Vor dem Aufeinandertreffen zwischen dem HSV und dem 1. FC Köln am Montagabend lud der Pay-TV-Sender “sky” am Sonntagabend zwei bedeutende Funktionäre beider Vereine ein. Zu Gast bei der Fußball-Talksendung “Sky90” waren am Abend Bernd Hoffmann, Vorstandsvorsitzender beim HSV, und Armin Veh, seines Zeichens Geschäftsführer Sport beim 1. FC Köln. Das direkte Duell zwischen den beiden Aufstiegsfavoriten bewegt anscheinend auch die Programmplaner beim Pay-TV-Sender, zwischenzeitlich wurde es sogar als mögliches Champions-League-Duell in ein paar Jahren bezeichnet. Aktuell ist man so weit allerdings noch nicht, am Montagabend geht es erst einmal um drei Punkte in der zweiten Liga. Dass es eigentlich ein Bundesliga-Duell sei, war für die Moderation der Sendung eigentlich auch klar.
Armin Veh sagte dazu: “Es wäre mir lieber, wenn es ein Spiel in der Bundesliga wäre. Beide Mannschaften sind Favoriten in der Liga für den Aufstieg, den Anspruch muss man haben. Morgen gibt es nicht unbedingt einen Favoriten.” Sein Gegenüber Hoffmann ergänzte: “Es sind nur drei Punkte zu vergeben, es ist aber auch eine wichtige Standortbestimmung nach einem Drittel der Saison. Es geht auch um viel Prestige.” Diskutiert wurde im Anschluss die Heimbilanz beider Mannschaften und die kurze Zeit, in der Hannes Wolf erst beim Hamburger Sportverein wirke – alles Indizien dafür, dass morgen der effzeh der leichte Favorit sein könnte, so zumindest die geladenen Experten.
Armin Veh über den Druck bei Heimspielen
Danach ging es auch um die Frage, warum sich beide Teams aktuell in der zweiten Liga so schwertun würden – Armin Veh gab zu bedenken: “Es gibt mehrere Faktoren. Es ist kein Zufall, dass wir beide zuhause Schwierigkeiten haben. Ich möchte nicht von Wahninns-Druck sprechen, es ist nur Fußball – aber die Erwartungshaltung ist da und da hat der Gegner dann einen psychologischen Vorteil. Wenn der Gegner nach Köln kommt, ist es eigentlich normal, dass er das Spiel nicht gewinnt.”
“Wir müssen davon wegkommen, uns den Druck selbst zu machen.”
Der ehemalige Trainer ergänzt: “Es ist bezeichnend, dass wir in den ersten 15 Minuten in allen Heimspielen Probleme hatten. Das hat mit der Psyche zu tun, man möchte was Tolles anbieten, das Spiel gewinnen und gut spielen. Der Gegner hat nichts zu verlieren, dann kommt der erste Fehlpass und dann geht es los.” Durch die hohe Erwartungshaltung komme Unruhe herein, wenn die sportlichen Leistungen nicht passen – Veh sagt jedoch auch: “Wir haben fantastische Zuschauer, die uns bis aufs Letzte unterstützen, aber da hört man dann eben ein leichtes Grummeln. Wir müssen davon wegkommen, uns den Druck selbst zu machen. Der ist eh schon da. Wir dürfen nicht drüber reden, was für ein Druck da ist. Wir müssen lockerer werden, was das angeht. Nur mit Auswärtssiegen wird man eben nicht aufsteigen.”
Veh über Anfang: “Ein riesengroßes Talent”
Über seinen Trainer Markus Anfang äußerte sich Veh wie folgt: “Ich bin von meinem Trainerteam total überzeugt. Sie arbeiten unheimlich akribisch, Markus will auch die Meinungen seiner Co-Trainer hören. Ich habe das Trainer-Dasein abgeschlossen und daher ist es einfacher, weil wir uns auf einer Ebene unterhalten können, die nicht viele erreichen. Am Ende ist es immer der Trainer, der entscheidet.” Er selbst wolle Anfang nichts vorgeben, weil er das selbst als Trainer auch nie gewollt hätte. “Ich bin überzeugt, dass er ein riesengroßes Talent ist.” Mit der größeren Wucht des Klubs in Köln werde Anfang auch klarkommen und daraus lernen, nachdem die Herangehensweise in Kiel ja eine deutliche andere war.
“Das Stadionerlebnis ist zu 98 Prozent sicher, das Problem wird auch überhöht.”
Eines der weiteren Themen war der Einsatz von Pyro-Technik von Fans des HSV beim Pokalspiel in Wiesbaden. Armin Veh kommentierte: “Wir unternehmen alles, damit solche Dinge nicht vorkommen. Die Frage ist, wie man dann bestraft, wenn so etwas passiert. Ich bin nicht für Kollektivstrafen. Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn ich sage, ich liebe meinen Klub, dann darf ich ihm nicht gleichzeitig schaden. Wir versuchen alles, bringen noch mehr Ordner rein, aber den Rest muss der Rechtsstaat regeln.”
Dass eventuell reine Sitzplatzstadien eine Lösung wären, verneinte Veh mit deutlichen Worten: “Man kann nicht alles wegnehmen. Wir leben auch davon, dass wir Tradition haben und das gehört bei uns eben auch dazu. Wir müssen versuchen, das in den Griff zu bekommen und einen Dialog zu haben. Das Stadionerlebnis ist zu 98 Prozent sicher, das Problem wird auch überhöht.”