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Saisonvorschau der U21 des 1. FC Köln: Ein Mammutprogramm vor der Brust

Abkühlung tut not! Foto: imago/images/Eibner

Nein, eine mangelnde Durchlässigkeit zwischen Nachwuchsabteilung und Profibereich kann man dem 1. FC Köln in diesem Jahr wahrlich nicht vorwerfen. Besonders die U19, aber auch Mark Zimmermanns U21 sorgen für personellen Nachschub für Markus Gisdol. So nahmen unlängst Justin Petermann, Florian Dietz und Georg Strauch wiederholt an den Übungseinheiten der Profis teil. Ähnelt der Austausch augenblicklich eher einer Einbahnstraße U21 in Richtung Profis, so wird sich das im Laufe der Saison vermutlich in einen beiderseitigen Prozess verändern. Es steht zu erwarten, dass die junge Garde um Robert Voloder, Tim Lemperle und Jan Thielmann die Regionalliga-Reserve des 1. FC Köln in dem ein oder anderen Spiel verstärken wird.

Eine gute letzte Saison, doch keine ungetrübte Freude

Der Blick auf die abgelaufene Saison der U21 des 1. FC Köln fällt zunächst einmal positiv aus. Mark Zimmermann ist es gelungen, aus dem Abstiegskandidaten der vergangenen Spielzeiten eine Mannschaft zu formen, die sich in der oberen Tabellenhälfte der Regionalliga West wohlfühlte und die Saison auf einem sehr guten fünften Tabellenplatz beendete. Dabei ließ man nur 29 Tore zu (7. Platz) und erzielte selber 39 Tore (8. Platz).

Und doch trübt auch hier die Corona-Krise die gute Bilanz, endete die Saison doch schon nach 29 anstatt nach 38 Spieltagen. Die Verantwortlichen und auch die Spieler hätten sich gewiss ein reguläres Ende der Spielzeit gewünscht. Und auch finanziell bekommt die U21 die Auswirkungen der Pandemie zu spüren. Die fehlenden Zuschauereinnahmen des üblicherweise ausverkauften Müngersdorfer Stadions haben dazu geführt, dass in der Clubkasse Schmalhans Küchenmeister ist. Das Geld ist knapp. So knapp, dass an allen Ecken und Enden gespart werden muss, auch bei der U21.

Die Zugänge

So verwundert es nicht, dass unter den insgesamt neun neuen Spieler im Kader der U21 sich lediglich zwei externe Neuzugänge befinden. Torwart Matthias Köbbing kommt vom Südwest-Regionalligisten FC Homburg 08, bei dem er in der vergangenen Saison aber lediglich im Pokal zum Einsatz kam. Der 23 Jahre alte Keeper soll mit seiner Erfahrung das blutjunge Torhüterteam der Kölner bereichern und außerdem das Torhütertraining der U16 des Vereins übernehmen.

U21-Neuzugang Florian Dietz | Foto: imago images/Eibner

Der zweite externe Neuzugang, Florian Dietz, wurde für ein Jahr vom Drittligisten SpVgg Unterhaching ausgeliehen, wo der großgewachsene Mittelstürmer in erster Linie als Einwechselspieler zum Zuge kam, dabei aber kein Tor erzielen konnte. Trainer Mark Zimmermann kennt und schätzt ihn aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Carl Zeiss Jena. Dort wie auch bei Werder Bremen II hat er seine Torgefährlichkeit bereits nachgewiesen. Auf der vereinseigenen Homepage schätzt ihn NLZ-Leiter Steffen Heidrich so ein: „Einen Spielertypen wie Florian haben wir noch nicht in unserer U21. Er bringt körperliche Präsenz und ein gutes Kopfballspiel mit und ist ein mitspielender Stürmer.“

Ergänzt werden Köbbing und Dietz durch sieben Spieler aus der starken U19 des FC, die in der abgelaufenen Saison Westdeutscher Meister geworden war. Torwart Daniel Adamczyk zählt ebenso dazu wie die defensiven Außenbahnspieler Erkan Akalp und Georg Strauch, die Innenverteidiger Sava-Arangel Cestic und Elias Oubella, Mittelfeldspieler Mathias Olesen und Stürmer Jae-hwan Hwang.

Den Kader nicht verstärken wird Joao Queiros. Der 2017 für drei Millionen Euro vom SC Braga verpflichtete Innenverteidiger ist nach einer erneuten Leihe, diesmal beim niederländischen Ehrendivisionär Willem II Tilburg, ans Geißbockheim zurückgekehrt. Er zeigte sich jedoch in einer derart desolaten körperlichen Verfassung, dass er aus dem Training der U21 herausgenommen werden musste und wohl keine personelle Alternative darstellen wird.

Die Abgänge

Sieben Spieler haben die U21 verlassen. Rechtsverteidiger Marvin Rittmüller (1. FC Heidenheim) und Mittelstürmer Kaan Caliskaner (Jahn Regensburg) zog es in die 2. Bundesliga. Rechtsverteidiger Tyson Richter (Dynamo Berlin) wechselte ebenso in die Regionalliga Nordost wie Stürmer Gabriel Boakye (Lok Leipzig). Innenverteidiger Leon Schneider wurde für ein Jahr zum Drittligisten KFC Uerdingen ausgeliehen, während Mittelfeldspieler Leon Augusto die weite Reise nach Finnland nicht scheute und in der neuen Saison bei PEPO Lappeenranta (3. Liga) auflaufen wird. Torhüter Brady Scott schließlich gab dem Werben des US-amerikanischen MLS-Clubs Nashville SC nach, der ihn prompt in seine kalifornische Heimat an den Sacramento FC auslieh.

Verlässt die U21 des 1. FC Köln Richtung Heidenheim: Marvin Rittmüller | Foto: imago images/Dünhölter SportPresseFoto

Der Kader

Das Aufgebot der U21 für die Saison 2020/21 umfasst 22 Spieler. Für die Defensive stehen neben den Torhütern Köbbing, Roloff und Adamczyk vier Innenverteidiger (Laux, Henning, Voloder und Cestic) zur Verfügung, allerdings nur ein nomineller Außenbahnspieler für die defensive rechte (Höffler) und linke Seite (Akalp). Die Besetzung des Mittelfelds scheint recht ausgewogen zu sein, vier eher defensiven Spielern (Strauch, Sechelmann, Schlax und Nottbeck) stehen drei eher offensive gegenüber (Olesen, Petermann und Klump). Gleiches gilt für die Offensive, die mit mit je drei Außenbahnspielern (Gawrilu, Geimer und Jae-hwan Hwang) und zentralen Stürmern  (Musculus, Dietz und Schmitt) bestückt ist.

Auf der nächsten Seite: Gute Ergebnisse in den Testspielen, aber einige Verletzungssorgen

Der Trainer

Mark Zimmermann und seinem Co-Trainer, Thomas Klausen, ist es in der abgelaufenen Saison gelungen, die U21 des 1. FC Köln zu stabilisieren. Aus einer Vielzahl von jungen Talenten und einigen älteren Spielern formten sie eine echte Einheit, die zumeist kompakt stand, in der Regel geringe Abstände zwischen den Ketten einhielt und eigentlich immer unangenehm zu bespielen war. Es bleibt zu hoffen, dass ihm dies auch in der Mammutsaison 2020/21 gelingt, in der mit 40 (!!) Spielen an insgesamt 42 Spieltagen (jede Mannschaft ist zweimal spielfrei) ein regelrechter Spiele-Marathon auf sein Team wartet. Geschickte Belastungssteuerung und eine glückliche Hand bei der gewiss bisweilen unumgänglichen Rotation werden unerlässlich sein.

Die Vorbereitung

Die U21 startete am 22. Juli in ihre Vorbereitung, die sie zu sechs Testspielen nutzte. Darunter waren zwei Spiele gegen Teams aus der 3. Liga. Von Viktoria Köln trennten sich die jungen “Geißböcke” 1:1, vom SC Verl 2:2. Siege gelangen gegen die Oberligisten FV Engers (6:0), Wesseling-Urfeld (2:0) und RSV Meinerzhagen (3:0). 2:2 endete schließlich die Begegnung gegen den Südwest-Regionalligisten FC Bayern Alzenau.

Jae-hwan Hwang im Spiel bei Bayern Alzenau                                                       Foto: imago images/Eibner

Von den eingesetzten Offensivkräften zeigte sich Vincent Geimer besonders torhungrig, zeichnete er doch für sechs der insgesamt 16 erzielten Treffer verantwortlich. Auch Urgestein Marius Laux konnte unter Beweis stellen, warum der FC ein weiteres Jahr mit ihm verlängert hatte. Lautstark und energisch die Defensive dirigierend fand er trotzdem immer wieder die Zeit zu druckvollen Vorstößen in Richtung des gegnerischen Strafraums.

Auch Justin Petermann und Georg Strauch wussten zu gefallen, was mit der wiederholten Teilnahme am Training der Profis belohnt wurde. Mathias Olesen beeindruckte die Verantwortlichen des luxemburgischen Fußballverbands so sehr, dass der 19 Jahre alten Mittelfeldspieler vor seinem Debüt in der A-Nationalelf steht. Stürmer Jae-hwan Hwang schließlich hat offensichtlich an seiner Zweikampfhärte und Robustheit gearbeitet und wusste als schneller, wendiger Flügelstürmer zu gefallen.

Die Verletzten

Leider wurden die zumeist guten Leistungen in den Testspielen getrübt durch eine Reihe von Verletzungen. Ganz besonders schlimm erwischte es Oliver Issa Schmitt, der sich im Testspiel bei Viktoria Köln eine Knochenfraktur im Knie und eine Kapselverletzung in der Schulter zuzog. Seine Ausfallzeit wird sich eher in Monaten als in Wochen bemessen lassen. Dies ist umso ärgerlicher, als Schmitt sich als Sturmspitze in sehr guter Frühform präsentierte.

Auch Vincent Geimer wird wohl vorerst mit einer Sprunggelenksverletzung ausfallen. Die beiden defensiven Außenbahnspieler, Philipp Höffler und Erkan Akalp, quälten sich ebenfalls mit Verletzungen durch die Vorbereitung. Ihr Einsatz im ersten Saisonspiel gegen die Zwote des BVB ist fraglich. Torwart Daniel Adamczyk laboriert noch an den Nachwirkungen einer Meniskusoperation und wird voraussichtlich erst im Oktober zur Verfügung stehen.

Trainer Mark Zimmermann | Foto: imago images/Eibner

Das erste Spiel

Da die U21 des 1. FC Köln am ersten Spieltag der Regionalliga West spielfrei war, greift sie erst am kommenden Samstag in den Ligabetrieb ein. Um 14 Uhr muss Mark Zimmermanns Team bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund antreten. Die Westfalen setzten in ihrer Vorbereitung ein Ausrufezeichen, als sie die gewiss nicht schwache Zweitvertretung des VfL Wolfsburg mit 9:1 schlugen. In ihrem ersten Ligaspiel taten sie sich allerdings am vergangenen Wochenende sehr schwer, um auf dem Aachener Tivoli mit 1:0 gegen die Alemannia zu gewinnen. Den Sieg hatten sie einem Geistesblitz von Mittelstürmer Steffen Tigges und der überragenden Leistung ihres neuverpflichteten Torhüters Stefan Drljača zu verdanken. Der erklärte Aufstiegsfavorit wankte, aber er fiel nicht. Trotzdem: Keine leichte Aufgabe, soviel ist sicher.

Der Ausblick

Ein Abenteuer mit vielen Fragezeichen droht sie zu werden, die Saison 2020/21 in der Regionalliga West. Wie wird die Corona-Krise den Spielplan beeinflussen? Schon musste die Begegnung der Oberhausener beim FC Wegberg-Beeck wegen eines Corona-Falls im Umfeld der Elf aus dem Ruhrpott verschoben werden, weitere Partien könnten in den nächsten Wochen folgen. Die schon jetzt beträchtliche Zahl an englischen Wochen (bisher sechs) würde sich dadurch noch einmal erhöhen. Genau wie die hohe Anzahl an Spielen würde dies in einer verstärkten Belastung der Spieler resultieren. Vereine mit einem großen Kader wären hier besser aufgestellt als andere.

Die U21 des 1. FC Köln geht mit einem überschaubaren Kader mit vielen jungen Spielern in die neue Spielzeit. Fallen dann auch noch Leistungsträger verletzungsbedingt aus wie aktuell Schmitt und Geimer, kann es für Mark Zimmermanns Team eng werden, auch weil nicht weniger als fünf Vereine in dieser Saison absteigen werden. Und vielleicht gerade deshalb zeigt sich der Trainer eher zurückhaltend, als er auf fussball.de über die Zielsetzung für die neue Saison spricht: „Wir wollen an die stabilen, guten Leistungen aus der abgebrochenen Saison anknüpfen und die Jungs auf den nächsten Schritt in ihrer Karriere vorbereiten.“

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