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Ich gebe zu: Ich leide nicht unter ausgeprägtem Fanboy-Tum. Ein Wort mit Lukas Podolski? Genauso kein Problem wie eine äußerst intensive Unterhaltung mit Wolfgang Overath. Und doch war ich sprachlos, als ich den Namensvetter des ehemaligen FC-Präsidenten, der so rein gar nichts vom Auftreten des Siegburgers hatte, traf.
Denn ich traf Wolfgang Weber nicht irgendwo – ich traf ihn in Rondorf. Pastoratsstraße. Fußballplatz. Mein zweites Zuhause. Er stand neben mir an der Theke des Vereinsheims, das seine besten Tagen hinter sich hat. Dasselbe von dieser absoluten FC-Legende zu behaupten, würde der Sache nicht gerecht werden. Zufrieden und in sich ruhend wirkte der Ex-Nationalspieler, bestellte seelenruhig und mit einem Lächeln im Gesicht einen Kaffee sowie eine Bockwurst und verschwand nach draußen in den Regen.
Zu seiner Sportvereinigung Porz, die draußen gerade bei meinem SC Rondorf um Punkte kämpfte. Die SpVg Porz, bei der Webers Karriere startete. Von der er 1962, trotz Angeboten von Bayer Leverkusen und Viktoria Köln, ans Geißbockheim wechselte. Und die er heute nicht nur oft verfolgt, sondern auch tatkräftig unterstützt. Seine große Popularität bringt der einstige “Eisenfuß” besonders bei der Suche nach Sponsoren ein.
“Es ist nicht einfach, Geldgeber für einen Verein eines gewöhnlichen Stadtteils hier in Köln zu finden. Die Identifikation der Sponsoren mit den Stadtbezirken ist oftmals nur gering. Der 1.FC Köln dominiert natürlich in Sachen Popularität und hat somit die größte Anziehungskraft für Werbepartner. Da ist Sponsoring in Siegburg und Troisdorf fast leichter als in Porz, da diese Gemeinden mehr eigenen örtlichen Charakter mitbringen”, berichtet Weber im Gespräch mit dem Köln.Sport-Magazin. Daneben engagiert sich der Fußball-Rentner auch im Porzer Bürgerverein.
Doch auch dem effzeh ist “Bulle” noch verbunden. “Mir liegt dieser Verein sehr am Herzen”, so Weber in einem Interview auf DFB.de. Fast jedes Heimspiel verfolgt der heute 70-Jährige im Müngersdorfer Stadion – und ist so auch über die sportliche Situation bestens informiert. “Viele hier in Köln sagen ja immer, der FC gehöre in die Bundesliga. Das sehe ich etwas anders. Kein Klub hat automatisch das Recht, immer in der Bundesliga zu sein. Dafür muss man hart arbeiten und es sich immer wieder neu erkämpfen.”
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Das war auch zu seinen aktiven Zeiten nicht anders. Weber galt als knüppelharter Verteidiger, der den Gegner, aber auch sich selbst nicht schonte. Legendär die Geschichte aus dem Liverpool-Spiel 1965: Mit gebrochenem Wadenbein spielte der Verteidiger die Partie zu Ende – auswechseln war noch nicht erlaubt. Ein Jahr später dann die große sportliche Tragödie: Weber brachte die deutsche Nationalmannschaft im WM-Finale mit seinem Treffer zum 2:2 in der Nachspielzeit in die Verlängerung, doch letztlich hatte England auch dank des Wembley-Tores das bessere Ende für sich.
Auch 1970 verpasste der FC-Verteidiger den Titel als Dritter nur knapp. “Ich wäre gerne zu meiner aktiven Zeit Weltmeister geworden. Daran hatte ich mal eine ganze Weile zu knabbern. Zudem hätte ich die WM 1974 gerne noch mitgenommen”, ist der Weltklasse-Verteidiger bei den Niederlagen in seiner Karriere ehrlich. Dennoch stehen am Ende seiner sportlichen Laufbahn, die 1977 wegen einer Herzmuskelentzündung vorzeitig endete, zahlreiche Erfolge wie die erste Bundesliga-Meisterschaft 1964 oder 53 Länderspielen für die Nationalmannschaft. Sein Tor im WM-Finale 1966 ist bis heute der einzige Treffer eines FC-Spielers im Endspiel der Titelkämpfe.
Am heutigen 26. Juni wird Wolfgang Weber 70 Jahre alt. effzeh.com wünscht ihm alles Gute, viel Gesundheit und noch lange Zeit viel Spaß beim effzeh und der SpVg Porz. Vielleicht sieht man sich ja nochmals in Rondorf – der Kaffee und die Bockwurst geht dann auf mich, falls ich dann meine Sprachlosigkeit überwunden habe!
Interessante Links:
“Ich wäre gerne Weltmeister geworden” (koelnsport.de)
Köln-Legende Weber: “Hoffnung auf bessere Zeiten” (dfb.de)