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Vor dem Zweitliga-Start: Die Königsklasse unter den zweiten Ligen

Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Fast drei Monate langen Wartens sind vorüber: An diesem Wochenende startet die zweite Bundesliga. Mit dabei ist natürlich auch der 1. FC Köln, dessen Fans sich bereits vor einigen Monaten darauf vorbereiten konnten, in der neuen Saison eine Spielklasse tiefer unterwegs zu sein. Der frühzeitig feststehende Abstieg sorgte für Planungssicherheit, machte das Warten auf den Beginn der neuen Spielzeit aber auch nur bedingt erträglicher. Nun allerdings liegt die Vorbereitungszeit hinter der Mannschaft von Trainer Markus Anfang und es geht in die Vollen: Mit dem Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum wartet auf die “Geißböcke” gleich eine schwierige Aufgabe. Unter dem neuen Trainer Robin Dutt, der im Frühjahr die Amtsgeschäfte im Ruhrgebiet übernahm, entwickelte sich der VfL zu einer der besten Mannschaften der Liga und belegte in der “Dutt-Tabelle” (vom 23. bis zum 34. Spieltag) gar Platz eins.

Große Fluktuation im Kader gab es bei den Bochumern nicht, einzig Stammspieler Kevin Stöger ging in die erste Liga zu Fortuna Düsseldorf. Ansonsten ist die Mannschaft zusammengeblieben und auf Problempositionen ergänzt worden: Gerade im Angriff bestand dort Nachholbedarf. Dort wurde mit Silvere Ganvoula ein Hoffnungsträger vom RSC Anderlecht ausgeliehen, der der Stammkraft Lukas Hinterseer (14 Tore in der letzten Saison) Beine machen soll. Dahinter sind Robbie Kruse, Sidney Sam und Anthony Losilla wichtige Spieler beim VfL. In der Defensive kann Dutt weitestgehend auch auf die Besetzung des Vorjahres zurückgreifen, weshalb die Bochumer als besonders gut eingespielt gelten, wenn es um die Arbeit gegen den Ball geht. Trainer Robin Dutt ist dementsprechend auch selbstbewusst und erwartet einen Sieg gegen Köln, wie er gegenüber “Reviersport” ankündigte.

HSV gegen Holstein – ein interessantes Spiel zu Beginn

Das Auftaktspiel in die neue Saison steigt am Freitagabend in Hamburg zwischen dem HSV und Holstein Kiel. Dieses Spiel ist aus Kölner Sicht besonders interessant: Mit dem HSV steigt der dem Vernehmen nach größte Konkurrent im Aufstiegsrennen ins Geschehen ein, bei dem wichtige Kräfte wie Aaron Hunt, Douglas Santos, Jan-Fiete Arp und Lewis Holtby ihrem Verein auch in der zweiten Liga die Treue hielten – der HSV-Kader weist mit 22,9 Jahren von allen Bundesligisten in erster und zweiter Liga den geringsten Altersschnitt auf.

Foto: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images

Allgemein ist die Stimmung nach dem erstmaligen Abstieg in der Vereinsgeschichte bei den Nordlichtern sehr gut, wie der neue Sportvorstand Ralf Becker im “kicker”-Interview beschreibt: “Die steigenden Mitglieder- und Fanklubzahlen und das intensive Miteinander in diesen Wochen hinterlassen die Wirkung, dass alle noch enger zusammengerückt sind.” Die Angst, dass ein Abstieg fatale Folgen hätte, konnte sich somit nicht bestätigen – ganz im Gegenteil.

“Euphorie” beim HSV, Umbruch bei Holstein

Es herrsche tatsächlich so etwas wie “Euphorie”, beschreibt Becker, der zum Auftakt gleich auf seinen ehemaligen Verein trifft. Dort etablierte er in der Zusammenarbeit mit Markus Anfang gut funktionierende Strukturen, die Holstein Kiel von der dritten Liga bis in die Aufstiegsrelegation brachten, wo man bekanntermaßen am VfL Wolfsburg scheiterte. Jetzt hat mit dem Duo bestehend aus Trainer Tim Walter und Sportdirektor Fabian Wohlgemuth eine neue Führung bei Holstein übernommen, das gleichzeitig noch den Verlust wichtiger Spieler (Drexler, Czichos, Ducksch) auffangen musste. Das Duell zwischen dem HSV und Holstein Kiel ist aufgrund all dieser Vorgeschichten wahrscheinlich das geeignete Spiel, um im Jahr 2018 in die “beste zweite Liga aller Zeiten” einzusteigen, wie es ein Sportsender früher gerne mal verkündete.

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Nach dem effzeh-Spiel am Samstagmittag geht es dann nachmittags weiter mit den Spielen zwischen Fürth und Sandhausen sowie Regensburg und Ingolstadt. Während die Spvgg. Greuther Fürth in der Vorsaison fast in die dritte Liga abgestürzt wäre und seitdem einen großen Umbruch hinter sich hat, wird es der SVS weiterhin mit einem Fokus auf die Defensive versuchen – letztes Jahr stellte man die beste Abwehr und fing nur 19 Gegentreffer. Im bayerischen Duell zwischen Regensburg und Ingolstadt treffen zwei Mannschaften aufeinander, deren letzte Spielzeiten unterschiedlicher nicht hätten verlaufen können – während Regensburg als Aufsteiger problemlos den Klassenerhalt schaffte und sogar auf Rang fünf landete, spielte der damalige Bundesliga-Absteiger aus Ingolstadt eine Saison, die weder Fisch noch Fleisch war und im Mittelfeld der Liga endete. Dementsprechend verstärkten die von einem Automobilkonzern unterstützten “Schanzer” ihre Mannschaft überdurchschnittlich intensiv.

Daniel Meyer: Debüt an der Alten Försterei

Der Sonntag startet dann mit dem interessanten Duell zwischen dem Drittliga-Meister aus Magdeburg und dem FC St. Pauli. Die Gastgeber starten dabei in ihre erste Zweitliga-Saison überhaupt – es wird auf jeden Fall ein Auswärtsspiel, auf das sich jetzt schon viele effzeh-Fans freuen. Bei Pauli gab es wenig Bewegung im Kader, effzeh-Abwehrspieler Sobiech wurde durch Marvin Knoll (guter linker Fuß, dazu letztes Jahr als Nummer 10 Innenverteidiger bei Regensburg, was für ein Genie) ersetzt. Zeitgleich wird in der Alten Försterei das Ost-Duell zwischen Union Berlin und Erzgebirge Aue angepfiffen.

Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Bei Union gingen die Stammkräfte Leistner, Pedersen oder Skrzybski und wurden durch ähnlich zweitligaerfahrene Akteure ersetzt. Der ehemalige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln, Daniel Meyer, steht in seiner Funktion als Chefcoach bei Aue vor seinem Debüt in der zweiten Liga – wie in jedem Jahr wird Aue versuchen, den Klassenerhalt durch immensen Einsatz und Zusammenhalt zu schaffen. Durch Meyers effzeh-Vergangenheit dürfte man aus Köln schon etwas interessierter danach gucken, was im Erzgebirge passiert.

Zuschauerzahlen und Faninteresse: Beste zweite Liga der Welt

Weiterhin treffen am ersten Spieltag Darmstadt und Paderborn aufeinander. Darmstadt gelang in der Vorsaison auf den letzten Drücker der Klassenerhalt, unter Dirk Schuster wird es auch in diesem Jahr wohl kein anderes Ziel geben. Paderborn, in diesem Jahr mit ansprechendem Offensivfußball aufgestiegen, wird sich die Frage stellen, ob dieser Weg auch eine Etage weiter oben funktionieren kann. Beim FC Heidenheim ist mit Marc Schnatterer einer der interessantesten Spieler der zweiten Liga immer noch am Start, er trifft mit seinem Team zu Saisonbeginn auf Arminia Bielefeld – die Arminia wurde im Vorjahr überraschenderweise Vierter. Abgeschlossen wird der erste Spieltag am Montag mit dem Duell zwischen Dresden und Duisburg. Dynamo verpflichtete im Sommer den ehemaligen effzeh-Spieler Jannis Nikolaou, der in Köln ausgebildet wurde und dann über die Stationen Erfurt und Würzburg zu Dresden wechselte. Bei Duisburg ist Cauly Oliveira Souza, ebenfalls ausgebildet beim effzeh, mittlerweile zum Stammspieler gereift.

Eins steht vor dem Auftakt der zweiten Bundesliga fest: Es wird eine Umstellung für alle Beteiligten. Es wird ein wenig Zeit brauchen, sich an die Anstoßzeiten zu gewöhnen, man wird vielleicht auch mal den ein oder anderen Spieler des Gegners nicht kennen, man wird manche Orte ins Navigationssystem eingeben müssen, um überhaupt dorthin zu finden. Insgesamt kann man es sich aber kaum vorstellen, dass irgendwo eine zweite Liga interessanter sein könnte als die in Deutschland. Gewiss, in der englischen Championship geht es um jede Menge Geld, mit Stoke, Swansea und West Bromwich spielen dort auch drei namhafte Absteiger – was jedoch Zuschauerzahlen und Faninteresse betrifft, gibt es weltweit keine bessere zweite Liga. Freuen wir uns also darauf!

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