Nach dem Derbysieg Ende März starteten der 1. FC Köln und seine Fans trotz der nach wie vor schwierigen Ausgangslage verhalten optimistisch in die letzten Spiele der Saison. Mit Mönchengladbach, Leverkusen und auch Leipzig hatten es die “Geißböcke” immerhin geschafft, die brisantesten Duelle für sich zu entscheiden – mit jedem Erfolg wuchs dann auch wieder die leise Hoffnung, es vielleicht doch noch auf einen Nichtabstiegsplatz zu schaffen. Das zarte Pflänzchen des verhaltenen Optimismus wurde dann allerdings zu Beginn des Monats April relativ kraftvoll zertreten – in Hoffenheim unterlag die Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck mit 0:6. Bumm.
Während bei effzeh.com am 1. April zumindest die Meldung für Erheiterung sorgte, dass Lukas Podolski ab Sommer Spielertrainer beim effzeh werden würde, musste kurz darauf mit dem Debakel von Sinsheim also die nächste bedauernswerte Niederlage eingesteckt werden. Es war einer der Tiefpunkte einer an schwierigen Tagen nicht armen Saison; die absolute Nicht-Leistung der Mannschaft in diesem Spiel hatte zur Folge, dass Timo Horn lauthals darüber spekulierte, ob die Mannschaft und er den mitgereisten Fans nicht Wiedergutmachung leisten müssten.
Sechs-Punkte-Spiel gegen Mainz und Abstieg in Freiburg
Dennoch ging man nicht komplett ohne Hoffnung in das folgende Heimspiel gegen Mainz, bei dem es sechs Spieltage vor Schluss gegen einen direkten Konkurrenten ging – Mainz belegte den Relegationsplatz und hatte zu diesem Zeitpunkt lediglich sechs Punkte Vorsprung. Mit einem Sieg, so die Beschwörungsformel Ruthenbecks, wäre der effzeh wieder auf drei Punkte an den möglichen Klassenerhalt herangerückt. Die Folge davon war, dass dieser Umstand gar als Erfolg verkauft wurde, was auch Monate später nicht mehr als Kopfschütteln hervorruft. In jedem Fall schaffte es der effzeh natürlich nicht, noch einmal an Mainz heranzurücken – die frühe Hector-Führung reichte nicht aus, weil der Mainzer Sympathieträger Pablo de Blasis (bestens bekannt aus dem Hinspiel) noch den Ausgleich schaffte. In Erinnerung blieb jedoch eine Torchance von Simon Terodde, der es beim Stand von 1:0 verpasste, die Führung auszubauen und der effzeh-Saison damit vielleicht eine bedeutende Wende zu verschaffen.
Osako und Bittencourt verließen den 1. FC Köln im Sommer | Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images
In den darauffolgenden Tagen wurde bekanntgegeben, dass Ruthenbeck die Mannschaft in der zweiten Liga nicht betreuen würde – am 17.4. wurde mit seinem Großcousin Markus Anfang der Nachfolger vorgestellt, der zeitgleich noch mit Holstein Kiel um den Aufstieg in die erste Liga kämpfte. Mit dieser Verkündung wurde dann spätestens der Neustart in der zweiten Liga angekündigt, der nach einer weiteren Niederlage in Berlin (1:2, in Erinnerung blieb der „Fan-Frust“, weil Trikots nach dem Spiel zurückgeworfen wurden) und nach einem Unentschieden gegen Schalke (2:2 nach 0:2-Rückstand) schlussendlich mit einer Niederlage in Freiburg besiegelt wurde. Der effzeh schunkelte sich weinend und „En unserm Veedel“ singend in die zweite Liga – das lange Vorhersehbare war eingetreten.
Hector, Horn und Co. bleiben – und sorgen für Freude
Der Monat April war allerdings deswegen bemerkenswert, weil einige der wichtigsten Spieler des 1. FC Köln ihren Verbleib für die Folgesaison verkündeten. Den Anfang machte Mittelfeldspieler Marco Höger. Gefolgt wurde er von Nationalspieler Jonas Hector, der damit zum „Kölschen Buffon“ mutierte und trotz des Abstiegs weiterhin ein „Geißbock“ bleiben wollte. Und so waren es dann auch die emotionalen Szenen nach Abpfiff der Partie in Freiburg und die etwas ungläubige Freude, dass Hector auch in der zweiten Liga seinem Herzensverein die Treue halten würde, die in Erinnerung bleiben sollten. Einen Nachahmer fand er in Keeper Timo Horn, der sich ebenfalls zu verbesserten finanziellen Bezügen dazu bereit erklärte, mit dem effzeh abzusteigen.
Auf vereinspolitischer Ebene gab es ein wenig Rumoren nach der Bekanntgabe der Anfang-Verpflichtung, weil sich der Mitgliederrat übergangen gefühlt hatte, was die Entscheidungsfindung betraf. Gleichermaßen ließ ein Interview des präsidialen Dreigestirns aufhorchen, dessen Tenor “Alles ist gut beim 1. FC Köln” für ein wenig Verwunderung sorgte. Durch einen weiteren Spieler, der sich auch zum Verein bekannte, ebbte diese Unruhe aber schnell wieder ab. Die beiden abschließenden Saisonspiele im Mai verlor der effzeh dann standesgemäß mit 1:3 gegen Bayern und 1:4 in Wolfsburg. Im Gedächtnis blieben vor allem die Verabschiedung von Dominic Maroh und der obskure Einsatz der Polizei beim Auswärtsspiel in der Autostadt.
Viele altgediente Spieler gehen, viele Neue kommen hinzu
Auch das Personalkarussell drehte sich in diesem Monat ziemlich rasant – Osako, Bittencourt und Heintz entschieden sich für andere Vereine trotz des vielfach zitierten “Sauna-Schwurs”. Mit Sobiech, Schaub, Hauptmann, Schmitz und Bader wurde allerdings gleich ein Quintett im Mai verpflichtet, mit dem der 1. FC Köln die “Mission Wiederaufstieg” angehen wollte. Da die Bundesliga-Saison aufgrund der WM in Russland schon Anfang Mai endete, lagen knapp drei Monate zwischen dem letzten Spiel in Liga eins und dem ersten Spiel in Liga zwei – genug Zeit für Kader- und Trainingsplanung auf Seiten der effzeh-Verantwortlichen sowie Frustbewältigung und Umgang mit dem Kater der Abstiegssaison auf Seiten der Fans.
Die Stimmung war, so viel steht im Rückblick fest, in dieser Zeit ein wenig trügerisch – aufgrund der unerwarteten Vertragsverlängerungen einiger Leistungsträger und des Zusammenhalts in der Fanszene ging der 1. FC Köln mit erstaunlich positiven Bildern ins Unterhaus. Im Monat Juni nahm der Kader dann weiter Form an, Rafael Czichos schloss sich nach der missglückten Relegation mit Holstein Kiel ebenfalls dem 1. FC Köln an. Mit Daniel Meyer gab der NLZ-Leiter des Absteigers bekannt, in der kommenden Saison mit Erzgebirge Aue einen Zweitligisten als Cheftrainer übernehmen zu wollen.
Großer effzeh-Kater während und nach der WM in Russland
Ansonsten passierte aber herzlich wenig – die intensiven vergangenen Monate machten sich bemerkbar, weil viele Fans einfach mal für ein paar Wochen ihre Ruhe von ihrem Verein haben wollten. Für Entspannung sorgte die Weltmeisterschaft als Ersatzdroge aber auch nicht wirklich, weil zuerst die Özil-Affäre und dann der unfassbar uninspirierte Auftritt der DFB-Elf für Kopfschütteln sorgten – unabhängig davon, wie sehr man sich für die Nationalmannschaft interessiert. So langsam stieg das effzeh-Fieber aber wieder an, weil Anfangs neuformiertes Team am 25. Juni mit der Vorbereitung auf die anstehende Zweitliga-Saison begann. Bei einigen sollte der effzeh-Kater aber auch noch ein wenig länger anhalten – dazu hatte die Saison 2017/2018 einfach zu viele Narben hinterlassen.