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Mark Uth zurück zum 1. FC Köln: Neustart in der Heimat

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images

Was lange währt, wird endlich gut: So oder so ähnlich könnte man den Transfer von Mark Uth zum 1. FC Köln beschreiben. Der einmalige Nationalspieler kommt bis Sommer vom FC Schalke in die Domstadt, Grundlage ist ein Leihkonstrukt, bei dem der FC offenbar keine Kaufoption besitzt. Nach insgesamt sechs Jahren in der Jugend der “Geißböcke” schließt sich für den gebürtigen Kölner also ein Kreis – nach Stationen in Heerenveen, Almelo, Hoffenheim und Schalke kehrt der Linksfuß nun zurück zu seinen Wurzeln. Bereits 2017 hatte es verstärkte Kontakte zwischen dem FC und Uths damaligen Arbeitgeber aus dem Kraichgau gegeben, ein Wechsel scheiterte damals allerdings. Zweieinhalb Jahre und einige Auf und Abs auf beiden Seiten später ist die Verbindung nun aber hergestellt: Fortan wird Mark Uth mit dem FC um den Klassenerhalt kämpfen.

Dass der Deal eingefädelt werden konnte, lag höchstwahrscheinlich daran, dass Kölns neuer Trainer Markus Gisdol bereits im Jahr 2015 mit Uth zusammenarbeitete und ihn als Spieler bestens kennt. Nicht schädlich dürfte zudem gewesen sein, dass der einmalige deutsche Nationalspieler von SportsTotal betreut wird – die Kölner Spieleragentur um Chef Volker Struth hat bereits in der Vergangenheit einige Klienten am Geißbockheim unterbringen können. Uth, dessen Saison beim FC Schalke bisher einigermaßen durchwachsen verlief, befindet sich auf der Suche nach Spielpraxis, die ihm nun bei seinem Ausbildungsverein zuteil werden soll. Er ist damit ein weiterer Spieler mit Kölsch-Faktor, was bei vielen Fans positive Gefühle weckt – leider bedeutet das aber nicht automatisch sofortige sportliche Leistungsfähigkeit. Doch dazu später mehr.

Bereits im Alter von 13 Jahren schloss sich Uth dem FC an, nachdem er zuvor beim TuS Langel in Porz die ersten fußballerischen Gehversuche unternommen hatte. Nach der U16 war allerdings vorerst Schluss für ihn am Geißbockheim: Der damalige Jugendtrainer Manfred Schadt teilte Uth mit, dass für ihn kein Platz in der U19 sei – der Linksfuß wechselte zu Viktoria Köln.

Ausbildung beim 1. FC Köln, aber kein Profieinsatz

Dort lief es allerdings so gut, dass der FC seinen Ehemaligen zwei Jahre später zurückholte: Ab 2009 stürmte der Porzer wieder für die jungen “Geißböcke”. Verantwortlich für die Rückholaktion war erneut Manfred Schadt, der in der Beurteilung des fußballerischen Potenzials wohl falsch gelegen hatte. „Er hat mich rausgeschmissen, aber auch wieder zurückgeholt. Das sagt schon alles über seinen Charakter. Er hat damals gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat, den er korrigieren wollte. Und dann war alles wunderbar”, beschrieb Uth das Verhältnis zu Schadt im September in einem Spox-Interview. In 67 Spielen für U19 und U21 des FC traf der Stürmer dann beeindruckende 40 Mal – für einen Einsatz bei den Profis sollte es dennoch nicht reichen.

Foto: Dennis Grombkowski/Bongarts/Getty Images

„In meiner ersten Saison bei den Profis war ich einfach noch nicht so weit”, lautete rückblickend Uths Urteil. „Ich war zu jung, zu nervös, alles war neu. Dennoch hatte ich unter unserem damaligen Trainer Zvonimir Soldo nie das Gefühl, komplett abgeschrieben zu sein.” Der damals Verschmähte ergänzte: „ Für mich hat es sich damals so angefühlt, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis ich meinen ersten Einsatz bei den Profis bekomme. Leider wurde Soldo dann früh in der Saison entlassen. Am Ende der Spielzeit haben wir gerade so die Klasse gehalten.” In der Folgesaison kam Stale Solbakken, der FC stieg letztlich ab – und Uth entschied sich zu einem Wechsel. Auch unter dem Norweger gab es für den damals 20-Jährigen keinen Profieinsatz.

Der Durchbruch in den Niederlanden und in Hoffenheim

Der Stürmer wechselte in der Folge in die Eredivisie zu Heerenveen, wo es zu Beginn aber auch nicht wirklich gut lief. Aufgrund der starken Konkurrenz fand sich der Deutsche häufiger auf der Bank wieder, als er das geplant hatte. Zu Spox sagte er über diese “brutale” Zeit: „Wenn du bei den Profis nicht zum Einsatz kommst, musst du automatisch am Montag mit der zweiten Mannschaft spielen. Das ist in den Niederlanden so üblich.” Diese Phase sei “wirklich hart” gewesen, gehörte “am Ende aber auch dazu”. Wenig später wurde der Trainer von Heerenveens zweiter Mannschaft, ein gewisser Jan de Jonge, Trainer bei Heracles Almelo – er erinnerte sich an einen jungen deutschen Stürmer, der bei seinem vorherigen Verein nicht ganz zufrieden war und nahm ihn mit. Dort lief es dann besser, Uth traf zweistellig und kehrte ein Jahr später nach Heerenveen zurück.

Dort sammelte er dann in 37 Spielen 32 Scorerpunkte und geriet dadurch auch auf den Radar der TSG Hoffenheim, die ihn im Sommer 2015 unter Vertrag nahm. Sein Trainer zu dieser Zeit war mit Markus Gisdol ein Weggefährte, den Uth dreieinhalb Jahre später wiedertreffen sollte. Der jetzige FC-Trainer beorderte den Offensivspieler zweimal in die Startelf, ansonsten kam Uth von der Bank. Eine genau definierte Position hatte der gebürtige Kölner nicht, er kam entweder in vorderster Front, auf dem Flügel oder hängend zum Einsatz. Nach Gisdols Entlassung im Herbst übernahm Huub Stevens, auch dort lief es für den Neuzugang aus den Niederlanden eher schleppend. Erst mit der Amtsübernahme von Julian Nagelsmann im Februar 2016 nahm Uths Karriere dann auch in Deutschland Fahrt auf.

Auch Joachim Löw fallen die Stärken von Mark Uth auf

In insgesamt 66 Spielen unter dem jüngsten Trainer der Bundesliga-Geschichte sammelte der Offensivspieler starke 39 Scorerpunkte (28 Tore, 11 Vorlagen) und reifte damit zu einem überdurchschnittlich guten Bundesliga-Stürmer heran. Im Sommer 2018 wechselte Uth schließlich ablösefrei zum FC Schalke 04 – dort gehörte er unter Domenico Tedesco zwar oft zur Startelf, seinen ersten Treffer erzielte er allerdings erst im November gegen Hannover. Zuvor hatte ihn Joachim Löw im Oktober das erste Mal für die deutsche Nationalmannschaft nominiert, was für einige überraschend kam – schließlich war Uth zuvor torlos geblieben. „Der Zeitpunkt war bestimmt für viele überraschend. Joachim Löw war aber nie jemand, der sich an den Erwartungen der Öffentlichkeit orientiert hat. Ich selbst war einfach nur sehr glücklich, dabei sein zu dürfen”, lautete Uths Urteil über diese Entscheidung im Gespräch mit Spox.

Auf der nächsten Seite: Verletzungen, eine Suspendierung und der Wechsel nach Hause

Kurz nach seinem ersten Treffer fiel der Angreifer dann aber wegen einer muskulären Verletzung aus, was ihn das restliche Fußballjahr 2018 kostete. Erst in der Rückrunde gehörte er wieder zum Kader. Im März 2019 wurde er dann durch Schalke-Trainer Tedesco aus dem Kader für ein Spiel gegen Bremen gestrichen, weil der Trainer eher auf Spieler mit Charakter setzen wollte – ein harter Vorwurf, wie Uth befand. Daraufhin schwänzte er in der Folge offenbar eine Trainingseinheit, was sein Standing allerdings nicht verbesserte. Danach fand sich sein Name aufgrund dieser Geschichte häufig in der Presse, die Publicity war aber nicht immer positiv. „Ich wurde vier Tage lang von der Presse hart angegangen”, erklärte Uth später.

Eine insgesamt schwierige Phase auf Schalke

„Ich hatte übrigens nicht mal eine komplette Trainingseinheit verpasst, sondern nur einen Teil davon. In dem Moment war mir einfach danach, ich bin ein sehr emotionaler Mensch und habe in diesem Moment dementsprechend reagiert. Aber natürlich war das ein Fehler und dass die Presse das dann aufgreift, ist auch klar.” Wenig später fiel Uth dann wegen einer Adduktorenverletzung für den Rest der Saison 2018/2019 aus.

Nach Tedescos Abgang und der Inthronisierung von Schalkes neuem Trainer David Wagner lief die bisherige Saison aus Sicht des Kölner Winterneuzugangs eher durchwachsen: Acht Einsätze stehen bisher zu Buche, davon je vier in der Startelf und als Joker. Die einzigen Torbeteiligungen sammelte Uth im DFB-Pokal gegen Bielefeld, als ihm zwei Vorlagen gelangen. Anfang Dezember fiel der frühere Hoffenheimer dann erneut wegen Adduktorenprobleme aus, sein letztes Spiel datiert vom 7. Dezember, als er zu einem Kurzeinsatz gegen Leverkusen kam. Das letzte Mal stand er Ende November gegen Bremen in der Startelf.

Als Übergangsspieler für die Offensive beim 1. FC Köln?

Foto: Adam Pretty/Bongarts/Getty Images

In der Vergangenheit stellte Uth unter Beweis, dass er auf mehreren Positionen in der Offensive einsetzbar ist. Er kann als klassischer Neuner spielen, wenngleich die Konkurrenz beim FC dort mit Jhon Cordoba, Anthony Modeste und Simon Terodde bereits hoch ist. Wahrscheinlich ist, dass der 28-Jährige entweder auf dem Flügel oder als hängende Spitze zum Einsatz kommen wird. Dort kann der Neuzugang seine Stärken einbringen: Er ist geschickt im Bewegen ohne Ball, weil er nicht immer die Tiefe sucht wie beispielsweise Cordoba. Uth bietet sich immer auch im Spielaufbau an und bietet Optionen für den Übergang ins Offensivspiel. Am stärksten ist er dann, wenn er den Ball zwischen den Linien erhält und nach vorne aufdrehen kann. Mit gut getimten Pässen konnte er in der Bundesliga schon Abwehrreihen auseinander spielen.

Mit dem Ball am Fuß weist Uth auch ein gutes Tempo auf, wenn es in den offensiven Übergang geht. Dadurch kann er den Stürmer vor ihm mit Pässen in die Tiefe bedienen. Durch seinen starken linken Fuß und die Abschlussqualität ist er auch in der Lage, Tore zu erzielen – grundsätzlich ist es also eine Verpflichtung, die den Kader des 1. FC Köln auf den ersten Blick besser macht und die Qualität in der Offensive erhöht. Doch es bleiben auch Fragen offen.

Schaub geht, Uth kommt – und im Sommer geht es von vorne los

Für seinen neuen alten Arbeitgeber soll Uth nun mithelfen, den Klassenerhalt zu sichern. Am selben Tag seiner Verpflichtung sickerte rund ums Geißbockheim derweil durch, dass sein direkter Konkurrent Louis Schaub sich einen neuen Verein suchen könne – das Überangebot in der Kölner Offensive wird dadurch zwar geringer, richtig logisch erscheint der Transfer aber trotzdem nicht. Schaub ist ein Spieler mit Potenzial, das er bis dato allerdings nur andeuten konnte.

Mit Uth kommt zwar ebenfalls ein guter Fußballer, der jedoch zuletzt verletzungsanfällig war und wenig spielte. Da der FC laut Medienberichten keine Kaufoption zu besitzen scheint, dient das Unterfangen mit Uth offenbar dazu, ihm Spielpraxis zu verschaffen – gleichzeitig muss Schaub den Verein allerdings verlassen. Höchstwahrscheinlich muss der 1. FC Köln allerdings deshalb im Sommer schon wieder auf dieser Position aktiv werden und erneut eine Verstärkung holen. Bis dahin kann Mark Uth nach einigen Irrungen und Wirrungen in seiner Karriere aber endlich dort sein Können beweisen, wo für ihn alles begann – in seiner Geburtsstadt Köln.

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