Liebe Leser und Leserinnen,
Köln war sozusagen schon europäisch, bevor es unser Land überhaupt gab! Den Titel als älteste Stadt Deutschlands hat sich zwar Trier gesichert, die älteste Siedlung aber ist das Oppidum Ubiorum, der Vorgänger der späteren Domstadt. Kurz darauf folgte der römische Status einer Kolonie. Colonia Claudia Ara Agrippinensium, oder kurz CCAA, lautete fortan der Name des heutigen Kölns.
Ziemlich genau 2000 (!) Jahre später, existiert die Stadt immer noch. Größer geworden ist sie, einen Dom hat sie zwischenzeitlich bekommen, Kriege überstanden, sie hört nun auf den weniger sperrigen und weniger römischen Namen „Köln“. Und mittlerweile gehört sie zu Deutschland, nicht mehr zum Römischen Reich.
Aber in Europa liegt Köln immer noch – noch dazu an einer der Hauptschlagadern des Kontinents: dem Rhein. Reisende, Händler und Migranten kamen früher auch auf dem Flussweg in die Stadt. In der Gegenwart mögen sich die Transportmittel geändert haben, doch bis heute ist die Domstadt bunt und gut besucht – und sie feiert sich auch gern für diese Weltoffenheit.
“Jede Jeck es anders”
„Jede Jeck es anders“ – dieser kölsche Toleranzgrundsatz ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Doch auch Köln ist nicht gefeit vor der neuerlichen Rückkehr nationalistischer, intoleranter und rassistischer Ansichten in Deutschland – und vielen anderen Ländern Europas.
Dabei haben Abgrenzung, Verschlossenheit und Nationalismus dem Kontinent unzählige Kriege, unzählige Tote und unendliches Leid gebracht. Die Geschichte Europas ist geprägt von Konflikten zwischen Staaten, Königreichen, Herzogtümern.
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Seit einigen Jahrzehnten herrscht nun überwiegend Frieden. Europa ist nicht mehr dieser Haufen verfeindeter Staaten, die sich dauernd gegenseitig in den Haaren haben, sondern eine Union geworden – die zusammenarbeitet, sich gegenseitig unterstützt und die Freiheit ihrer Bürger vergrößert hat. Perfekt ist diese Union gewiss noch lange nicht.
Aber wir haben keine spürbaren Grenzen mehr, wir bezahlen mit dem gleichen Geld und dürfen in diesen Tagen alle an gemeinsamen Wahlen teilnehmen. Wir dürfen innerhalb Europas arbeiten und leben, wo wir möchten. Wir sind nicht mehr nur Nachbarn, sondern eine Familie geworden – oder zumindest auf dem Weg dorthin.
Ein leichter Pfad ist das nicht. Ob in Deutschland oder anderswo: Derzeit ist der Rechtspopulismus auf dem Vormarsch, mancher wünscht sich die Abkehr vom Gemeinsamen und die Rückkehr zum Nationalistischen. Und so mancher geht den Populisten, Scharfmachern und Rassisten auf den Leim.
Auch für den Fußball ist Europa wichtig
Die Konsequenzen einer Abkehr von Europa wären verheerend – für unser aller Freiheit, unseren Lebensstil, die Meinungs- und Pressefreiheit und auch für unsere Wirtschaft. Aber auch für so etwas vergleichsweise Profanes wie den Fußball wäre es fatal.
Die Sportart symbolisiert das Gemeinsame so prominent wie wohl keine andere. Es ist ein Mannschaftssport – und woher die Spieler*innen der Mannschaft kommen, wie sie aussehen und woran sie glauben, ist vollkommen egal. Der Fußball vereint Menschen aller Herkünfte und Hautfarben, er vereint Arbeitslose und Millionäre genauso wie Junge und Alte. Fußball, seine Clubs und seine Anhänger, kann daher niemals unpolitisch sein. Der Fußball ist nicht nur populär, er hat auch Verantwortung.
Die Champions League, die natürlich stets das Ziel des 1. FC Köln sein sollte, ist ein europäischer Wettbewerb und gilt heutzutage als der wichtigste Titel im Club-Fußball. Etwas Gemeinsames, das über Staatsgrenzen hinaus geht.
Anthony Modeste, ein Franzose, ist der größte Kölner Fußballheld der jüngeren Vergangenheit – und fühlt sich samt Familie pudelwohl in der Domstadt.
Und mit Lukas Podolski wurde die wohl populärste Ikone des Clubs der Neuzeit in Polen geboren – und ist trotzdem ohne jeden Zweifel „ne kölsche Jung“.
Köln, wie oben angesprochen, war schon europäisch, als es noch nicht einmal die Vorläufer des heutigen Deutschlands gab. Die Stadt rühmt sich mit rheinischem Frohsinn für ihre Offenheit, Hilfsbereitschaft und Toleranz. Der 1. FC Köln teilt diese Werte. Seine Mitglieder und Fans sollten das auch tun. Und diese Werte an der Urne am Sonntag hochhalten.
Liebe Leser*innen, bitte geht am Sonntag bei der Europawahl wählen! Und bitte wählt nicht die Falschen.
Die effzeh.com-Redaktion
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