Jahrzehntelang hatte Dieter Müllers Bestmarke Bestand. Die FC-Legende erzielte in drei aufeinanderfolgenden Pflichtspielen acht Tore. Sie blieb bestehen, trotz Lukas Podolski, Milivoje Novakovic oder Anthony Modeste. Bis zum Spiel gegen den FC St. Pauli am vergangenen Sonntag. Da erzielte FC-Stürmer Simon Terodde seine Treffer acht und neun im dritten Pflichtspiel hintereinander. Müllers Rekord war eingestellt.
Natürlich erzielte Müller Erstligatore und Terodde traf viermal gegen einen Amateurverein. Trotzdem ist der 30-Jährige derzeit in Köln der Mann der Stunde. Schon nachdem er in der Winterpause aus Stuttgart kam erzielte er in einer Rückrundenmannschaft mit sicherer Zweitligaperspektive respektable fünf Tore. Zuvor war er in Stuttgart für Mario Gomez ausgemustert worden – dabei hatte er den VfB in der Vorsaison noch mit 25 Treffern in die erste Liga zurückgeschossen. Es ist nicht unrealistisch, dass er diese Marke erneut erreichen wird. Damit würde er dann auf Platz 2 der ewigen Bestenliste der Zweitligatorjäger vorrücken.
Stammplatz gesichert, Ansprüche untermauert
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Teroddes beeindruckende Auftritte während der letzten Wochen haben die Diskussion darüber, ob Jhon Cordoba oder er starten solle, beendet. Für Cordoba ist aktuell kein Platz. Zu stark sind die Präsenz, Verlässlichkeit und Torgefahr des Winterneuzugangs. Er bietet der Mannschaft im Offensivspiel einen Fixpunkt, den sie zuvor nicht hatte. Seine bekannten Schwächen, wie etwa die Ballverarbeitung oder das Passspiel, schlagen in der zweiten Liga nicht so zu Buche wie im Oberhaus.
“Für die Tore bin ich zuständig”
Der Stürmer, der in der Vorwoche den ersten Dreierpack für die Kölner seit Lukas Podolski 2005 erzielte, äußerte sich nach dem Sieg in Hamburg in erster Linie pflichtbewusst: „Für die Tore bin ich zuständig, das ist meine Aufgabe als Stürmer. Deswegen habe ich auch das Selbstvertrauen, die Elfmeter zu schießen“, so der 30-jährige, nachdem er auf die Szene mit Serhou Guirassy vor dem Elfmeter angesprochen wurde. Bei “Sky” sprach er von einem der “schönsten Siege” und hob die mentale Stärke der Mannschaft hervor: “Wir haben unsere Linie nicht verloren und auch nach dem 0:2 keine langen Bälle geschlagen. Das zeigt, dass wir relativ gefestigt sind.”
Damit sprach der gebürtige Ruhrpottler einen weiteren Faktor an, der aktuell greifbar ist. War es in der Vorsaison noch regelmäßig so, dass die Mannschaft nach einem Gegentor völlig den Faden verlor, zieht sie nun ihr Ding durch und kann auch Rückschläge verarbeiten. Einen 0:2-Rückstand am Millerntor dreht man nicht einfach so. Dazu gehören individuelle Klasse, aber auch Standhaftigkeit und Willensstärke. All das symbolisiert Terodde derzeit.
Die Spieler sind besser aufeinander eingestellt
Obwohl noch Abstimmungsprobleme vorhanden sind und gerade die Defensive große Schwächen zeigt, sind die Spieler besser aufeinander eingestellt. Die Offensive kommt ins Rollen, daran hat Terodde natürlich den größten Anteil. Aber auch Dominick Drexler, Serhou Guirassy, Christian Clemens und vor allem Louis Schaub kamen in Hamburg ins Rollen. Der sehr ansehnliche und spürbar einem Konzept folgende Offensivfußball trägt Früchte in Form von Toren und Punkten. Angesichts der Vita Markus Anfangs kein Wunder: Holstein Kiel stellte mit 71 erzielten Toren die mit Abstand beste Offensive der Liga.
Für einen Torjäger wie Simon Terodde ist die von Markus Anfang gepredigte Spielweise Gold wert, sorgt sie doch dafür, dass er zu genügend Torchancen kommt und er seine erstklassigen Abschlussqualitäten zeigen kann. Auch deshalb steht der 1.FC Köln derzeit auf dem ersten Tabellenplatz. Der Coach hob nach dem Spiel ähnliche Qualitäten der Mannschaft hervor wie sein Topstürmer: “Klar sind wir mit der Ausbeute zufrieden, aber vor allem auch mit dem Prozess. Die Jungs erspielen sich Chancen, machen Tore, kommen nach Rückständen zurück. Das war ein wichtiger Schritt.” Nach der Länderspielpause wird sich zeigen, wie weit der Prozess dann fortgeschritten ist.