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Interviews

Lebenswege beim 1. FC Köln: Wolfgang Gommersbach – ein Mann für alle Fälle

Moderator, Organisator, Blindenreporter, Netzwerker, Stadionsprecher – Wolfgang Gommersbach und seine Jobs beim 1. FC Köln. Ein Interview mit einem “hauptberuflichen Ehrenamtler”.

Wolfgang Gummersbach bei der Arbeit als Blindenreporter des 1. FC Köln (Foto: privat)

Sie haben zu Beginn die Blockhütte erwähnt, die vor dem Platz 7 des FC-Geländes liegt. Stimmt es, dass es auch da eine enge Verbindung zur Familie Gommersbach gibt?

Ja, durchaus. Die Idee bei der Errichtung der Blockhütte war, dass man vor allem im Außenbereich der Hütte eine Anlaufstelle für die Eltern schaffen wollte, die Nachwuchsspiele auf den Plätzen rund um das Gebäude besuchten und dort eine kleine Erfrischung bekommen konnten. Mein Vater hatte sich dann damals zunächst um die organisatorischen Abläufe gekümmert, mein verstorbener Bruder Harry die Innenwände mit Zeichnungen und Bildern verschönert. Auch eine im Innenbereich heute noch vorzufindende Eckbank stammt noch aus unserer alten Wohnung, meine ich. Wie man sieht, hat die Blockhütte in mehrfacher Hinsicht also einen engen Bezug zu unserer Familie.

Der Bereich um Platz 7 herum war, wie Sie zuvor erwähnten, für ihre Anfänge als Platzsprecher von Bedeutung. Später waren Sie dann auch bei der U21 des 1. FC Köln als Stadionsprecher tätig. Wie ist es dazu gekommen?

Über Michael Trippel. Ende der 90er habe ich ihn bei den Amateuren kennengelernt und habe dann irgendwann angefangen, ihm zu assistieren und habe dabei sehr viel von ihm gelernt. Das kam mir hinterher zugute, als ich diese Aufgabe ganz oft übernommen habe. Später habe ich dann meinen Kumpel Thorsten Bank dazugeholt, der im Laufe der Jahre das Amt des Stadionsprechers bei der U21 mehr und mehr übernommen hat, wenn Michael mal nicht konnte. Ich übernehme aber meist noch die Moderation von größeren Veranstaltungen wie z.B. eben dem Geißbock-Cup.

Sie sind bei den Heimspielen der Profis in einer etwas anderen Funktion aktiv, nämlich als Reporter für blinde und seh-eingeschränkte Besucher. Auf wessen Initiative wurde dieser Service eingerichtet?

Das wurde damals von Rolf Dittrich, dem ehemaligen Pressesprecher des 1. FC Köln, an mich herangetragen. Es gab damals eine Anfrage an ihn vom Fanclub „Seehunde“, in dem sich seh-eingeschränkte FC-Fans zusammengeschlossen hatten. Dittrich hat dann jemanden gesucht, der Live-Reportagen für diese Zielgruppe übernehmen konnte. Und so wurde ich damals zum „Blinden-Reporter“.

Wie kann man sich die Umsetzung technisch, aber auch organisatorisch vorstellen? Sind das alles Dauerkarteninhaber?

Auch, aber nicht nur. Die Zielgruppe umfasst blinde und seh-eingeschränkte Besucher unserer Heimspiele, und da gibt es Dauerkarteninhaber, aber auch solche mit Tageskarten. Das Kommentatoren-Team besteht seitdem außer mir aus zwei weiteren Kommentatoren: Thorsten Bank und Christian Kautz.

Dr. Christian Kautz, Wolfgang Gommersbach und Thorsten Bank, das Blindenreporterteam des 1. FC Köln. (Foto: Uwe Weiser/LVR)

Technisch sieht das so aus, dass die betreffenden Besucher ein kleines Gerät zum Umhängen erhalten, das einem Walkman ähnlich ist, und einen Kopfhörer. So können sie die Live-Reportage verfolgen, die wir Kommentatoren, die wir bei diesen Besuchern im Unterrang Ost sitzen, vom Geschehen auf dem grünen Rasen liefern.

Was sind die besonderen Herausforderungen an eine Live-Reportage, die für seh-eingeschränkte Besucher bestimmt ist?

Zunächst einmal muss man mit seinem Kommentar viel „verorten“, d.h. durch die Reportage möglichst plastisch nachzeichnen, wo sich der Ball befindet. Dies sehr präzise zu leisten, ist ausgesprochen wichtig, um dem seh-eingeschränkten Besucher ein möglichst genaues Bild des Spielgeschehens bieten zu können. Hinzu kommt, dass man stärker noch als in einer Radio-Reportage „auf Ballhöhe“ sein muss und das erfordert ein entsprechendes Tempo.

Sie müssen also schneller sein und noch präziser schildern, wo sich der Ball befindet und was um ihn herum geschieht als dies in anderen Formaten erforderlich ist. Das hört sich sehr intensiv und fordernd für den Kommentator an. Ist dies der Grund, warum Sie die Reportage auf mehrere Kommentatoren aufteilen?

In der Regel kommentieren wir zu zweit, indem wir uns alle 5 bis 10 Minuten, je nach Intensität des Spiels, abwechseln. Und ja, dies ist sicherlich auch den Herausforderungen an dieses Reportage-Format geschuldet.

Wie sehen die Rückmeldungen aus, die Sie von den seh-eingeschränkten Besuchern erhalten?

Sehr positiv. Menschen, die den Service zum ersten Mal nutzen, fragen wir dann meist ganz speziell nach Ihrem Feedback und diese sind auch immer sehr zufrieden. Übrigens ist das ganze Thema „Autodeskription“, also Blindenreportage, eindeutig auf dem Vormarsch und soll gesellschaftlich irgendwann einmal so selbstverständlich werden wie es Rollstuhlfahrerplätze inzwischen sind. Auch über das RheinEnergieStadion hinaus bin ich in dieser Funktion manchmal unterwegs, so z.B. beim Rosenmontagszug vor einigen Monaten – übrigens zusammen mit Michael Trippel.

Die Bedeutung dieser Tätigkeit lässt sich u.a. auch daran sehen, dass Sie und Ihre beiden Kollegen vom LVR geehrt wurden.

Wir drei sind Ende 2021 mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) geht seit 1976 an Menschen, die sich in besonderer Weise um die kulturelle Entwicklung des Rheinlands verdient gemacht haben. Von daher war dies schon eine besondere Ehre für uns drei.

Nicole Fischer, Dr. Christian Kautz, Ulrike Lubek, Wolfgang Gommersbach, Anne Henk-Holstein, Thorsten Bank und Dr. Werner Wolf bei der Verleihung des Rheinlandtalers 2021. (Foto: Uwe Weiser/LVR)

Bei dieser Veranstaltung wurde auch die Wertschätzung des 1. FC Köln dadurch zum Ausdruck gebracht, dass der Verein die Traditionsloge im Rheinenergie-Stadion für die Ehrung zur Verfügung gestellt hat. Dies war ein toller Rahmen und hat uns sehr gefreut.

Sie haben auch einige prominente Co-Kommentatoren für diese Reportagen gewinnen können.

Ehemalige Spieler zählen dazu wie Dominic Maroh, Matthias Scherz oder Wolfgang Weber. Aber auch prominente Reporterkollegen wie Manfred Breuckmann, Sebastian Hellmann, Tom Bayer oder Tom Bartels. Und natürlich Shary Reeves, die ich über die Kinderkrebshilfe einmal kennengelernt hatte und die selber seit 2003 regelmäßig beim GeißbockCup mit dabei ist.

Stimmt es, dass Sie in dieser Funktion auch Spiele auf Englisch kommentiert haben?

Ja, beim Confed-Cup 2005 oder auch bei der WM 2006, wo ich fünf Spiele kommentieren durfte. Die Live-Reportage in einer fremden Sprache durchzuführen, war schon eine Herausforderung.

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