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Auswärtsspiel

“Vielleicht ist der Fuchs schneller als der Geißbock”

Es geht für den effzeh und seine Anhänger in den Breisgau. Wir sprachen mit SCF-Fan Michael über die Luft im Breisgau, den miesesten Gästeblock der Liga und Kölner Dreigestirne.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln stellen wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”.

Für das Duell bei SC Freiburg sprachen wir mit Michael, bei twitter unter @fuszball zu finden, über die Luft im Breisgau, den miesesten Gästeblock der Liga, die verflixte Nachspielzeit und Kölner Dreigestirne. Den SC mag er nicht aus geografischen Gründen oder weil seine Eltern das beschlossen haben (soll es ja geben: Beeinflussung durch Fanartikel zu Weihnachten und zum Geburtstag), sondern vor allem, weil er gerne sieht, wie eine Mannschaft guten Fußball spielt und er die generelle Ausrichtung beim SC mag – Nische finden, junge Spieler ausbilden, einen Schritt schneller sein als andere und versuchen die eigenen Standortnachteile immer wieder clever auszugleichen. Außerdem prägen natürlich jährliche Urlaube mit der Familie im Schwarzwald auch irgendwie…

effzeh.com: Insgesamt scheint der Breisgau nicht das allerbeste Pflaster für den effzeh zu sein, 1996 gelang uns der letzte Sieg bei Euch. Was habt ihr da unten angestellt, dass es dem “Geißbock” so schlecht bekommt?

Michael: Vielleicht ist ein Fuchs einfach ein bisschen schneller als ein Geißbock? Ich wusste gar nicht, dass die Statistik so ist. Gut zu wissen! Ich hoffe, dass das vor dem Spiel auch jemand der Mannschaft sagt. Oder liegt das vielleicht daran, dass wir nicht so oft in der gleichen Liga gespielt haben und uns nur ab und zu in der Sommerpause beim Abklatschen im Fahrstuhl getroffen haben? (lacht)

effzeh.com: Aller guten Dinge sind in dieser Saison drei – der effzeh hat bislang beide Aufeinandertreffen gegen den SC Freiburg verloren. Bist du optimistisch, dass Euch auch der dritte Streich gelingt?

Michael: “Streich”, hihi… Ich bin schon optimistisch, was das Spiel angeht – es ist immerhin das erste Spiel seit gefühlt 90 Jahren, bei dem der komplette Kader fit ist und zur Verfügung steht. Der neue Rasen kommt der Spielweise der Mannschaft auch sehr entgegen und gibt ihr Sicherheit, das hat man auch gegen Augsburg schon streckenweise gut sehen können.

Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

effzeh.com: Die Reise nach Freiburg sorgt immer für gemischte Gefühle. Einerseits eine schöne Stadt mit netten Menschen, andererseits der wohl mieseste Gästeblock der Nation. Seid ihr außerhalb des Stadions so gastfreundlich, um uns innen so richtig quälen zu können?

Michael: Ganz ehrlich: “der mieseste Gästeblock der Nation” ist noch ein mildes Urteil meiner Meinung nach, absolut katastrophal der Käfig. Das ist bei Euch in Köln tatsächlich schöner: mehr Platz und ein nicht ganz so beknackter Blickwinkel wie bei uns. Ich glaube, die ganze Liga ist sich einig, dass sich der Gästeblock in unserem neuen Stadion verbessern muss – da ist noch viel Luft nach oben. Ich bin mir aber auch sicher, dass das etwas ist, was auch die Verantwortlichen bei uns auf dem Schirm haben: das Schwarzwaldstadion ist ein besonderes Stadion, weil es über Jahre hinweg nicht gleichmäßig gewachsen ist, sondern immer wieder irgendwo ein Stück angeklebt wurde. Was dazu geführt hat, dass jetzt eben manche Dinge nicht wirklich optimal sind. Neben dem Gästeblock sind da zum Beispiel noch die quasi nicht vorhandenen Parkplätze, die suboptimalen Arbeitsplätze für die Kameraleute, zwei senkrechte Säulen in der totalen Kameraeinstellung rechts und links Richtung Eckfahne – trotz allem Charme, den das Stadion hat, gibt es doch einiges was beim Neubau verbessert werden kann und wird.

effzeh.com: Ihr steckt mitten im Abstiegskampf, dennoch bleibt es in Freiburg gewohnt ruhig. Ist die Zuversicht, auch diesmal dem Tode von der Schüppe springen zu können, etwa so groß?

Michael: Es gibt meines Wissens keine direkte badische Entsprechung von “et hätt noch immer joot jejange”, aber das trifft es eigentlich ganz gut: Ich glaube, ich bin nicht der einzige bei uns, der der sportlichen Leitung absolut vertraut und sich nach wie vor nur ein kleines bisschen Sorgen macht – was nicht mit trügerischer Sicherheit zu verwechseln ist! Wir – und damit meine ich tatsächlich alle, also Mannschaft, Trainerteam und Fans – wissen, dass es in jedem Spiel darauf ankommt 100% konzentriert dabei zu sein, damit wir am Ende über dem Relegationsstrich stehen. Schlimm genug, dass wir leider auch wissen, dass es in der Hinrunde nicht so oft wie gewünscht mit den 100% Konzentration geklappt hat, die ein oder andere Nachspielzeit in dieser Saison bisher hatte durchaus schon traumatische Züge…

effzeh.com: Derzeit steht ihr dank des Sieges zuhause gegen Augsburg über dem ominösen Strich. Wie schätzt du Freiburgs Chancen im Abstiegskampf ein? Und wie die der Konkurrenz?

Michael: Der Vorteil ist: wir spielen noch gegen Köln, Mainz, Paderborn, Stuttgart und Hamburg. Der Nachteil ist: wir spielen noch gegen Köln, Mainz, Paderborn, Stuttgart und Hamburg… Spaß beiseite: Es ist alles unheimlich eng zusammen da unten, und das ist tatsächlich gleichzeitig gut und schlecht. Man kann sich mit einer kleinen Serie schnell Luft nach unten verschaffen, klebt aber bei einer negativen Serie auch schnell wieder unten drin. Generell glaube ich aber nach wie vor fest daran, dass wir drin bleiben. Dafür gibt es einfach zu viele Gründe: wir haben nach wie vor den besten Trainer der Welt, bei Mehmedi wird bald endlich der Knoten platzen in dieser Saison, alle Spieler sind zum Endspurt fit und nicht zuletzt ist uns allen die Situation im unteren Tabellendrittel bekannt. In Freiburg weiß man, wie man erfolgreich gegen den Abstieg spielt (und vor allem, dass es manchmal besser ist, tatsächlich gegen den Abstieg zu spielen als gegen ihn zu kämpfen – spielerische Qualität wird sich langfristig eher durchsetzen als eine kämpfende, limitierte Mannschaft, die irgendwann verkrampft, weil sie merkt, dass der Kampf alleine am Ende vielleicht nicht reichen wird). Außer auf unsere Erfahrung im Abstiegskampf setze ich im Übrigen große Hoffnungen auf den VfB, Paderborn und Hertha. (lacht)

effzeh.com: Im Winter ist Euch mit Nils Petersen, der einst auch kurz vor einem Wechsel nach Köln stand, ein richtig guter Griff gelungen. Ist er ein Spielertyp, der dem Sportclub fehlte und nun vielleicht zum Klassenerhalt schießt?

Michael: Petersen ist mit seiner im Strafraum lauernden Spielweise und seiner Treffsicherheit ein eher untypischer Spieler für den SC Freiburg, ein reiner Stürmer. Etwas, das man bei uns sehr selten sieht, insofern also eine willkommene Verstärkung im Abstiegsrennen. Auch dass er jetzt nach seiner Verletzung gleich zu Beginn der Rückrunde wieder fit ist, passt eigentlich perfekt: auf den Punkt fit für den Endspurt! Dass er kurz vor einem Wechsel zum effzeh stand, heißt, glaube ich, aber nichts: am Ende seiner Zeit in Cottbus stand er meiner Erinnerung nach kurz vor dem Wechsel zu so ziemlich jedem Bundesligisten, hat sich dann aber erst einmal für ein sicheres Rentenkonto entschieden und den Weg nach Bayern gewählt… (lacht)

Foto: Dirk Unschuld

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effzeh.com: Ein Blick nach Köln: Auch beim effzeh geht es erstaunlich ruhig zu, der Verein scheint endlich seriös zu arbeiten. Überrascht dich das?

Michael: Was den effzeh angeht, ist das auf den ersten Blick natürlich schon überraschend, einfach weil man es nicht gewohnt ist, dass ruhig und seriös ohne viel Getöse nach außen hin gearbeitet wird. Andererseits hat man in Köln ja gute Erfahrungen mit Dreigestirnen – und ich glaube Schmadtke – Stöger – Spinner ist eine Traumkombination für den Verein! Ich bin mir nur nicht sicher, wer der Bauer und wer die Jungfrau ist…

effzeh.com: Der heutige effzeh-Sportgeschäftsführer Jörg Schmadtke stand 1996 beim letzten FC-Sieg im Tor. War damals in Freiburg schon abzusehen, dass er später einmal wichtige Positionen in der Bundesliga übernehmen würde?

Michael: Torhüter in Freiburg ist ja auch schon eine wichtige Position! Vor allem, wenn man bedenkt, dass er danach in Gladbach und Leverkusen meines Wissens kein einziges Spiel mehr gemacht hat. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass aus der damaligen Mannschaft nach der aktiven Karriere irgendjemand was im Fußballbereich macht. Und wenn, dann nicht als Manager. Macht er aber gut, so aus der Ferne. Fand ihn auch schon in Hannover als Gegengewicht zu Kind und Slomka schon stark, wobei das eine Konstellation ist die für keinen auf Dauer gesund ist – das Kölner Umfeld, wie es momentan ist, passt da viel besser.

effzeh.com: Uns kam zu Ohren, dass du in Ehrenfeld gelebt hast. Was verbindest du mit dem glorreichen 1. FC Köln?

Michael: Meine Ehrenfelder Zeit war nur eine kurze Episode – jeden, der “was mit Medien” macht, verschlägt es irgendwann mal nach Köln, weil eben jeder mal jung war und das Geld brauchte… (lacht) Mit dem effzeh verbinde ich vor allem Spieler aus meiner Kindheit wie Bodo Illgner und Toni Polster, ein Image als Traditionsverein (trotz vergleichsweise später Gründung), von dem die ganze Stadt nach zwei Siegen am Stück die Meisterschaft erwartet und einen fiesen Sonnenbrand 2007: an meinem Geburtstag Mitte April bei einem schönen Auswärtssieg im Gästeblock während der letzten Rückrunde unter Volker Finke – nach dem Spiel dachten wir alle, dass das tatsächlich noch klappen könnte mit dem Aufstieg.

effzeh.com: Zum Abschluss: Dein Tipp für die Partie, bitte!

Michael: 2:1 mit dem Siegtreffer durch Mehmedi in der Nachspielzeit – wenn sich alles im Verlauf einer Saison irgendwann mal ausgleicht, wie alle immer sagen, müssten wir ab jetzt nämlich eigentlich alle Spiele bis Saisonende durch Tore in der Nachspielzeit gewinnen…

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