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Auswärtsspiel

“Wir rennen nicht ins offene Messer”

Erbarme, die Kölsche komme – der effzeh ist zu Gast bei der Frankfurter Eintracht. Diesmal im Auswärtsspiel: Eintracht-Fan Marvin, der mit uns nicht nur über Armin Vehs Rückkehr und Alex Meiers Comeback spricht.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

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Erbarme, die Kölsche komme – der effzeh ist zu Gast bei der Frankfurter Eintracht. Diesmal im Auswärtsspiel: Eintracht-Fan Marvin, der mit uns nicht nur über Armin Vehs Rückkehr und Alex Meiers Comeback spricht.

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln werden wir auch in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen stellen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”. Wir sind nicht nur gespannt, wieviel effzeh in den Anhängern der anderen Bundesligisten steckt, sondern erwarten auch eine Einschätzung zur Situation der eigenen Mannschaft.

Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Köln – definitiv ein Klassiker in der Fußball-Bundesliga. Zum 81. Mal treffen die Kontrahenten in Deutschlands Beletage aufeinander, auch diesmal ist mit einem stimmungsvollen Duell auf Augenhöhe zu rechnen. Vor dem Auswärtsspiel im Waldstadion spricht effzeh.com mit SGE-Fan Marvin. Was der Politikstudent, der fast jede Woche im Eintracht-Podcast über seinen Herzensverein redet, zu Armin Vehs erneutem Engagement und zu Alex Meiers Rückkehr zu sagen hat, verrät er uns im effzeh.com-Auswärtsspiel genauso wie seine Zuneigung zu Dorinel Munteanu und Toni Polster.

effzeh.com: Wie schon in der Vorsaison ist das Duell zwischen Adler Attila und Geißbock Hennes das Topspiel des Spieltags. Dürfen wir denn erneut auf eine so packende Partie wie im Oktober 2014 hoffen?

Marvin: Absolut! Zwar hatte ich zunächst Bedenken, dass sich beide Mannschaften bei defensiver Ausichtung womöglich gegenseitig kaltstellen, doch bin ich nun optimistisch, da Veh offensichtlich tatsächlich mit drei Spitzen – Meier, Seferovic und Castaignos – antreten will und dies die Chancendichte erhöhen dürfte. Auf beiden Seiten, wird mit der Hereinnahme von Meier doch ein defensiver Akteur auf die Bank verbannt.

Foto: Marvin Mendel

Foto: Marvin Mendel

effzeh.com: Bei der Eintracht hat sich im Sommer nicht nur auf dem Platz einiges verändert. Armin Veh ist auf den Trainerposten zurückgekehrt und ersetzt dort den zurückgetretenen Thomas Schaaf. Ein Wiedersehen mit Freude oder doch nur fad aufgewärmter Eintopf?

Marvin: Ich muss sagen, anfangs war ich strikt dagegen und fand die Idee einer Rückkehr von Veh alles andere als gut, auch weil ein ähnlicher Plan schon in Stuttgart grandios scheiterte. Mittlerweile bin ich jedoch etwas milder gestimmt. Unter anderem weil ich sehe, wie sehr sich die Stimmung innerhalb der Mannschaft verbessert hat. Trotzdem würde ich den gegenwärtigen Frieden als brüchig bezeichnen.

effzeh.com: Der Saisonstart mit jeweils einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage kann getrost als “ausgeglichen” bezeichnet werden. Wie zufrieden bist du mit den bisherigen Leistungen deines Teams?

Marvin: Mäßig. Die Punkteausbeute ist insgesamt in Ordnung, allerdings bemerke ich, dass wir auf der Rechtsverteidigerposition Probleme haben, die sich aufgrund von Verletzungen und nicht getätigten Transfers nochmals vergrößerten. Hierfür muss eine Lösung gefunden werden, auch um keinen dauerhaften Wettbewerbsnachteil zu haben. Positiv ist dagegen, dass unser Angriff langsam gut aufeinander eingestellt ist. Hier herrscht sicherlich mit am meisten Potential, welches nun in Verbindung mit Meier noch mehr ausgeschöpft werden muss.

effzeh.com: In der letzten Saison stand die Eintracht für spektakulären Fußball, das Team stellte eine starke Offensive um Torschützenkönig Alex Meier, aber auch eine sehr wacklige Abwehr. Ist nun Schonung für deine Fan-Nerven in Aussicht?

Marvin: Die Innenverteidigung scheint in dieser Saison schon mal wesentlicher stabiler zu sein, als es im letzten Jahr der Fall war. Zambrano ist in Form, Abraham ein guter Neuzugang und Russ ein ordentlicher Backup. Dahingehend könnten die Nerven der Eintrachtfans in diesem Jahr tatsächlich weniger strapaziert werden, wäre da nicht die oben angesprochene Schwachstelle. Insgesamt gehe ich jedoch absolut davon aus, dass Vehs Spielsystem uns in der Tat nicht mehr ins offene Messer rennen lässt.

Foto: Marvin Mendel

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effzeh.com: Apropos Alex Meier: Euer Top-Knipser kehrt rechtzeitig gegen seinen Lieblingsgegner wieder zurück. Wie wichtig ist der Lange für die Eintracht?

Marvin: Meier hat allein als Kapitän eine große Ausstrahlungswirkung auf Fans und Spieler. Trotzdem frage ich mich, ob er überhaupt in das aktuelle System passt. Zweifel sind berechtigt, stehen aktuell mit Seferovic und Castaignos doch zwei gänzlich andere Spielertypen auf dem Platz. Trotzdem hat Meier einmalige Qualitäten und einen so feinen Fuß, wie man ihn in dieser Liga nur selten sieht. Insofern ist und bleibt er die wahrscheinlich größte – weil unberechenbarste – Waffe der Eintracht.

effzeh.com: Verlassen hat die SGE allerdings ihr Rückhalt zwischen den Pfosten: Kevin Trapp wagte den Sprung zu Paris St. Germain. Ein Grund zum Groll? Und konnte die Eintracht die Lücke adäquat schließen?

Marvin: Zum Groll keineswegs. Man sollte sich eher freuen, dass ein Spieler aus den eigenen Reihen es zu einem solch ambitionierten Club geschafft hat und dort aus Anhieb zum Stammspieler wurde. Ärgern kann man sich lediglich dahingehend, dass für ihn eine realistische Ablösesumme gezahlt wurde und man es nicht verstand, den Verhandlungspartner auf ähnlich absurde Zahlen zu heben, wie es andernorts der Fall war.

Ob Hradecky Trapp 1:1 ersten kann, wird man abwarten müssen. Trotzdem waren die ersten Spiele des Finnen vielversprechend und zudem kommt er von seiner Einstellung außerordentlich gut an. Generell muss man festhalten, dass der Transfer eine Meisterleistung von Hübner war, der einen weitgehend unbekannten – allerdings ziemlich hochklassigen – Torhüter aus dem Ausland verpflichtete und so hohe Ablösezahlungen vermied.

effzeh.com: Auch wenn die Trainerkiste am Ende der letzten Saison nicht ganz reibungslos verlief: Den Ruf der skandalträchtigen “Diva vom Main” hat die Eintracht vor allem dank Heribert Bruchhagen mittlerweile abgelegt. Wohin soll der Weg des Vereins in den kommenden Jahren führen?

Foto: Marvin Mendel

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Marvin: Wenn Bruchhagen am Ende des Jahres abdankt, wird Hellmann endgültig der neue starke Mann in Frankfurt. Sein Ziel ist es, die Eintracht noch weiter auf dem internationalen Markt zu etablieren. Dafür ist selbstverständlich notwendig, dass die SGE auch in Europa spielt. Dies soll allerdings auf einer finanziell gesunden Basis passieren, weswegen in naher Zukunft die sogenannten „Genussscheine“ auf den Weg gebracht werden, mit denen sich die SGE einen Erlös von mindestens zehn Millionen Euro verspricht.

effzeh.com: In Sachen Fan-Unterstützung ist die Eintracht ohne Zweifel im ersten Drittel der Bundesliga zu finden, zuletzt ist bis auf kleinere Ausfälle sogar vom “Randalemeister” nichts mehr zu sehen. Wie steht es insgesamt um die Stimmung im SGE-Fanlager, wie stellt sich die aktuelle Situation dar?

Marvin: Ich würde die aktuelle Lage als überaus entspannt bezeichnen. Es gibt innerhalb des Vereins keine größeren Querelen, die Fans haben mit Peter Fischer ihren Liebling als Präsident behalten. Auch angesichts der sportlichen Lage gibt es aktuell keinen Grund für Beschwerden, weswegen man vom „Randalemeister“ in der nahen Zukunft nicht allzu viel sehen sollte. Lediglich das Derby – wenn man es so nennen will – gegen Darmstadt wirft seine Schatten voraus. Hier treffen am 6. Dezember zwei Fangruppen aufeinander, die sich wirklich nicht grün sind und so könnte rund um dieses Spiel durchaus zu kleineren Problemen kommen.

effzeh.com: Neben dem Platz gilt das Spiel zwischen Frankfurt und Köln als Duell zweier Traditionsklubs mit lautstarken Fanszenen, die sich nicht sonderlich gut riechen können. Wie ist dein Eindruck vom effzeh, was verbindest du mit unserem Verein, was oder wen hättest du gern von uns Kölschen?

Marvin: Hier könnte nun eine ellenlange Liste stehen, aber ich versuche, mich kurz zu fassen: Der Effzeh war mir – im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen – nie egal. Ob Polster, Munteanu, Lottner oder Podolski. Allesamt Spieler, die mich irgendwie bewegten. Aktuell bin ich etwas sauer auf euch, dass ihr einen der allerbesten Manager der Liga habt. Schmadtke ist für mich ein absoluter Segen für den Effzeh. Mit seiner Ruhe und seiner herausragend guten Arbeit sorgte er dafür, dass der Erfolg nach Köln zurückkehrte und sich sogar schon in den Transferspielereien gegen direkte Konkurrenten durchsetzen konnte. Zudem hätte ich nichts gegen Timo Horn und Jonas Hector einzuwenden. Beides Spieler, die das Zeug zur internationalen Klasse haben und sich über kurz oder lang im festen Kader der Nationalelf wiederfinden werden.

Foto: Dirk Unschuld

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effzeh.com: Und andersherum: Was kann der effzeh noch von der Eintracht lernen?

Marvin: Puh, jetzt wird es schwierig. In Rückblick auf die vergangene Saison könnte man sagen, dass der Effzeh in Sachen Unterhaltungswert noch weiter zulegen könnte, denn im Gegensatz zu Partien mit Eintracht-Beteiligung hätten die Kölner im letzten Jahr keinen Entertainmentzuschlag verlangen dürfen. ;-)

effzeh.com: Zum Abschluss: Dein Tipp zum Topspiel!

Marvin: Ich habe ein irgendwie merkwürdiges Gefühl, doch darf ich natürlich nicht gegen meine Mannschaft wetten. Aus diesem Grund tippe ich auf ein sensationell stimmungsgewaltiges Spiel und ein 3:2 für die Frankfurter Eintracht. :)

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