Hermann Knöppel jedoch noch nicht vom Fußball verabschieden, mittlerweile hat er in Weilerswist ein Haus gebaut und lebt dort mit seiner Frau und seinem Sohn. Beim örtlichen SSV Weilerswist übernimmt er zur Saison 1987/88 das Amt des Spielertrainers und führt die Mannschaft direkt von der Bezirksliga in die Landesliga, zudem gewinnt das Team in dieser Spielzeit den Kreispokal des Kreises Euskirchen. Er bleibt dem Verein bis 1993 treu, zieht sich allerdings in den letzten drei Jahre ganz auf die Trainerbank zurück.

Inzwischen ist er von seiner Frau geschieden, die mit ihrem gemeinsamen Sohn nach Hürth zieht, wo dieser in der Jugend der Fortuna Hürth-Knapsack Fußball spielt. Auf der Weihnachtsfeier der Jugendabteilung wird Hermann Knöppel hinter die Bühne gebeten, wo der Vereinsvorsitzende – als Nikolaus verkleidet – ihm das Angebot macht, das Traineramt der 1. Mannschaft zu übernehmen. Das Team steht nach der ersten Halbserie mit nur vier Punkten abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der Kreisliga A. „Ich habe mir natürlich Bedenkzeit auserbeten, habe dann aber eingewilligt,“ berichtet er. „Der Hauptgrund für meine Entscheidung war mein Sohn, denn auf diese Weise konnte ich ihn jeden Samstag und jeden Sonntag sehen.“

Er erkennt einiges an Potential in der Mannschaft; der vermeintliche Kopf des Teams, Helmut Schmelzer, kommt aus der Jugend des 1. FC Köln und stand sogar im Kader der DFB-Jugendauswahl. „Im ersten Spiel unter meiner Regie hat Schmelzer im Mittelfeld eher läppisch die Bälle nach links und rechts verteilt, ohne große Initiative zu zeigen,“ erinnert sich Knöppel. „Ich habe ihn dann ordentlich angepfiffen. Das hat gewirkt, er war fortan ein wirklicher Führungsspieler, der dann den Rest der Mannschaft so mitgezogen hat, dass wir im letzten Saisonspiel den Klassenerhalt noch sichern konnten.“

Drei Jahre übt Knöppel das Traineramt aus; im Sommer 1997 nimmt er dann endgültig Abschied vom Fußball. Die lange Karriere hat ihre körperlichen Spuren hinterlassen, Hüft- und Sprunggelenksprobleme erlauben zunächst noch leichtes Joggen, seit geraumer Zeit beschränkt sich jedoch die körperliche Betätigung auf Touren mit dem Rad.

Nach über 40 Jahre immer noch Freude am Beruf

Beruflich fühlt sich der gelernte Industriekaufmann wohl bei der der Baden-Automaten-Derigs GmbH, die später von ihrem Prokuristen, Dietmar Schneider, übernommen und in die Schneider Automaten GmbH umbenannt wird, einem Tochterunternehmen der familiengeführten Gauselmann Gruppe. Dort sammelt er in verschiedenen Abteilungen berufliche Erfahrungen, bevor er schließlich Leiter der Debitorenbuchhaltung und der Kreditabteilung wird. „Ich leite dort das Kreditmanagement mit einem Portfolio von einer Million Euro Außenständen,“ erläutert Knöppel.

In den über 40 Jahren im Unternehmen hat er einige Entwicklungen der Spielautomatenbranche miterlebt. „Der Anteil an Unterhaltungsautomaten wie z.B. Kicker, Flipper oder Darts ist deutlich zurückgegangen und liegt aktuell nur noch bei etwa 25 %. Den Löwenanteil des Umsatzes machen heute die Geldgewinnspielgeräte aus.“ Das Geschäft mit der Spielleidenschaft ist hart, Anbieter von Sportwetten und Internetpoker haben sich zu mächtigen Konkurrenten entwickelt.

Für die heutige Zeit weist Hermann Knöppel eine außergewöhnliche berufliche Biographie auf. „Ich habe nie daran gedacht, den Arbeitgeber zu wechseln,“ sagt er. „Auch nach 43 Jahren gehe ich meiner beruflichen Tätigkeit mit Freude nach, das Unternehmen passt, das Umfeld stimmt – vor allem auch die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen.“

Die Entwicklung des Fußballs

Im Fußball hat sich seit Knöppels Anfängen als 14-jähriger C-Jugendspieler beim FC einiges verändert, Rückpassregel und Videobeweis sind nur zwei der gravierendsten Neuerungen. Er hat eine klare Meinung dazu. „Die Rückpassregel hat dem Spielfluss ungeheuer gutgetan, dadurch ist das Spiel schneller und attraktiver geworden“, sagt er.

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Demgegenüber kann er dem Videobeweis nicht viel abgewinnen. „Durch ihn wird massiv ins Spiel eingegriffen, und nicht selten geschieht dies viel zu lange nach der fraglichen Spielsituation. Zudem fällt auf, dass im Vergleich zu den bei Europa- und Weltmeisterschaften eingesetzten Videoschiedsrichtern deren deutsche Pendants entschieden größere Probleme bei der Bewertung von strittigen Szenen haben.“

“Die perfekte Ballverarbeitung bei höchster Geschwindigkeit ist wohl der deutlichste Unterschied zum Fußball der 70er und 80er Jahre.”

Wie schätzt er die Qualität des heutigen Fußballs ein? „Es ist faszinierend zu sehen, wie besonders in guten Mannschaften der Ball millimetergenau von Mitspieler zu Mitspieler gepasst wird. Die perfekte Ballverarbeitung bei höchster Geschwindigkeit ist wohl der deutlichste Unterschied zum Fußball der 70er und 80er Jahre.“ Er hält kurz inne. „Die Ursache dafür ist meines Erachtens in der völlig veränderten Trainingsgestaltung zu suchen. Heute legt man viel größeren Wert auf Spritzigkeit, Schnelligkeit und perfekte Ballbehandlung. Wir haben zu unseren Zeiten in erster Linie Kondition gebolzt.“

Er trinkt einen Schluck Apfelschorle. „Als Jugendlicher war ich Oberbergischer Meister über 100 Meter. Nach einigen Jahren Training beim FC hatte ich einiges von meiner Sprintfähigkeit verloren, konnte aber dafür zwei Stunden am Stück laufen.“

Einmal FC – immer FC

Welche Beziehung hat er heute zum FC? „Ich treffe mich jedes Jahr mit den Ehemaligen der 81er Meistermannschaft“, sagt er. „In der Vergangenheit sind wir Amateure ja gelegentlich etwas stiefmütterlich behandelt worden, deshalb war ich freudig überrascht, als ich mit einigen Mitspielern zur großen Feier des 70jährigen Vereinsjubiläums ins Coloneum eingeladen wurde.“ Er schmunzelt. „Erstaunt war ich auch, als ich erfuhr, dass das Foto der Jubelszene mit Dieter Müller und mir nach dem Tor beim BVB Teil des Köppe-Quiz in der aktuellen FC-App ist.“ Auch familiär gibt es noch eine Verbindung zum FC. „Mein Sohn und meine Schwiegertochter sind glühende FC-Fans und Dauerkartenbesitzer, der vier Monate alte Enkel Jannes ist auch schon Mitglied beim FC. Wenn interessante Gegner nach Müngersdorf kommen, nehmen sie den alten Herrn schon mal mit ins Stadion.“

Vom Geißbockheim gehen wir hinüber zum Franz-Kremer-Stadion, um ein paar Fotos zu machen. Eine Jugendmannschaft des FC beendet gerade ihr Training, das Klacken der Stollen ihrer Fußballschuhe auf dem Beton hallt durch das Stadionrund. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Hermann Knöppel die Szenerie in sich aufnimmt, das fröhliche Stimmengewirr der Nachwuchsspieler, die ruhigen Anweisungen der Trainer, den Platz, auf dem er jeden Meter Boden aus seiner langen Zeit beim FC genauestens kennt.

„Der FC ist schon noch ein Stück von mir,“ sagt er später, als wir zum Waldparkplatz schlendern. “Einmal FC – immer FC.” Dreiundvierzig Jahre beim selben Arbeitgeber, 17 Jahre beim FC, fast 500 Spiele für den Verein, Deutscher A-Jugend-Vizemeister, Deutscher Amateurmeister, Mannschaftskapitän. Zurückhaltend, diszipliniert, bodenständig. Hermann Knöppel ist bei sich geblieben und hat auf die ihm eigene Art sein Stück FC-Geschichte geschrieben.

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