Also auch für dich ein Highlight in der jüngeren Vergangenheit.
Aus Sicht des 1. FC Köln, ganz sicher. Ich bin der Meinung, es wäre mehrheitsfähig gewesen, wenn vor anderthalb Jahren in Köln jemand gesagt hätte, dass man in den Europapokal kommt, aber im Jahr danach absteigt. Jetzt wartet man halt wieder 25 Jahre, aber es gibt zumindest wieder eine Generation, die sagen kann, dass sie mit dem effzeh in Europa war.
Wie ist es denn, wenn du Spiele des effzeh kommentieren musst?
Neutral und professionell. Im Saisonfinale hatte ich das ein oder andere, und da muss ich mich auch nicht dazu zwingen, neutral zu bleiben. Ich bin nicht persönlich beleidigt, wenn der effzeh ein Gegentor bekommt. Dafür ist es mein Job. Als der effzeh allerdings 2008 gegen Mainz aufgestiegen ist, habe ich zusammen mit Bodo Illgner kommentiert und nach dem Spiel kam Christoph Daum auf die Tribüne und hat uns beide umarmt – da habe ich gedacht: „Schön!“
Wolff Fuß über den 1. FC Köln: Beste Arbeitsbedingungen und viele Emotionen
Was unterscheidet denn den effzeh von anderen Bundesligavereinen?
Die eigene Identität. Ich weiß auf jeden Fall, dass es stimmungs- und hingebungsvoll wird. Von den Arbeitsbedingungen her ist es optimal. Das Stadion hat top Kommentatoren-Plätze. Es gibt den richtigen Steigungswinkel der Tribüne, es gibt die richtige Draufsicht, man ist weit genug weg, um alles überblicken zu können, aber auch immer noch nah genug dran, um das Geschehen auf den Trainerbänken zu verfolgen. Da ich viele Leute im und um den Klub herum kenne, freue ich mich immer darauf, dorthin zu kommen. Man hat eine volle Kurve und viele Emotionen. Mit Ausnahme der letzten Saison hatte man in den letzten Jahren immer eine Mannschaft, die nicht nur alles gegeben, sondern sich auch meist belohnt hat. Es gibt keine Ausreden für mich als Kommentator.
Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass es selten einen vermeidbareren Abstieg gegeben hat.
Kommen wir mal auf die letzte Saison zu sprechen. Wie hast du den effzeh im Saisonfinale erlebt?
Ich habe die Spiele gegen Stuttgart und Schalke kommentiert. Als das Spiel gegen Stuttgart verloren wurde, war im Grunde genommen klar, dass es vorbei ist. Die Summe an 1:0-Führungen, die leichtfertig abgegeben wurden, war am Ende zu groß. Ich bin auch deshalb nach wie vor der Meinung, dass es selten einen vermeidbareren Abstieg gegeben hat. Beim HSV war die Zeit reif, alles Glück war aufgebraucht. Deshalb darf sich in Hamburg keiner beklagen, dass es in die zweite Liga geht. In Köln war es einfach unnötig.
“Persönliche Eitelkeiten haben eine große Rolle gespielt”
Woran genau machst du das fest?
Ich kann und will die Interna nicht beurteilen, aber ich fand die Trennung von Schmadtke überflüssig. Da hat sich etwas zugespitzt. Wenn man so lange so erfolgreich zusammenarbeitet, muss man einen Weg finden, im Sinne des Klubs, sich wieder zusammenzuraufen. Ich glaube, dass da persönliche Eitelkeiten eine große Rolle gespielt haben, die in Köln lange Zeit zurückgestellt wurden. In den letzten drei, vier Jahren war es ein vollkommen normaler Verein. Als Schmadtke ging, habe ich mir gedacht: „Jetzt wird’s schwierig!“
Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images
Und dennoch hatte der effzeh noch die Möglichkeit, die Klasse zu halten.
Wer die Rückrunde gesehen hat, muss festhalten, dass der Klassenerhalt absolut drin war. Klar, gegen Gladbach gewinnt der effzeh mit Glück, aber zum Rückrundenstart war das Glück, was in der Hinrunde ein wenig fehlte, wieder da. Aber nichtsdestotrotz, wenn ich diese Summe an 1:0-Führungen sehe, die über die Wupper gegangen sind, ist der Abstieg die logische Konsequenz.
>>>Nach vier Jahren: 1. FC Köln löst Vertrag mit Pawel Olkowski auf
Fuss über das Duo Schmadtke und Stöger
Die Trennung von Jörg Schmadtke hast du bereits erwähnt, von Peter Stöger trennte man sich dann einige Wochen später – das Duo war dann komplett gesprengt.
Ich habe auch den Zeitpunkt der Stöger-Trennung nicht verstanden. Wenn man nach ein paar Wochen in einer Saison zu dem Urteil kommt, dass ein Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht, dass es zu viele Verletzungen gibt, die Doppelbelastung zu viel Substanz kostet und der Trainer es inhaltlich nicht mehr gestemmt bekommen sollte, dann ist es nur logisch, sich von einem Trainer zu trennen. Offenbar war dem aber nicht so. Sich dann Anfang Dezember, nach einem 2:2 auf Schalke zu trennen, ist schwer nachzuvollziehen. In jenem Moment haben ein starker Sportdirektor und eine klare Analyse gefehlt.
Ich kann nicht beurteilen, was im Binnenverhältnis zwischen Stöger und Schmadtke passiert ist. Aber als Duo haben sie dem effzeh in den vergangenen Jahren sehr gut getan. Das Ende ging dann zu hastig und zu einfach. Selbst in der Winterpause hätte man sich zusammensetzen können, um zu überlegen, ob es eine sportliche Neuausrichtung braucht und gegebenenfalls da auf der Trainerposition noch tauschen können. Aber bei voller Fahrt – das kann ich bis heute nicht verstehen.
Auf der nächsten Seite: Was Wolff-Christoph Fuss über die kommende Saison denkt.