Einer, der eine ganze Epoche des 1. FC Köln prägte – Zum 75. Geburtstag von Wolfgang Overath
Mit Wolfgang Overath wird eine FC-Legende 75 Jahre alt – nicht nur auf dem Platz war der Siegburger eine prägende Erscheinung in der Geschichte des 1. FC Köln. Eine Würdigung zum Ehrentag.
Erst später erwuchs ihm in Günter Netzer ein ernstzunehmender Konkurrent. Der Mönchengladbacher spielte quasi genauso wie Overath und überflügelte ihn zumindest in den Jahren 1971 und 72. Das war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass Netzer voll in den damaligen Zeitgeist passte: Lange Matte, schnelle Autos, schöne Frauen, Discotheken-Besucher und -Besitzer. Das volle Programm, der perfekte Lebemann und mithin Mediendarling, nicht zuletzt wegen seiner Eloquenz.
Längere Haare hatte Overath auch, schnelle Autos ebenfalls, aber alles andere? Nein, Overath wirkte gegenüber Netzer eher bieder und von einem Standing in den überregionalen Medien konnte keine Rede sein. Und dennoch: Am Ende biss sich Overath durch, er wurde 1974 Weltmeister auf dem Spielfeld, nicht Netzer. Der Kölner hatte es noch mal allen gezeigt, trat auf dem Zenit ab. Danach konzentrierte er sich wieder auf den 1. FC Köln, wo er weiterhin unumschränkt herrschte, auch abseits des Spielfelds.
Machtkampf mit Weisweiler verloren
Der FC gewann zwar keine Titel mehr, hatte aber eine außergewöhnlich gute Mannschaft, nahezu auf jeder Position Nationalspieler, Ausnahmekönner. Erst Hennes Weisweiler beendete die Overath’sche Alleinherrschaft am Geißbockheim. Der damals schon über 30-jährige Mittelfeld-Zampano ließ sich nur anfangs auf den Machtkampf ein, realisierte schnell, dass es für ihn besser wäre aufzuhören, bevor man ihn „aus dem Stadion pfeift“, wie er damals mal sagte. Er bekam sein fulminantes Abschiedsspiel und trat als Legende ab – als Weltstar, der er tatsächlich war.
Hans Schäfer war der wichtigste FC-Spieler, Heinz Flohe der talentierteste und Wolfgang Overath der bekannteste.
Seine Spielweise erlebte um 1970 herum seinen Höhepunkt. Bei der WM in Mexiko stahl Overath allen die Show, bis hin zu Pelé, dem brasilianischen Genius am Ball. Overath war damals state of the art, modern, effektiv, schlicht das Maß aller Dinge. Die WM-Auftritte in Mexiko brachten ihm den internationalen Ruhm, der sogar bis heute nachwirkt. Karl-Heinz Thielen sagte mal: „Hans Schäfer war der wichtigste FC-Spieler, Heinz Flohe der talentierteste und Wolfgang Overath der bekannteste.“
Overaths Name stand für internationalen Flair, für Weitläufigkeit, für das Besondere. Dies alles kam dem 1. FC Köln enorm zugute. Zudem: Overath verließ den FC nie, obwohl er mehrfach atemberaubend dotierte Auslandsangebote vorliegen hatte. Somit ist Overath durchaus etwas ganz Besonderes für Köln und den FC, man kann es gar nicht hoch genug einschätzen. Selbst nach dem Zerwürfnis mit Weisweiler hätte er seine Karriere locker fortsetzen können. Dass er auch noch mit 40 Jahren fast überall hätte mithalten können, das zeigte sich im Laufe der Zeit immer wieder. Er tat es nicht, er hörte einfach auf und blieb schlicht und ergreifend „der Kölner Overath“.
Einer, der eine ganze Epoche prägte
Sein Geist schwebte jahrzehntelang am und ums Geißbockheim. Falls er geglaubt haben sollte, dass er ein ähnlich glückliches Händchen wie Franz Beckenbauer, nur eben auf Köln bezogen hätte, dann mag er sich zumindest einmal gründlich getäuscht haben. Er übernahm bekanntlich 2004 die Präsidentschaft beim FC und ramponierte dadurch seinen bis dahin unbefleckten Ruf. Im Gesamtzusammenhang ist diese Präsidentschaft nicht so furchtbar wichtig, man kann ihm ohne weiteres auch zugute halten, dass er tatsächlich nur selbstlos dabei helfen wollte, seinen Club zu retten.
Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images
Was in den Jahren der Präsidentschaft passierte und warum es passierte, soll zu diesem Anlass nicht weiter ausgewalzt werden. Man sollte sich beim FC einfach wieder darauf konzentrieren, dass Overath als Spieler maßgeblich dazu beigetragen hat den heutigen Nimbus des 1. FC Köln zu erschaffen. Einer, der eine ganze Epoche prägte und solche Spuren hinterlässt, kommt nicht jeden Tag daher. Man sollte als FC-Fan stolz darauf sein. In diesem Sinne: Danke Wolfgang Overath und alles, alles Gute zum Geburtstag!
Frank Steffan (61) verlegte ab 1982 unzählige Bücher über den 1. FC Köln in seinem Verlag „Edition Steffan“, teilweise selbst als Autor, teilweise für andere Autoren, u. a. Ralf Friedrichs. Er produzierte mit „FC – Der Film“ 1997 die erste Filmdokumentation über die Geschichte des FC. Sein Film über Heinz Flohe „Der mit dem Ball tanzte“ und zuletzt „Das Double – Eine Zeitreise mit dem 1. FC Köln“ gewannen Preise.
Der 1. FC Köln geht gegen den Fehervar FC als Favorit in die Playoffs...
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