Bereits einen Tag vor dem Start in die Karnevalssession herrscht in Köln Ausnahmezustand – zumindest wenn man der Polizei Glauben schenken mag. Vor dem Heimspiel des 1. FC Köln gegen Dynamo Dresden informierte Polizeipräsident Uwe Jacob und Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt in einer eigens einberufenen Pressekonferenz über den anstehenden Einsatz am Samstag und schlugen dabei reichlich alarmistische Töne an.
Einen Fanmarsch der SGD-Anhänger, darunter zahlreiche „gewaltbereite Störer“, vom Parkplatz Weiden Richtung Stadion befürchten die Ordnungskräfte, zudem sei das Abbrennen von Pyrotechnik zu erwarten. „Solche Bilder wollen wir in Köln nicht sehen“, betonte der Polizeipräsident, der abermals eine neue Dimension der Gewalt festzustellen vermochte.
Kritik aus Dresden – kein Fanmarsch geplant
In Dresden kommt der reichlich überdrehte Auftritt einen Tag vor dem Duell beim effzeh derweil wenig überraschend gar nicht gut an. „Solche öffentlichen Auftritte wie heute von der Kölner Polizei befeuern unsachliche und schlicht falsche Medienberichterstattung, schüren die Stigmatisierung von Fußballfans und führen meiner Meinung nach zu selbsterfüllenden Prophezeiungen”, erklärte Dynamos Präsident Holger Scholze in einer Stellungnahme des Clubs: “Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass der Kölner Polizeipräsident auf einer Pressekonferenz eine derartige Drohkulisse für die gesamte Stadt Köln heraufbeschwört.“
https://twitter.com/DynamoDresden/status/1060950435131985920
Ein Fanmarsch, so informiert der sächsische Zweitligist, sei zwar angefragt, aber von den Kölner Behörden abgelehnt worden. Planungen, sich über diese Entscheidung hinwegzusetzen, seien dem Verein nicht bekannt. Dresdens Geschäftsführer Michael Born: „Es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, weshalb man seitens der Kölner Polizei einen Tag vor diesem Spiel eine derartige kommunikative Drohkulisse aufbaut. Zudem ist irritierend, dass mehrfach behauptet wurde, dass ein Fanmarsch stattfinden soll, der nirgendwo kommuniziert wurde und nach unserer Kenntnis von niemandem geplant ist. An unsere Anhänger habe ich eine große Bitte – lasst euch nicht provozieren und verhaltet euch besonnen, auch wenn das Auftreten der Polizei rund um das Spiel provokativer statt deeskalativer Natur sein sollte.“
Sogar Sondereinsatzkommando am Start
Knapp 1.000 Polizeibeamte werden am Samstag rund um das „Hochrisikospiel“ zwischen den beiden Zweitligisten im Einsatz sein. Dazu werden nach Aussage der Kölner Polizei auch Wasserwerfer, Hundestaffeln und berittene Polizisten bereitstehen, ein Sondereinsatzkommando soll an neuralgischen Punkten für Ordnung sorgen. Unklar ist allerdings, aus welchen Beweggründen die Polizei diesen offensiven Weg in die Öffentlichkeit sucht – eine Pressekonferenz vor einem Heimspiel des 1. FC Köln gab es zuletzt im vergangenen Jahr, als Roter Stern Belgrad in der Europa League zu Gast in der Domstadt war.