Die effzeh-Gemeinde ist sich einig: So richtig pessimistisch gehen weder wir noch die effzeh-Blogger in die kommende Spielzeit. Doch wie sieht der Blick von außen aus? Wir haben auch in diesem Jahr wieder die schreibende Zunft gebeten, uns ihre Einschätzungen zu übermitteln.
Den Anfang machen im ersten Teil Peter Ahrens (SpiegelOnline), Philip Sagioglou (freier Journalist, u.a. für die Sportschau), Holger Schmidt (Sport-Informations-Dienst), Markus Klausen (Center.TV) und Dirk Adam (Eurosport).
© Peter Ahrens
Peter Ahrens, Sportredakteur bei Spiegel Online
Warum nicht Köln?
Den Ruf von Thomas Helmer als Fußballexperte als untadelig zu bezeichnen, wäre gewagt. Der frühere BVB-und Bayern-Profi – es waren damals die Vor-Twitter und Vor-Watzke-Zeiten, da ging das noch – mäandert sich mehr oder weniger durch den Äußerst-Privatsender Sport 1, hält sein Gesicht in den Doppelpass-Fußballstammtisch, und was er dort zuweilen so äußert, macht dem deutschen Stammtisch durchaus Ehre.
Das Urteil Helmers ist also nicht unbedingt eines, auf das man blind vertrauen sollte. Und sich auf ihn nach Saisonende zu berufen, wäre auch für Fans des 1. FC Köln eine riskante Sache. Helmer hat im Kicker-Sonderheft den FC als die Überraschungsmannschaft der Saison bezeichnet. Er hat allerdings auch auf die Frage: „Wer wird der Topspieler?“ den dauerverletzten Bayern-Verteidiger Holger Badstuber nominiert. Helmer neigt also offenbar zur riskanten Prognose, was ihn aus meiner Sicht durchaus nicht unsympathisch werden lässt. Überraschung – Warum nicht der 1. FC Köln?
Überraschungs-Ei 1. FC Köln – als ein bekennender Anhänger von Borussia Mönchengladbach kann man das nur so deuten, dass der FC in der kommenden Spielzeit gegen die Borussia sogar mal punktet. Schließlich rührte die Freude der Gladbacher über den Wiederaufstieg des FC vor allem daher, dass man sich sichere sechs Punkte im Saisonverlauf bereits vorgemerkt hat. Reine Erfahrungswerte aus den vergangenen Spielzeiten. Mehr nicht.
Zurück zum Kicker-Sonderheft, das den Kölnern im Reigen ihrer sensationellen Überschriften die 1a-Zeile “Weg mit Jeck” gönnte. Das Blatt wollte damit wohl andeuten, dass der FC auf dem Weg sei zu einem seriösen Verein, geführt von integren, sachlichen Personen – also all das, was man über diesen Club schon hundertmal gelesen hat. Nichts gegen Trainer Peter Stöger, abgesehen davon, dass wohl noch nie ein Herzblut-Wiener in solcher Rekordgeschwindigkeit zum Herzblut-Kölner mutiert ist (was den Verdacht naheläge, dass Stöger nach einem Wechsel zum HSV von sofort an jeden Sonntag um sechs Uhr früh auf dem Fischmarkt Aale verkaufen würde, weil er schon als Kind davon geträumt habe). Und vor allem nichts gegen den Präsidenten, der dem Boulevard einfach nicht den Gefallen tut, seinen Namen in Verbindung mit irgendwelchen Wortspielen ausschlachten zu können.
Problem ist höchstens der Kader: Die Qualität hält sich in Grenzen, Helmes ist wie immer verletzt, die Zugänge lesen sich wie die perfekte Besetzung für eine Erstliga-Reservebank. Will also sagen: Köln wird am Ende Zehnter oder Elfter oder Zwölfter. Irgend so ein Hertha-BSC-Tabellenplatz wird herausspringen, wenn man alles realistisch betrachtet. Und dazu wird in Köln ja traditionell geneigt.
Lest auf der nächsten Seite, wo Philip Sagioglou den effzeh einlaufen sieht.