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Stephan Uersfeld, Deutschland-Korrespondent für ESPN FC
Worüber berichtet man eigentlich als Bundesliga- Korrespondent eines ausländischen Senders? Es gibt ein paar Kategorien, und der 1.FC Köln ist auf dem besten Weg, in die wahrscheinlich positivste zu rutschen.
Ein Großteil der Zeit und der Geschichten geht für die beiden Top-Klubs Bayern und Dortmund drauf. Deren Duelle auf und vor allen Dingen abseits des Platzes sind das Zugpferd der Bundesligaberichterstattung. Im Laufe des Jahres kommen, je nach Erfolg, noch die beiden anderen Champions League-Teilnehmer Schalke 04 und Bayer Leverkusen, so sie sich in den Spielen gegen Kopenhagen qualifizieren, hinzu.
Auch der VfL Wolfsburg wird nach der Bendtner-Verpflichtung eine Rolle spielen. Der bunte Vogel hat im englischsprachigen Ausland ein gewisses Standing, und könnte für die eine oder andere Abwechslung sorgen. Dazu schickt sich der VW-Klub auch noch an, auf dem Platz für Schlagzeilen zu sorgen.
Wolfsburg wird somit nicht in die dritte Kategorie fallen. Dort sammeln sich Jahr für Jahr eins, zwei Vereine, die während der Saison implodieren, oder an ihrem eigenen Größenwahn ersticken, dabei jedoch auch eine Fallhöhe besitzen. Der Hamburger SV war in der letzte Saison der unterhaltsamste Verein. Nicht nur in Deutschland und nur nicht für HSV-Fans. Davor das Jahr war es Hoffenheim mit Tim Wiese. Beide Klubs retteten sich über die Relegation. Noch vor ein paar Jahren wäre der 1.FC Köln ein heißer Kandidat für die Hamburg-Nachfolge gewesen, doch nun könnten sich die Geißböcke vielmehr anschicken, in die Fußstapfen von Freiburg (2013) und Augsburg (2014) zu treten.
Der 1.FC Köln des Sommers 2014 ist angenehm unaufgeregt, Klar, Stögers Frau ist der Darling der Kölner Klatsch- und Tratschpresse, aber Stöger selbst wirkt immer noch angenehm eigensinnig. Die Podolski-Rückkehr-Pläne sind rechtzeitig entlarvt worden. Auch deswegen verlief die Vorbereitung erstaunlich ruhig. Mit dem soliden, gewachsenen Kader werden die Geißböcke sicher keine Hauptrolle in der kommenden Saison einnehmen, jedoch kann der neue Realismus die Stöger-XI auf eine Welle spülen, die sie schon früh vom Abstiegskampf in ruhigere Tabellenregion führen könnte.
Augsburg und auch die alte Dame Hertha, die in der Hauptstadt auch permanentem Mediendruck ausgeliefert sind, haben es im vergangenen Jahr vorgemacht. Ruhe, Demut, das Verarbeiten von Rückschlägen werden die Schlüssel zum Klassenerhalt sein, Dass die aktuelle Besetzung der Kölner diesen Schlüssel findet, darum muss man sich momentan keine Sorgen machen.