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Spielerportraits

Luca Kilian kommt auf Leihbasis aus Mainz: Unter Baumgart zurück in die Erfolgsspur

Die Bundesliga-Karriere von Luca Kilian kam nach vielversprechendem Start in Paderborn zuletzt in Mainz ins Stocken. Steffen Baumgart soll nun helfen, sie beim 1. FC Köln wieder anzukurbeln, nachdem er einst mitverantwortlich dafür war, dass sie überhaupt ins Rollen kam.

Foto: imago images / Revierfoto

Eine Woche vor Transferschluss hat der 1. FC Köln eine Lücke im Kader geschlossen: Mit Luca Kilian leihen die „Geißböcke“ einen jungen und talentierten Innenverteidiger aus, der bereits in Paderborn unter Trainer Steffen Baumgart gespielt hat und dort den Schritt vom Talent zum Bundesligaprofi gehen konnte. Zuletzt spielte der 21-jährige in Mainz, wo seine Karriere jedoch ins Stocken geraten war. „Wir haben in Paderborn erfolgreich zusammengearbeitet. Ich freue mich, ihn hier zu haben und ihn jetzt beim FC weiterzuentwickeln“, kommentierte Baumgart, heute Trainer bei den „Geißböcken“, auf der vereinseigenen Homepage mit Vorfreude den Wechsel.

Eine Vorfreude, die nicht unbegründet sein muss: Kilian ist ein Neuzugang, der den „Baumgart-Fußball“ kennt und auch ins System passt. Der 1,92 Meter große Innenverteidiger aus Witten gilt als schneller Abwehrspieler, der über Spielintelligenz verfügt, aber auch Zweikampfstärke und ein gutes Aufbauspiel zu seinen Stärken zählt. “Natürlich hatten wir schon vor dem Transfer Kontakt miteinander. Und da war mir von Anfang an klar, dass ich diese Leihe machen möchte. Weil ich weiß, wie gearbeitet wird. Weil ich keine große Eingewöhnungszeit brauche, weil ich in Paderborn bereits mit dem Coach gearbeitet habe”, unterstreicht Kilian auf den vereinseigenen Kanälen den Baumgart-Faktor bei seinem Wechsel ans Geißbockheim.

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Ausgebildet wurde er beim BVB, Profi in Paderborn

Auch wenn man ihn mit seinen Qualitäten als Musterexemplar eines modernen Innenverteidigers charakterisieren könnte, verlief der Werdegang des Enkels des einstigen Bundesliga-Eisenfußes Amand Theis nicht nur geradlinig nach oben, wenn auch gerade seine Jugend fast schon maßgeschneidert für eine große Karriere scheint. Mit fünf Jahren begann er ermutigt von der Mutter beim Hombrucher SV, träumte laut Interview mit dfb.de schon als kleiner Junge auf dem Bolzplatz von der Bundesliga und wird in Hombruch mit 11 Jahren schließlich vom großen BVB gesichtet. Der Branchenriese aus Dortmund holt ihn in die D-Jugend. Bei der Borussia durchlief Kilian sämtliche Jugendmannschaften, machte sein Fachabitur und schnupperte in Praktika sogar in die Arbeit im vereinseigenen Museum und in der Geschäftsstelle rein. Auch half er im Jugendbereich bei der Hausaufgabenbetreuung.

Und auch sportlich läuft es im Juniorenbereich: Vom DFB wird er zu Lehrgängen eingeladen und in die jeweilige Jugendnationalmannschaft berufen. Mit der schwarzgelben B-Jugend erreicht er das Bundesligafinale gegen Bayer Leverkusen. Und mit der A-Jugend des BVB wird er ein Jahr später Deutscher Meister: Gegen Bayern München vor 35.000 Fans im Westfalenstadion. „Da ging’s ins Elfmeterschießen, ich hab‘ einen der Elfer reingemacht – und dann waren wir plötzlich Deutscher Meister! Dieser Titel war bisher sicherlich mein Karriere-Highlight“, so Kilian im Jahr 2018 gegenüber dem Onlinemagazin „wirindortmund“.

Doch für die Profimannschaft von Borussia Dortmund reicht es nicht, die Westfalen setzten lieber auf ausländische Youngster wie Leonardo Balerdi als auf die eigene Jugend. „Amos [Pieper; Anm.] oder ich hätten es sicher nicht schlechter gemacht“ so Kilian im Interview mit dem Kicker über seine Zeit nach der A-Jugend-Meisterschaft. Der BVB habe ihm nie genug Vertrauen entgegen gebracht. „Aber da gibt es kein böses Blut“, wollte er seine Ausbildungsstätte nicht unnötig kritisieren. „Wir hatten alles, was wir brauchten, beim Gelände angefangen über die Trainer bis zu den Mitspielern, die einen jeden Tag zu Höchstleistungen getrieben haben.“

„Ich sage mir vor jedem Spiel: Es ist alles nur Fußball, geh raus und hab Spaß.

Luca Kilian im Interview mit dfb.de

2019 wechselt das Talent mangels Perspektive dann nach Paderborn, es entpuppt sich als der genau richtige Schritt. Trainer in Paderborn ist Steffen Baumgart, der auch nach dem Bundesligaaufstieg mangels Geld vor allem auf Talente setzt. „Mir gefällt die Art und Weise, wie beim SCP Fußball gespielt wird“ sagt Kilian damals, muss sich zunächst jedoch hinten anstellen. „Im Moment fehlt ihm nur etwas, was ein 19-Jähriger gar nicht haben kann: Die Erfahrung“, so sein Trainer noch in der Vorbereitung. Doch Zweifel zerstreut er schnell: Am 6. Spieltag beim 2:3 in München steht er 90 Minuten auf dem Platz und feiert sein Bundesligadebüt.

Für den Rest der Hinrunde ist der damals 20-jährige gesetzt und überzeugt mit Leistung. In der Rückrunde plagen ihn Muskelverletzungen und Oberschenkelprobleme. Zu allem Überfluss fängt er sich als einer der ersten Profis im März 2020 eine Corona-Infektion ein und hat leider einen schwereren Verlauf. „Es hat mich damals schon ziemlich heftig zerlegt“ erzählt Kilian später und zeigt im Sommer 2020 in Interviews wenig Verständnis für Anti-Coronademos, auf der ohne Abstand und Masken protestiert wird. Long-Covid ist beim baumlangen Abwehrspieler aber zum Glück kein Thema.

Mainz sollte der nächste Schritt sein, die Karriere gerät dort jedoch ins Stocken

Nach dem Abstieg der Paderborner gibt es Anfragen verschiedener Teams. Eines davon: Der AC Mailand. Doch Kilian winkt ab, er will in der Bundesliga bleiben. Und entscheidet sich für Mainz 05. Zwei Millionen Euro überweisen die Rheinland-Pfälzer für das Talent und statten ihn mit einem Vierjahresvertrag bis 2024 aus. „Luca Kilian passt genau in das Profil, das wir vorrangig suchen: Er ist ein immens veranlagter, top ausgebildeter deutschsprachiger Spieler, der trotz seines jungen Alters schon über Erfahrung in der Bundesliga verfügt“, so der damalige Mainzer Manager Rouven Schröder. Unter Trainer Achim Beierlorzer ist er jedoch zu Beginn der Saison nicht gesetzt, der ehemalige Übungsleiter des 1. FC Köln wird allerdings schon nach zwei Spieltagen entlassen.

Foto: imago images / Ulrich Hufnagel

Sein Nachfolger ist Jan-Moritz Lichte, und der setzt auf den jungen Mann aus Witten: Ab dem dritten Spieltag ist Kilian in der Innenverteidigung gesetzt, kann jedoch nicht so richtig überzeugen und findet sich sechs Spieltage später auf der Ersatzbank wieder. In der Bundesliga wird er danach nicht mehr auflaufen. Auch die Trainerwechsel erst zu Jan Siewert und einen Spieltag später zu Bo Svensson im Dezember ändern nichts an der Reservistenrolle. Im Gegenteil: Svensson kritisiert Kilians mangelnde Athletik öffentlich und versetzt ihn in die U23. Auch der Oberschenkel meldet sich im Frühjahr wieder und setzt ihn mehrere Wochen außer Gefecht.

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Diesen Sommer darf der Musterprofi dann nochmal bei den Profis die Vorbereitung absolvieren und sich präsentieren, gilt aber von vorne herein als einer der Streichkandidaten. „Eine weitere Saison ohne Spiele wäre schlecht für ihn“, so der aktuelle Mainzer Manager Christian Heidel zu Beginn der Vorbereitung. Und diese gibt es mit Beginn der Saison nicht, er ist zwar wieder im Kader der “Nullfünfer”, zu mehr als einer Einwechselung in der 90. Minute am ersten Spieltag gegen Leipzig, als mehr als ein Duzend Spieler aufgrund eines Corona-Ausbruchs im Team nicht dabei sein können, reicht es jedoch nicht.

In Köln trifft Kilian wieder auf seinen Förderer

Die Leihe nach Köln jetzt ist daher fast logisch und macht für alle Seiten Sinn. Die Rheinländer suchten auf der Innenverteidigerposition Verstärkung. Jorge Meré machte gegen die Bayern kein gutes Spiel, Timo Hübers ist verletzungsanfällig, und Nachwuchskraft Sava-Arangel Cestic offenkundig derzeit noch keine Option. Und Kilian? Der spielt jetzt wieder unter seinem Mentor Steffen Baumgart, über den er auch nach seinem Wechsel nach Mainz nur Gutes zu erzählen wusste und auf den er sich auch in Köln freut: „Der 1. FC Köln ist ein geiler Club, in einer richtig coolen Stadt mit großartigen Fans. Ich mag den Fußball, den der Trainer spielen lassen will. Ich freue mich auf meine neue Aufgabe und will der Mannschaft helfen, erfolgreich zu sein“

“Der 1. FC Köln ist ein geiler Club, in einer richtig coolen Stadt mit großartigen Fans.”

Seine Chance, der Mannschaft zu helfen, sollte er eher früher als später erhalten. Er ist mit dem Baumgart-Fußball vertraut, hat unter dem gebürtiger Rostocker in Paderborn Bundesliga-Niveau nachgewiesen und der Platz neben dem auch nicht immer fehlerfreien Czichos in der Innenverteidigung scheint derzeit frei zu sein. Kann er sich beweisen, sollte Mainz 05 überdies im nächsten Sommer verhandlungsbereit sein, über einen permanenten Wechsel zu reden. Dann könnte die Leihe sich als Win-win Situation erweisen. Die „Geißböcke“ bekämen einen brauchbaren und dringend benötigten Innenverteidiger und Kilian würde nach dem sportlich verlorenen Jahr in Mainz wieder in der Bundesliga Fuß fassen. Dafür muss er allerdings fit bleiben, in den vergangenen beiden Jahren verpasste er jeweils im Frühjahr einige Wochen wegen Oberschenkelproblemen. Dies sollte sich – wenn möglich – nicht wiederholen, wenn er seinen Traum von der Bundesliga langfristig leben will.

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