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Meinung

Wölfe im Geißbockfell

Wenn man aufsteigt, gratuliert einem auf einmal die halbe Welt – aber nicht jeder mit guten Absichten. Der effzeh.com-Kommentar zu den “Glückwünschen” von “Pro Köln”.

© effzeh.com
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Der 1. FC Köln ist aufgestiegen. Und allseits wird gratuliert. Vom Oberbürgermeister, von Unternehmen und auch von Parteien, Verbänden und anderen Interessenorganisationen. Soweit ist das auch alles das übliche Prozedere. Doch eine dieser “Parteien” hat sich erdreistet den Aufstieg des Fußballvereins zu nutzen, um auf eine perfide Art und Weise Wählerstimmen für ihr kleingeistiges Programm zu gewinnen.

Es geht um die “Bürgerbewegung Pro Köln”, die ja nun leider keine gänzlich Unbekannte mehr in der Domstadt ist. “Was nun sportlich im Bereich des Fußballs erreicht wurde, können die Kölner Wähler am 25. Mai auch politisch schaffen: mit einer Stimme für Pro Köln die Domstadt endlich auch politisch wieder in die Erstklassigkeit führen”, lässt sich ein Markus Beisicht auf der Webseite der Bürgerinitiative zitieren. “Jetzt gilt es, und jetzt gibt es auch keine Ausreden mehr: Trotz aller Schikanen und Einschüchterungen – das Kreuzchen an der richtigen Stelle kann bei der geheimen Wahl am 25. Mai jeder machen”, heißt es weiter.

Nicht nur dass es einiger Wahrnehmungsstörungen bedarf, ein gutes Ergebnis für “Pro Köln” mit “Erstklassigkeit” zu vergleichen. Sondern auch der Umstand, dass die Initiative in ihren Zielen keineswegs mit den Idealen des 1. FC Köln harmoniert, setzt der Dreistigkeit die Krone auf. Welch schäbiger Versuch den Wolf im Geißbockfell zu mimen.

Zur Veranschaulichung: Überall in der Stadt hängen momentan Wahlplakate der rechten Randgruppe. “Wer betrügt, der fliegt”, “Wut im Bauch? Lass es raus!”, “Bürgermut stoppt Asylantenflut” – sind die prominentesten Ergüsse dieser Herrschaften. Und dass die Plakate von Pro Köln alle besonders hoch hängen, hat nicht zum Grunde, dass sie so besser zu sehen wären. Nein, sie wären zu einfach zu zerstören, würden sie tiefer hängen.

Dass der Verein in all dem Aufstiegstrubel schnell und resolut auf das plumpe Trittbrettfahren reagiert hat, ist nicht selbstverständlich und deshalb ein weiterer guter Grund, dem 1. FC Köln für die ganze Saison ein erstklassiges Zeugnis auszustellen. “Wir weisen den durch diese Formulierungen suggerierten Eindruck, es gäbe irgendeinen Zusammenhang zwischen Erfolgen des 1. FC Köln und einer Wahlentscheidung für „Pro Köln“, entschieden zurück”, heißt es auf der Website des Vereins. Und weiter: “Der 1. FC Köln ist ein offener, toleranter Club und gemäß seiner Satzung zu parteipolitischer Neutralität verpflichtet. Über den Missbrauch unseres Erfolgs für eine Wahlkampfbotschaft sind wir empört.”

Das sind klare Worte und sie gelten für jede Partei, ob schwarz oder rot, links oder rechts. Ein Fußballverein ist eben ein Fußballverein. Sich nicht vor einen politischen Karren spannen zu lassen, kann man also von jedem Klub erwarten. Doch der FC belässt es nicht nur dabei: “Dem Versuch, sich als Trittbrettfahrer von diesem Erfolg zu Zielen tragen zu lassen, die mit dem 1. FC Köln und seinen Werten nichts zu tun haben, erteilen wir eine eindeutige Absage.”

Genau diese Werte, die “Pro Köln” nicht vertritt, machen die ganze Aktion dann auch ungefähr so gelungen, wie die Idee den Wahlkampfspruch “Wer betrügt, der fliegt” zu benutzen, während sich gerade Pro-Köln-Ratsmitglieder wegen Betrugs vor Gericht verantworten müssen. Man darf sich langsam fragen, wie viele Absagen diese Bürgerinitiative noch braucht, bis sie kapiert hat, dass Köln – genauso wie der FC – für Toleranz, Offenheit und Vielfalt steht. Und damit automatisch auch anti “Pro Köln” ist.

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