Der 1. FC Köln hat auf die Personalprobleme auf der Sechser-Position reagiert und in Johannes Geis einen Ersatz gefunden – Geis wechselt vom FC Schalke 04 an den Rhein und soll bis zum Ende der Saison für den effzeh spielen. Weil bei den ersten Partien in der Rückrunde arrivierte Kräfte wie Höger, Koziello und Hector fehlen, fahndete der Aufstiegsaspirant in den vergangenen Tagen nach einer Verstärkung – nachdem auch der Name Marc Stendera kolportiert wurde, sind sich die “Geißböcke” dann schnell mit Geis einig geworden. Der Blondschopf kommt mit der Erfahrung von 121 Bundesligaspielen für Fürth, Mainz und Schalke in die Domstadt.
Auch in der zweiten Liga war er schon aktiv, in der Saison 2011/2012 stieg er mit den Fürthern in die Bundesliga auf. Hinzu kommt eine Leihe nach Sevilla in der vergangenen Saison. Im Sommer 2018 startete er dann unter Trainer Domenico Tedesco auf Schalke, fand sich aber schnell auf der Tribüne wieder und absolvierte nur ein Spiel in der Oberliga Westfalen – relativ früh in dieser Saison war abzusehen, dass Geis’ Chancen auf Einsätze bei den “Königsblauen” jetzt nicht allzu groß sind. Und weil beim effzeh Bedarf auf der Position bestand, konnte man sich schnell einigen. Der gebürtige Schweinfurter soll nun dazu beitragen, dass der 1. FC Köln im Sommer in die Bundesliga zurückkehrt.
Derbyheld für Fürth, danach Platzhirsch im Mainzer Mittelfeld
Ausgebildet wurde Geis hauptsächlich bei Greuther Fürth, wo er zwischen 2008 und 2013 spielte. Insbesondere sein Siegtreffer im Derby gegen den 1. FC Nürnberg blieb aus dieser Periode in Erinnerung, obwohl die Saison ansonsten nicht so einfach war – Fürth stieg direkt wieder ab. Danach wechselte er für 900.000 Euro zum 1. FSV Mainz 05 in die Bundesliga und arbeitete mit Thomas Tuchel zusammen. Der defensive Mittelfeldspieler etablierte sich sofort, wurde zum uneingeschränkten Stammspieler und absolvierte in zwei Jahren Bundesliga 67 Spiele (dabei sammelte er 16 Scorerpunkte).
Vor allem in dieser Zeit machte sich Geis einen Namen als tiefliegender Spielmacher, der mit zielgerichteten weiten Bällen seine Mitspieler in Szene zu setzen vermochte. Seine Rolle als Quarterback blieb auch dem FC Schalke nicht verborgen, der ihn im Sommer 2015 für zehn Millionen Euro ins Ruhrgebiet lockte. Auch dort war Geis’ Start vielversprechend: “Schalke hat endlich wieder einen Anführer”, lautete eine Überschrift in der “Westdeutschen Allgemeine Zeitung” im Herbst 2015 – bis ihn eine einzige Szene aus dem Rhythmus brachte.
Im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach im Oktober wurde der damals 22-Jährige wegen eines rücksichtslosen Fouls an André Hahn für fünf Spiele gesperrt. Die Folge des Fouls waren tagelange Diskussionen in den Medien über den übertriebenen Einsatz, was in der Folge nicht spurlos am Schalker Sechser vorbeiging. “Nach meiner roten Karte bin ich in ein kleines Loch gefallen, danach musste ich erstmal wieder zurückkommen”, bekannte Geis im WAZ-Interview in der Rückschau.
Schwierige Zeiten auf Schalke
Im Interview mit “Spox” ergänzte er: “Mir war bewusst, dass diese Geschichte für einzelne Medien ein gefundenes Fressen darstellt und deshalb richtig draufgehauen wird. Mich hat es dennoch erschüttert und auch verletzt, da ich ja bis dahin in keinster Weise als Treter in Erscheinung getreten bin und in meiner Karriere noch nicht einmal eine Gelbsperre absitzen musste.”
Gehemmt wurde seine Entwicklung beim FC Schalke in der Folge allerdings auch dadurch, dass Coach Markus Weinzierl in der Folgesaison vermehrt auf eine Dreierkette in der Defensive setzte. Zuvor konnte Geis zwischen die beiden Innenverteidiger abkippen, um von dort eben in seiner Rolle als Quarterback das Spiel aufzubauen und Einfluss zu nehmen. In der Schalker Dreierkette hingegen kamen seine Stärken in der Folge nicht mehr so zur Geltung: Der Mittelfeldspieler ist äußerst ruhig am Ball, kaum aus der Ruhe zu bringen.
Hinzu kommt seine Stärke bei ruhenden Bällen, woran er als junger Spieler verstärkt arbeitete. “Dazu habe ich mir Videos angeschaut, um mir bei den Profis die Details abzuschauen und das dann selbst zu verfeinern. Besonders Juninho von Olympique Lyon und seine extravagante Schusstechnik waren zu dieser Zeit für mich sehr interessant”, erklärte er im Interview mit “Spox”.
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