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Rudelbildung

Fakten, Fakten, Fakten

Eine neue Kategorie: Rudelbildung. Ihr bekommt Einblick in unsere Diskussionen. Heute: Die DFL und ihre 16 Anträge.

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Wie man sich denken kann, sind die Artikel, die auf dieser Seite erscheinen, nur eine Quintessenz, ein Bruchteil dessen, was wir innerhalb der Redaktion Tag für Tag diskutieren, worüber wir uns aufregen oder was uns glücklich macht. Um Euch einmal in losen Abständen Einblicke zu gewähren, was wir diskutieren, worüber wir uns aufregen und was uns glücklich macht, haben wir eine neue Rubrik ins Leben gerufen. ‘Rudelbildung’ wird künftig dokumentieren, wie wir uns bestimmten Themen nähern, um uns fortlaufend auch oft wieder davon zu entfernen. Denn so läuft ja Kommunikation: Man hat Standpunkte, tauscht sie aus, vergisst manchmal, was der ursprüngliche Ausgangspunkt war und am Ende haben sich alle lieb. Oder auch nicht. Passend zu der gestrigen Entscheidung, die alle Fans mit Spannung verfolgt haben, beginnen wir mit unserem Gedankenaustausch zum 12.12.12.

Chef (midget): Und hier im Wortlaut die 16 Dings!

Dings ist ja eins unserer Lieblingswörter. Trotz seiner augenscheinlichen Unspezifität weiß eigentlich immer jeder was gemeint ist. In diesem Fall die 16 Anträge aus dem DFL-Papier, über die am 12.12.2012 abgestimmt wurde, an dem Tag, an dem auch diese Sitzung stattfand. Der Chef fühlt sich auch gleich genötigt die ersten Worte in der Diskussion zu ergreifen.

midget: vielleicht bin ich ja ein konservativer Sack, aber so dumm sind die 16 Punkte doch nicht! Außer natürlich das Gästedings! Aber sonst… ich hab mir das viel schlimmer ausgemalt!

zyrock: Es ging ja auch mehr um den wirklichen Wortlaut der einzelnen Bestimmungen, die alle ziemlich lang sind. Da sind eben viele Hintertürchen, die man auch negativ für den gemeinen Fan auslegen kann (inklusive Ausziehzelte). Darum ging es viel mehr, als um die einzelnen Punkte. Von den 16 Punkten setzt der FC z.B. mehr als 10 bereits seit langem um.

themarsvoltaire: Mit der Veröffentlichung warten die aber noch eine Weile. Man lässt die Presse warten. Möglichst soll morgen in der Zeitung stehen “Stadien sicherer, alle glücklich”. Zu den einzelnen Punkten: es geht vorallem a) darum, dass es keinen bedarf gibt b) um ein paar Einzelheiten. Im Großen und Ganzen setzt der FC Vieles davon schon um.

midget: Was ich nicht verstehe ist der Aufwand. Solange kein Nacktscanner mich belästigt, ich als Gästefan dahin komme wo ich will und es weiterhin Stehplätze gibt bin ich ja fast zufrieden. Simpel gesagt: 99,9 % der Fans wollen keine Gewalt in Stadien!

themarsvoltaire: Das Ganze ist mehr oder weniger ein Leuchtfeuer für unseren Bundesinnenminister und Kollegenstab! Kritisch sind die Passagen zur Personenkontrolle, Auswärtsfankontingent. Da wurden einfach ein paar Polizeiforderungen übernommen ohne drüber nachzudenken, damit der Herr Wendt endlich aufhört in Mikros zu erzählen wie schlimm alles ist.

PapaLöwe: Es geht hierbei nicht um das, was beim Effzeh bereits passiert. Es geht vielmehr darum, dass man weiterhin in München ins Stadion gehen können möchte, OHNE nacktgescannt zu werden, was nach derzeitiger Lesart von den Vereinen nach eigenem Ermessen angewendet werden kann. Ich weiß, das Spinner mich gar nicht nackt scannen will, aber weiß ich, ob der Rummenigge oder irgend so ein krauter Rechtspopulist in Bayern oder ein hohler Friese in Bremen das will? Da gehen die uneingeschränkten Rechte der Vereine einfach zu weit. Da sagt Leverkusen dann: effzeh? voll gefährlich! Wir halbieren deren Kontingent – und keiner braucht das prüfen, wir müssen das einfach so hinnehmen! Das kann nicht sein! Und noch ein Wort zu Spinner: er hat sich sehr klar positioniert, und zwar für das Papier. Er hat sich die Diskussion angehört und hatte auch teilweise Einsicht in die Argumente. Er verwies dann darauf, dass die Politik sonst eingreifen würde, wenn man kein Zeichen setze. Zwischenruf: “Dialog ist das Zeichen!” Das hat er sehr ernst zur Kenntnis genommen. Letztlich bestätigen ihn damit die Mitglieder und die Horde ja auch in seinem Weg. Dass er sein “Wahlversprechen”, der Verein gehöre den Mitgliedern, dann derart einlöst, indem er sich enthält, obwohl sich die Führungsetage einig war, in 15 Punkten dafür zu stimmen, zeigt mir, dass er es ernst meint. Ich fand das ganz groß, Herr Präsident!

themarsvoltaire: Es geht ja garnicht um einzelne Punkte, es geht darum, dass man die Fans in die Ausarbeitung dieses Konzepts nicht einbezogen, teilweise verarscht hat, es geht da einfach viel mehr ums Prinzip als um Einzelheiten. Für mich hätte ein “ja” des effzeh bedeutet, dass man die Interessen der DFL und nicht die seiner Mitglieder vertritt! Hier wird vorschnell etwas dramatisiert und dann schnell ein Beschluss gefasst, nur um irgendwas gemacht zu haben. Aber diese harmlosklingenden Sätze zum Auswärtskontingent bedeuten im schlimmsten Falle dass der effzeh 15 mal auswärts Sicherheitsspiel hat und nur sehr wenige Fans hin dürften. Noch schlimmer wäre wenn man in München ins Zelt muss, weil man Kölner ist und nicht weil es einen dringenden Tatverdacht gibt! Das ist qua Grundgesetz ein Unding! Keinem Menschen darf ein Nachteil wegen Partei-, Vereins- etc. -zugehörigkeit entstehen!

taneu: “Die Einführung von Vollkontrollen ist in keinem Fall vorgesehen” ist eine nachträgliche Verbesserung des Papiers. Und die Frage sei gestattet, was genau damit gemeint ist.

midget: Vollkontrolle ist definitiv ein Nacktscanner o.Ä. also muss man das gesamte Papier eingesehen haben, wenn es weiterhin schwammig ist, ist es für die Tonne.

themarsvoltaire: Im Zweifel heißt es: hey, Schuhe aus, Jacke aus, Hose runter. Ist keine Vollkontrolle, wir schauen ja nicht in den Popo. Das ist einfach immer wieder die Krux, es geht um Begriffe, Nebensätze etc.

PapaLöwe: Letztlich ist es ein Schnellschuss, in dessen Prozess die Fans hätten einbezigen gehört. Und daher habe ich auf der MV des effzeh GEGEN das Papier gestimmt. Aus Prinzip. War aber ne sehr schwere Entscheidung, muss ich zugeben. Vor allem: die glauben ernsthaft, wenn sie bei mir die Arme abtasten, würden sie Pyros finden. Wer Pyros reinkriegen will, kriegt die auch fast nackt da rein. Punkt. Also muss das Problem woanders gelöst werden.

themarsvoltaire: Ich bin nicht mal “pro pyro” ich bin lediglich nicht “anti pyro”. Ich persönlich brauchs nicht, stehe aber dazu dass ich dem Ganzen optisch recht viel abgewinnen kann. Hier und heute ging es für den effzeh vorallem darum den Dialog mit den eigenen Fans aufrecht zu erhalten, und ich glaube und hoffe dass man langfristig mit dieser Strategie besser fährt, als mit der Ohrfeige die 31 andere vereine heute an ihre Fans verteilt haben.

midget: Dialog ist alles und ich glaube da haben wir einen echt guten Vorstand! Wenn Pyro, dann muss es aber kontrolliert abgebrannt werden. Heisst konkret, Südtribüne darf fackeln, ist ergo auch ab 18 – so gibts dann auch keine Jugendkarten mehr für den Bereich. Alles andere ist verboten! Sollen sie sich selbst die Flossen verbrennen, Eltern mit Kindern sollten sich sicher im Stadion aufhalten können.

PapaLöwe: Die könnten ja meinetwegen auch die Pyros VOR der Tribüne abfackeln. Stehplätze ab 18 kannste aber nicht machen, viele Schüler haben da Dauerkarten, können sich mehr nicht leisten. Und das sind die Sitzplatzdauerkarteninhaber von Morgen, vielleicht sogar die Logenmieter oder Hauptsponsoren (Beispiel Jack Wolfskin). Es gibt Lösungen ohne Ende. Man muss sie nur mal durchspielen und dann die am wenigsten schlechte nehmen. So wie ich es mache, wenn Wahlen sind.

midget: In Sky HD war gerade Herr Bruchhagen,  der sagt die Politik hätte nichts damit zu tun. Postum kommt vom Innenministerium: klar hätten wir eingegriffen.

themarsvoltaire: Schon bitter, die Budgets für Sozialarbeit, Bildung etc. sinken und kein Schwein redet drüber, aber bei 0,00x Prozent kriminellen Fußballfans muss das Innenministerium aktiv werden.

midget: Nochmal kurz die Bergündung Union Berlin: “Es gibt keinerlei Veranlassung, sich einem wodurch auch immer motivierten politischen Druck zu beugen und zum jetzigen Zeitpunkt symbolisch eine Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, die überhaupt nie in Frage stand. Bereits die Sicherheitskonferenz im Sommer in Berlin bediente mit reiner Symbolik Forderungen der Politik. Für ein solches Handeln steht der 1. FC Union Berlin nicht zur Verfügung“

themarsvoltaire: Ich finde übrigens auch die Kommentare von Horstmann geil: “Der FC kann und wird nicht hinter das zurückgehen, was er bereits heute tut und für richtig hält. Im Gegenteil, wir haben ein Interesse daran, dass auch andere Clubs diese Standards anwenden, damit Fußball in allen Stadien der Republik ein positives und sicheres Ereignis bleibt. Aber ohne Vertrauen und ausreichende Einbeziehung der Fußballfans gibt es keine Fortschritte in der Sicherheitsdiskussion. Deswegen begrüßen wir es ausdrücklich, dass auch die DFL und die Clubs in Frankfurt deutlich gemacht haben, dem Dialog mit den Fans und der Prävention in Zukunft noch mehr Bedeutung beimessen zu wollen.”

PapaLöwe: Wen wundert`s, dass die NRW-Vereine hauptsächlich dafür gestimmt haben!? Die sind eben auch durchzogen von Lobbyisten. Es geht doch hierbei nicht um Pyro oder Sicherheit oder so`n Kram… Hier geht es darum, Politik der Ablenkung zu betreiben, und das vom Feinsten. Wen interessiert der eine Dönermord, wenn wir 9 Spiele mal 17 Spieltage mal 250 T Fans einfach so mal eben kriminalisieren können. Aber so ist es eben überall in der Politik. Schaut in die großen Absatzmärkte: Rüstungsindustrie, Pharmaindustrie, Erdölbranchen, Automobilkonzerne… Das enthält Stoff für 200 Bücher zu jeden der Themen.

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