Eigentlich stört das jetzt. Wir sind ja derzeit hin- und hergerissen, dabei gibt es aktuell ja nur zwei Zeitachsen: Montag, Bierdusche, Aufstiegsjubel der Kanzlerin auf der einen und auf der anderen Seite des Kontinuums die Gedanken, wie wir gegen den einen Werksclub kein Derby bestreiten werden und wie wir Favre mit Halfar zeigen, was wirklich ein polyvalenter Spieler ist.
Und dann das. Zwischen dem schönen Gestern und dem verheißungsvollen Morgen dann ein profanes Auswärtsspiel in Ingolstadt. In einem Stadion, das unsere Südkurve befüllen könnte. Wie sagte Patrick Helmes so schön? Und dann fahren wir halt noch mal nach Ingolstadt. Sozusagen als Unterbrechung der Feierlichkeiten. Wobei wir diese Stadt wohl so bald nicht mehr wiedersehen werden. Zumindest nicht so lange, bis Audi noch mehr Geld in den Traditionsverein (das “04” im Namen steht doch bestimmt mindestens für 1904, oder?) pumpt, um ihn in die erste Liga zu hieven.
Das stört jetzt. Ich bin doch noch gefangen im vergangenen, magischen Montag. Und habe mich bei den zwei Zeitachsen klar für die Rückwärtsgewandte, also die Verarbeitung des Erlebten, entschieden. Zwar habe ich mich auch schon dabei erwischt, hin und wieder einen kleinen Ausflug in die nächste Saison zu unternehmen, zu überlegen, wie wir für viele kleine Überraschungen sorgen werden, aber dann dachte ich mir: Wieso jetzt nicht den Moment genießen und alle Fragen, wie der Kader wohl aussehen wird und wie wir wohl bestehen können, beiseite schieben?
Wir haben lange genug gelitten für eben diesen Moment, der JETZT gerade da ist. Und den wir nie mehr wieder erleben werden. Grundsätzlich bleibt zudem festzuhalten, dass der effzeh zumindest nicht einplanen kann, in absehbarer Zeit ein ähnlich emotionales Momentum zu schaffen. Gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass wir nicht unbedingt in den kommenden Jahren viele Titel einheimsen werden, dann wird diese Zweitligameisterschaft mit allem Drum und Dran das sein, wovon wir zehren können. Zumindest von dem Gefühl. Von der Begeisterung, von der Gänsehaut.
Und jetzt: Soll es wieder vorbei sein mit dem Ausnahmezustand? Soll man wieder normal auf Ingolstadt blicken? Da mache ich nicht mit!
Vielmehr sollte man doch den Moment nutzen, um noch einmal alles aufzusaugen, was da gerade passiert ist. Auch wenn der ksta in seiner generell sehr teilnahmslosen Berichterstattung über den vergangenen Montag beispielsweise meint, es wäre ja peinlich gewesen, wenn man mit diesem Kader nicht aufgestiegen wäre, sollte man die dahinterstehende Leistung dennoch angemessen würdigen, denn so selbstverständlich war das nicht, nachzufragen beim FCK . Wir hatten eine tolle Mannschaft auf dem Platz, die ihres Namens würdig war. Wir hatten ein zurückhaltendes, teilweise unsichtbares Vorstandsgremium, was vor dem Hintergrund mancher Erfahrungen der letzten Zeit das größte Kompliment ist. Und wir hatten ein Funktionsteam, in dem offenbar alle Mitglieder füreinander geschaffen sind. Wie schön ist es doch, mitanzusehen, wie der Trainer dem Sportdirektor liebevoll das Öhrchen zwickt, vor allem, wenn man auch andere Konstellationen kennt (Stichwort:Gebrüder Solbakken und Finke). Aber, und das sollte jetzt endlich auch einmal festgehalten werden, bei allen Stögers, Schmadtkes, Schumachers und Wehrles: Ein großer Dank sollte Jörg Jakobs ausgesprochen werden, dem Mastermind hinter der Entwicklung des effzeh. Jakobs hat bereits in der vergangenen Spielzeit die Weichen gestellt. Jakobs hat Stöger an Land gezogen. Ohne Jakobs wäre es wahrscheinlich schwieriger geworden, Schmadtke für diese Aufgabe zu begeistern, in der er jetzt so offensichtlich aufblüht.
Genug davon! Wir sind hier ja nicht bei der Oscarverleihung. Und ich bekomme ja nicht kein Geld, um im Gestern zu schwelgen und rührselig zu werden, sondern um eiskalt und beinhart vorauszublicken, auf den Knaller gegen Ingolstadt. Nun gut, dann wollen wir mal eben.
Ausganslage
Der 1. Fußballclub Köln, unser allerliebster effzeh, ist aufgestiegen. Nothing else matters.
Personelle Situation
Es wird sich zeigen, wer den montäglichen bzw. -nächtlichen Rausch am besten ausgeschwitzt hat. Und ob unser Trainer vielleicht doch den einen oder anderen ranlässt, der ansonsten nicht so oft zum Einsatz kam. Schließlich betont Stöger, dass er das alles ernst meint, wenn er sagt, dass er die restlichen Spiele nicht abschenken will, und er tut gut daran. Es wäre sicherlich nicht wirklich förderlich für die Stimmung in der Sommerpause und den Aufbruch danach, wenn man sich jetzt mit einer Niederlagenserie verabschieden würde. Wir sind ja nicht die Bayern. Sondern besser, zumindest was die Anzahl der Gegentreffer angeht, wenn wir ein weiteres Ziel unseres Trainers erreichen wollen. Unter 20 wäre in der Tat eine ziemlich starke Zahl.
Um die Tore zu verhindern, könnte Stöger beispielsweise darüber nachdenken, dem loyalen und mannschaftsdienlichen Kessler Einsatzzeiten zu schenken. Das würde in Anbetracht seiner Klasse auch nun wirklich keine freundschaftsspieljetztistehallesegalmäßige Wirkung, sondern vielmehr ein schönes Dankeschön vermitteln.
Der Einsatz von Helmes ist laut kicker fraglich, er hat es am Oberschenkel und konnte Mittwoch nicht trainieren. Davon abgesehen hat sich offenbar niemand beim Kölschtrinken verletzt (erstaunlicherweise auch nicht der wie ein Irrwisch auf Geilbarts Schultern tanzende Nagasawa und auch nicht Stöger, der mehr in das Ermüdungsbecken schlitterte als gezielt hineinzuhüpfen), so dass neben eventuell Helmes lediglich weiterhin Bröker ausfallen wird. Daher wäre eine Option, dass wir mit einer ähnlichen Formation wie gegen den VfL aus Bochum antreten werden, ggf. mit dem Torhelden Risse für Nagasawa bzw. Peszko und Gerhardt für Matu, der beim Aufstiegsklassiker (denn das letzte Spiel ist ja schon so etwas wie ein Klassiker) etwas neben der Kappe stand.
Neben der Kappe ist übrigens die unschlagbar harryvalerieneske Überleitung zu Ingolstadt jetzt. Die “Schanzer”, aktuell mit 37 Punkten auf Platz 13, wollen beim Spiel gegen den Zweitligameister den Klassenerhalt auch rechnerisch dingfest machen. Dabei erhoffen sie sich, so Ex-effzehler Moritz Hartmann auf der FCI-Homepage, dass der Aufsteiger “nicht bei 100 Prozent” ist, wegen der kleineren Feierlichkeiten auf den Kölner Ringen. Ein weiterer Ex-Kölner, Marvin Matip, befindet sich nach seiner Verletzung weiterhin im Aufbautraining und fehlt den Ingolstädtern weiterhin. Ebenfalls werden bei unserem Gegner ausfallen: Gunesch, Eigler (beide verletzungsbedingt) sowie wegen Sperren Cohen, Caiuby und Danilo.
Fazit
Die Mannschaft wird ihrem Trainer den Gefallen tun und sich bemühen. Dass dabei dann 100% herausspringen werden, ist eher zweifelhaft, denn eine Wettkampfsituation lässt sich nun einmal nicht simulieren, wenn es eigentlich und uneigentlich um nichts mehr geht. Wer möchte es den Spielern nach dem Druck der letzten Wochen verübeln? Wie auch immer. Lehnen wir uns entspannt zurück, schlürfen ein kleines Kölschchen und genießen die letzten Spiele in dieser 2. Liga.
Mögliche Aufstellungen:
FC Ingolstadt 04: Öcan – da Costa, Mijatovic, Roger, Jessen – Groß, Engel, Morales – Hartmann, Hofmann, Quaner
effzeh: Horn – Brecko, Wimmer, Maroh, Hector – Lehmann, Gerhardt, Risse, Peszko(Nagasawa), Halfar – Ujah.
Stimmen aus der Redaktion:
David Schmitz: Drei Promille? Scheißegal!
Sebastian Schmitz: Wenn ich früher mit Restalkohol auf dem Sportplatz gestanden habe, habe ich immer entweder das Spiel meines Lebens abgeliefert oder keinen Pass über 5m an den Mann gebracht.
Ähnliches erwarte ich beim effzeh – spektakuläres 0:5 oder grausames 1:0.
Thomas Reinscheid: Spiel? Welches Spiel?
Lukas Pansegrau: Am Freitag in Ingolstadt? Ich dachte, die Haie spielen zu Hause.
Patrick Neunzig: Horcht, horcht, ihr Schanzer: “Erste Bundesliga, wir sind wieder da…”
Gero Dieckmann: Im Gegensatz zu meinen Vorrednern nehme ich den FC Ingolstadt 04 sehr ernst. Der FC Ingolstadt 04 hat als aktueller Zweitligist das Recht erworben, auf aktuelle kölsche Art ohne eigene Tor das Spielfeld wieder zu verlassen und dabei martialisch niedergemetztelt, gedemütigt und abgeschlachtet zu werden. Der FC Ingolstadt 04 kämpft noch um den Klassenerhalt und soll diesen Kampf bitte auch auf anständige und herausfordernde Weise nach einer derben 0:3-Niederlage gegen den Meister fortführen dürfen.