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Spielerportraits

Die Neuen beim FC: Linton Maina – Ein Projekt für Steffen Baumgart

Linton Maina wechselt ablösefrei von Hannover 96 zum 1. FC Köln. Der 23-jährige soll bei den Geißböcken sein Talent vollständig zur Entfaltung bringen und könnte dann dem Spielstil von Steffen Baumgart ein neues Element einbringen: Die Geschwindigkeit auf Außen.

Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images

Den Klassenerhalt früh zu sichern gibt Planungssicherheit und Vorsprung bei der Kaderplanung gegenüber der Konkurrenz. Das ist ausnahmsweise keine der Floskeln, mit denen im Business Profifußball an sich nur zu gerne um sich geschmissen wird, sondern dies stimmt im Grundsatz. Und da der 1. FC Köln sich bereits im vergangenen Winter sehr sicher sein konnte, auch in der kommenden Spielzeit in der Bundesliga auflaufen zu dürfen, nutzte er diesen Vorteil entsprechend aus.

Herausgekommen bei diesem Planungsvorsprung ist unter anderem die Verpflichtung von Linton Maina noch vor Ende der Spielzeit. Der 23-jährige gebürtiger Berliner war Mitte Mai der erste fixe Neuzugang für die Geißböcke und unterschrieb einen Vertrag über drei Jahre. Maina ist auf der rechten Außenbahn beheimatet, glänzt auf dem Platz mit Schnelligkeit und kann damit durch gezielte Läufe in die Tiefe in Steffen Baumgarts intensiven Fußball ein neues Element bringen und den Spielstil auf diese Weise erweitern, weil er durch seine Geschwindigkeit Lücken reißt und die gegnerischen Außenverteidiger sowieso immer drauf achten müssen, nicht übersprintet zu werden. Sechs Tore und ein Assist für Hannover 96 in der abgelaufenen Saison unterstreichen zudem seine Torgefährlichkeit.

Dabei war Schnelligkeit nicht immer Mainas Stärke. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines kenianischen Vaters im Prenzlauer Berg aufgewachsen spielte er von 2003 bis 2011 in der Jugend vom SV Pfefferwerk und anschließend drei Jahre beim SV Empor Berlin, galt dabei aber nicht als besonders schnell. Im Gegenteil: Wie er dem Sportportal „sportbuzzer.de“ vor zwei Jahren in einem Interview verriet, musste er Sprintübungen sogar öfter wiederholen, bevor er zum nächsten Teil des Trainings gehen durfte. Er war schlicht zu langsam ohne Ball. Die Schnelligkeit sei dann erst während seiner Jugend vor allem bei der U19 gekommen.

Kindheit im Prenzlauer Berg, dann Nachwuchsleistungszentrum in Hannover

Vielleicht auch deswegen spielt er in seiner Jugend zunächst auf der Sechserposition, wobei er bei Empor in Berlin aufgrund seines Talents fast überall eingesetzt wird. Er spielt sich in die Berliner Auswahl, der DFB wird auf ihn aufmerksam und lädt ihn zur Nationalmannschaftssichtung ein. Christoph Dabrowski ist von Maina ebenfalls angetan und lädt ihn zum Probetraining nach Hannover. Dies passiert alles ziemlich schnell. 2014 wechselt er in das Nachwuchsleistungszentrum von Hannover 96, durchläuft fortan die Jugend der Niedersachsen und lebt im Internat. Zusätzlich war er ab der U16 Teil der deutschen Nationalmannschaft und durchläuft die Jugendnationalmannschaften bis zur U20.

Dennoch läuft nicht alles glatt fernab der Berliner Heimat. Maina wollte nach Hannover, will sich den Traum vom Profifußball erfüllen. Doch Heimweh plagt ihn besonders ab der zweiten Saison, Disziplinlosigkeiten im Internatsleben kommen vor. „Ich habe mir da ein paar Sachen geleistet, die nicht gehen“ sagt er rückblickend über diese Zeit und reflektiert nach seinem Durchbruch als Profi 2018 über die Zeit bei sportbuzzer.de: „Wenn Steven Cherundolo damals nicht mein Trainer gewesen wäre, wäre ich wohl nicht mehr bei 96“

Foto: Stuart Franklin/Getty Images

Trotz der nicht ganz einfachen Jahre schafft er in der Saison 17/18 den Sprung in den Profikader des damaligen Bundesligisten. Im Februar 2018 erhält er einen Profivertrag von Ex-FC Manager Horst Heldt bis 2022 und feiert rund einen Monat später am 18.03.2018 bei der 0:1 Niederlage der 96er im Dortmunder Westfalenstadion sein Profidebüt als Einwechselspieler. Ein weiterer Einsatz folgt am letzten Spieltag in Leverkusen, wo er sogar sogar einen Assist beisteuern kann.

Der Durchbruch bei den Profis kommt dann allerdings in der darauffolgenden Saison 18/19. Die Saison endet mit dem Abstieg der Rothosen, doch der Shootingstar Maina gilt als Lichtblick. 20 Spiele absolviert er, ohne Verletzung am Meniskus und einer Operation Anfang der Rückrunde hätten es noch mehr sein können. Ein Tor beim 2:1 Heimsieg gegen Wolfsburg gelingt ihm, hinzu kommen drei Vorlagen. Wichtiger als die Zahlen aber ist: Er hat sich mit 19 Jahren den Traum vom Fußballprofi erfüllt, ist Teil des Bundesligazirkus.

Der Abstieg, für junge Spieler ja auch öfter eine Chance, entpuppt sich für Maina jedoch zur Falle. Hannover 96 gelingt der Wiederaufstieg nicht, die Trainer wechseln häufiger und damit auch das Spielsystem. Hinzu kommen immer wieder kleinere Verletzungen. Keine einfache Situation für einen Jungprofi. Dennoch erarbeitet er sich ein Standing im Verein, ist der Kabinen-DJ und sammelt in den kommenden drei Jahren 69 Einsätze in der zweiten Liga. 10 Tore und 10 Assists gelingen ihm dabei. Es ist nicht die Bilanz eines One-Hit Wonders, sein Potential zur Entfaltung bringt er jedoch auch nicht vollständig. Rückblickend gibt er sich selbstkritisch über die letzten Jahre und die Stagnation der Karriere: “Ich selber hatte auch nicht die richtige Einstellung“

„Es ist der richtige Zeitpunkt, was neues zu sehen“

Linton Maina bei der Sportschau nach seinem letzten Spiel für Hannover 96

2022 läuft dann sein erster Profivertrag aus. Acht Jahre spielte er für Hannover. Eine lange Zeit. Für ihn jedoch ist es Zeit für einen Tapetenwechsel und etwas neues. Der 1. FC Köln klopft im Februar an. Maina lässt sich von Trainer Baumgart überzeugen. „Mir gefällt die Idee von Steffen Baumgart, Fußball zu spielen“ lässt er sich nach dem Transfer auf der vereinseigenen Homepage zitieren. Und zieht nach den ersten Trainingseinheiten unter der Woche ein erstes positives Fazit: „Der Trainer sagt dir immer die Wahrheit ins Gesicht, immer was er denkt. Das ist etwas, was ich in den letzten Jahren vielleicht nicht so oft hatte, mir jetzt aber gut tut“.

In Köln soll der nächste Entwicklungsschritt folgen

Dennoch wird es für Maina kein einfacher Weg zum Stammspieler. Seine Konkurrenz auf der rechten Außenbahn ist vor allem der sehr solide Florian Kainz, aber auch Dejan Ljubicic und Jan Thielmann spielten in der letzten Saison öfter auf den Außenbahnen. Hinzu kommt der Sprung von der zweiten in die erste Liga, Technik und Köpfchen sind dort nochmal mehr gefragt als der reine Speed, mit dem man vielleicht so manchen Zweitligaspieler überraschen kann. Der 1. FC Köln sieht ihn als nicht fertig entwickelten Spieler, auch wenn er trotz seiner jungen Jahre schon viele Spiele im Profibereich absolviert hat. „Unsere Aufgabe wird es sein, ihn so zu entwickeln, dass er sein Potenzial konstant abruft,“ so Christian Keller nach der Verpflichtung.

Eine Aussage, die auch eine Arbeitsaufgabe verstanden werden kann. Das Geld am Geißbockheim ist bekanntermaßen äußerst knapp, Spieler wie Maina kann sich der FC nur leisten, weil die Karriere nicht so steil nach oben verlaufen ist, wie es ohne Verletzungspausen und ohne Abstieg von 96 vielleicht der Fall hätte sein können. Die Kölner müssen solche Spieler finden, verpflichten und sie dann entwickeln. Dass Baumgart dies kann, hat er letzte Saison unter Beweis gestellt. Das ist ein großes Pfund, mit dem der Verein in Verhandlungen wuchern kann. Doch Baumgart muss dies jetzt auch wiederholen. Dann, aber nur dann, hätte man nach einem eventuell erneuten frühen Klassenerhalt einen weiteren großen Wettbewerbsvorteil am Markt.

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