Marc L. Merten, Gründer vom GEISSBLOG.KOELN und Schreckgespenst des kölschen Boulevards:
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© Marc L. Merten
Es kommt immer anders, als man denkt. Spürbar anders. So anders, dass man den 1. FC Köln gar nicht mehr wiedererkennt. Jetzt soll dieser Klub, der doch eigentlich noch gestern das rheinische Pendant zum HSV war, plötzlich auch noch Fußball spielen. Also offensiv, spielerisch, mit Technikern im Team. Und Standards, das wollen sie auch noch können. Macht Euch nicht lächerlich! Das ist spürbar zu viel des Guten. Oder doch nicht?
Floskel 1: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und zwar nicht auf dem Platz von Kitzbühel, Kufstein, Habbelrath oder Meppen, sondern in Stuttgart, München und zur Not auch in Darmstadt und Ingolstadt. Erst, wenn der Effzeh dort all das auf den Platz bringt, was in all den erschreckend glatt gelaufenen Vorbereitungswochen so gut ausgesehen hat, wird ein echtes Urteil über diesen neuen, spürbar anderen Geissbock-Klub wirklich möglich sein.
Floskel 2: Die Stimmung im Kölner Stadion ist super, wenn die Mannschaft nicht wäre. Das war schon in der Rückrunde der letzten Saison nicht mehr korrekt. Spiele wie gegen Frankfurt und Hoffenheim sollen nur die Vorboten zu dem gewesen sein, was künftig die Herrn Jojic, Bittencourt, Modeste und Co. auf den Rasen im RheinEnergieStadion zaubern sollen. Die Trainings-Kiebitze sind sich einig: So viele technisch gute Fußballer hat es am Geißbockheim lange nicht mehr gegeben.
Floskel 3: Wenn Köln zweimal gewinnt, sprechen gleich alle von der Meisterschaft. Tun sie auch heute noch, aber hinter vorgehaltener Hand. Ansonsten kriegen sie eins auf die Finger. Nicht nur von Peter Stöger und Co., sondern von den anderen Fans. Großspurigkeit ist plötzlich verpönt in Köln. Dass man das noch erleben darf! Nicht nur der FC ist irgendwie so selten anders, sondern auch im Umfeld ist der Wandel spürbar angekommen.
Fazit-Floskel: Köln wird nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Aufpassen, Leute! Das Abstiegsgespenst hat schon Fohlen sich retten und scheinbar Gerettete letztlich kotzen sehen. Nichts birgt größeres Gift als die Maschen einer allzu bequemen Hängematte der Selbstzufriedenheit und Sorglosigkeit. Peter Stöger hat Recht, wenn er sagt: „Ein Verein wie der FC kann sich nie sicher sein.“ Deswegen gilt für Stuttgart: Wehret den Anfängen! Sonst wird dem FC-Fan gegen Ende der Saison plötzlich spürbar anders. Und das will ja wohl keiner.
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