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Spielerportraits

Die Neuen beim FC: Eric Martel – polyvalenter Balleroberer und Mentalitätsspieler

Mit Eric Martel kommt auf dem Papier ein Özcan-Ersatz zum 1.FC Köln. Der gerade einmal 20-jährige Straubinger soll allerdings nicht nur Ersatz für den abgewanderten türkischen Nationalspieler sein, sondern hat das Potential zu mehr. Wir stellen ihn euch vor.

Eric Martel (Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Nein, es ist kaum zu überhören, wo Eric Martel ursprünglich herkommt. Das rollende “R” verrät, dass er südlich der Mainlinie geboren ist, genauer an der Donau, im niederbayerischen Straubing. Dort liegen auch seine Ursprünge als Fußballer, beim RSV Ittling, einem kleinen Straubinger Stadtteilverein. Sein Talent fällt früh auf, Jahn Regensburg wird auf ihn aufmerksam. Bei den “Rothosen” durchläuft er die Nachwuchsteams bis einschließlich der U15 und zieht auch überregionales Interesse auf sich. Auch dem damaligen Sportdirektor des “Jahn”, Christian Keller, fällt der forsche Jungspund  auf: “Schon damals in Regensburg hat Eric neben seinem fußballerischen Talent eine weit überdurchschnittliche Mentalität ausgezeichnet. Immenser Fleiß und unbedingter Wille sind dabei nur zwei seiner Charaktereigenschaften, die ich konkret herausheben möchte,” sagte der heutige Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln bei der Bekanntgabe des Transfers.

Über RB Leipzig zu Austria Wien

RB Leipzig verpflichtet den 15-jährigen, der junge Niederbayer wird dort zu einer festen Größe in der U17 und U19 und bestreitet im September 2020 beim 1:1 gegen Polen sein erstes Länderspiel für die U19-Nationalelf. Julian Nagelsmann beruft ihn kurz darauf in den Spieltagskader der Profis, seine ersten beiden Einsatzminuten erhält er dort im Dezember 2020 bei einem 3:0-Pokalsieg beim FC Augsburg. Martel aber erkennt, dass er Wettkampfpraxis braucht auf möglichst hohem Niveau, um sich weiter zu entwickeln und lässt sich wenig später für 18 Monate zu Austria Wien ausleihen.

Eric Martel bei seinem ersten Länderspieleinsatz für die U19 des DFB. (Foto: Matthias Kern/Getty Images for DFB)

Der Plan funktioniert. Zwar sieht er bei seinem ersten Punktspieleinsatz für die “Veilchen”, einem 1:0-Auswärtssieg beim SV Ried, nach 51 Minuten die Ampelkarte, erkämpft sich aber danach – zunächst unter Trainer Peter Stöger, dann unter Manfred Schmid – sehr schnell einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld und behält ihn bis zum Ende seiner Leihe im Mai 2022. Schmid, der mit der Austria das Kunststück vollbrachte, in die Play-Offs der Europa League einzuziehen, schwärmt geradezu von seinem ehemaligen Schützling: “Er hat eine super Mentalität und Einstellung, ist läuferisch und körperlich top. Eric ist jemand, der Köln helfen kann.” Auch Peter Stöger, unter dessen Trainingsleitung Martel sein erstes halbes Jahr bei der Austria verbringt, ist angetan von der Entwicklung des Defensivspielers: “Eric war einer meiner Lieblingsjungs bei Austria, dem FC kann man nur gratulieren, wenn er den Transfer realisieren kann,” sagte er vor einigen Wochen über ihn.

“Er hat eine super Mentalität und Einstellung, ist läuferisch und körperlich top.”

Manfred Schmid

Berufungen in die U-20 und U21-Nationalmannschaft des DFB folgen und so überrascht es nicht, dass sowohl national wie auch international die beherzte Spielweise des flexibel einsetzbaren Defensivspielers, der auch als Innenverteidiger seinen Mann steht, auf reges Interesse stößt – unter anderem bei Ralf Rangnick, der mit dem Gedanken spielt, den früheren Regensburger zu Manchester United zu holen.

Als Özcan-Ersatz zum 1. FC Köln

Doch der gewiss verlockende Wechsel in die Premier League zerschlägt sich und auch RB Leipzig zeigt wenig Interesse, den Sechser nach seiner Leihe in seinen Kader zu integrieren. So wird neben dem VfL Bochum auch der 1. FC Köln auf ihn aufmerksam. Die Rheinländer benötigen einen zweikampf- und laufstarken Spieler im defensiven Mittelfeld als Ersatz für Salih Özcan – und verpflichten Eric Martel, der bei den Domstädtern einen Vertrag bis 2026 erhält.

“Schon damals in Regensburg hat Eric neben seinem fußballerischen Talent eine weit überdurchschnittliche Mentalität ausgezeichnet.”

Christian Keller

Was versprechen sich wohl die Verantwortlichen von diesem Transfer? Zahlreiche Experten verweisen auf sein gutes Stellungsspiel, seine überdurchschnittliche Fähigkeiten in der Balleroberung und sein starkes Kopfballspiel. Zudem spult er regelmäßig ein beachtliches Laufpensum ab – durchaus vorteilhaft für Baumgarts laufintensiven Fußball. Für eine mögliche Dreifachbelastung der Kölner nicht uninteressant: Er kann auch in der Innenverteidigung durchaus seinen Mann stehen. Diesen Stärken stehen ein bisweilen ungestümes Zweikampfverhalten und eine Neigung zum Sicherheitspass entgegen, womit die Spieleröffnung wahrscheinlich eher durch einen zweiten Sechser bzw. durch einen Mitspieler auf der Acht vorgenommen werden muss.

Eric Martel im Zweikampf mit Thelo Aasgaard beim U20-Länderspiel zwischen Deutschland und Norwegen (Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Man muss jedoch nicht falsch liegen, wenn man prognostiziert, dass Martels Qualitäten dem FC guttun werden – und für seine Schwächen, da gibt es dann ja noch Trainer Steffen Baumgart, den Bessermacher, der in der Vorsaison unter Beweis gestellt hat, dass Spieler bei ihm an ihren weniger starken Attributen so arbeiten können, dass sie regelrechte Leistungssprünge vollbringen können. Und so verwundert es nicht, dass sich Verantwortliche wie auch der Trainer über das Zustandekommens dieses Transfers freuen.

Freudig überrascht waren auch die Kölner Fans, die beim heutigen Trainingsauftakt am Geißbockheim zugegen waren. Denn ungeachtet des noch andauernden, durch die Einsätze für die U21 des DFB bedingten Urlaubs stieg Eric Martel schon heute in die Saisonvorbereitung ein, stand für die obligatorischen Fotos der Neuzugänge zur Verfügung und nahm zusammen mit seinen neuen Kollegen an den von Steffen Baumgart verordneten Bewegungsübungen teil. Martel habe eine super Mentalität, waren unlängst Christian Kellers Worte. Es scheint, da weiß jemand, wovon er spricht.

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