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Andre Pawlak beim 1. FC Köln – Interimslösung, Kommunikator & Aufstiegsexperte

Andre Pawlak | Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Am Samstagabend war dann offiziell, was sich rund um den 1. FC Köln schon jeder zuraunte. Die „Geißböcke“ trennen sich trotz Tabellenführung von Markus Anfang – U21-Coach Andre Pawlak übernimmt die Aufgabe, den effzeh an den letzten drei Spieltagen der Saison in der 2. Bundesliga zum Aufstieg zu führen, zusammen mit Chefscout Manfred Schmid. Nur wenige Stunden zuvor hatte der 48-Jährige mit der Regionalliga-Reserve der Kölner beim 3:0 gegen Wiedenbrück einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht.

Den müssen seine Schützlinge nun mit Kevin McKenna an der Seitenlinie schaffen – Pawlak wird eine Etage darüber gebraucht, um eben jenen Verbleib in der aktuellen Spielklasse zu vermeiden. “Die U21 hat unter André Pawlak sehr strukturiert gespielt. Er hat mich auch in unseren Gesprächen überzeugt”, betonte FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh auf der ersten Pressekonferenz des neuen Kölner Trainers. “Wichtig ist, dass André die Mannschaft hier schon kennt. Und ich weiß, wie er die U21 geführt hat. Das zu wissen und ihn schon länger zu kennen, war sehr wichtig für mich. Ihn zum Cheftrainer zu machen, war für mich die logische Entscheidung!”

Fußballehrer-Lehrgang und FC-U21? “Fordernd, aber machbar”

“Als die Nachricht kam, dass ich mich bei Armin melden soll, habe ich mir schon gedacht, dass wir uns nicht auf einen Kaffee treffen werden. Ich musste nicht lange überlegen. Ich bin 18 Jahre Trainer, da muss man so eine Chance wahrnehmen. Natürlich möchte ich dem Verein helfen”, schilderte Pawlak die Beförderung zum Profiteam. Dass der gebürtige Gelsenkirchener überhaupt als Interimslösung zur Verfügung stehen könnte, hatte der 1. FC Köln zu Beginn der Saison allerdings noch nicht geplant.

Pawlak, im Sommer 2017 ursprünglich als U17-Coach geholt, hatte in der vergangenen Saison die schwer angeschlagene U21 zum Klassenerhalt in der Regionalliga geführt und sollte sich in der Spielzeit 2018/19 gänzlich auf seine Ausbildung zum Fußballlehrer konzentrieren. Neben dem Lehrgang in Hennef noch ein Team trainieren? Das war nicht im Sinne der „Geißböcke“, die ihre Meinung allerdings alsbald ändern mussten. Als die Regionalliga-Reserve einmal mehr in akute Abstiegsgefahr geriet, musste wieder der studierte Sport- und Chemielehrer aushelfen. Eine Bitte, die Pawlak nicht abschlagen konnte.

„Nachdem es sportlich für das Team nicht rund lief und ich gefragt wurde, ob ich früher als geplant wieder als Trainer tätig sein möchte, musste der Verein mich nicht groß überreden”, schilderte der jetzige Interimscoach der Kölner Zweitliga-Truppe damals im „fussball.de“-Interview. Ich war ja ohnehin noch beim 1. FC Köln angestellt und wollte der Mannschaft sofort helfen, die sportliche Wende zu schaffen“, und fügte hinzu: „Gleichzeitig die Ausbildung zum Fußball-Lehrer zu absolvieren, ist zwar sehr fordernd – aber auf jeden Fall machbar.“

Geradlinig mit ungewöhnlichem Werdegang

Der Erfolg, den er bereits in der vergangenen Spielzeit bei den jungen „Geißböcken“ hatte, stellte sich schnell wieder ein. Gerade nach der Winterpause war die U21 des 1. FC Köln unter Pawlaks Fittichen nicht mehr stoppen. Seit acht Spielen ist die Regionalliga-Reserve ungeschlagen, fuhr dabei sieben Siege ein. Eine Erfolgsserie, die sich sehen lassen kann – und den Abstieg in die Mittelrheinliga vermeiden dürfte.

“Ich fühle mich sauwohl beim FC!”

„Ich fühle mich sauwohl beim FC, die Arbeit mit der Mannschaft macht enorm viel Spaß“, sagte Pawlak dem „Geissblog“ bei der Verleihung der Fußballlehrer-Lizenz Ende März. Einen Monat später ist der 48-Jährige dann erst einmal nicht mehr für die U21 verantwortlich – und bekommt die Chance, seine Qualitäten bei den Profis unter Beweis zu stellen.

Pawlak wird als geradlinige Führungsfigur beschrieben, der eine Mannschaft formen kann. Freundlich, aber bestimmt im Umgang – eine ehrliche Haut, ein Kind des Ruhrpotts. „Ich bin ein Kommunikator“, sagte der akribische Arbeiter einst über sich selbst. Der Familienvater, der mit seiner Frau und seinen Töchtern in Recklinghausen lebt, gilt als guter Typ mit einem ungewöhnlichen Werdegang.

“Leidenschaft Fußball”: Seit 2017 hauptberuflich Trainer

Als Lehrer ist er bis 2017 an der Martin-Luther-Schule in Herten-Westerholt tätig – erst nach seinem Wechsel in den Kölner Nachwuchs lässt er sich nach zehn Jahren freistellen. „Seitdem liegt der Fokus auf meiner Leidenschaft – dem Fußball“, betont Pawlak und sagt angesprochen auf seinen Beruf mit einem Lächeln: „Ich bin ja nicht Superman. Mit der Arbeit als Regionalligatrainer und der Ausbildung zum Fußball-Lehrer bin ich zeitlich ausgelastet.“

Es ist definitiv mein Wunsch, hauptberuflich als Fußballtrainer zu arbeiten. Diesen Wunsch haben aber enorm viele Menschen.

Aus seinen Ambitionen Richtung Profifußball macht der ehrgeizige Trainer keinen Hehl: „Es ist definitiv mein Wunsch, hauptberuflich als Fußballtrainer zu arbeiten. Diesen Wunsch haben aber enorm viele Menschen. Ich bin froh, meinen Job als Sport- und Chemielehrer als Auffangnetz zu haben, falls es mir nicht gelingt, langfristig hauptberuflich im Fußballbereich zu arbeiten“, so Pawlak, der in seiner Karriere bereits erlebt hat, wie schnell es als Trainer gehen kann.

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Gestartet im Nachwuchs des FC Schalke 04 (2001 bis 2010) wagt er 2010 den Sprung zu Wattenscheid 09. Der Traditionsverein war nach finanziellen Problemen bis in die Westfalenliga abgestürzt – doch Pawlak gelingt die Trendwende. Der Coach führt den Club zurück in die Regionalliga, macht dort nach vier Jahren Schluss. Es folgt ein Engagement bei der SSVg Velbert, wo er ebenfalls den souveränen Aufstieg in die Viertklassigkeit feiern darf. Nach einer schwierigen Saison ist für Pawlak allerdings im April 2016 Schluss. Der Verein entscheidet sich aufgrund des drohenden Abstiegs für eine Trennung, doch die Qualitäten des Trainers haben sich längst herumgesprochen.

Der KFC Uerdingen wird auf Pawlak aufmerksam, der dank der finanziellen Hilfe des russischen Mäzens Mikhail Ponomarew ambitionierte Verein verpflichtet den Coach für die Mission Regionalliga-Aufstieg. Auch dies gelingt dem gebürtigen Gelsenkirchener – bereits zum dritten Mal in seiner Trainerlaufbahn. Doch danach ist Schluss: Für die Regionalliga setzen die Krefelder auf einen Coach mit Fußballehrer-Lizenz, dazu gibt es interne Probleme zwischen dem allmächtigen Mäzen und dem erfolgreichen Coach.

“Pädagogische Kompetenz”: Wechsel in den Nachwuchs des 1. FC Köln

Es folgt sein Wechsel zum 1. FC Köln – und erstmalig der Sprung zum hauptberuflichen Trainer. Am Geißbockheim ist die Freude über den Coup groß – mit Stefan Ruthenbeck, der die U19 übernimmt, und U17-Coach Pawlak hat der Verein im Nachwuchsbereich zwei anerkannte Fachleute gesichert. „André hat Erfahrung sowohl im Jugend- als auch im Seniorenfußball und hat die pädagogische Kompetenz zum Umgang mit jungen Talenten“, betonte Jörg Jakobs, damals noch Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.

Foto: 1. FC Köln

Sein Wirken als Lehrer spiegelt sich auch in der Herangehensweise an den Umgang mit einer Mannschaft wieder: „Es gibt da durchaus Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen hat man mit sehr vielen unterschiedlichen Charakteren zu tun, die es gilt zu einer Einheit, die funktionieren muss, zusammen zu bringen. Man muss täglich den Spagat zwischen ‘Zuckerbrot und Peitsche’ hinbekommen.“

Es gibt da durchaus Gemeinsamkeiten. In beiden Fällen hat man mit sehr vielen unterschiedlichen Charakteren zu tun, die es gilt zu einer Einheit, die funktionieren muss, zusammen zu bringen.

Diese Strategie durfte er aber nicht allzu lange bei der U17 fahren: Nach sieben Spielen bei der B-Jugend wird Pawlak zur U21 hochgezogen, um die Regionalliga-Reserve vor dem Abstieg zu bewahren. Das gelingt ihm bravourös – wie eine Saison später die Doppelfunktion als Coach der Regionalliga-Reserve und der erfolgreichen Ausbildung zum Fußballlehrer. „Das war so nicht geplant. Und es war auch nicht einfach. Das geht nur mit Disziplin und einem guten Zeitmanagement“, sagte er der „Recklinghäuser Zeitung“ und weiß, bei wem er sich für die wichtige Unterstützung bedanken darf: „Ohne eine starke Familie, die das Ganze mitträgt und die einem den Rücken frei hält, geht das nicht!“

Keine leichte Aufgabe für die Interimslösung des 1. FC Köln

Nun etwas überraschend die Beförderung zur Interimslösung bei den effzeh-Profis: Trotz Tabellenführung keine leichte Ausgangslage für den 48-Jährigen, der für drei Spiele eine mental angeschlagene Mannschaft ohne rechten Plan übernimmt. “Nach vier Spielen ohne Sieg gilt es jetzt, die Köpfe wieder freizukriegen und in die Jungs reinzuhören”, sagte Pawlak zum Antritt seiner neuen Aufgabe.

“Wir werden mit allen Spielern sprechen und allen die Möglichkeit geben, sich neu anzubieten. So ist das ja immer, wenn ein neuer Trainer kommt. Manni Schmid und ich sind dafür da, um die Mannschaft jetzt wieder zurück in die Erfolgsspur zu bringen”, betont der Interimstrainer der “Geißböcke”. Ein Sieg, das ist nahezu klar, reicht dem 1. FC Köln zum Aufstieg. Es wäre nicht der erste in der Laufbahn des Andre Pawlak. Es wäre aber definitiv derjenige, mit dem er am wenigsten gerechnet hat.

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