Spannende Zeiten liegen vor dem 1. FC Köln: Im Saisonendspurt wollen die „Geißböcke“ in den verbleibenden neun Pflichtspielen die Rückkehr in die Bundesliga eintüten. Die Ausgangslage ist gut für die Mannschaft von Markus Anfang, die trotz eines Spiels weniger als Tabellenführer in die abschließenden Partien geht.
Doch spannende Zeiten liegen auch hinter dem effzeh: Werner Spinner trat etwas überraschend vorzeitig als Präsident zurück, für ihn übernimmt interimsweise Stefan Müller-Römer zusammen mit den Vizepräsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach die Geschicke des Vereins. Viel Diskussionsstoff also rund um den Club, den wir alle im Herzen tragen.
Grund genug für uns, endlich die Premiere eines neuen Formats auf effzeh.com in Angriff zu nehmen. Einige Blogs setzen immer wieder auf Varianten des beliebten „Mailbag“-Prinzips. Leser fragen die Redaktion zu Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Die Redaktion antwortet nach bestem Wissen und Gewissen mit ihrer Meinung. Der „Possbüggel“ soll ab sofort zur Konstante bei effzeh.com werden – in der letzten Woche eines jeden Monats werden wir uns um eure Fragen kümmern und darüber hinaus Einblicke geben.
Halt uns ens aff – die Zahl des Monats
Der März meinte es trotz zweier Siege nicht komplett gut mit dem 1. FC Köln und seinen Fans. Nach dem 5:1 gegen Arminia Bielefeld hatten sich alle darauf gefreut, die eigenen Erfolgsserie fortzuschreiben. Doch zunächst fiel die Partie beim MSV Duisburg dem Wetter und irgendwelchen Rasenmördern aus Krefeld und der Kölner Südstadt zum Opfer, dann kam die letzte Länderspielpause in dieser Saison in den Weg. Die Folge: 22 Tage liegen zwischen dem Kantersieg gegen bemitleidenswerte Bielefelder und dem nächsten effzeh-Spiel gegen Holstein Kiel. Das grenzt an Folter!
Foto: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images
Ens em Vertraue – die Fragerunde
Stell dir vor, wir steigen auf und es gibt keine Choreo. Gibt es eine Chance, dass es jemals wieder eine bessere Regelung geben wird? Und werden alle wieder vereint werden, nur weil es im Herbst einen neuen Vorstand gibt? (via twitter.com/gelbster)
Das brauche ich mir nicht vorzustellen, das wird höchstwahrscheinlich so sein. Ob sich das Verhältnis über den Sommer bessern wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich bin aber skeptisch, auch wenn Stefan Müller-Römer ein guter Draht zu den Ultragruppierungen nachgesagt wird. Letztlich hat sich aber nur ein Puzzleteil verändert, nämlich die Position des Präsidenten. Alles andere ist personell wie von der Einstellung her gleich geblieben – auf beiden Seiten. Daher denke ich, dass bis Saisonende wenig Bewegung in diese Kiste kommen wird. Dafür stehen zum einen andere Themen im Vordergrund, zum anderen ist zu viel Porzellan zerschlagen worden in der letzten Zeit. Dass es bei einem neuen Präsidium einen Schulterschluss geben wird wie einst 2012 nach dem Abstieg, kann ich mir schwerlich vorstellen. Es wird sicherlich Versuche der Annäherung geben, es wird Vermittlungsbemühungen geben und auch die ein oder andere Konzession, die vielleicht sogar die sogenannte „Choreo-Klausel“ betrifft. Aber auch der 1. FC Köln agiert nicht im luftleeren Raum, bekommt Druck von vielen Seiten und wird daher nicht einfach schalten und walten, wie es ihm beliebt und vielleicht der aktiven Fanszene passt. Genügend Reibungspunkte bleiben definitiv über – mit dem Verein, mit anderen Fans, mit den Verbänden und sicher auch mit den Ordnungskräften.
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und Wurst an den Platz sowie die FC-Talente
Ab wann sollten die ersten Transfers für die Bundesliga eintrudeln? Denkt Ihr, dass wir im Falle eines Aufstiegs noch einen Stürmer holen müssen? (via Instagram)
Der erste Transfer ist bekanntlich bereits getätigt: Kingsley Schindler wird den 1. FC Köln ab der kommenden Saison verstärken und kann, sofern rechtzeitig fit, am Sonntag erstmals eine Visitenkarte im Müngersdorfer Stadion abgeben. Ich gehe davon aus, dass die Planung für die Zeit nach dem Aufstieg höchstwahrscheinlich schon steht und dann nach erfolgter Feier konkretisiert wird. Das heißt im Klartext: Wenn der Aufstieg durch ist, könnte es schnell gehen, sofern die interessanten Spieler nicht noch mit ihren Vereinen wichtige Aufgaben zu erledigen haben. Der Bedarf ist jedenfalls klar umrissen, daher denke ich, dass es bis zur Sommerpause noch den einen oder anderen Transfer zu vermelden gibt. Ob bei den Transferaktivitäten allerdings ein Stürmer dabei ist, halte ich für unwahrscheinlich. Das Trio Cordoba, Modeste und Terodde ist auch für die Bundesliga eine Hausnummer. Für mich würde noch ein kleiner, torgefährlicher Angreifer, der in der Offensive flexibel einsetzbar ist, gut in den Kader passen. Den suchen aber viele – und Priorität sollte diese Personalie nicht haben. Dafür brennt es zu sehr an anderen Stellen.
Die neueste Stufe des modernen Fussballs: Bier & Wurst über eine App an den Platz liefern lassen. Was hältst du davon? (twitter.com/rubengerczi)
Wenn ich mich kurz fassen müsste, wäre die Antwort auf dieses Thema klar umrissen: Ich halte davon gar nichts! Ich habe durchaus einiges an Verständnis dafür, dass die Vereine auf allen möglichen Wegen versuchen, dem Fan das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich habe auch Verständnis dafür, dass diese bequeme Art des Bestellens an den Platz einen erheblicher Komfortfaktor für Fans darstellt. Meine Vorstellung von einem Besuch im Stadion trifft das aber überhaupt nicht, das wirkt auf mich wie der nächste Schritt zur noch deutlich konsumorientierteren Sicht der Fußballkultur. Verzehren, verzehren, verzehren! Nicht falsch verstehen: Ich bin einem Bierchen beim Spiel nicht abgeneigt und habe auch schon einmal ganze Spiele des 1. FC Köln an der Stadiontheke verbracht, aber im Grunde steht doch das Geschehen auf dem Rasen im Vordergrund. Da nervt mich schon immer, wenn ständig während des Spiels eine Prozession durch die Reihen Richtung Bierstand geht. Wenn dann auch noch, wie einst im Kino, jemand mit der Bestellung für Platz 20 in der Reihe herumturnt, könnte das durchaus nervig werden. Das sind im Übrigen auch die Reaktionen, die mir zu diesem Thema zugetragen wurden. Aber trotz der Hoffnung, dass sich das System nicht durchsetzt, befürchte ich, dass wir dort einen Teil der Zukunft im Stadion bewundern dürfen.
Foto: Lukas Schulze/Getty Images
Wat do nit sähs – unser Hot Take
Entgegen der Erwartungen einiger FC-Fans nach dem brutalen Absturz in der vergangenen Saison findet der Neuaufbau der „Geißböcke“ fast unter Ausschluss der eigenen Talente statt. Salih Özcan schwankt nicht nur in seinen Leistungen, sondern auch zwischen Startelf und Bankplatz. Yann-Aurel Bisseck wurde mittlerweile nach Kiel verliehen, Darko Churlinov durfte nur in der Wintervorbereitung sein Können zeigen. Das könnte sich ändern, wenn der FC in den kommenden Wochen seine Erfolgsserie durchzieht. Je früher der Aufstieg feststeht, desto früher könnten vielversprechende Talente endlich ihre ersten Schritte im Profifußball machen oder sich auf diesem Niveau dauerhaften beweisen dürfen.
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des Vereins und ein AfD-Großspender als Sponsor kölscher Sportvereine
Jot kamellt
„Dafür gibt es kaum Worte. Es war Wahnsinn, wie ein Rausch. Ich habe schon viel erlebt und es ist cool vor 50 000 Fans zu spielen, aber auf dem Wagen – das war noch einmal eine ganz spezielle Stimmung. Ich hatte den Karneval schon in guter Erinnerung, aber dass es so krass sein kann, hätte ich nicht gedacht. Ich habe an Rosenmontag gesehen, wie Köln ist und wie die Stadt zum FC steht.“
Johannes Geis gesteht in der „Kölnischen Rundschau“ seine Liebe zu Köln
Koot verzällt
Ein ordentlicher Batzen an Mahnungen ging in den vergangenen Wochen bei Mitgliedern des 1. FC Köln ein. Die Befürchtungen, dass dort ein böses Spiel mit den effzeh-Fans gespielt werden sollte, bestätigten sich nach effzeh.com-Recherchen nicht. In der Tat war ein Dienstleister des Vereins eigenständig tätig geworden – allerdings nicht immer zurecht. Viele FC-Mitglieder haben nach unseren Informationen eine unberechtigte Mahnung erhalten, der Club telefoniert diese nach eigenen Aussagen nun ab. Solltet Ihr unsicher sein, ob die Euch zugestellte Mahnung berechtigt ist, könnt Ihr auch proaktiv auf den FC zugehen!
Am kommenden Samstag (30. März) kann die 1. Herrenmannschaft mit einem Sieg gegen den HSV Frechen aufsteigen. Seid dabei und feiert mit der Mannschaft! Gespielt wird in der Europaschule, Raderthalgürtel 3 in 50968 Köln. Der Eintritt ist frei! #fchandball #effzeh
— 1. FC Köln Handball (@fc_handball) March 25, 2019
Wer sich am kommenden Wochenende die volle Dröhnung 1. FC Köln geben will, der dürfte neben dem Heimspiel gegen Kiel ordentlich auf seine Kosten kommen. Am Samstagvormittag kommt es um 11 Uhr im Franz-Kremer-Stadion zum Spitzenspiel der B-Jugend Bundesliga West, wenn die FC-U17 auf Tabellenführer Borussia Dortmund trifft. Nachmittags haben um 17 Uhr die FC-Handballer in der Europaschule Zollstock gegen den direkten Verfolger aus Frechen die Chance auf den Aufstieg. Und am Montagabend ist die U21 im Abstiegskampf gefordert, die Regionalliga-Reserve von Borussia Dortmund ist zu Gast. Das Spiel wird live auf Sport1 übertragen.
Der FC treibt derweil unaufhaltsam die Digitalisierung voran. Neben dem bereits oben angesprochenen Projekt, testweise den FC-Fans die Bestellung von Bier und Wurst an den eigenen Sitzplatz zu ermöglichen, möchten die „Geißböcke“ auch auf anderer Ebene von den technischen Möglichkeiten, die sich durch die Kooperation mit Startups ergeben, nutzen: In Zusammenarbeit mit der App „Kiss My Score“ startet der FC eine eigene Tippliga für seine Fans. Dazu kann nun, wie schon im Stadion für die Bratwurst, auch in den Fanshops mobil bezahlt werden.
Social jeck
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— Marco Höger (@MarcoHoeger) March 26, 2019
Hinger d’r Britz
Ein AfD-Großspender als Sponsor eines traditionsreichen Sportvereins? Offenbar wollte das der Hockey- und Tennisclub Blau-Weiß Köln nicht – und trennte sich kurzerhand von Hauptsponsor Wolfgang von Moers, der in der jüngeren Vergangenheit gleich zweimal der Rechtsaußen-Partei einen ordentlichen Batzen Geld (knapp 40.000 Euro) zukommen ließ. Andere Sportvereine, die von Moers’ Firma WvM Immobilien großzügig unterstützt werden, wie zum Beispiel die Kölner Haie oder Viktoria Köln, haben diesen Schritt nicht vollzogen. Der American-Football-Club Cologne Crocodiles, dessen Hauptsponsor WvM Immobilien ist, bekräftigte trotz der öffentlichen Debatte sogar seine Partnerschaft. Eine Diskussion, die den Kölner Sport wohl noch lange begleiten wird.