Das Sportmagazin Kicker veröffentlicht in der Donnerstagsausgabe ein langes Interview mit effzeh-Trainer Peter Stöger. Redakteur Frank Lußem gelingt es dem Kölner Cheftrainer Antworten zu entlocken, die einen Einblick in das Gefühlsleben des Erfolgstrainers geben. Wir fassen zusammen und schätzen die Aussagen ein.
Richtig spannend wird es, wenn der Kicker Peter Stöger darauf anspricht, dass dieser zum Ende der vergangenen Saison von einem “Gefühl der Leere” gesprochen habe. Der 1.FC Köln nach 25 Jahren zurück im Europapokal. International. Platz 5 in der Fußball-Bundesliga. Vor Gladbach. Vor Leverkusen. Die Nummer Eins am Rhein. Und der Trainer fühlt sich leer? Was war da los, Peter Stöger?
Man kann aus der Antwort die ruhige Tonlage des Wieners heraushören. Peter Stöger hat nach dem größten Erfolg des effzeh seit Jahrzehnten in sich selbst hineingehört. Seine Analyse spricht Bände: “Die halbe Saison wird über den Europacup diskutiert, also über etwas, das weit über unserer Zielsetzung lag. Und plötzlich, als wir eine schwächere Phase hatten, wurde darüber gesprochen, dass wir drohen, etwas zu verpassen, dass wir etwas liegen lassen. Das war ein bisschen speziell, der Druck war gefühlt sehr groß.”
Stöger: “Wäre dann alles wahnsinnig schlecht gewesen?”
Peter Stöger ist ein Mensch, möchte man fast erleichtert ausrufen. Der Kölner Coach lässt sich sonst von nichts aus der Ruhe bringen, reagiert auf die kölsche Medienlandschaft seit Tag 1 mit Humor und Gelassenheit. Druck? Schien er bislang nicht wirklich zu kennen. Nun hat es auch den Ruhepol dieser Mannschaft erwischt. Weil der Druck im letzten Jahr anders war. Durch die außergewöhnlichen Leistungen seines Teams und die daraus folgende Platzierung in der Tabelle stieg die Erwartungshaltung. Bei den Fans, den Journalisten, im Verein und auch in der Mannschaft. “Wir hätten am letzten Spieltag plötzlich Achter sein können. Wäre dann alles wahnsinnig schlecht gewesen? Oder ist andersrum alles so wahnsinnig erfolgreich, weil wir Fünfter wurden? Kann man die Arbeit einer langen Saison am Ergebnis eines Spiels messen?”
Foto: Jan Hetfleisch/Bongarts/Getty Images
Der Kölner Trainer ist so erfolgreich, weil er langfristig denkt, nachhaltig arbeitet und immer Luft nach oben sieht. Ihn stört, dass es dann im Endeffekt dieses eine Spiel sein kann, dass die sportlich herausragende Entwicklung seiner Mannschaft nach außen hin nicht so strahlend erscheinen lassen kann, dass es sogar enttäuschte Stimmen hätte geben können. Dabei unterschätzt Stöger die Kölsch Fanseele ein wenig. Selbstverständlich wäre den aller meisten Fans klar gewesen, dass auch Rang 8 eine starke Saison gewesen wäre. Aber wir haben Sehnsucht. Wir hätten also wieder gelitten, wenn diese Sehnsucht, deren Erfüllung plötzlich so nah schien, nicht erfüllt worden wäre. Ist aber alles Konjunktiv. Weil diese von Peter Störer dirigierte Mannschaft einmal mehr über sich hinausgewachsen ist und Europa klar gemacht hat. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
Kein Gefühl der Abnutzung
Stöger hat sich und sein Gefühl zum Ende der vergangenen Spielzeit analysiert und sprüht jetzt wieder vor Tatendrang. “Ich fühle weder ein Gefühl der Abnutzung, noch, dass es schon die fünfte gemeinsame Saison ist. Es ist alles wahnsinnig schnell gegangen.”
Nicht so schnell verlief das Transfertheater um Anthony Modeste und man merkt Stöger an, dass er froh ist, dass die Posse ein Ende hatte. Im Gespräch mit dem Kicker wird deutlich, dass Jhon Cordoba der Kronprinz sein soll, der mögliche Nachfolger von Modeste. “Ich glaube, dass er sehr gut im Abschluss sein wird, wenn er die Möglichkeiten bekommt”, verrät der Cheftrainer und gibt damit zu verstehen, dass Cordoba in Köln mehr Chancen als in Mainz bekommen soll, Tore zu schießen. Dann könnte der Kolumbianer auch mehr Tore machen, als die Fünf, die für ihn in Rheinhessen zu Buche standen.
Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images
Zum Ende hin wird Stöger gefragt, ob er denn nun der Star sei beim 1.FC Köln, nachdem Tony Modeste den Verein in Richtung China verlassen hat. Seine Antwort lässt den Autor dieses kurzen Textes begeistert zurück. “Nein. Das ist Jonas Hector, unser deutscher Nationalspieler. Der ist ein Star – und will keiner sein.” Wenn der Hauptverantwortliche eines Vereins, der in dieser Saison in der Europa League startet, einen Spieler wie Jonas Hector so heraushebt und zum Star erklärt und Jonas Hector, die Antithese bleibt, die er ist, dann ist und bleibt diese Mannschaft des 1.FC Köln außergewöhnlich. Extraordinaire.
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