Die Bilanz von 14 Gegentoren in neun Spielen kann für einen Torwart wie Timo Horn nicht zufriedenstellend sein. Der ambitionierte ehemalige U21-Nationaltorwart, der seine Leistungsentwicklung noch nicht als abgeschlossen sieht, musste sich seit Beginn der Arbeit mit Trainer Markus Anfang auch ein wenig umstellen – seine Aufgabe im Spielaufbau sieht vor, dass er vermehrt versuchen soll, zielgerichtet und punktgenau seine Mitspieler zu suchen. Im Exklusiv-Interview mit der Homepage der Bundesliga sagte Timo Horn dazu: “Der Trainer möchte einen Torwart sehen, der mitspielen kann und in die Spieleröffnung eingebunden wird. Das bedeutet, dass ich ein Stück weit offensiver agiere und auch höher stehe als es bisher der Fall war. Ziel ist es, sowohl lange Bälle zu vermeiden und stattdessen meine Mitspieler gezielt anzuspielen, als auch den einen oder anderen Steilpass des Gegners abzufangen”.
Dies war, objektiv betrachtet, bisweilen durchaus eine Herausforderung – aber nicht die einzige für alle effzeh-Spieler. Horn arbeitet dabei mit dem Torwarttrainer Andreas Menger zusammen, der “teilweise ganz anders” als seine Vorgänger arbeiten würde. “Er lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen, so dass es im Trainingsalltag nie langweilig wird. Gemeinsam versuchen wir immer noch ein paar Prozent-Punkte mehr rauszuholen, etwa durch Gyrotonic. Das ist ein Beweglichkeitstraining, das ich einmal die Woche zusätzlich in der Stadt absolviere”, erläutert Horn.
Timo Horns Ziel: Nach Aufstieg in der Bundesliga angreifen
Nach dem Ziel Wiederaufstieg hofft Horn, in der Bundesliga noch einmal richtig angreifen zu können – doch dafür müsste erstmal der Aufstieg geschafft werden. Zwar ist der Tabellenplatz momentan in Ordnung, die Entwicklung der Mannschaft ist allerdings noch längst nicht abgeschlossen. Angesprochen auf die mangelnde Zufriedenheit nach dem Duisburg-Spiel sagte Horn: “Nach der englischen Woche mit der optimalen Ausbeute von neun Punkten hat wohl jeder damit gerechnet, dass wir auch den MSV schlagen. Wenn man aber einen Tag erwischt, an dem einem die Dinge, die sonst selbstverständlich sind, nicht so leicht von der Hand gehen, kann man ein solches Spiel auch mal verlieren. Andererseits ist nicht allzu viel passiert, wir sind weiterhin Tabellenführer. Trotzdem sind wir uns darüber im Klaren, dass wir mit solchen Leistungen nicht dauerhaft oben bestehen.”
Ich bin hier, in dieser Stadt, tief verwurzelt, und ich hänge ganz extrem am FC.
Ein Thema in der Folge war auch der Unterschied zwischen den Leistungen in den Heim- und Auswärtsspielen – warum der effzeh sich so schwer tue, beantwortete Horn ebenfalls: “Die Mannschaften, die hierherkommen, versuchen in erster Linie defensiv gut zu stehen, um dann vielleicht über einen Konter zum Erfolg zu kommen. Wir selbst machen uns vielleicht noch zu großen Druck, weil jeder erwartet, dass wir ein Spiel, wie gegen Duisburg, klar dominieren und auch mal 3:0 gewinnen. Damit zurechtzukommen, das ist wahrscheinlich die größte Herausforderung. Eher eine Kopfsache also und weniger eine Frage der Taktik.” Er ergänzte, dass es ein kontrollierteres Auftreten und ein anderes Selbstverständnis brauche.
Enge Verbindung zu Stadt und Verein
Die notwendige Balance zwischen Defensive und Offensive ist natürlich auch ein Thema, das Horn beschäftigt – nach vorne schaffe man es immer wieder, sich Torchancen zu kreieren, die Fehleranfälligkeit im Abwehrverhalten gab jedoch bisweilen schon zu denken. Dazu Timo Horn: “Es ist ja nicht so, dass der Trainer fordert ‘Alles nach vorne, offensiver Fußball ist alles’. Auch er will natürlich gutes Spiel gegen den Ball und gutes Verteidigen sehen. In zwei, drei Spielen, etwa gegen Sandhausen, ist es uns auch gelungen, diese Balance zu finden. Aber wir hatten andererseits eben auch Partien, wie gegen Duisburg oder Paderborn, in denen es wild hin und her gegangen ist. Das ist ein Prozess, der Trainer betont das immer wieder, in dem wir uns noch finden müssen.”
Dass er allerdings überhaupt noch beim effzeh spiele, verdanke er seine Verbindung zu Stadt und Verein, wie er bekennt: “Ich bin hier, in dieser Stadt, tief verwurzelt, und ich hänge ganz extrem am FC. Nicht nur, weil ich heute hier Spieler bin, sondern weil ich schon immer auch großer Fan dieses Vereins bin. Und das wird immer so bleiben, selbst dann, wenn ich irgendwann einmal eine Zeitlang woanders spielen sollte. Hier und jetzt aber fühlt es sich hundertprozentig richtig an, dass ich geblieben bin.”