Seit genau 100 Tagen ist Stefan Ruthenbeck nun Trainer des 1. FC Köln – wir beleuchten seine bisherige Amtszeit und werfen einen Blick in die Zukunft.
14 Punkte aus elf Spielen – vor der Partie am heutigen Montag gegen den SV Werder Bremen ist das die Bundesliga-Bilanz von effzeh-Trainer Stefan Ruthenbeck, der das Amt von Peter Stöger Anfang Dezember übernahm. In den beiden Pokalwettbewerben setzte es zudem in Belgrad und auf Schalke jeweils eine Niederlage unter der Leitung des neuen Trainers. Der 1. FC Köln ist zwar immer noch Letzter in der Bundesliga, hat allerdings bei den neun noch ausstehenden Spielen in der Bundesliga immer noch die theoretische Chance, irgendwie auf den Relegationsplatz zu springen.
Doch wie lautet die erste Bilanz nach 100 Tagen Ruthenbeck beim 1. FC Köln? Diese Frage wird man sich beim Verein wohl ebenso stellen. Vereins- und Geschäftsführung befinden sich seit längerem in den Planungen für die kommende Saison und müssen dabei auch unter die Lupe nehmen, ob der in Köln geborene Ruthenbeck auch in der kommenden Spielzeit als Trainer in Frage kommt.
Gute und schlechte Leistungen wechseln sich ab
Die Zeiten der ganz großen Mangelverwaltung sind in Köln jedenfalls mittlerweile vorbei: Viele Leistungsträger sind zurückgekehrt und auf bestem Wege, wieder eine vernünftige Form zu erreichen. Marcel Risse überzeugt nach seiner langen Verletzungspause bereits wieder als Vorbereiter, Leonardo Bittencourt reichten 30 Minuten als Joker gegen Leipzig, um das Spiel zu drehen, und mit Vincent Koziello scheint der 1. FC Köln nun ein ganz wichtiges Element in seinem Offensivspiel einsetzen zu können, das vorher vollkommen fehlte. Insbesondere in der ersten Halbzeit gegen Stuttgart stellte der junge Franzose das unter Beweis. Die Bedeutung des im Winter verpflichteten Stoßstürmers Simon Terodde wurde bereits ausreichend thematisiert – und hat nichts an ihrer Gültigkeit verloren.
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Einige der letzten Auftritte dienten also durchaus als Mutmacher für die letzthin eigentlich utopischen Klassenerhaltshoffnungen in Köln: Zuhause gegen den BVB zeigten Ruthenbecks Schützlinge eine engagierte Leistung und verloren am Ende nur, weil sie ein wenig zu euphorisch waren. Gegen in dieser Saison extrem stabile Mannschaften wie Augsburg und Hannover sprang immerhin ein Punkt heraus, in beiden Spielen war der effzeh mindestens auf Augenhöhe. In Leipzig konnte man den zwischenzeitlichen Rückstand mit viel Leidenschaft noch umbiegen und gewann am Ende etwas überraschend gegen den Champions-League-Teilnehmer. Zwischendurch, das sei nicht unterschlagen, gab es allerdings auch einen bedenklich schwachen Auftritt in Frankfurt.
Ruthenbeck: Offensiv verbessert, defensiv anfällig
Das Heimspiel gegen Stuttgart in der vergangenen Woche war dann sinnbildlich für die bisher so schwierige Saison der “Geißböcke”: Die ersten 40 Minuten spielte man wohl den besten Fußball der kompletten Spielzeit, hatte mit Antreiber Koziello einen bärenstarken Spieler im Zentrum, der Angriff auf Angriff einleitete und das Spiel an sich riss. Doch die Torchancen blieben ungenutzt und dann reichte letztlich ein Doppelschlag von Mario Gomez, begünstigt durch individuelle Fehler auf Kölner Seite, um das Spiel zu verlieren. Den uneingeschränkten Optimisten Ruthenbeck störte das natürlich gehörig: “Vieles läuft in die richtige Richtung, eigentlich musst du die Jungs loben, aber dann schaust du auf die Anzeigetafel und denkst: Leck mich am Arsch, das kann doch nicht wahr sein.” Er stellte aber auch fest, dass es für einen Tabellenletzten nun auch nicht gerade selbstverständlich sei, einen solchen von Ballbesitz geprägten Fußball zu spielen.
>>>Der 1. FC Köln im Abstiegskampf: Auf der Suche nach der richtigen Mischung
Auch statistisch schlagen sich diese Höhen und Tiefen nieder: Im Jahr 2018 erzielte der effzeh die zweitmeisten Tore aller Bundesliga-Clubs, was gewiss an den Neuzugängen Koziello und Terodde, aber auch an den Rückkehrern Hector, Bittencourt und Risse liegen dürfte. Neu ist auch die Stärke nach Standardsituationen, die den effzeh schon achtmal in der Rückrunde jubeln ließen.
Doch auch die Kehrseite der Medaille muss betrachtet werden: Der 1. FC Köln hat nämlich auch die zweitschlechteste Defensive der Rückrunde, nur Hoffenheim hatte vor dem 26. Spieltag mehr Gegentore gefangen – auch mit den bisherigen Ergebnissen des Spieltags würden bereits zwei Gegentore genügen, um auf den geteilten letzten Platz in dieser Statistik abzurutschen. Vor kurzem konstatierte ein effzeh.com-Kollege passend dazu: “Es bleibt ein schwieriges Unterfangen, eine Herkulesaufgabe: Die Mannschaft des 1. FC Köln muss in jedes Spiel in dem Wissen gehen, es im Kampf um den Klassenerhalt zwingend gewinnen zu müssen. Eine offensive Ausrichtung ist hierbei nahezu unabdingbar, abwartender Fußball zahlt sich kaum aus. Auch durch diesen Druck entstehen Fehler, entstehen Lücken, entstehen Räume.”
Auf der nächsten Seite: Ruthenbecks Perspektive auf der Trainerbank des effzeh
Stefan Ruthenbeck wird sich dessen natürlich genauso bewusst sein – für den Fußballlehrer war die Aufgabe jedoch von Beginn an nicht einfach. Eine beeindruckende Serie wäre nötig gewesen, um den 1. FC Köln von den Abstiegsrängen zu führen – bisher ist das Ruthenbeck und seiner Mannschaft nicht gelungen. Großartig kritisieren kann man ihn dafür aber nicht. Vielmehr muss man anerkennen, dass er es geschafft hat, mit dem 1. FC Köln wieder regelmäßig eine stabile Punktzahl einzufahren. Dass es aller Voraussicht nach dennoch nicht zum Klassenerhalt reichen dürfte, lässt sich nicht zum Nachteil für Ruthenbeck umdeuten. Dennoch ist seine Zukunft als Cheftrainer beim 1. FC Köln weiter unklar. Konnte Ruthenbeck die 100 Tage schon für nachhaltige Eigenwerbung nutzen?
Ruthenbecks Verbleib beim 1. FC Köln scheint sicher
Armin Veh, neuer Geschäftsführer beim FC und somit Ruthenbecks Vorgesetzter, sagte Anfang Dezember gegenüber dem “Kölner Stadt-Anzeiger” über die Zukunft des Trainers: “Wir haben klar besprochen, dass sein Vertrag bis zum 30. Juni gilt. Wir haben auch nicht versprochen, dass der Vertrag automatisch verlängert wird, wenn er den Klassenerhalt schafft.” Aber Veh stellte auch klar, dass es für Ruthenbeck beim 1. FC Köln so oder so weitergehen dürfte: “Wenn es nicht klappt, hat er die Möglichkeit, im Verein zu bleiben. Ich werde ihn nicht daran messen, ob er den Klassenerhalt schafft.”
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Für Ruthenbeck dürfte das beruhigend sein – seine berufliche Perspektive wird nicht mit dem Erreichen eines anfangs vollkommen utopischen Ziels verknüpft. Im Dezember, vor Ruthenbecks Amtsübernahme, wiesen die “Geißböcke” schließlich nur drei Punkte auf der Habenseite auf, der Klassenerhalt erschien quasi unerreichbar. Nach dem Erfolg in Leipzig erklärte Ruthenbeck gegenüber dem “KStA”, dass für “Ende April, Anfang Mai” ein Gespräch mit der Vereinsführung über seine Perspektive geplant ist. Ruthenbeck selbst sei “zu allen Seiten offen”. Es gehe schließlich auch darum, was er selbst wolle, und nicht nur um die Belange des Vereins. Mit Veh sei dies genau so kommuniziert. Der Geschäftsführer wisse, dass Ruthenbeck große Freude daran habe, mit der Mannschaft zu arbeiten.
Ruthenbecks Zukunft wird nicht am Klassenerhalt gemessen
Der 45-Jährige ergänzte: “Ich mache meine Entscheidung abhängig davon, wie die Zusammenarbeit und Visionen im Verein sind. Wir müssen alle an einem Strang ziehen.” Noch sei das Thema aber ein “Stück weit weg”, erklärte Ruthenbeck noch Ende Februar. “Lasst uns erst einmal sieben, acht Spiele absolvieren.” Bis dahin dürfte schlussendlich klar sein, wie die kurzfristige sportliche Zukunft des 1. FC Köln aussehen wird – die Planungen in der Kölner Führungsetage um Alexander Wehrle und Armin Veh werden aber wohl jetzt schon auf Hochtouren laufen. Sobald die Würfel im Kampf um den Klassenerhalt gefallen sind, dürfte schnell Bewegung in die Frage nach Ruthenbecks Zukunft kommen.