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Nach Freiburg-Pleite: FC-Vorstand wendet sich mit Brief an Kölner Fans

Toni Schumacher und Werner Spinner | Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Nach der Pleite gegen den SC Freiburg wendet sich der Vorstand des 1. FC Köln mit einem Brief an die Mitglieder und Fans des krisengeschüttelten Vereins. Aufgeben will das Trio bestehend aus Präsident Werner Spinner und den beiden Vize-Präsidenten Toni Schumacher und Markus Ritterbach nicht.

Der Vorstand des 1. FC Köln räumt in dem Schreiben eigene Fehler in der jüngeren Vergangenheit ein. Man habe es versäumt, frühzeitig zu erkennen, dass das einstige Erfolsduo bestehend aus Trainer Peter Stöger und Manager Jörg Schmadtke nicht mehr funktioniert habe. “Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen”, heißt es. Auch nach dem Ausscheiden von Schmadtke habe man “nicht mehr souverän” agiert. “Das kreiden wir uns ganz persönlich an und wir bedauern es”, führen Spinner, Schumacher und Ritterbach aus.

“Wir stellen uns der Kritik und der Verantwortung”

Aufgeben will das Trio jedoch nicht. Direkt nach Abpfiff der Partie gegen Freiburg hatte es dementsprechende Rücktrittsgerüchte im Umfeld des Vereins gegeben, außerdem kam es in der Südkurve nach Spielschluss zu “Vorstand raus!”-Sprechchören. “Wir stellen uns der Kritik und wir stellen uns der Verantwortung, die mit unserer einstimmigen Wahl bis 2019 verbunden ist.” Und auch wenn es in Belgrad so ausgesehen habe, sei der Club nicht in ähnlich desolatem Zustand wie im Jahr 2012, führen die Kölner Verantwortlichen aus. “Wir sind wirtschaftlich gesund, haben eine charakterlich einwandfreie Mannschaft und ein Team am Geißbockheim, das sich Tag und Nacht für den FC einsetzt.”

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Mit Armin Veh habe man zudem nun einen erfahrenen Mann für die Geschäftsführung gewonnen, der Alexander Wehrle “kommunikativ und führungstark” zur Seite stehen soll. Auch wenn man “tief gefallen” sei, “werde man gemeinsam wieder aufstehen.” Dafür bittet der Vorstand mit dem Brief um Unterstützung.

Auf der nächsten Seite: Der Brief im Wortlaut

Liebe FC-Fans,

nach einem erneut sehr bitteren Spiel ist es uns ein Anliegen, uns direkt an Euch zu wenden. Dass wir im Dezember 2017 in einer derart tiefen Krise stecken könnten, hätte vor einem halben Jahr niemand erwartet. Bei allen äußeren Faktoren, die zusammengekommen sind und die wir nicht beeinflussen können, müssen wir selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist.

Wir als Vorstand des 1. FC Köln haben den operativ Verantwortlichen immer großes Vertrauen entgegengebracht, ein Vertrauen, das sie sich über Jahre durch außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit für den FC verdient hatten. Jedoch haben wir dadurch zu spät realisiert, dass das erfolgreiche Duo Jörg Schmadtke und Peter Stöger, das wir 2013 zum 1. FC Köln geholt haben, nicht mehr funktioniert – mit allen Konsequenzen, die dies bis heute hat, von Transfer- und Kaderentscheidungen bis zur Zahl der Verletzungen. Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen. Nach dem Ausscheiden von Jörg Schmadtke haben wir darüber hinaus intern die nötige Klarheit und Geschlossenheit vermissen und nach außen ein Bild entstehen lassen, das nicht zu dem 1. FC Köln passt, für den wir seit 2013 stehen. In der Krise haben wir nicht mehr so souverän agiert, wie es unser Anspruch ist. Das kreiden wir uns ganz persönlich an und wir bedauern es. Auch in der Mannschaft ist die Geschlossenheit in Teilen verloren gegangen. Dies alles ist in der Woche zwischen dem Hertha- und dem Schalke-Spiel endgültig für alle, auch für Peter Stöger, unerträglich geworden. Unzulässige persönliche Diffamierungen einmal beiseite lassend, ist die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung daher gerechtfertigt.

In dieser Situation wäre es der einfachste Weg, davonzulaufen und den FC in einer schwierigen Lage anderen zu hinterlassen. Aber das werden wir nicht tun. Wir stellen uns der Kritik und wir stellen uns der Verantwortung, die mit unserer einstimmigen Wahl bis 2019 verbunden ist. Wir haben den FC im April 2012 in einer weit schlimmeren Lage übernommen und werden alles tun, den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Nicht mit einem “Weiter so”, sondern mit einer klaren Analyse all dessen, was falschgelaufen ist. Wir werden an passenden Strukturen und einer anderen Feedbackkultur arbeiten.

Aber auch wenn es insbesondere in Belgrad anders ausgesehen haben mag: Der 1. FC Köln 2017 ist nicht der 1. FC Köln 2012. Wir wissen, was zu tun ist: Kommunikation, Klarheit und Führung, Offenheit und Geschlossenheit, im Vorstand, in den Gremien, im gesamten Club bis in die Kabine. Wir sind wirtschaftlich gesund, haben eine charakterlich einwandfreie Mannschaft und ein Team am Geißbockheim, das sich Tag und Nacht für den FC einsetzt. Und unter unseren Fans und Mitgliedern gibt es eine überwältigende Mehrheit, die für den FC durchs Feuer gehen.

Wir sind weder handlungsunfähig noch resigniert. Mit Armin Veh haben wir einen erfahrenen Mann für die sportliche Geschäftsführung gewonnen, der kommunikativ und führungsstark ist und an der Seite von Alexander Wehrle, der für uns nicht nur in den vergangenen Wochen ein Muster an Stabilität und Kompetenz ist, wieder Ruhe in den Club bringen wird. Nach vier unglaublich erfolgreichen Jahren, die in unserer Bilanz stehen, sind wir tief gefallen. Wir werden gemeinsam wieder aufstehen. Und wir hoffen und wünschen uns, dass Sie uns dabei unterstützen.

Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher, 10. Dezember 2017

Quelle: fc.de

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