Wie geht es dem deutschen Fußball? Und wo möchte er in einigen Jahren stehen? Diese beiden Fragen beschäftigen die Fußballinteressierten in diesem Land schon länger. Großer Verdruss bei den Fans, die Studie des “FC PlayFair” und dazu die lautstarken und deutlichen Proteste der Fanszenen – der Unmut über die wachsende Entfremdung zwischen den Liebhaber:innen des Volkssports und denjenigen Menschen, die ihn “managen”, wird immer größer. Es gibt jedoch auch Standorte im Profifußball, an denen man sich nachhaltig für eine bessere, fan- und sozialverträglichere Form des Fußballs einsetzt. Dazu gehört zum Beispiel Union Berlin, dessen Präsidium vor kurzem den 35 anderen in der DFL organisierten Vereinen einen Vorschlag für eine Strukturreform zukommen lassen hat. Bereits Anfang September hatte die DFL selbst einen Vorschlag für eine Neustrukturierung vorgelegt.
Als zentrale Symptome der Fußballkrise werden in diesem Vorschlag eingangs “fehlende Konkurrenz beim wichtigsten nationalen Wettbewerb, der Deutschen Meisterschaft”, “frühzeitiges Scheitern der Bundesliga-Vertreter in den europäischen Clubwettbewerben” und eine “zunehmende Entfremdung zwischen wichtigen Interessensgruppen” genannt. Daraus wird geschlossen, dass der Fußball “an einem Scheideweg” stehe – die Wachstumspotenziale seien auf die gesellschaftliche Relevanz und hohe Sympathiewerte zurückzuführen. Gleichzeitig ist die wachsende Distanz zu den Menschen, die den Profifußball ausmachen, deutlich feststellbar.
Es gibt mittlerweile nur noch einen wirtschaftlichen Wettbewerb
Weiter heißt es in der Anamnese über den Zustand des Fußballs in Deutschland: “Öffentliche Erwartungshaltungen, riesige wirtschaftliche Unterschiede zwischen den nationalen Profivereinen und unbeschreiblich hohe Geldflüsse unter den Teilnehmern europäischer Wettbewerbe lassen Vereinsführungen erhebliche wirtschaftliche Risiken eingehen, die Vereine in ihrer Existenz gefährden und verständnislose Menschen zurücklassen. Der sportliche Wettbewerb ist vor allem ein wirtschaftlicher geworden. Eine geringe Zahl von Klubs ist uneinholbar enteilt.”
In der Folge werden danach mehrere Thesen präsentiert, die durch Maßnahmenpakete ergänzt werden. Beispielhaft sollen laut dem Präsidium des 1. FC Union Berlin auch die Drittligisten in der DFL organisiert sein, damit einher soll eine Aufstockung der Profiligen auf jeweils 20 teilnehmende Mannschaften gehen. Meister sollen direkt aufsteigen dürfen, eine Gehaltsobergrenze für Profifußballer soll es ebenfalls geben. Die genauen Inhalte des Vorschlags zur Strukturreform lassen sich hier nachlesen.
Der Brief des Union-Präsidiums (vertreten durch Dirk Zingler und Oskar Kosche) schließt damit, dass der “Zeitpunkt für grundlegende Veränderungen günstig” sei. Nun bedürfe es einer weiteren Diskussion der Inhalte, weswegen der von DFL-Vertretern vorgelegte Diskussionsbeitrag am 12. Oktober nicht zur Abstimmung gestellt werden soll. Vielmehr soll der Berliner Impuls besprochen und daraus organisatorisch sinnvolle Veränderungen abgeleitet werden.