effzeh.com: Herr Strehlow, die B-Junioren-Bundesliga West startet in eine neue Saison, die Zeit der Trainingslager und Tests ist vorbei. Wie lief ihre erste Vorbereitung mit einer U17 des 1. FC Köln?
Jakob Strehlow: Die Vorbereitung war ordentlich, die Spieler waren engagiert dabei und haben gut mitgezogen. Leider hat uns jedoch ein ziemliches Verletzungspech heimgesucht. Mit Matteo Gödtner, Fynn Schenten, Levi Milambo und Emanuel Nzau haben vier Spieler große Teile der Vorbereitung verpasst und werden zunächst nicht zur Verfügung stehen. Da wir eh einen überschaubaren Kader mit lediglich 21 Feldspielern haben, darf jetzt nicht mehr sehr viel passieren.
Was waren die inhaltlichen Schwerpunkte der Vorbereitung?
Neben spieltaktischen Themen wie dem Verhalten bei eigenem Ballbesitz, Pressing und Gegenpressing ging es vor allem um Trainingsinhalte in den Feldern, in denen es noch Aufholbedarf gibt. Das betrifft zunächst die Athletik und Physis. In den Testspielen U17-Teams aus Mainz und Wolfsburg wurde deutlich, dass unsere Spieler in puncto Körperlichkeit und Tempo zulegen müssen.
Das war auch der Grund, warum wir kurzfristig ein Testspiel mit der U19 von Borussia Lindenthal-Hohenlind vereinbart haben. In der Partie, die torlos endete, mussten sich meine Spieler gegen einen Gegner behaupten, der körperlich überlegen war und eine entsprechende Wettkampfhärte an den Tag legte. Das hat das Team aber ganz gut hinbekommen.
In der vergangenen Saison – noch als U16 – hat die Mannschaft als technisch gutes Team vor allem versucht, Situationen spielerisch zu lösen. Hier müssen wir noch eine bessere Balance finden zwischen spielerischer Leichtigkeit auf der einen Seite und Konsequenz sowie Seriosität auf der anderen. Im letzten Testspiel, das meine Mannschaft unglücklich mit 2:3 gegen Werder Bremen verloren hat, waren in dieser Hinsicht schon Fortschritte erkennbar. Vor allem war aber auch wichtig, dass die Spieler nach der 0:7-Klatsche beim VfL Wolfsburg eine gute Reaktion gezeigt und gegen die starken Bremer eine Partie auf Augenhöhe geboten haben.
Apropos neue Saison: Das Auftaktprogramm mit den fünf Partien im August hat es in sich. Es geht gegen Mönchengladbach, Oberhausen, Waltrop, Schalke und Leverkusen. Was kommt da auf Ihre U17 zu?
Eine ganze Menge. Mit Gladbach (Anm. d. Red.: Die U17 des 1. FC Köln gewann 3:0), Schalke und Leverkusen treffen wir auf drei Teams, die aufgrund der hohen Qualität ihrer Spieler zum Besten gehören, was wir in der U17 in Deutschland zu bieten haben und zusammen mit dem BVB und dem VfL Bochum deshalb auch zum engen Favoritenkreis zu zählen sind. Schauen Sie sich nur an, wie viele Juniorennationalspieler die Kader dieser fünf Teams aufweisen können. Das sind Jungs, die sich schon auf internationalem Parkett bewiesen haben und in der Regel schon im Vorjahr Erfahrungen in der B-Junioren-Bundesliga West sammeln konnten, von denen sie und ihre jeweilige Mannschaft nun profitieren können.
In unserer U17 ist dies anders. Der Kader rekrutiert sich fast ausschließlich aus Spielern der U16 der vorigen Saison. Wir haben keine Jugendnationalspieler und mit Alessandro Puzzo und Nikita Kryvtsov nur zwei Akteure, die einige Spiele in dieser Klasse bestritten haben, wobei Kryvtsov im letztjährigen Kader in erster Linie als Ergänzungsspieler fungierte. Lediglich gegen Saisonende in den Spielen der Sonderrunde kamen weitere U16-Spieler in der U17 zum Einsatz.
Gewiss, die letztjährige U16 war sehr erfolgreich und hat zudem noch technisch gut anzusehenden Fußball geboten. Die letzte Saison in der B-Junioren-Mittelrheinliga hat sie mit deutlichem Vorsprung als Tabellenerster abgeschlossen und ist FVM-Pokalsieger geworden – und das alles ohne eine Niederlage. Die Spieler sind es gewohnt zu gewinnen. Doch das ist Vergangenheit, nun müssen sie sich in der B-Junioren-Bundesliga West beweisen. Und gerade deswegen müssen sie verstehen, dass sie dort auf einem deutlich höheren Niveau gefordert sein werden. Und da werden sie auch Spiele verlieren.
Zum Kader der letztjährigen U16 sind mit David Fürst und Daniel Williams zwei externe Neuzugänge hinzugestoßen. Was können sie uns zu diesen beiden Spielern sagen?
David Fürst hat einige Jahre im NLZ von Borussia Mönchengladbach verbracht und dort eine hervorragende fußballerische Ausbildung genossen. Schon im letzten Jahr war er auf unserer Liste, hat sich damals aber noch für den Zwischenschritt über den 1. FC Düren entschieden, bevor er in diesem Jahr von dort zu uns gewechselt ist. David ist ein laufstarker, technisch gewandter Spieler mit erkennbarem Potenzial, der seine Stärken besonders im offensiven Mittelfeld einzusetzen weiß.
Aus Hennef kommt Daniel Williams, ein zweikampfstarker Innenverteidiger, Linksfuß zudem, mit einer guten Einstellung, von dem wir uns einiges versprechen. Im Unterschied zu Fürst kommt Daniel nicht aus einem NLZ, so dass er sich an viele Abläufe und auch an die Intensität des Trainings bei uns erst noch etwas gewöhnen muss. Dabei kommt ihm zugute, dass er sehr bereitwillig lernt und Neues aufnimmt.
Über Saisonziele, die Zusammenarbeit mit Stefan Ruthenbeck und die eigene Vita
Welche Ziele setzen Sie sich und Ihrer U17 für die Saison 2023/24?
Unser wichtigstes Ziel ist es, die Jungs weiterzubringen. Entwicklungen zu fördern und zu begleiten, ist dabei unsere vordringliche Aufgabe. Zunächst geht es darum, die Spieler an die Anforderungen der höchsten Spielklasse im Nachwuchsbereich heranzuführen und sie so für ihren Weg in die U19 vorzubereiten. Dieses Ziel wollen wir auf mehreren Wegen verfolgen. Im Mittelpunkt steht selbstverständlich die Arbeit auf dem Platz.
Die U17 des 1. FC Köln nach dem 4:2-Testspielsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern (Foto: 1. FC Köln)
Begleitet wird sie durch Gespräche mit einzelnen Spielern, aber auch mit der Gruppe, in denen erarbeitet werden soll, welche Fortschritte sichtbar geworden sind, aber auch welchen Themen man sich verstärkt widmen muss. Und natürlich spielen hier Spielbetrieb und Ergebnisse eine Rolle. Fußball ist und bleibt ein Ergebnissport und selbstverständlich wollen wir so gut wie möglich abschneiden, sind uns aber der Tatsache bewusst, dass uns fünf, sechs Mannschaften personell und von ihren Möglichkeiten voraus sein werden.
Sie sprachen die U19 an, in der sie lange mit Stefan Ruthenbeck zusammengearbeitet haben. Der Sprung in den dortigen Kader ist das große Ziel Ihrer Spieler für die nächsten beiden Jahre. Wie ist die Zusammenarbeit zwischen U17 und U19?
Sehr eng und äußerst vertrauensvoll. Wir teilen uns ein Büro, tauschen uns täglich aus und profitieren natürlich auch von unserer gemeinsamen Zeit bei der U19. Wir haben die gleichen Auffassungen über Fußball, was es uns leicht macht, Dinge miteinander abzustimmen und sie so voranzutreiben. Stefan hat einige Jahre im Profibereich verbracht, und von seinen dortigen Erfahrungen kann ich vieles aufnehmen, was über den Nachwuchsbereich hinausgeht. Es ist aber auch generell so, dass die Trainer in unserem NLZ schon über Jahre eng zusammenarbeiten, was vielleicht auch eine Erklärung dafür ist, dass wir trotz der schwierigen infrastrukturellen Bedingungen mit unseren Teams immer wieder beachtliche Erfolge erzielen können.
Zum Schluss eine Frage zu Ihrer Vita, Herr Strehlow. Sie kommen aus dem hohen Norden, haben die Fußballschuhe für den Husumer SV und in Flensburg für einen Verein mit dem eindrucksvollen Namen „Dansk Gymnastikforening Flensborg“ geschnürt. Wie hat es Sie vom westlichsten Punkt der Ostsee an den Rhein in Köln verschlagen?
Kleine Korrektur: Geboren wurde ich in Berlin, mit 10 Jahren bin ich dann allerdings mit meinen Eltern in den hohen Norden gezogen und habe dort für die beiden genannten Vereinen Fußball gespielt. In der Jugend war ich auch in der höchsten Spielklasse da oben unterwegs, zu einer nachhaltigen Karriere ist es dann aber nicht gekommen. Dem Sport wollte ich aber beruflich treu bleiben und so brachte mich das Sportstudium nach Köln und zur hiesigen Sporthochschule. Mir bot sich dann die Möglichkeit, im NLZ des 1. FC Köln zu arbeiten, was ich bis zum heutigen Tag mit Spaß und Freude mache.