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Vorspiel

Vamos a la Playa, oh, oh, oh, oh oh!

Der effzeh trifft auf sein altes Ich, aber auf das aus einer wenig glorreichen Zeit. Den HSV umgibt dabei immer noch ein gewisser Retrostyle. Aber das muss er selbst wissen.

Foto: Dirk Unschuld
Foto: Dirk Unschuld

Foto: Dirk Unschuld

Es ist nicht mehr lange hin, dann werden wir endlich mehr wissen. Am 21. Oktober 2015 wird Marty McFly mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit seinem DeLorean um die Ecke flitzen und aus der Vergangenheit im Hier und Jetzt angekommen sein und damit maßgeblichen Einfluss nehmen auf Raum und Zeit bzw. versuchen, ebendies zu verhindern.

 

Für die jüngeren Leser sei gesagt: Es handelt sich dabei um die cineastische Trilogie „Zurück in die Zukunft“. Der Handlungsbogen erstreckt sich über mehrere Jahrhunderte, und kurz gesprochen geht es unter anderem darum, bloß nicht durch Zeitreisen (unter anderem eben zum 21. Oktober 2015, was sich in den 80ern, als die Filme produziert wurden, noch extrem futuristisch anhörte) nachträglich bestimmte zeitliche Entwicklungen zu beeinflussen. Denn: Wenn man beispielsweise aus der Zukunft kommend versuchen würde, Fehler, die man dann ja bereits hinter sich hat, in der Vergangenheit zu vermeiden, verändert man dadurch stark den weiteren Verlauf der Geschichte, wodurch man sogar sein zukünftiges Ich gefährdet. Weil ja die Zeitachse durch kleinste Manipulationen der Geschehnisse verschoben werden würde. Alles an und für sich recht logisch, denn selbst in den eher dokumentarisch-realistisch aufbereiteten Geschichten aus dem Star-Trek-Universum wird bewiesen, dass man tunlichst davon Abstand nehmen sollte, erlangtes Wissen aus der Zukunft in der Vergangenheit anzuwenden und Einfluss auf die Geschichte zu nehmen. Wie sagt man so schön: Every Generation Got Its Own Disease, und muss diese auch haben und durch diese durch. Auch wenn das ein Titel von Fury in the Slaughterhouse ist und ich jetzt gerade nicht wirklich stolz bin, diesen auf Anhieb so präsent zu haben. Zumal der vorliegende Beitrag dadurch jetzt wirklich etwas zu viel 80er-Trashtouch bekommt, und das ist mal gar nicht astrein, um im sprachlichen Bild zu bleiben. Wobei: Wir kommen ja gleich zum HSV.

Aber vorher: Wo waren wir? Richtig, bei Marty McFly! Es ist also ähnlich wie mit der Rolle des erfahrenen Elternparts, das unbedingt der Versuchung widerstehen sollte, seine Kinder vor dem Begehen jedes kleinen Fehlers zu schützen und sich manchmal auch zurücklehnen und nicht unbedingt die Umwelt an seinen eigenen Erfahrungen teilhaben lassen sollte (Stichwort: Herdplatte). Damit die Kinder dann Erfahrungen sammeln und eine eigene Identität entwickeln können.

Wobei das natürlich in der Theorie ein feiner Ansatz ist, man aber letztlich in der Praxis ja nicht zusieht, wie sich das eigene Kind die Finger verbrennt. Und außerdem wird es dann natürlich schwierig, sich da rauszuhalten und die Welt um einen herum eigene Erfahrungen sammeln zu lassen, wenn man konkret angesprochen und gefragt wird. Man will ja auch helfen. Und unterstützen. Aber manchmal, da muss man sich eben auf die Zunge beißen. Ähnlich erging es mir beim folgenden Telefonat mit dem Trainer unseres kommenden Gegners, Bruno Labbadia. Dieses Gespräch hat niemals stattgefunden. Oder wird niemals stattfinden, wer weiß das schon.

effzeh.com: Bruno, alter Halunke! Ich muss ja immer noch an den Gassenhauer Vamos a la Playa denken, wenn ich Deinen Namen höre (noch eine kleine Reminiszenz an die 80er, Anm. der Red.)!
Labbadia: Danke, dass Du Dir Zeit nimmst und dran gegangen bist! Ich genieße das ja alles hier momentan. Stell Dir mal vor, wir wären abgestiegen, im Mai. Dann müsste ich jetzt vielleicht mit einem RB Leipzig-Fanzine sprechen. Verstehst Du? Und überhaupt! Ich erhoffe mir ja, von diesem Gespräch jetzt unheimlich und ganz viel zu lernen. Wir sind da ja gerade wie ein Schwamm und wollen lernen und ganz viel aufsaugen. Und genießen. Mit Demut, aber auch breiter Brust.
effzeh.com: Sozusagen mit „elitärer Arroganz“? (lacht)
Labbadia: Du sagst es! Bei gleichzeitiger Bescheidenheit und Ehrfurcht!
effzeh.com: Ein kleiner Rat am Rande, geht aufs Haus: Von der Formulierung mit der elitären Arroganz würde ich dringend mal Abstand nehmen, das kommt eher mittelprächtig an, das war jetzt eher eine Falle von mir, weil ich ein altes journalistisches Schlitzohr bin.
Labbadia: Siehst Du! Das ist ja auch der Grund für meinen Anruf! Von Euch Kölnern können wir sooo unglaublich viel lernen! Ihr wart auch mal ganz oben und dann ganz unten und schau mal, wie gut Ihr nur jetzt da steht!

© effzeh.com

© effzeh.com

An dieser Stelle mal kurz eingehakt: Jetzt wird vielleicht deutlich, was die ganze Vorgeschichte mit Zeitreisen und Vergangenheitsbeeinflussung zu bedeuten hatte. Ich telefonierte also (oder auch nicht) aus der Gegenwart mit dem Trainer des HSV, des Vereins also, der ja in seiner aktuellen Verfassung durchaus so etwas wie den effzeh der Vergangenheit darstellt: Großer Name, wenig dahinter, merkwürdige Transfers, die dann überall zünden, nur nicht, wo sie sollen, wechselnde Verantwortliche mit unterschiedlichen Konzepten, und in der verkalkten Vitrine sieht man nur noch vergilbte Ränder von irgendwelchen Fantasiepokalen, die dort mal gestanden haben müssen. Man kann da durchaus die eine oder andere Parallele erkennen. Nur: Müssen die Hamburger da jetzt nicht selbst durch und einen Ausweg finden? Zerstöre ich vielleicht die Zeitachse der Bundesliga, wenn ich da jetzt Tipps gebe? Von meinen Erfahrungen als Fan eines implodierten Vereins berichte? Mein Magen drehte sich um, ich wurde nervös.

effzeh.com: Bruno, nimm es mir nicht übel, aber ich kann Dir da nicht weiterhelfen. Da musst Du jetzt einfach mal selbst durch…
Labbadia: Hast Du denn mal mitbekommen, was bei uns los ist? Als ich der Mannschaft in der Vorbereitung gesagt habe, sie müsste den Rucksack der letzten Saison loswerden, habe ich echt nicht Peter und vor allem: was anderes gemeint.
effzeh.com: Ach, Bruno. Und wir hatten Hanuta, wir hatten Zypern, wir hatten Bahngleise, wir hatten den Wahnsinn. So ist das dann eben. Wenn Du drinsteckst, steckst Du drin.
Labbadia: Aber gibt es da nicht das eine Geheimrezept, wie man da rauskommt? Ich meine, guck doch mal, wie der effzeh nun dasteht!
effzeh.com: Hängt ja auch immer etwas mit den handelnden Personen zusammen. Aber wir sind auf jeden Fall nicht traurig, dass Ihr mit Schmadtke damals nicht zusammengekommen seid, soviel steht fest. Ich könnte mich nur besicken, dass wir erst mit Beiersdorfer geredet haben und Ihr zunächst mit Schmadtke verhandelt habt und es genau andersherum kam. Mehr darf ich da jetzt aber nicht…

Dann endete das Gespräch abrupt, im Hintergrund hörte man eine Blaskapelle und ich meine auch, das Tröten eines Elefanten. Bruno meinte noch, er müsste jetzt auflegen, es wäre wieder die Hölle los in der Kabine und dann war er weg.

1998, noch so eine Jahreszahl und dieses Mal endlich nicht aus den 80ern. Das war das letzte Jahr, in dem wir neben dem HSV das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Bundesliga waren. Da waren wir beide sozusagen die Dinos. Der HSV hat sich seitdem immer über der Grasnarbe gehalten und hat lustige Uhren aufgehängt, wir waren oft auch mal darunter. Und heute? Da lösen sich die alten Verspannungen im Nacken, wenn die Woche auf die Zielgerade zusteuert und das nächste Spiel des effzeh ansteht. Ob das da oben im Norden auch so ist?

So auch am kommenden Wochenende, wenn die beiden Traditionsvereine aufeinandertreffen. Die mal viel miteinander gemein hatten und die momentan in Sachen Professionalität und Souveränität so viel trennt wie 1985 und 2015. Auch wenn ich mich gut in ihre Situation versetzen kann, aber: wie dieser Schritt dorthin zu schaffen ist, da müssen die lieben Hamburger schon selbst drauf kommen.

© effzeh.com

© effzeh.com – so wird es wohl nur zum Anpfiff stehen.

Stimmen aus der Redaktion:

Patrick Neunzig: Es geht um mehr als die eigenen Punkte und die angestrebte Heimmacht. Wenn der effzeh am Ende mitverantwortlich dafür ist, dass der HSV wieder einen Punkt zu viel auf dem Konto hat, werde ich mich übergeben müssen. Voll auf Sieg. COME ON EFFZEH.
Lukas Pansegrau: Tut mir leid für die vielen HSV-Fans, aber Ihr gehört endlich abgestiegen. Ich denke, dass der effzeh den ersten Schritt dafür tun wird. 3-1.
Gero Diekmann: In der letzten Saison gewann der effzeh beim VfB mit 2:0 und erreichte gegen Wolfsburg ein 2:2 – macht 4:2 Tore bei 4 Punkten. Bekanntlich haben die Kölner aktuell 4:2 Tore bei 4 Punkten. Was war noch? Am 1. Spieltag der vergangenen Saison endete effzeh-HSV torlos 0:0. Also haben die Geißböcke gemäß Schmadtke’schem Masterplan und Stöger’s Rechenbuch nach drei Spielen 4:2 Tore und 5 Punkte.
Thorsten Neunzig: Eins der schwersten Spiele des Saisonbeginns. Jeder erwartet vom effzeh einen ungefährdeten Kantersieg, Spätestens wenn es Mitte der zweiten Halbzeit noch nullnull oder schlechter steht, geht das Gepfeife los in Müngersdorf. Ich appelliere an alle richtigen (!) Fans, das zu unterbinden. Denn denkt dran: alle Tore gegen den effzeh fielen in dieser Saison in der Schlussviertelstunde. Wir müssen Gas geben bis zum Schluss. Mit zwölf Mann!
Marc Ritter: Ich soll mich schon auf die fette Klatsche am Samstag freuen, haben sie gesagt.
HSV wird uns niederrennen, haben sie gesagt.
Meine lieben Freunde, nehmt es hin, wir begießen den Sieg mit Kölsch, hab ich gesagt.
3:0 Heimsieg und weiterhin ungeschlagen in Müngersdorf.
Martin Gödderz: Bin ja übers Wochenende in Holland. Ist ja dann auch nicht mehr so aufregend, wenn wir den HSV wegfiedeln und uns in den Champions League Regionen festsetzen. Muss man sich dann auch nicht mehr geben. 9:0. Mindestens.

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