Am Samstag spielt der 1. FC Köln in Leipzig. Gastgeber im Osten der Republik ist das von einem Brausehersteller aufgebaute Marketing-Konstrukt, das mittlerweile seit 2016 in der Bundesliga spielt. Dass sich der Brausehersteller im Fußballsponsoring engagiert, hat genau einen einzigen Grund: Das Bundesligateam soll dabei helfen, die Absatzzahlen des Produkts zu erhöhen. Wenn überhaupt geht es nachrangig darum, den Fußball im Osten der Republik zu stärken. Natürlich ist das Konstrukt aus Leipzig in der Bundesliga nicht alleine: Auch Vereine wie Bayer Leverkusen oder der VfL Wolfsburg zählen aufgrund ihrer Nähe zu großen Konzernen in die Riege der Werksmannschaften.
Mit Leipzig hat sich allerdings mittlerweile eine neue Dimension der Fußball-Kommerzialisierung in der Bundesliga etabliert. In einem Flyer der “Südkurve Köln” zum ersten Bundesliga-Heimspiel gegen Leipzig im September 2016 heißt es: “Es wurde also ein Fußballverein gegründet, dessen primärer Zweck nicht der Spielbetrieb, sondern die Werbung für eine eigene Marke ist. Dies bedeutet eine Zäsur im deutschen Fußball, denn jede Fußballmannschaft hatte bisher zunächst den vorrangigen Zweck, Fußball zu spielen”. Durch den Sponsor werde dieses Prinzip umgekehrt.
Die Ultragruppen des 1. FC Köln bleiben dem Auswärtsspiel in Leipzig auch in diesem Jahr fern, wie in dieser Mitteilung nachzulesen ist. Und auch wir bei effzeh.com haben in der Vergangenheit Kritik an diesem Konstrukt geübt – in einem Interview mit einem Kinderarzt unterstrichen wir, dass Energy-Drinks ein erhebliches Gesundheitsrisiko bergen Zudem haben wir erklärt, wie der kometenhafte Aufstieg des Konstrukts überhaupt möglich war – und wer dabei auf der Strecke blieb. Das erste Auswärtsspiel des FC gegen den genannten Gegner haben wir dann ebenfalls boykottiert und über das Spiel der Kölner U21 in der Regionalliga West gegen Wattenscheid berichtet. Ironischerweise hat die SG Wattenscheid 09 im Oktober ihre Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet – weil keine Sponsoren gefunden werden konnten.
Wir sind nach wie vor gegen die Turbo-Kommerzialisierung im Fußball. Wir sprechen uns dagegen aus, dass Unternehmen oder Staaten massiv in einen Fußballverein investieren und die Stimmmehrheit haben. Konstrukte wie Paris Saint-Germain, Manchester City oder eben RB Leipzig sind unserer Meinung nach kranke Auswüchse des modernen Fußballs.
Trotzdem werden wir am Samstag mit einem Reporter vor Ort sein. Wir sind immer noch froh, uns mit einem Verein zu beschäftigen, der uns in den letzten Jahren nicht immer glücklich gemacht hat, um es mal positiv zu formulieren. Der 1. FC Köln hat eine demokratische Satzung, die Mitglieder haben Mitspracherecht, das ist erstmal eine gute Sache. Jedes Mitglied kann auf Entscheidungen in diesem Verein einwirken. Das gilt unabhängig von der aktuellen Situation als absolutes Faustpfand gegenüber Konstrukten wie dem aus Leipzig. Darauf können sowohl der 1. FC Köln als auch seine Fans stolz sein. Und wenn es am Ende so ist, dass man trotz oder gerade wegen dieser Tatsache absteigt, dann ist das so. Lieber in Liga zwei mit demokratischen Strukturen als mit einem alleinherrschenden Geldgeber in der Champions League.