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Vorspiel

Vor dem Auswärtsspiel in Wolfsburg: Richtung High Noon im Abstiegskampf

Die Bundesligasaison neigt sich dem Ende entgegen und der Abstiegskampf verspricht dabei besondere Spannung. Mittendrin: Der 1. FC Köln, bei dem für das Auswärtsspiel in Wolfsburg zwei von drei Hoffnungsträgern in den Kader zurückkehren.

Foto: Lars Baron/Getty Images

Wahrlich nicht viel verbindet Uli Hoeneß und Christoph Daum. Doch beide nahmen und nehmen sich nicht viel, wenn es darum geht, mit Sprüchen Aufmerksamkeit zu erregen und damit sogar ab und an einen validen Punkt zu machen. Denn eines muss man beiden illustren Figuren der Bundesligageschichte lassen: Sie verstehen die Mechanismen der Bundesliga so gut wie wenige andere. “Der Nikolaus war noch nie ein Osterhase“ verkündete Hoeneß mal im Herbst, als sein FC Bayern drohte den Anschluss an die Ligaspitze zu verlieren. Und Daum orakelte bei seinem zweiten Engagement in Köln, dass sein Team ab dem 28. Spieltag da sein müsste, ab diesem Zeitpunkt wäre Crunchtime, da würde sich das Schicksal einer Saison entscheiden.

Folgt man den beiden Alphamännern, geht es ab diesem Osterwochenende also so langsam in den Endspurt der Bundesligasaison 2020/2021. Der Abstiegskampf verspricht dabei Spannung: Schalke ist zwar mit mickrigen zehn Punkten als Tabellenletzter bereits abgestiegen, doch davor knubbelt es sich. Arminia Bielefeld rangiert mit 22 Punkten auf dem 17. Tabellenplatz und darf sich noch alle Hoffnungen machen. Nur einen Punkt davor liegen die Geißböcke auf dem Relegationsplatz, einen weiteren Punkt davor liegen mit Mainz 05 und Hertha BSC die Tabellenplätze 15 und 14.

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Zwischen diesen Teams entscheidet es sich aller Wahrscheinlichkeit nach: Einer geht direkt runter, einer darf in der Relegation sein Glück versuchen und zwei schaffen den direkten Klassenerhalt. Wer jetzt einen Lauf bekommt, der spielt auch in der kommenden Saison in der Bundeslgia. Wem jetzt die Puste ausgeht, der darf nächste Saison Dresden, Paderborn, Hannover und Aue in sein Navi eingeben.

Mit dem größten Momentum auf die Zielgerade geht derzeit mit Sicherheit der FSV Mainz 05. Fünf der letzten zehn Spiele gewann das Team von Trainer Bo Svensson und hat jetzt nacheinander Spiele gegen Arminia Bielefeld, den 1. FC Köln und Hertha BSC vor der Brust. Drei Siege und man wäre vermutlich sogar schon gerettet. Danach warten mit unter anderem Bayern, Eintracht Frankfurt, dem BVB und Wolfsburg allerdings auch noch anspruchsvolle Aufgaben.

Hertha, Mainz, Köln und Bielefeld: Wem gelingt jetzt die Serie zum Klassenerhalt?

Die Berliner hingegen haben sieben der letzten zehn Spiele verloren. Gut sieht diese Bilanz nicht aus, allerdings hat die alte Dame wiederum auch zwei der letzten drei Spiele gewonnen. Zuletzt sah es beim 3:0 Heimsieg gegen Leverkusen so aus, als würde Pal Dardai die ohne Frage vorhandene Qualität der Mannschaft aus ihrer Sicht endlich auf den Platz bekommen. Ein echter Standorttest wird das Berliner Derby an der Alten Försterei sein, mit welchem der 27. Spieltag am Sonntagabend beschlossen wird. Besteht man diesen, dann ist anzunehmen, dass die Qualität der Hauptstädter reicht, den Klassenerhalt zu schaffen.

Nicht besonders gut aus sieht es hingegen derzeit für Arminia Bielefeld. Die Aufsteiger liegen auf dem vorletzten Tabellenrang und haben den auf dem Papier vermutlich schwächsten Kader der Bundesliga. 20 geschossene Tore sind ebenfalls kein bundesligawürdiger Arbeitsnachweis. Es scheint unterm Strich zu wenig, um die Klasse zu halten. Allerdings gewann man auch vor drei Wochen in Leverkusen 2:1 und dem Ausrufezeichen folgte ein respektables 0:1 gegen Leipzig, bei dem die Ostwestfalen gut mithielten. Ein an sich mutmachender Auftritt vor der Länderspielpause, es braucht jedoch konstant gute Leistungen um am Ende nicht direkt wieder abzusteigen.

BIELEFELD, GERMANY - SEPTEMBER 26: Rafael Czichos of 1. FC Koln reacts during the Bundesliga match between DSC Arminia Bielefeld and 1. FC Koeln at Schueco Arena on September 26, 2020 in Bielefeld, Germany. A limited number of fans have been let into the stadium as COVID-19 restrictions ease. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Foto: Martin Rose/Getty Images

Und der 1. FC Köln? Zuletzt spielte man gegen Werder Bremen und Borussia Dortmund durchaus ansehnlich und zeigte sich auch spielerisch verbessert, konnte jedoch aus beiden Spielen jeweils nur einen Punkt mitnehmen. Zwischen diesen Spielen lag der durchweg schwache Auftritt in Berlin gegen Union, wo man 1:2 verlor. Konstanz ist auch weiterhin ein absolutes Fremdwort am Geißbockheim, was die Frage unausweichlich macht, ob man nicht doch Trainer Markus Gisdol zur Disposition stellen sollte.

Gisdol steht weiterhin unter Druck

Schnitzelfreund Horst Heldt verneint diese Frage bislang, auch wenn er in den letzten Wochen verbal ein Stück von seinem Trainer abrückte. Die sich bietende Chance, in der Länderspielpause noch einmal zu reagieren, ließ er jedoch ungenutzt. Es sieht so aus, als würde der Verein sein Schicksal in die Hände von Markus Gisdol legen und darauf setzen, dass ihm der Klassenerhalt gelingt. Auch wenn in einigen Medien zuletzt immer wieder von Fristen und Endspielen die Rede war. So soll man sich nach neuesten Gerüchten intern nach dem Spiel gegen Mainz nächste Woche erneut Bilanz gezogen werden.

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„Wir arbeiten schon immer offen und ehrlich zusammen und das hat sich jetzt auch nicht geändert“, äußerte sich der schwäbische Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg zu der Dauerdiskussion um seine Person und sein Verhältnis zu Manager Horst Heldt. Anschließend ergänzte er: „Man sollte nicht durch andere Ergebnisse den Blick auf die eigene Leistung verändern. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir selbst beeinflussen können.“

Primär die eigene Leistung im Blick zu haben und sich nicht von Siegen oder Niederlagen der Konkurrenz verrückt machen zu lassen, ist mit Sicherheit nicht falsch. Leider sind die eigenen Leistungen in dieser Saison oft nicht ausreichend und mit 23 Punkten nach 26 Spieltagen ist man nur noch auf dem Relegationsplatz und nicht mit einem Bein schon Zweitklassig, weil eben die Konkurrenz bislang unterdurchschnittlich punktete. Ein Umstand, der sich jedoch schnell ändern kann und der sich auch schon geändert hat, wie man am Lauf der Mainzer sehen kann.

Zwei Hoffnungsträger sind wieder dabei, der Dritte muss sich noch gedulden

Zu allem Überfluss steht mit dem Spiel in Niedersachsen beim VfL Wolfsburg eine extrem schwere Aufgabe an. Die „Wölfe“ haben in dieser Saison zuhause noch nicht verloren, siegten in sieben der letzten zehn Spiele und befinden sich komfortabel auf dem dritten Tabellenrang. 10 Punkte Rückstand sind es auf die Bayern, eine Meisterschaft ist also unwahrscheinlich. Aber es sind auch bereits sieben Punkte auf den Tabellenfünften aus Dortmund. Wolfsburg hofft folglich auf eine Rückkehr auf die ganz große Fußballbühne namens Champions League.

Die Rheinländer werden in Anbetracht der Aufgabe versucht sein, die Crew der Ever Given zu kontaktieren und zu fragen, wie man es schafft, den eigenen Kahn elegant so zu parken, dass nicht mal mehr ein Fußball passieren kann. Dabei helfen kann Sebastiaan Bornauw leider noch nicht. Der Abwehrspieler, bei dem die Kölner während der Länderspielpause bekanntgaben, dass er vor einen Wochen dem Tod von der Schippe sprang, ist nach seiner Wirbelsäulen-Operation noch nicht bei 100%, soll aber gegen Mainz in der kommenden Woche wieder spielen können.

Foto: Friedemann Vogel/Pool via Getty Images

Mit nach Wolfsburg gereist sind jedoch zwei andere Hoffnungsträger: Zum einen Sebastian Andersson. Der Stürmer fiel seit Dezember aus, ist noch nicht wieder komplett fit, könnte jedoch bei Rückstand in den letzten Minuten eingewechselt werden. Zum anderen Florian Kainz. Der Österreicher verletze sich im Sommertrainingslager in Donaueschingen schwer, kämpfte sich jedoch über den Winter zurück und absolvierte zuletzt während der Länderspielpause zwei Härtetests für die U21 und in einem internen Testspiel. Er ist eine Option für die Startelf und könnte für Schwung nach vorne sorgen.

Schwung, den die Kölner dringend benötigen. Eine hohe Niederlage, und der Druck auf den Verein würde enorm steigen. Zwar spielen mit Bielefeld und Mainz zwei Konkurrenten gegeneinander und klauen sich entsprechend gegenseitig Punkte. Ein Debakel mit fünf Toren Unterschied jedoch und Bielefeld würde mit einem Unentschieden gegen Mainz auf den Relegationsplatz hüpfen. Eine einfache Niederlage Bielefelds und der Kölner würde jedoch auch bereits reichen, damit die Mainzer vier Punkte zwischen sich und den „Effzeh“ legen. Gewinnt dann noch Hertha am Sonntag ihr Derby, scheint für die Geißböcke der Relegationsplatz auf einmal nur noch das höchste der Gefühle in dieser Saison. Denn die Colts werden jetzt gezückt, ab Ostern entscheidet sich die Saison.

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