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Freiburg-Fan David: “Streich ist das Opfer seiner früheren Auftritte”

Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images

Für den 1. FC Köln geht es nicht mehr um viel, für den SC Freiburg hingegen schon: Mit SCF-Fan und drei90-Mann David besprechen wir die Lage bei den Breisgauern und skizzieren ein wildes Szenario für das Spiel.

Seit dem Bundesliga-Aufstieg des SC Freiburg im Jahr 1993 ist David Frogier de Ponlevoy Fan der Breisgauer. Nach einigen Jahren Studium in Freiburg wohnt er mittlerweile in Darmstadt, bloggt auf “Greif und Lilie” und spricht über den Fußball und die Welt im Ausnahme-Podcast drei90. Bei Twitter ist er hier zu finden. Bei uns spricht er über den bisherigen Saisonverlauf der Freiburger, den Umgang mit den Fehlentscheidungen und das Verhalten von Christian Streich, bevor er am Ende ein episches Szenario für das Spiel gegen den 1. FC Köln darlegt.

effzeh.com: Fünf Niederlagen in Folge, mittlerweile auf dem Relegationsplatz angekommen: Wie ist es um den geistigen Zustand der Freiburg-Fans bestellt?

David Frogier de Ponlevoy: Es könnte besser sein, wobei mich ja viel mehr die Frage umtreibt, wie es um den geistigen Zustand der Mannschaft bestellt ist. Die scheint leider komplett von der Rolle. Und total verunsichert. Als Fan machen mir eigentlich vor allem die letzten drei Spiele an dieser Niederlagen-Serie zu schaffen: Wir haben mit Wolfsburg, Mainz und dem HSV gegen alle drei Teams hinter uns gespielt, also zumindest waren sie zu dem Zeitpunkt noch hinter uns – und alle Spiele verloren. Die berühmten Sechs-Punkte-Spiele also, auch wenn Streich immer wieder sagt, er habe noch nie irgendwo sechs Punkte für ein Spiel bekommen. Sprich: Der SC hatte es selbst in der Hand – und hat es vermasselt. Und da sind wir ja dann genau beim kommenden Spieltag: Der effzeh ist jetzt die vierte Verein, der noch unter uns steht. Wenn das jetzt auch noch in die Hose geht, ist es wirklich zappenduster. Aktuell bin ich noch recht gelassen, aber am Samstag vermutlich ein nervliches Wrack.

Achterbahnfahrt in Freiburg: “Das Finale der Vorsaison ist Lichtjahre entfernt”

Nagt es eigentlich noch am Verein und an den Fans, dass man aufgrund der peinlichen Siegesfeiern der Bayern am letzten Spieltag der Vorsaison aus der Konzentration um das Rennen um Europa gebracht wurde? Es soll ja auch Vereine aus dem Westen Deutschlands gegeben haben, die davon profitiert haben sollen, dass Freiburg verlor…

Ganz ehrlich, das Finale der Vorsaison ist für mich Lichtjahre entfernt. Ich habe gerade viel stärkere Déjà-vus mit dem Finale der letzten Abstiegssaison 2014/15. Das war auch so ein Jahr, in dem man sich ständig sagte “Unser Kader ist viel zu gut besetzt, um abzusteigen.” Da hatten wir Darida, Bürki, Mehmedi und Schmid im Team. Zumindest von dieser, nennen wir es Arroganz, bin ich dieses Jahr komplett geheilt, aber es sah halt so lange Zeit so wunderbar gut aus. Und seien wir ehrlich: Ich will gar nicht wissen, wo der SC stünde, wenn wir tatsächlich in Europa gespielt hätten. Dafür hatten wir schlicht nicht den Kader. Natürlich beneide ich Köln für die überragenden Europapokal-Abende, die euch keiner mehr wegnehmen kann, Abstieg hin oder her. Aber wir hatten es gegen den NK Domzale ja selbst in der Hand, und das Ergebnis war… naja, nicht schön. Natürlich ist es sehr lieb vom DFB, dass er Freiburg sechs Monate später zwecks Erholung von diesen Europa-Quali-Strapazen ein dringend benötigtes Montagsspiel gegen Mainz zum Verschnaufen organisiert hat.

>>>Bildband „Eines Tages“ zur Europapokal-Saison des 1. FC Köln: Mittendrin statt nur dabei!

Auch in dieser Saison muss sich der SCF mit vielen Widrigkeiten auseinandersetzen. Im Oktober wurde Söyüncü aufgrund des Eingreifens des Videobeweises vom Feld gestellt, nachdem er den Ball wohl unabsichtlich mit der Hand gespielt hatte. Danach gab es noch die Affäre Petersen, der unwissentlich Gelb gesehen hatte. Vor wenigen Tagen kam dann das bislang größte VAR-Debakel hinzu, als die Spieler bereits aus der Kabine zurück aufs Feld geholt werden mussten… Machen wir es kurz: Ist es eine Verschwörung gegen den SCF oder einfach nur Pech?

In der 12. Minute wurde Söyüncü vom Platz gestellt, das gehört ja zu der Geschichte noch dazu. Der Fan in mir will natürlich gerne einfach „Verschwörung!“ über all das schreien, aber ich bin eigentlich generell kein Verschwörungstheorienliebhaber. Freiburg musste diese Saison einige Experimente rund um den Video-Assistenten hinnehmen, aber hey, ich spreche hier mit einer effzeh-Seite, oder? Was erzähle ich euch? Mich ärgert an der Thematik was ganz anderes, und das ist die Unsouveräntität von Seiten der Schiedsrichter und des DFB, Fehler einzugestehen, gerade gegenüber kleineren Clubs.

Foto: Michael Kienzler/Bongarts/Getty Images

Eine Verschwörung ist es nicht, aber eine Sauerei

Stieler gab nach dem Schalke-Spiel an, er habe die Gelbe Karte klar gegenüber Petersen kommuniziert, die Gerichtsakten, die ich mir in aller Ausführlichkeit zu Gemüte geführt habe, lesen sich plötzlich ganz anders. In Mainz pumpen sich die entsprechenden Verantwortlichen auf und behaupten, sie können klar beweisen, dass Winkmann noch auf dem Spielfeld von dem Handelfmeter musste, bis dann Medienrecherchen zeigen, dass das gar nicht sein kann. Eingeräumt wird das aber verdruckst erst nachdem die Einspruchsfrist des SC verstrichen ist. Ist das eine „Verschwörung“? Verschwörung wäre für mich ein sinisterer Plan einer umfassend arbeitenden Organisation, um Freiburg in die 2. Liga zu schicken. Eher nicht. Aber es eine Sauerei ist es. Eine große.

Kabinentüren zertreten, dem Gegner aus Hamburg den Abstieg wünschen: Wie findest du den Umgang mit der jüngsten Niederlage in Hamburg?

Erstmal bin ich froh, dass der SC in einer Stadt beheimatet ist, in der die Klatschpresse nicht die Wortführerschaft hat. Ernsthaft: Was Beschimpfungen und Flüche angeht, soll man die Spieler doch nach dem Abpfiff in Ruhe lassen, die haben doch alle ihr Adrenalin auf Überdosis. Das hab ja sogar ich als Fan kurz nach dem Spiel. Was kreative Beschimpfungen und Beleidigungen angeht, war jetzt die angebliche Aussage von Petersen auch nichts, womit sich man am Bahnhofsviertel von Berlin, Frankfurt oder Köln bei den großen Jungs Respekt verschafft, oder? Nein, natürlich ist es nicht schön, wenn die Spieler ausrasten, und das mit der Tür wird sicherlich auch intern sanktioniert und geregelt. Davon abgesehen kann ich aber als Fan auch was Positives rausziehen: Es ist offenbar noch Feuer drin. Sie ärgern sich. Gut so. Haben sie auch allen Grund dazu. Und jetzt bitte die Frustration über ein ja zumindest in der ersten Halbzeit sogar gelungenes Spiel gegen den HSV umwandeln in positive Jetzt-Erst-Recht-Energie gegen Köln.

Über die Identifikationsfigur des SC Freiburg Christian Streich

Ist es für Streich mittlerweile eigentlich die größere Herausforderung, zu verhindern, dass man sich in eine Opferrolle begibt, überall Verschwörungstheorien aufbaut, anstelle die Mannschaft im Trainingsbetrieb gut auf die nächsten Spiele vorzubereiten?

Es war zumindest aus meiner Wahrnehmung damals in der erwähnten Abstiegssaison 2014/15 ein Problem, dass Streich sich viel zu sehr mit Schiedsrichterschelte aufgehalten, und damit an die Mannschaft auch das falsche Zeichen gesetzt hat. Ich fand einige seiner Auftritte zu jener Zeit eher zum Fremdschämen, und ich empfinde bis heute dieses „Mir dürfe nix sage, weil mir die Kleinen sind…“ weder zielführend noch hilfreich. Obwohl ich es gerade in der vorletzten Antworten sogar selbst suggeriert habe. Allerdings: Aktuell sehe ich diesen Problemkomplex bei Freiburg nicht. Es wird seit Wochen im gesamten Umfeld des Sportclubs betont, dass man an den schlechten Auftritten schon vor allem selbst schuld ist. Das Problem ist eben einfach: Wenn du schlecht spielst, verunsichert bist, die Bälle einfach nichts ins Tor gehen, dann brauchst du den einen Glücksmoment. Wenn du den nicht bekommst, aber stattdessen sogar noch die fragwürdige Entscheidung abkriegst, ist das frustrierend. Da braucht es gar keine Verschwörungstheorie, damit das aufs Gemüt schlägt.

Auf der nächsten Seite: Die Gesundheit von Christian Streich und die Lage beim 1. FC Köln.


Bei all diesen Vorkommnissen muss man sich Sorgen um die Gesundheit von Christian Streich machen, der badische Vulkan hat sich allerdings zuletzt merklich zurückgehalten. Steht er unter medikamentösem Einfluss oder hat er sich gebessert?

Ich glaube, Streich ist ein wenig das Schubladen-Opfer seiner früheren Auftritte. Er hält sich im Vergleich zu einigen Jahren zuvor schon seit einiger Zeit meist sehr zurück, lobt auch mal ausdrücklich Schiedsrichter, und wenn er sagt: „Dazu sage ich jetzt nichts“, dann hält er sich auch tatsächlich daran. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da war das noch ganz anders, da war dieser Satz die Einleitung dazu ganz, ganz viel zu sagen. Was aber von ihm hängenbleibt, sind immer noch die gelegentlichen Ausbrüche wie eben bei der Petersen-Sache. Ganz generell habe ich den Eindruck, dass Streich von den Medien und von vielen Fußballfans wahlweise viel zu sehr überhöht oder zu sehr verteufelt wird. Ich finde zum Beispiel seine eher politischen Äußerungen sinnvoll und richtig, aber streng genommen ist das alles meist recht banaler gesunder Menschenverstand, und es sagt eher etwas über viele andere Trainer aus, dass sie sich offenbar zu nichts anderem als Fußball äußern wollen – oder können.

Ich sehe Streich als Menschen. Mit Stärken und Schwächen.

Umgekehrt ist es auch sehr leicht, aus manchmal minutenlangen, mäandernden Streichschen fußballphilosophischen Überlegungen, in denen er sich teilweise mitten in der Antwort selbst nochmal in Frage stellt, den 30-Sekunden-Clip rauszuziehen, der das Ganze komplett sinnentstellt und ihn eher unsympathisch erscheinen lässt. Ich sehe Streich als Menschen. Mit Stärken und Schwächen. Mehr nicht. Viel mehr Sorgen macht mir ja, dass er sich zuletzt auch taktisch arg zurückgehalten hat. Gegen Mainz in einer defensiven Fünferkette aufzulaufen, war mutlos, trostlos und, ja, stimmt, wirkte ein wenig wie Valium-Fußball. Insofern hast du vielleicht doch recht.

>>>„Eines Tages“-Macher Lukas Mengeler: „Viel besser, als ich es mir erträumt habe“

Das Hinspiel als Startschuss für den SC Freiburg

Über das Hinspiel müssen wir natürlich auch reden: nach 0:3-Rückstand zur Pause gewann Freiburg noch mit 4:3 in Köln und sorgte damit in der Domstadt für einen vorläufigen Tiefpunkt der Saison. Welche Wirkung hatte der Sieg für die Mannschaft und den Verein in Freiburg?

Tatsächlich war es, vielleicht nicht ganz überraschend, für uns das exakte Gegenteil. Der SC hatte bis dahin gar nicht wirklich viele überzeugende Auftritte gehabt, wir hatten auch in der Vorrunde schon gegen Wolfsburg und Stuttgart verloren, und der Sieg gegen Köln war ein kleiner Kickstart in eine ziemlich gute Phase, mit einem Sieg gegen Gladbach kurz darauf, und den guten Spielen gegen Leipzig und Dortmund im Januar. Ist doch auch klar: Wenn du so zurückkommst, dann glaubst du daran, dass alles möglich ist, dass du Berge versetzen kannst. Genau das, was dem SC derzeit komplett fehlt. Ich habe allerdings heute überrascht festgestellt, dass wir in der Vorrunde zu diesem Zeitpunkt zwölf Punkte auf dem Konto hatten, und wenn man nur die Rückrunde betrachtet, derzeit elf Punkte. Ziemlich ähnliche Situation. Nun… also so gesehen – ich würde ja so ein 4:3 nochmal nehmen.

Welche Dinge müssen sich verbessern, damit es gegen den effzeh zu einem Sieg reicht?

Ich nehme an, idealerweise müsste das Team über Nacht wieder vor Selbstbewusstsein strotzen, und bei Ravet und Niederlechner sollte eine spontane Wunderheilung einsetzen, damit sie die Offensive wieder beleben. Das alles wird nicht passieren, also muss ich irgendwo anders Hoffnung suchen. Fällt mir nur nicht leicht. Die erste Halbzeit gegen den HSV hatte eigentlich Mut gemacht. Der SC ist seit gefühlten Monaten zum ersten Mal wieder ohne Angsthasenfußball aufgetreten, stand mit zwei Stürmern auf dem Platz, hat die Hamburger aggressiv schon in der eigenen Hälfte angelaufen. Die Jungs haben sich sogar hochkarätige Torchancen erspielt. Allein so einen Auftritt und so eine mutige Aufstellung wünsche ich mir eigentlich wieder gegen Köln, dann wäre ich ja fast schon zufrie… nein, eigentlich wäre ich damit allein nicht zufrieden.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Der 1. FC Köln als Gegner zur richtigen Zeit?

Die Zeit, in der ich als Fan dem Spiel zuschaue und mir denke “Hauptsache, sie spielen gut, hängen sich rein und erspielen sich Chancen” ist natürlich vorbei. Ich wäre auch zufrieden, wenn der SC mit viel Glück irgendwie ein 1:0 reinstolpert. Immerhin: Mike Frantz ist wieder fit. Der kann sehr hilfreich sein in dieser Situation, nicht nur weil er ein Arbeitstier und ein Kämpfer ist, sondern auch, weil er weite Wege mit nach vorne geht, trotzdem die Übersicht behält, und so hoffentlich das Spiel belebt, auch wenn er selbst jetzt kein kreativer Künstler ist. Ich höre immer wieder von Fans, dass sie fordern, Streich solle mal mehr von den jüngeren, kreativen Leuten aufs Feld schicken, anstatt wieder denselben Leuten zu vertrauen. Bin da aber nicht so unbedingt ganz überzeugt von der Idee, einer bereits jetzt verunsicherten Mannschaft noch Leute mit unbekannten Laufwegen hinzuzufügen. Außer man sieht es als Fall von: Schlimmer kann’s ja nicht werden.

Sportlich geht es für den Kontrahenten aus der Domstadt um nichts mehr: Kann das ein Vorteil für Freiburg sein?

Ehrlich gesagt, mir sind ganz generell und jederzeit zitternde Gegner, die unter Druck stehen, deutlich lieber. Ich glaube nicht, dass Köln in den Breisgau fährt, um den Sieg zu verschenken. Gerade die Meldungen rund um Hector und Horn können ja vielleicht auch im Team eine neue Euphorie entfachen. Bei den Fans ja sowieso. Insofern: Die Kölner dürfen sich bitte gerne noch weiter Hoffnung auf die allerallerallerletzte rechnerische Chance machen und dann im entscheidenden Moment verkrampfen. Das wäre sehr nett. Mir gegenüber.

Der Absturz des effzeh? “Nicht logisch zu erklären”

Wie beurteilst du aus der Ferne die Lage beim effzeh? Soll der SCF aus Sympathie den Gang in die zweite Liga mitgehen?

So wie bei den beiden letzten Abstiegen des SC 2003 und 2006, als Köln auch entweder direkt mit runter ging oder kurz darauf gefolgt ist? Offen gestanden verstehe ich immer noch nicht so ganz, warum ihr dieses Jahr absteigt. Euer Kader liest sich nach wie vor gut, und wenn ich vom effzeh die Spiele schaue, sehe ich immer wieder auch tolle Momente. Als jemand, der auch regelmäßig Ligue 1 schaut, kenne ich ja auch Koziello schon eine Weile und freue mich sehr, wie er in Köln nochmal aufblüht. Und durch meinen drei90-Podcast-Kollegen Axel habe ich ja die ganze Bandbreite der Höhen, Tiefen und Emotionen rund um Köln bei jeder Aufnahme mitbekommen, kann mir also schon irgendwie grob zusammenreimen, welche Faktoren bei euch mit reingespielt haben. Wenn ich drei Schritte zurücktrete, und versuche, es mir logisch zu erklären, kapiere ich es trotzdem nicht. Und schade ist es obendrein. Wobei… aktuell spielen ja in der 2. Liga fast mehr sympathische Vereine, als in der Bundesliga.

Wie auch immer: Ich würde als SC höchst ungern in eine Zweite Liga absteigen, in der der HSV und Köln um den Wiederaufstieg spielen. Sympathie hin oder her. Da ich ja in Darmstadt wohne, hätte ich so oder so die Möglichkeit, Köln hier im Stadion zu sehen… wenn die Lilien den Klassenerhalt schaffen. Was ja derzeit auch alles andere als sicher ist. Also insofern wäre eigentlich eher folgende Variante meine bevorzugte Option. Der SC bleibt erstklassig, die Lilien bleiben zweitklassig, Wolfsburg steigt mit ab, und Köln verhindert durch seinen Direktaufstieg, dass Wolfsburg wieder hoch kommt. Muss allerdings gestehen, dass da derzeit einige Wahrscheinlichkeiten gegen diese Variante sprechen.

Ein episches Szenario für das Spiel zwischen Freiburg und dem 1. FC Köln

Gegen Ende würde uns noch dein Tipp und dein prognostizierter Spielverlauf interessieren.

Der SC startet mutig und mit wehenden Fahnen, dann schießt Köln in der 5. Minute das 0:1. Zehn Minuten später stellt der VAR fest, dass ein Handelfmeter in der 1. Minute nicht gegeben wurde, und die Fußballrepublik Deutschland lernt, dass es offenbar eine Sonderregel gibt, die besagt, dass Vergehen bis zur 1. Minute noch bis zur 15. Minute geahndet werden dürfen. Diese Regel existiert offenbar seit dem September 1961, aber niemand hat sie bislang angewendet. Es gibt einen hitzigen Streit darüber, ob wir schon die 15. Minute haben, beziehungsweise, ab wann der Schiedsrichter vom Video-Assistenten auf den Vorfall hingewiesen wurde. Später wird es heißen, das sei angeblich in Spielminute 14:59 gewesen, und somit rechtlich völlig korrekt. Christian Streich läuft mit Schnappatmung die Coaching Zone entlang und zeigt immer wieder mit entsetztem Gesicht auf die Uhr, was der Schiedsrichter als rüde Geste missinterpretiert, und ihn auf die Tribüne schickt.

Hector lässt sich von der Freude mitreißen, und brüllt freudetrunken wahllose kölsche Begriffe in alle Richtungen, was der Schiedsrichter, der aus Bayern stammt, als Beleidigung wahrnimmt und ihm Gelb-Rot zeigt

Den anschließenden Elfmeter verwandelt Terodde sicher. 2:0 für Köln. Kurz vor der Pause köpft Hector das 0:3, zieht sein Shirt auf, um ein Unterhemd mit der Aufschrift „Ich steh noch mit 60 für euch auf dem Platz!“ zu enthüllen. Der Schiedsrichter zeigt Hector daraufhin Gelb, was dieser aber in dem Trubel nicht wahrnimmt, weil der Gästeblock völlig ausrastet. Hector lässt sich von der Freude mitreißen, und brüllt freudetrunken wahllose kölsche Begriffe in alle Richtungen, was der Schiedsrichter, der aus Bayern stammt, als Beleidigung wahrnimmt und ihm Gelb-Rot zeigt. Daraufhin schreit Timo Horn den Schiedsrichter an: „Soll ich dir mal echte Schimpfwörter sagen, du [zensiert]?!?“ und fliegt mit Rot vom Platz.

Mit Elf gegen Neun gehen die Freiburger in die zweite Halbzeit. Plötzlich setzt heftiges Schneetreiben ein. Julian Schuster macht per direktem Freistoß das 1:3, kurz darauf trifft Florian Kath per Fallrückzieher zum 2:3, woraufhin Ronaldo bei ihm anruft und ein Autogramm von ihm haben möchte, und dann der eingewechselte Karim Guédé zum 3:3. Den Schlusspunkt besorgt Nils Petersen in der 94. Minute. Im Fernsehstudio wird Gary Linecker zugeschaltet und deklariert: „Fußball ist ein einfaches Spiel. Es spielen 11 Freiburger gegen 11 Kölner und am Ende steht es 4:3.“ Vierzehn Tage später stellt das Sportgericht fest, dass Gelb-Rot gegen Hector ungültig war, das Spiel muss wiederholt werden, im Rückspiel gewinnt Köln mit 4:3 (die Einzelheiten erspare ich euch), was dazu führt, dass der eigentlich bereits abgestiegene HSV doch noch in der Bundesliga bleiben darf. So und nicht anders wird es kommen.

>>>Auswärts in Freiburg: Sich für das Gute opfern

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