© Guido Ostrowski
Guido Ostrowski, FC-Reporter bei Radio Köln
Bei Kilometer drei
Ich könnte jetzt viel über den hervorragenden Teamgeist beim FC erzählen. Von fleißigen und hungrigen Spielern, die sich acht Wochen lang konzentriert und intensiv vorbereitet haben. Von Bad Tatzmannsdorf und Kitzbühel könnte ich schwadronieren. Den beiden Trainingslagern, die bei mir auch in Sachen Neuzugängen einen positiven Eindruck hinterlassen haben. Von mehr Konkurrenzkampf. Mehr Qualität im Kader. Aber was zählt das denn? Wie wir alle wissen liegt die Wahrheit…genau.
Viel wichtiger erscheint mir die Haltung, mit der der FC in die kommende Erstliga-Saison startet. Denn die ist für mich ganz entscheidend, wenn es darum geht all diese positiven Voraussetzungen auch erfolgreich zu nutzen. Der Geschäftsführer Sport Jörg Schmadtke würde uns an dieser Stelle mit seinem Mantra “ruhig, ganz ruhig” beglücken. Man könnte die aktuelle Haltung des FC aber auch mit Demut beschreiben – und das ist in diesem Verein alles andere als selbstverständlich.
Wo in der Vergangenheit permanent das Bild vom schlafenden Riesen heraus gekramt wurde, den man jetzt mal eben auf die Beine stellen müsse. Wo man glaubte mit Schellschüssen bei Personalentscheidungen, ob Trainer oder Spieler, das Tempo noch weiter erhöhen zu können. Gepaart mit großem finanziellen Risiko. Da wird mittlerweile auf allen Ebenen weitsichtiger, ohne Hetze und Aktionismus gehandelt. Und vor allem mit mehr Respekt vor dem langen Weg, der noch bewältigt werden muss.
„Wir sind bei unserem Marathon erst bei Kilometer drei“, so hat es Vize-Präsident Toni Schumacher zusammengefasst. Eine Einsicht, die ich als Hobby-Finisher der 42 Kilometer-Distanz nur begrüßen kann. Das erste, was mir mein Laufcoach vor dem ersten Köln-Marathon eingebläut hat, war: Niemals zu schnell anzugehen. Goldene Regel: “Laufe dein Tempo und bleib gelassen, wenn dich am Anfang andere überholen. Du wirst viele von ihnen auf der Strecke ein zweites Mal wiedersehen.”
Wenn der FC mit dieser Demut weiter macht, hat er eine gute Chance seine Ziele zu erreichen. In dieser Saison den Klassenerhalt. In den kommenden Jahren wieder eine feste Größe in der Bundesliga zu werden. Auf geht’s! Die nächsten Kilometer warten schon.