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Nachspiel

Zum Abschluss ein Arbeitssieg

Die Erfolgsserie geht weiter! In einem niveauarmen Spiel besiegt der FC erschreckend schwache Gäste aus Ingolstadt

© effzeh.com

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“Ingolstadt? Sind wir schon drin? In der dritten Liga? Ach, ne, die haben sich ja hochgeschl… äh…. gekauft”, so waren Papa Löwes Worte vor dem Spiel. Dritte Liga? Nicht wirklich, oder? Irgendwie wirkte das in einigen Phasen des Spiels ja so. Dreckig. Dröge. Kalt. Nein, das Spiel erwärmte einen sicher nicht. Das hätten höchstens die Decken getan, die feudal im VIP-Bereich verteilt wurden.

Aber sei’s drum. Der FC hat gewonnen. Schon wieder. Und er schließt die Hinrunde, wenn auch weitestgehend glanzlos, mit einer Serie von fünf Spielen ohne Niederlage ab. Die Frage, die sich am Ende der Hinrunde nun stellt: Was mögen wir lieber? Den erfrischenden FC, der zu Beginn der Saison wirbelt, kämpft aber zumeist nicht gewinnt? Oder den kühlen, berechnenden Effzeh, der kompakt steht und durch vereinzelte Kopfballtore Spiele entscheidet?

Ausgangslage:

Der FC Ingolstadt war mit nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen angereist und traf auf einen FC, der in den vorherigen 11 Spielen lediglich einmal in Aalen als Verlierer vom Platz gegangen war. Trotzdem stand der FCI noch immer drei Punkte vor Stanis Truppe. Mit einem 2:0 wären wir allerdings punkt- und torgleich mit den Ingolstädtern im Mittelfeld der zweiten Liga gelandet. Dass wir in diesem Heimspiel der Favorit waren, wurde spätestens nach zwei Minuten klar, als man erkannte, wie tief der Gegner sich in der eigenen Hälfte verschanzte. Nach den mitspielenden Teams wie 1860, Hertha und Co war nun also wieder ein eher destruktiver Gegner zu Gast.

Um einen derartigen Gegner nach den schweren englischen Wochen bei eisigen Temperaturen auch ordentlich bekämpfen zu können, entschied sich Stanislawski wieder zur Rotation und baute die zuletzt so erfolgreiche erste Elf auf vier Positionen um. Tobias Strobl, der in seinen meisten Einsätzen gute Leistungen gezeigt hatte, ersetzte Adam Matuschyk im defensiven Mittelfeld, als Linksverteidiger erhielt Christian Eichner wieder den Vorzug vor Jonas Hector. In der offensiven Dreierreihe begannen der wiedergenesene Thomas Bröker sowie Sascha Bigalke anstelle von Mato Jajalo und Christian Clemens. Adil Chihi blieb in der Stammformation.

Spielverlauf:

Als Schiedsrichter Felix Zwayer die Partie anpfiff, war es nahezu totenstill im Stadion. Man hörte Stanislawskis motivierenden Ansagen bis nach oben auf die Tribüne, die Kommandos der Spieler waren bestens zu entziffern. Der Grund: 12:12. Auch die Effzeh-Anhänger nahmen kollektiv am Fanprotest gegen das DFL-Papier teil. So gab es 12 Minuten lang keine Stimmung. Schon an den Fernsehgeräten erzielt dieser Protest einen großen Eindruck, im Stadion selbst ist der Effekt noch einmal ungleich größer, nahezu gespenstisch. Wie auch schon anderorts zu beobachten war, so ließen sich auch in Köln die beiden Mannschaften von der Nicht-Stimmung beeindrucken. Abgesehen von ein paar Raunern, die insbesondere bei Ballverlusten von Chihi durch die Menge gingen, ereignete sich wenig in den ersten 10 Minuten. Ingolstadt stand tief, der FC hatte erst einmal Probleme. Doch die Ingolstädter hatten sich wohl vorgenommen, erst gar keine Stimmung aufkommen zu lassen. Kurz vor Anbruch der 12. Minute feuerte Caiuby einen Schuss aus 18 Metern ab, den Timo Horn gerade noch so über den Querbalken gelenkt bekam. Kurz darauf segelte eine Flanke von Andreas Schäfer an Freund und Feind, aber auch um Zentimeter am Kölner Tor vorbei. Das rüttelte die Jungs etwas auf. Der FC verlagerte das Spielgeschehen fortan in des Gegners Hälfte.

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Doch man sah ein altbekanntes Bild: Der FC drückte, spielte ganz gut und flüssig nach vorne, es fehlte aber immer die letzte Konsequenz. Jedes Mal hatte ein Ingolstädter ein Bein dazwischen oder der Ball versprang. Unglücklich: In der 30 Minute musste Adil Chihi verletzt raus. Für ihn kam Daniel Royer. Eine Diagnose über die Schwere der Verletzung steht noch aus, von der Tribüne aus konnte man wenig erkennen.

So richtig geprüft wurde FCI-Torhüter Ramazan Özcan das erste Mal in der 40. Minute von Sascha Bigalke, der seinen Gegenspieler mit schöner Körpertäuschung aussteigen ließ und aus 20 Metern den rechten oberen Winkel anvisierte. Doch Özcan hielt den Ball fest und machte das Spiel direkt schnell. Mit einem präzisen Abschlag schickte er Caiuby auf die Reise. Der drang über die linke Seite in den Strafraum ein und stand plötzlich ganz alleine vor Horn. Doch der FC-Kepper klärte bravourös per Fußabwehr zur Ecke.

Diese Nachlässigkeit bestrafte der FC kurz vor dem Pausenpfiff eiskalt. Aus dem rechten Halbfeld brachte Strobl eine butterweiche Flanke auf Ujah, der auf einmal 10 Meter vor frei vor Özcan auftauchte und den Ball mit Athletik und Auge per Flugkopfball versenkte. Balsam für die Seele.

Nach der Pause dachte sich der FC dann: Ach, lassen wir diese  Bayern doch jetzt auch mal kommen, die sind ja schließlich im Rückstand. Irgendwie hatten das die Ingolstädter aber nicht ganz verstanden und änderten folglich nichts an ihrer Ausrichtung. Die Folge: Es passierte nichts. Zumindest nichts, was man erwähnen müsste. Als von Ingolstadt nicht mehr wirklich etwas kam und auch auf das schon ab der 50. Minute beginnende Zeitspiel nur lustlos reagiert wurde, schaltete der FC sich dann doch mal wieder in der Offensive ein. Um die 70. Minute herum sorgten erst Lehmann mit einem satten Weitschuss und dann Royer mit einem Flachschuss vom Sechszehner nach wunderschöner Ujah-Ablage für Aufsehen. Doch Özcan war zur Stelle.

Ujah kam noch zu zwei halben Gelegenheiten nach einer Ecke und einem Lehmann-Pass, letztendlich beschränkte der FC sich aber auf das Verwalten des Ergebnisses. Die Ingolstädter schienen nach kräftezehrenden englischen Wochen keinerlei Mittel entgegensetzen zu können. Und so schaukelte Stanis Truppe das 1:0 sehr souverän nach Hause.

Fazit:

Es war kein Spiel fürs Auge, kein Fußball-Leckerbissen. Aber dafür kann man ja dann ins Westfalenstadion gehen oder nach Bernabeu oder ins Mage Solar Stadion. Wichtig ist: Der FC hat schon wieder drei Punkte geholt und schafft es, im Gegensatz zum Beginn der Saison, auch gegen tief gestaffelte Gegner, einen Sieg zu holen. Die Mannschaft ist robuster geworden, souveräner. Ein sehr wichtiger Schritt auf dem Weg zu neu einsetzendem Erfolg. Es war ein glanzloser Sieg, aber ein ganz wichtiger nach einem Wochenspieltag, nach einer Hinrunde, die nicht wirklich gut begonnen hat. Und: Ja, natürlich ist der FC, der gewinnt, immer der bessere FC. Und wenn dann im nächsten Jahr der Frühling kommt, dann erfrischt die Mannschaft sicher auch wieder. Kompakt und erfrischend ist dann der nächste Schritt im Reifeprozess. Im anstehenden Spiel gegen die bis dato überragenden Braunschweiger sollten die Jungs ihre gute Form einfach konservieren. Sollte das gelingen, ist ein Sieg absolut im Bereich des Möglichen.

Spieler im Fokus

Timo Horn: Meistens läuft es so: Ein junger Torwart wird ins kalte Wasser geworfen in einem Team, das mit seinem alten Torwart nicht mehr zufrieden ist. Meistens ist dieses Team nicht zufrieden, weil es zu viele Gegentore kassiert hat. Ergo: Der junge Torwart kriegt ganz viele Schüsse aufs Tor und kann sich auszeichnen. Der junge Torwart ist in aller Munde. Bei Timo Horn ist das etwas anders. Er kriegt am ersten Spieltag gegen Eintracht Braunschweig einen unhaltbaren Kopfball aufs Tor. Der ist natürlich drin. Er ist in vielen Spielen so beschäftigungslos wie Manuel Neuer. Und das in seiner ersten Halbserie als Profi. Und trotzdem: Trotzdem ist er immer zur Stelle, wenn man in braucht. Abgebrüht wie ein 40-Jähriger, der alles schon erlebt hat. Horn hat einen sehr undankbaren Job, auch gegen Ingolstadt musste er im Sechszehner herumlaufen, um nicht abzukühlen. Aber er ist immer da, wenn er gebraucht wird. In der Luft, am Boden, im Eins-gegen-Eins. Ein klasse Junge!

Anthony Ujah: So ein bisschen betrachtet man Ujahs Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zeigt er weiter so beständig gute Leistungen, wird der FC seinen Leihspieler wohl kaum halten können, auch wenn der sehr glücklich in Köln scheint. Ujah besitzt sehr viele Eigenschaften, die einen Top-Stürmer ausmachen. Er ist unheimlich robust, bringt gleichzeitig aber eine gute Technik mit. Er ist kopfballstark und clever. Sein Spiel mit dem Rücken zum Tor ist beeindruckend. Lediglich die Kaltschnäuzigkeit fehlt ihm häufiger. Heute nicht. Ujah wirft sich in jeden Ball, er behauptete sich heute teils gegen fünf Ingolstädter. Er legt gut auf seine Mitspieler ab und erkennt die freien Räume, die sich äußerst selten auftun. Sein Job als einzige Spitze gegen 10 Verteidiger ist wahrlich nicht immer einfach, Ujah verrichtet diesen Job allerdings äußerst gut.

Tobias Strobl: Warum ließ Stani ihn bitteschön so lange auf der Bank schmoren? Er gehörte auch in der schwächeren Phase der Saison zu den besseren FC-Spielern. Strobl ist robust, zweikampfstark und auch im Spielaufbau besser zu gebrauchen als Lehmann und Matuschyk in den letzten Begegnungen. Hatte heute mit 105 Ballkontakten die meisten aller Spieler auf dem Feld. Er fordert die Bälle und verwertet sie gut. Sein Pass zum Führungstor war genau so gewollt und sehr schön anzusehen.

Daniel Royer: Zeigte nach seiner Einwechslung eine sehr engagierte Leistung, wenn auch in der letzten Konsequenz häufig zu ineffektiv. Trotzdem war das Spiel gegen Ingolstadt eines der besseren für Royer nach einer insgesamt enttäuschenden Hinrunde. Royer konnte seine Schnelligkeit heute gut ausspielen und hätte mit ein bisschen mehr Glück und Präzision für die Entscheidung sorgen können.

Stimmen zum Spiel

Holger Stanislawski: Wir wussten nach den Strapazen der letzten Tage, dass es heute ein zähes und mühsames Spiel für uns werden würde, zumal Ingolstadt eine sehr unangenehme Mannschaft ist. Diese 3 Punkte heute mussten wir uns richtig mühsam erarbeiten. In der ersten Halbzeit haben wir ein Stück weit zu sehr in die Breite und nicht schnell genug in die Spitze gespielt. Da war die Frische einfach nicht da, da mach ich den Jungs aber auch gar keinen Vorwurf. Ich fand es vielmehr positiv, dass sie gearbeitet haben, dass sie dagegengehalten haben und diesen Sieg unbedingt wollten. Schön wars nicht, aber was ist schon schön? Schön ist Ansichtssache.

Thomas Bröker:Ingolstadt hat die Räume eng gemacht und es uns dementsprechend schwer gamcht. Beim Tor durch Tony spielen wir es doch ganz gut durch aber ansonsten haben wir uns sehr schwer getan. Trotzdem haben wir gut verteidigt und am Ende dann verdient gewonnen. Zu Beginn der Saison hätten wir heute 1:1 gespielt oder das Ding noch knapp verloren. Wir sind abgezockter, wir spielen so ein Ding dann über die Zeit. Das war für die Zuschauer natürlich kein schönes Spiel, aber da fragt in einer Woche auch keiner mehr nach. Gegen Braunschweig haben wir noch etwas gutzumachen und mit einem Sieg im Rücken, können wir gestärkt in das Spiel gehen.

Kevin McKenna: Ingolstadt hat sehr tief gestanden, in der zweiten Halbzeit sind sie ein bischen rausgekommen. Wir haben zwar nicht unser bestes Spiel gezeigt aber trotzdem haben wir sie geknackt und letztendlich auch verdient heute gewonnen. Wir haben stabiler gestanden, am Anfang der Saison wäre dieses Spiel wahrscheinlich unentschieden ausgegagngen. Jetzt haben wir einen Lauf, das muss so weitergehen. Das 1:0 kurz vor der Halbzeit war der perfekte Zeitpunkt. Beim nächsten Spiel gegen Braunschweig müssen wir aufpassen, die spielen sehr, sehr gute Konter und stehen verdient da vorne.

Timo Horn: Das war ein Geduldsspiel. Wir haben schon gegen sehr viele Gegner diese Saison gespielt, die sehr tief stehen und haben uns da meist schwer getan. So war es heute dann auch. Der Gegner hat uns erst ab der Mittellinie angegriffen und so die Räume eng gemacht und wir haben dadurch nicht allzuviele Torchancen herausgespielt. Aber zumindest haben wir dieses eine Tor gemacht und hinten stand die Null. Das war der Unterschied zu den vielen Spielen, die wir leider nicht so erfolgreich gestalten konnten. Am Anfang der Saison haben wir durchaus mal den ein oder anderen Konter gefangen, wozu Ingolstgadt heute ja auch die Möglichkeit hatte. Da haben wir uns weiterentwicklelt. Es ist nicht so leicht wenn man als Torwart dahinten drinsteht und lange nichts zu tun hat. Gerade bei den Temperaturen, da muss man sich immer warmhalten. Aber ich glaube ich habe es ganz gut hingekriegt. Gegen Braunschweig müssen wir stabil stehen und ein paar Nadelstiche setzen, dann haben wir auch gute Chancen zu bestehen und etwas mitzunehmen.

 

1. FC Köln: Horn – Eichner, Mc Kenna, Maroh, Brecko – Lehmann, Strobl – Bröker (83. Clemens), Bigalke (65. Jajalo), Chihi (30. Royer) – Ujah

FC Ingolstadt: Özcan – Schäfer, Gunesch, Mjiatovic, da Costa – Matip (65. Schäffler), Roger – Caiuby, Knasmüllner (78. Quaner), Leitl – Hartmann (70. Heller)

Tore: 1:0 Ujah (45.)

Gelbe Karten: Matip, da Costa – Clemens

Zuschauer: 38.500

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)

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