Ob in der 2. Liga oder im Europapokal: Auch nach vier Jahren in Köln ist es für Peter Stöger nicht selbstverständlich, dass die Stadt und ihre Bewohner so stark zu ihrem Verein stehen.
Ungefähr vier Jahre ist es her, dass Peter Stöger als neuer effzeh-Trainer vorgestellt wurde – damals war der 1. FC Köln noch in der zweiten Liga unterwegs und man wusste nicht genau, wen man sich da eigentlich ins Boot geholt hatte. Jetzt, im Sommer 2017, fiebert ganz Köln auf die neue Saison und freut sich darauf, international dabei zu sein – immer noch mit Peter Stöger als Trainer.
Der Österreicher hat es geschafft, zusammen mit den anderen Verantwortlichen die Mannschaft des 1. FC Köln auf ein hohes Niveau zu heben: In jedem Jahr wurde die Platzierung in der Tabelle verbessert, was den effzeh jetzt dazu berechtigt, voller Vorfreude auf die Auslosung der Europa League am kommenden Freitag zu schauen. Im Interview mit der offiziellen Homepage der Bundesliga sprach der österreichische effzeh-Erfolgscoach vor dem Start gegen Gladbach über die Erwartungshaltung in der neuen Saison und den Anteil der Fans am jetzigen Erfolg.
Stöger: “Die Menschen in Köln stehen immer zum FC”
Vor zwei Wochen waren etwa 50.000 effzeh-Anhänger bei der Saisoneröffnung – was anderswo außergewöhnlich wäre, ist in Köln absolute Normalität. Für Peter Stöger ist das keine Überraschung, obwohl der 51-Jährige ergänzt: “Das heißt aber nicht, dass es für mich Routine wäre und dass ich diese Begeisterung als selbstverständlich hinnehmen würde. Selbstverständlich ist es wunderbar, dass so viele Menschen so glücklich sind, dass wir in dieser Saison europäisch spielen dürfen. Überrascht bin ich aber heute nicht mehr.”
Dass die Fans dem Verein auch in den schwierigen Zeiten in der zweiten Liga die Treue gehalten haben, ist für den ehemaligen österreichischen Nationalspieler immer noch etwas Besonderes. “Damals habe ich diesen Verein und sein Umfeld wirklich schätzen gelernt”, erinnert sich Stöger an die Spiele vor ausverkauftem Haus in Liga zwei. “Wenn es gut läuft, sind viele gerne bei einem Klub dabei, wenn es aber einmal nicht so gut aussieht, will man anderen Ortes vielleicht nicht ganz so viel damit zu tun haben. Die Menschen in Köln stehen aber immer zum FC und haben damit sehr großen Anteil an unserem jetzigen Erfolg. Das vergesse ich nicht”, stellt Stöger klar.
Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images
Der Erfolg des effzeh bringt aber auch eine neue Erwartungshaltung mit sich, weil es eben vier Jahre nur aufwärts gegangen ist. Stöger schätzt dies realistisch ein: “Damit werden wir möglicherweise leben müssen. Für uns waren die vergangenen beiden Spielzeiten außergewöhnlich. Schon der neunte Platz 2016 war damals die beste Platzierung seit über 20 Jahren.”
Die Menschen in Köln stehen aber immer zum FC und haben damit sehr großen Anteil an unserem jetzigen Erfolg. Das vergesse ich nicht.
Das Saisonziel? “Ein Platz in den Top Ten”
Im vergangenen Mai konnte seine Mannschaft mit dem Sprung auf Rang fünf das Ganze noch toppen – Stöger hingegen bleibt in Hinblick auf die neue Saison realistisch. “In den vergangenen zwei Jahren haben wir Platzierungen erreicht, die zuvor ein Vierteljahrhundert lang nicht möglich waren. Da kann der Anspruch einerseits der sein, dass man solche Leistungen weiterhin erwartet – oder man akzeptiert andererseits, dass es in Zukunft auch wieder einmal schwieriger werden kann.”
Eine Platzierung unter den ersten Zehn erscheint dementsprechend als “realistische Zielsetzung”, wie Stöger gegenüber bundesliga.de betont: “Unsere Einschätzung ist, dass eine Top-Ten-Platzierung – das wäre das dritte Mal in Folge – außergewöhnlich gut wäre. Wir halten das für eine realistische Zielsetzung, selbst wenn manch einer das anders sehen mag. Das ist aber nicht tragisch. Denn wenn die Zielsetzung Top-Ten-Platz schon als Tiefstapelei empfunden wird, sagt das auch eine Menge darüber aus, was hier in den vergangenen Jahren erreicht wurde.”
Ich sehe kein Motivationsproblem in Bezug auf die Attraktivität der jeweiligen Gegner. Würde man am Donnerstag zum Beispiel im österreichischen Altach vor 15.000 Zuschauern spielen, warum sollte man am darauffolgenden Sonntag in Köln vor 50.000 Zuschauern weniger motiviert sein?!
Größte Herausforderung im kommenden Spieljahr dürfte es sein, sich mental auf die Doppelbelastung einzustellen. Der effzeh-Coach gibt sich zuversichtlich, dies zu meistern: “Das mag für die Spieler des FC Bayern München alltäglich sein, bei uns aber ist das für den einen oder anderen neu. Allerdings sehe ich kein Motivationsproblem in Bezug auf die Attraktivität der jeweiligen Gegner. Würde man am Donnerstag zum Beispiel im österreichischen Altach vor 15.000 Zuschauern spielen, warum sollte man am darauffolgenden Sonntag in Köln vor 50.000 Zuschauern weniger motiviert sein?!”