https://effzeh.com

Der effzeh.com-Possbüggel: Vorhang auf und Bühne frei für den 1. FC Köln!

Foto: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

91 verdammte Tage haben wir warten müssen, bis der 1. FC Köln wieder in das Liga-Geschehen eingreifen darf. Und er wird es nach 463 Tagen Bundesliga-Abstinenz genau an dem Ort tun, wo er diese verdammte Spielklasse verlassen hat: Beim VfL Wolfsburg geben die “Geißböcke” ihr Comeback in der Beletage des deutschen Fußballs. Auswärts bei einem Europapokal-Teilnehmer: Den effzeh hätte es deutlich einfacher treffen können zum Auftakt – vor allem da zuhause direkt darauf Titelkandidat Borussia Dortmund wartet.

Auch wenn die Leistung der Mannschaft des neuen Trainers Achim Beierlorzer im Pokalkrimi beim SV Wehen Wiesbaden nicht sonderlich überzeugend daherkam: Am Geißbockheim fühlen sich die Verantwortlichen gerüstet für die anstehenden Aufgaben in der Bundesliga. Sechs Neuzugänge sollen dem effzeh nach einer trotz Zweitliga-Meisterschaft wackligen Aufstiegssaison die notwendige Stabilität geben – auch die alteingesessenen Leistungsträger wie Jonas Hector oder Timo Horn müssen sich für das Saisonziel Klassenerhalt in starker Verfassung präsentieren. Eine spannende Spielzeit, die hoffentlich nicht allzu nervenaufreibend wird, liegt vor den “Geißböcken”.

Halt uns ens aff – die Zahl des Monats

Drei Elfmeter parierte Timo Horn im Pokalkrimi des 1. FC Köln beim SV Wehen Wiesbaden. Der eigentlich nicht als Elferkiller bekannte effzeh-Torwart avancierte damit zum Helden und hievte die „Geißböcke“ in die 2. Runde des DFB-Pokals. Es war aber auch das dritte gewonnene Elfmeterschießen für den Kölner Keeper: 2012/13 setzte sich der 1. FC Köln in Worms vom Punkt durch, 2014/15 in Duisburg – jeweils allerdings in der 2. Runde des Wettbewerbs. Übrigens dürfte Horn, wenn die uns verfügbaren Aufzeichnungen nicht trügen, der erste effzeh-Torwart sein, dem es gelang, drei Elfmeter in einem Elfmeterschießen des DFB-Pokals zu parieren. Glückwunsch!

Ens em Vertraue – die Fragerunde

Wer sind für Euch die Gewinner der Vorbereitung, wer die Verlierer? Und welche Startelf erwartet ihr auf Dauer? (via Instagram)

Der Gewinner der Vorbereitung ist tatsächlich einfach zu küren: Florian Kainz hat im Sommer kräftig Pluspunkte gesammelt und seine hervorragende Verfassung im Pokalspiel in Wiesbaden bereits eindrücklich unterstrichen. Als offensiver Linksaußen ist der Österreicher im Vergleich zu seiner Rolle im zurückliegenden Halbjahr deutlich besser aufgehoben. Derzeit führt an ihm kein Weg auf der Außenbahn vorbei – zum Leidwesen beispielsweise von Darko Churlinov, der auch eine starke Vorbereitung absolvierte. Bei den Neuzugängen hat vor allem Kingsley Ehizibue überrascht – der Niederländer scheint die seit Jahren klaffende Lücke auf der Rechtsverteidigerposition schließen zu können.

Foto: Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images

Verlierer der Vorbereitung sind natürlich vor allem die Spieler, die sich bei Achim Beierlorzer nicht in den Vordergrund spielen konnten. Jannes Horn beispielsweise konnte den Neustart ebenso wenig nutzen wie Salih Özcan oder Frederik Sörensen. Dazu kommen noch Benno Schmitz, dem selbst die Backup-Rolle mittlerweile nicht mehr zukommt, und leider auch Vincent Koziello, der wohl erneut wenig Spielzeit sehen wird. Eine konkrete Stammelf sehe ich nicht – ganz im Gegenteil: Während in der Defensive vermutlich das Grundgerüst bereits steht, wird in der Offensive wohl mehr rotiert werden und nach Tagesform sowie den anstehenden Aufgaben entschieden werden. Diese Freiheit gibt der Kader her, diese Freiheit ist aber auch dringend nötig für den Klassenerhalt.

Nächste Seite: Das Transferbudget für diesen Sommer, taktische Überlegungen zur Grundordnung und richtungsweisende Monate nach der Mitgliederversammlung

Macht es Euch Sorgen, dass für die Transfers im Sommer das Budget deutlich überzogen wurde? (via Mail)

Ich würde es nicht direkt als Sorgen bezeichnen, aber Bedenken sind schon vorhanden. Einerseits ist der Verein tatsächlich finanziell ziemlich gesund und wurde in der Vergangenheit von den derzeitigen Verantwortlichen auch verantwortungsbewusst geführt, andererseits bereitet mir das Abwälzen von Ausgaben auf die Zukunft tatsächlich etwas Bauchschmerzen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass nach dem Aufstieg in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit investiert werden muss. Der Klassenerhalt ist enorm wichtig – auch aus finanzieller Perspektive. Und die Neuzugänge, das darf durchaus gesagt werden, erhöhen die Wahrscheinlichkeit, auch nächste Saison in der Bundesliga zu spielen, enorm.

Aber: Eine höhere Wahrscheinlichkeit bedeutet keine Sicherheit, dass wir 2020/21 erstklassig sein werden. Claus Horstmann fabulierte einst in Anlehnung an eine McKinsey-Studie von einem Etat, mit dem noch kein Bundesliga-Club abgestiegen sei. Dann kam der 1. FC Köln. Das Risiko einzugehen, eventuell im nächsten Sommer dem Zukunfts-FC noch weitere Zahlungen aufs Auge zu drücken, weil man vor dieser Saison etwas wahrscheinlicher den Klassenerhalt erringen will, ruft alte Erinnerungen hoch. Gebranntes Kind scheut eben das Feuer – allem Vertrauen zu den Verantwortlichen, keine Hasardeure zu sein, zum Trotz. Letztlich wird es daher, wie immer im Fußball davon abhängen, wie das Punktekonto im kommenden Sommer aussieht – dann geht es auch zumeist den anderen Konten gut.

Wird Beierlorzer ausschließlich im 4-4-2 spielen lassen oder wird irgendwann auch auf andere Spielsysteme umgestellt? (via Twitter)

Dass Achim Beierlorzer ein 4-4-2-System als Grundordnung bevorzugt, war schon vor seiner Zeit beim 1. FC Köln deutlich. In Regensburg schickte er sein Team fast ausschließlich mit zwei Stürmern, zwei Sechsern und einer Viererkette ins Rennen. Das, so dürfte es die Vorbereitung und auch das Pokalspiel in Wiesbaden gezeigt haben, wird auch die Standardvariante in Köln sein, zumal der Kader auch dahingehend mit diversen Neuzugängen wie Kingsley Ehizibue oder auch Ellyes Skhiri optimiert wurde. Ich kann mir derzeit schlecht vorstellen, dass Beierlorzer davon zumindest im ersten halben Jahr in der Bundesliga abweichen wird. Das bedeutet aber keinesfalls, dass ständig dieselbe Ausrichtung vorzufinden sein wird.

Der Kader gibt Beierlorzer dafür einige Optionen: Nehmen wir beispielsweise die Besetzung der offensiven Außenbahnen. Hier stehen dem effzeh mit Louis Schaub, Kingsley Schindler, Dominick Drexler und Florian Kainz zum Saisonbeginn völlig verschiedene Varianten zur Verfügung. Das gilt auch für das auf dem Papier hervorragend besetzte Sturmzentrum, wo neben einer Doppelspitze um Jhon Cordoba, Simon Terodde und Anthony Modeste auch andere Akteure wie Schindler, Drexler, Schaub oder Churlinov als hängende Spitze agieren können. Es wird daher vermutlich, wie oben bereits gesagt, auf den Gegner ankommen, wie sehr Beierlorzer innerhalb der stabilen Grundordnung variieren wird.

Foto: Dan Istitene/Getty Images

Wat do nit sähs – unser Hot Take

Bis Jahresende werden beim 1. FC Köln die Weichen für die Zukunft gestellt – ob kurz-, mittel- oder langfristig. Sollten die Vorstandskandidaten um Dr. Werner Wolf auf der Mitgliederversammlung Anfang September erwartungsgemäß gewählt werden, könnte es in allen entscheidenden Fragen sehr schnell gehen. Bei der sportlichen Führung laufen die Verträge im kommenden Sommer aus, die Klärung eines möglichen Verbleibs von FC-Sportgeschäftsführer Armin Veh wird daher direkt ganz oben auf der Prioritätenliste stehen müssen. Auch in Sachen Infrastruktur stehen richtungsweisende Entscheidungen an: Darf der FC am Geißbockheim bauen? Ist ein Ausbau des Müngersdorfer Stadions zu stemmen? All das wird das neue Präsidium angehen und vermutlich auch schnellstmöglich umsetzen beziehungsweise vorantreiben müssen. Die etwas mehr als drei Monate nach der Wahl könnten den FC auf Jahre formen!

Nächste Seite: Achim Beierlorzer über das Saisonziel des 1. FC Köln, das soziale Engagement des Vereins und Positionskämpfe in der Ewigen Bundesliga-Tabelle

Jot kamellt

„Wir wollten es vermeiden, mit dem Minimalziel ‘Klassenerhalt’ reinzugehen. Wenn wir das am Ende erreichen, sind wir auch zufrieden. Aber es geht darum, nicht mit der devoten, angstorientierten Einstellung heranzugehen, bloß nicht abzusteigen. Sondern mit dem Willen, das Bestmögliche erreichen zu wollen.“

Achim Beierlorzer im dpa-Interview über das Saisonziel des 1. FC Köln

Koot verzällt

Dass der 1. FC Köln die Massen anzieht, ist hinlänglich bekannt. Spätestens, als die DFL dann den Spielplan veröffentlicht hatte und klar war, welche zwei Gegner nach der Bundesliga-Rückkehr zuerst die Aufwartung im Müngersdorfer Stadion machen werden, begann der Run auf die Duelle gegen Dortmund und Mönchengladbach. Mit der durchaus nicht unumstrittenen Early-Bird-Aktion als Startschuss wurde gesucht, getauscht und flehentlich zum Hennes für Tickets für die Spiele gegen die Borussen gebetet. Ausverkauft – das verwundert vermutlich die wenigsten – werden beide Partien sein. Und allen Fans kann ich nur einen Rat geben: Verhökert eure Karten nicht zu überhöhten Kursen. Und bezahlt keinesfalls Wucherpreise für Tickets auf irgendwelchen dubiosen Plattformen. Meldet lieber Abzocker beim Verein, so dass diese Geschäftemacherei auf Kosten normaler Fans eingedämmt wird!

Apropos normal: Jeder Mensch, der bei Verstand ist, sieht den 1. FC Köln in der kommenden Bundesliga-Saison vermutlich irgendwo zwischen Platz zehn und Platz 15. Das Ziel für die „Geißböcke“ kann in dieser Spielzeit nur der Klassenerhalt sein. Ganz anders schätzt derweil „Goalimpact“ die Mannschaft von Trainer Achim Beierlorzer vor dem Start ein: Geht es nach dem Unternehmen, das die Stärke eines Spielers anhand eines bestimmten Algorithmus einschätzt, können sich die effzeh-Fans auf eine erfolgreiche Saison und die Rückkehr in den Europapokal freuen. Denn: „Goalimpact“ sieht die Kölner am Ende der Spielzeit auf Rang fünf – vor allen rheinischen Rivalen. Sogar eine zweiprozentige Chance auf die Meisterschaft räumt die Software dem 1. FC Köln ein. Na dann: Auf zum Steinauto!

Fleißig waren in der Sommervorbereitung nicht nur die Profis des 1. FC Köln, sondern auch die Verantwortlichen des Vereins in Sachen FC-Stiftung. Ob die Frauenmannschaft mit einem Training in der JVA Köln, die Unterstützung von karitativen Projekten im Trainingslager in Donaueschingen oder die Erfüllung der Herzenswünsche sterbenskranker FC-Fans: Immer wieder setzt der Club bemerkenswerte Schwerpunkte, um sein soziales Engagement zu untermauern. Darüber hinaus kooperiert die FC-Stiftung in der anstehenden Bundesliga-Saison mit der Tafel, um auf Ernährungsarmut und Lebensmittelverschwendung in Deutschland aufmerksam zu machen. Während der gesamten Saison werden alle FC-Fans zu konkreter Hilfe aufgerufen. Mit mehreren Lebensmittel-Sammelaktionen sollen die Anhänger einfach und unbürokratisch mit anpacken und gemeinsam die Tafel in ihrer Stadt unterstützen können.

Social jeck

https://twitter.com/fckoeln/status/1161291323367919616

Hinger d’r Britz

Am Wochenende wird es zum Saisonstart der Bundesliga direkt einen neuen Rekord geben. Da der Hamburger SV (traurig, aber wahr!) im Gegensatz zum glorreichen 1. FC Köln den direkten Wiederaufstieg verpasste, avanciert der SV Werder Bremen beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf zum neuen Spitzenreiter, was gespielte Partien in der Bundesliga anbetrifft. Mit der 1867. Begegnung in der höchsten deutschen Spielklasse lassen die Grün-Weißen ihren norddeutschen Rivalen hinter sich. Zum Vergleich: Der effzeh wird in Wolfsburg sein 1595. Spiel der Bundesliga absolvieren.

Aufpassen müssen die „Geißböcke“ derweil in der Ewigen Tabelle, in der die Kölner derzeit noch den achten Platz belegen: Eintracht Frankfurt lauert direkt dahinter auf Rang neun mit lediglich drei Punkten Rückstand – es könnte also gut möglich sein, dass der effzeh in dieser Saison eine Position einbüßt. Das könnte allerdings auch für den neuen Rekordclub der Bundesliga gelten, denn der zweite Platz von Werder Bremen wackelt bedenklich. Lediglich 18 Zähler fehlen Borussia Dortmund, um sich hinter Rekordmeister FC Bayern München in die Verfolgerrolle zu schieben. Bei den Titelambitionen des BVB keine allzu große Lücke, mag man meinen.

ZurückSeite 1 von 3