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Kantersieg des 1. FC Köln gegen Dynamo Dresden: Über Effizienz und individuelle Fehler

Foto: Moritz Hagenbruch

Fußball ist manchmal ein verrückter Sport. Nach der 0:1-Niederlage gegen den Hamburger SV blies dem Kölner Coach Markus Anfang starker Gegenwind ins Gesicht, weil der Auftritt seiner Mannschaft in allen Belangen nicht ausreichend für das Erreichen der gesteckten Ziele war. Harmlos vor dem gegnerischen Tor, dazu mit wenig Sicherheit im eigenen Passspiel und mit vielen individuellen Unzulänglichkeiten – wie ein Aufstiegskandidat präsentierte sich der 1. FC Köln am Montagabend nicht. In der Folge wuchs natürlich ein wenig die Unruhe rund ums Geißbockheim, weil Presse und Fans zunehmend auch kritischere Töne verlauten ließen. Anfang selbst gab sich auf der Pressekonferenz kämpferisch und willens, an seinem Weg festzuhalten.

Vielfach war in den vergangenen Wochen auch eine Doppelspitze bestehend aus Simon Terodde und Jhon Cordoba gefordert worden, um der offensiven Harmlosigkeit ein Ende zu bereiten – Cordoba zeigte sich zuletzt formstark und brachte bei seinen Einsätzen oft das aufs Feld, was man von ihm erwartet: Viel Dynamik, viel Körpereinsatz und Zug zum Tor. Als dann aber vor dem Spiel die Mannschaftsaufstellung verkündet wurde, war ich einigermaßen skeptisch: Der wuchtige Kolumbianer und Terodde sollten vorne zusammenspielen, obwohl die Problematik eigentlich woanders lag?

Anfang passt an – und das Team liefert

Unter der Woche hatte ich in einem Text gefordert, dass Markus Anfang nun zwar nicht gänzlich alles über den Haufen werfen sollte, ein paar Anpassungen jedoch fällig wären. Der Grund: “Die letzten Spiele zeigten, dass die Kölner Gegner sich auf genau diese Vorstellungen vorbereitet hatten und diese dementsprechend bekämpften – mit einer Raute im Mittelfeld, in dem Höger zugestellt und die Bewegungsfreiheit der Achter eingeschränkt wurde, konnte man die Ballzirkulation des effzeh schon einigermaßen wirkungsvoll unterbrechen.” Es brauchte dementsprechend einen Plan B, eine andere Raumbesetzung im Aufbauspiel, um die Offensivabteilung überhaupt erst in Szene setzen zu können.

Die Raumbesetzung beim effzeh sah dementsprechend folgendermaßen aus: Jorge Meré markierte im Aufbau den Zentrumsspieler, der etwas tiefer spielte als Rafael Czichos und Benno Schmitz. Der etatmäßige Rechtsverteidiger Schmitz spielte eher einen Halbverteidiger, um die Vorstöße von Marcel Risse abzusichern und im Aufbauspiel die rechte Seite zu besetzen, Czichos tat das Gegenteil auf der linken. Jonas Hector und Marcel Risse fungierten gegen Dresden als klassische Wing-Backs, die die beiden Außenbahnen komplett für sich hatten. Marco Höger gab den Ankerspieler im zentralen Mittelfeld.

Vor ihm durften sich Dominick Drexler und Louis Schaub in den Zwischenräumen bewegen und Pässe aus dem Aufbauspiel empfangen, um von dort aus die berühmte Doppelspitze ins Spiel zu bringen. Markus Anfang rückte somit von seinem bisherigen 2-3-4-1 im Aufbauspiel ab, die Raute bestehend aus Meré, Czichos, Schmitz und Höger hatte man ähnlich zuletzt im Testspiel gegen Waasland-Beveren gesehen. Man kann darüber spekulieren, was sich Anfang davon erhoffte: mehr Kontrolle im Aufbauspiel, bessere Passwege auf die Achter Schaub und Drexler, vielleicht auch mehr Einfluss aufs Spiel von Louis Schaub, der zuletzt ja ein wenig untergegangen war. Gegen Dresden stellte der Österreicher seine Stärken im Tempodribbling unter Beweis und war an vielen gefährlichen Aktionen beteiligt.

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Dass das Spiel dann am Ende 8:1 enden würde, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Dem effzeh spielte in dieser Partie eine etwas merkwürdige Eigendynamik in die Karten, weil man bereits ganz früh in Führung ging. Einem Einwurf auf der rechten Seite folgte ein Tiefenball von Risse, der Drexler erreichte – der ehemalige Kieler stand jedoch im Abseits. Die darauf folgende Flanke verwertete Cordoba per Kopf, damit hatte der erste aus der Doppelspitze getroffen. In einer Phase, in der nicht alles funktioniert, ist ein frühes Tor Gold wert – umso mehr für den 1. FC Köln, der sich gerade in den Heimspielen zuletzt mehrfach schwertat. Viele Abschlussaktionen gab es in der Folge nicht, einzig ein Distanzschuss von Cordoba sorgte für ein wenig Gefahr.

Ein frühes und ein spätes Tor bringen Sicherheit zur Pause

Insbesondere in der ersten Halbzeit hatte der effzeh Phasen, in denen er den Ball nicht an den Dresdener Linien vorbeibekam – die Gäste verteidigten im 5-4-1 und versuchten, speziell das Zentrum zu verdichten. Beim effzeh waren die entscheidenden Räume nicht ausreichend besetzt, vorne standen zum Teil vier Spieler auf einer Linie und warteten auf Bälle. Ab und an gab es jedoch gute Möglichkeiten: in der 18. Minute passte der erste Kontakt bei Höger allerdings nicht, nach 34 Minuten verpuffte ein eigentlich guter Angriff nach einem gut gespielten Ball von Schmitz. Richtig gefährlich wurde es dann wieder fünf Minuten vor der Pause: der effzeh brach wieder über die rechte Seite durch, auf der Dresdens Verteidiger Philipp Heise einen schwierigen Tag verlebte – Cordobas Abschluss wurde allerdings pariert.

Foto: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images

Das 2:0 fiel dann nach einem guten eröffnenden Pass von Meré auf Schaub, der Tempo aufnahm und Richtung Strafraum zog. Sein Dribbling jedoch verpuffte, über Umwege (Heise) kam der Ball allerdings zu Terodde, der in typischer Manier eines Strafraumstürmers das 2:0 erzielte – der effzeh ging somit mit einer beruhigenden Führung in die Pause, obwohl der Leistungsunterschied nicht allzu groß war. Der Knackpunkt der Partie war dann das 3:0 durch Terodde nach nur 14 Sekunden im zweiten Abschnitt: zuvor hatte Cordoba den Ball gut behauptet, die erste Hereingabe von Schaub wurde danach allerdings geblockt. Der Österreicher klaute den Ball aber wieder von Benatelli und bediente Terodde. Das 4:0 fiel ebenfalls nach einem individuellen Fehler, weil Hartmann Risses Pass durchrutschen ließ und Cordoba dann Dumic entwischte.

12 Torschüsse, 8 Tore – da kann man nicht meckern

Beim 5:0 zeigte Schaub wieder seine Dribbelstärke und bediente Hector, der vor Schubert eiskalt blieb – Dresden hatte hier allerdings auch eine doppelte Überzahl zum Verteidigen. Mit einer simplen Innenristflanke bereitete Hector dann das 6:0 durch Terodde vor, bevor Louis Schaub nach Diagonalball von Hauptmann überaus sehenswert das 7:1 erzielte. Zuvor hatte der auffällige Baris Atik für Dresden verkürzt. Beim 8:1 profitierte Hector von Schuberts Herauslaufen und köpfte den Ball ins Tor.

Nach dem Spiel mag man nun natürlich sagen, dass Markus Anfang alles richtig gemacht hat: Terodde traf dreimal, Cordoba zweimal. Die Doppelspitze hat somit ihren Auftrag erfüllt. Der effzeh profitierte aber an diesem Tag davon, dass tatsächlich fast jeder Schuss ein Treffer war – von zwölf Schüssen aufs Tor zappelten unglaubliche acht schlussendlich im Netz. Man kann auch sagen, dass so viele Tore eben nicht erzielt werden können, wenn man nicht in die Abschlusssituationen kommt – das gelang dem effzeh gegen Dresden häufig nur aufgrund individueller Fehler bei Dresden. Die “Geißböcke” haben vor der Länderspielpause nun erst einmal für Ruhe gesorgt – und mit dem hohen Sieg ein Ausrufezeichen gesetzt. Anfangs Umstellungen haben zumindest mit dem Blick aufs Ergebnis gefruchtet – es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass der Gegner in jedem Spiel so viele individuelle Fehler machen wird.

Es soll nach dem Kantersieg auch kein Wasser in den Wein gegossen werden. Doch in zwei Wochen in Darmstadt erwartet den effzeh wieder ein defensivorientierter Gegner, den es zu bespielen gilt. Ob dann eine Doppelspitze die richtige Lösung ist, wird abzuwarten bleiben – ich lasse mich jedoch auch gerne wieder vom Gegenteil überzeugen.

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