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Nachspiel

Unverzichtbare Bestandteile der Mannschaft

Fast neidisch blickt man inzwischen aus anderen Städten auf die Transferpolitik in Köln. Im zweiten Teil unserer Transferbilanz widmen wir uns den Neuzugängen in der Offensivabteilung.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Kann sich noch jemand an die Zeit erinnern, als man sich als Fan des 1. FC Köln für die knauserige Sparpolitik von Andreas Rettig rechtfertigen musste? An die Momente, als man wieder vom Freundeskreis dafür ausgelacht wurde, dass man Fan vom Verein war, der Michael Meier als Manager hatte? Zeiten, als man Spieler weit über dem Zenit des Schaffens für viel zu viel Geld kaufte, eine große Stange Geld in die Hand nahm, um vermeintliche osteuropäische Supertalente loszueisen, die sich dann als Voll-Flop herausstellten?

Oh ja, diese Horroszenarien, sie sind gar nicht allzu lange her und tief verwurzelt mit der jüngeren Vereingeschichte des effzeh. Doch sie verblassen immer mehr angesichts einer abermals außerordentlich guten Transferbilanz von Jörg Schmadtke und Co, für die man aus Hamburg, Bremen oder Stuttgart nicht weniger als neidische und respektvolle Blicke erntet. Nach einer weiteren soliden Saison lässt sich beruhigt und positiv auf die Transferpolitik des eigenen Vereins blicken. Wieder einmal bewies Jörg Schmadtke ein goldenes Händchen.

Im ersten Teil “Zeit für Neid” blickten wir bereits auf Tor und Abwehr – dieser zweite Teil unserer Transfer-Bilanz beschäftigt sich nun mit dem Mittelfeld, dem Sturm sowie einem Fazit für die abgelaufene Saison 2015/16.

Mittelfeld

Im Mittelfeld wurde vor allen Dingen in der Breite ausgedünnt. Der schon lange entbehrlich gewordene Adam Matuschyk ging ablösefrei nach Braunschweig, Publikumsliebling Slawomir Peszko ging ebenfalls ablösefrei in die Heimat zurück. Daniel Halfar wechselte nach einer äußerst enttäuschenden Bundesligasaison für 500.000 Euro zurück zum 1. FC Kaiserslautern, der ausgeliehene Maxi Thiel blieb gleich bei Union Berlin und im Winter wurden schließlich mit Kazuki Nagasawa und Bard Finne zwei Perspektivspieler verkauft, die nie den Durchbruch geschafft hatten. Trotz des etwas traurigen Verlusts zweier Talente machte der effzeh mit dem Verkauf beider Spieler Gewinn. Nagasawa war damals für gerade einmal 25.000 Euro aus Japan gekommen und ging schließlich für ungefähr 700.000 Euro, Finne hatte 400.000 gekostet und brachte schließlich 600.000 Euro ein.

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Foto: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

Auf der Seite der Zugänge setzte man im Mittelfeld also weniger auf Quantität und holte sich stattdessen zwei Spieler, welche die Schwächen aus der letzten Saison kaschieren sollten. So holte der effzeh mit Milos Jojic ein 23-jähriges Talent, das sein Potenzial bei Borussia Dortmund immer wieder hatte aufblitzen ließ und bereits überzeugende Spiele in der Champions League hingelegt hatte. Die drei Millionen Euro für Jojic schienen gut angelegt zu sein, schien der Serbe doch wie prädestiniert dafür, die Lücke im offensiven Mittelfeldzentrum, von dem in der Vorsaison fast nie Kreativität ausging, gewinnbringend zu füllen. Leider blieb Jojic als einziger Neuzugang deutlich hinter seinen Erwartungen zurück. Der Ex-Dortmunder wirkte nicht richtig austrainiert, behäbig und antriebsslos, so dass er sich sehr schnell mit einer Reservistenrolle zufriedengeben musste. Zwar bestritt er 15 Bundesligaspiele für den effzeh, wurde dabei aber 13 Mal nur eingewechselt und konnte erst im Endspurt einige wichtige Akzente setzen. Eine Saison wird der Serbe noch Zeit haben zu beweisen, ob er sein Geld wert war.

Auch die andere Verpflichtung im Mittelfeld tat sich anfangs schwer. Als der effzeh völlig überraschend die Verpflichtung des U-21-Nationalspielers Leonardo Bittencourt von Hannover 96 bekanntgab, bekam man dafür in den landesweiten Medien wiederum Anerkennung. Nur 2,5 Millionen Euro mussten Schmadtke und Co zahlen. Ein Coup aus dem Nichts, als alle schon glaubten, dass die Transferaktivitäten für den Sommer beendet wären. In seiner Anfangszeit zeigte Bittencourt, warum er sich nie richtig in Dortmund hatte durchsetzen können. Der 21-Jährige zeigte äußerst vielversprechende Ansätze, konnte sich aber oft in letzter Instanz nicht durchsetzen und strahlte deutlich zu wenig Torgefahr aus. Gerade in der Rückrunde entwickelte er sich aber zum absoluten Leistungsträger, zeigte mehr Zug zum Tor, traute sich mehr und gilt auch nach einer Saison in Köln als absolutes Schnäppchen.

Im Mittelfeld wurde letztlich am meisten Geld in die Hand genommen, die Schwachstellen allerdings nur sporadisch geschlossen. Im Zentrum sucht man noch immer nach einem Kreativspieler, mit Bittencourt holte der effzeh aber ein begehrtes Talent, das sich auch mal in Eins-gegen-Eins-Situationen durchsetzen kann. Positiv dagegen bleibt zu erwähnen, dass sich der effzeh hier auch kurz und schmerzlos von altem Ballast trennen konnte und die Qualität angehoben hat.

Sturm

Die Posse um den Abgang von Anthony Ujah beschäftigte Köln einige Tage. Der Nigerianer war schon unter der Saison mit Werder-Schal offiziell in Bremen vorgestellt worden und machte sich damit vom Aufstiegshelden zum Hassobjekt. Letztendlich brachte Ujah 4,5 Millionen Euro ein. Gemessen an der Tatsache, dass er zwar über einen großen Kampfgeist, ein starkes Kopfballspiel und große Dynamik verfügte, dafür aber im Zusammenspiel mit den Mitspielern sowie in der Ballverarbeitung limitiert erschien, eine ordentliche Summe. Zudem kehrte Leihspieler Deyverson wieder nach Portugal zurück, Thomas Bröker ging ablösefrei nach Duisburg und Patrick Helmes gab sein Karriereende bekannt. Vor der Saison stand also zunächst mit Simon Zoller nur ein echter Stürmer im Kader, der zuvor allerdings nie zeigen konnte, dass er bereit ist für die Bundesliga und gerade von seiner Leihe aus Kaiserslautern zurückkehrte.

Schließlich holte der effzeh Anthony Modeste für den exakt gleichen Betrag, für den er Anthony Ujah verkauft hatte. Der Franzose war drei Jahre älter als Ujah und kam in Hoffenheim nicht mehr über die Rolle als Bankspieler heraus, dennoch wurde er hinter Lukas Podolski zum teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte. Leichte Zweifel waren angebracht. Die zerstreute der neue Tony aber mit einem fulminanten Saisonstart und sechs Toren nach acht Saisonspielen. Modeste war die Lebensversicherung für den effzeh, erzielte fast immer das wichtige 1:0, machte als Ein-Mann-Spitze etliche Bälle fest und stellte in der Ballverarbeitung eine riesige Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger da.

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Modeste machte alle 34 Saisonspiele. Am Ende standen 15 Saisontore auf dem Konto des Franzosen, womit er sich in der Torjägerliste zwischen ganz prominente Namen drängte. Bei einer besseren Chancenverwertung hätten es auch gerne zehn weitere Tore sein können, zumeist war es aber auch Modeste selbst, der seine Chancen durch geschicktes Positionsspiel oder starke Pässe auf die Mitspieler selbst initiierte.

Ohne Geld zu verlieren hat der effzeh im Angriff also qualitativ einen deutlichen Sprung nach oben gemacht, während Ujah in Bremen bis zum Ende wieder gegen den Abstieg kämpfte und als Reservist hinter Oldie Claudio Pizarro an Wert verlor. Auch die Leihe von Simon Zoller, der mit 3,5 Millionen Euro noch der Top-Transfer des Vorsommers war, stellte sich als goldrichtig heraus. Dem Freund von Laura Wontorra schien das halbe Jahr in der zweiten Liga gut getan zu haben, mit sechs Treffern in 24 Spielen war er an der Seite von Modeste oder als Außenspieler ein wichtiger Grund dafür, dass der effzeh eine derart solide Saison hinlegte. Lediglich Leihspieler Philipp Hosiner konnte sich nicht durchsetzen und strahlte für einen Torjäger viel zu wenig Gefahr aus, bleibt letztendlich aber nur ein Experiment mit geringem Risiko, das gescheitert ist.

Fazit:

Letztendlich weist der effzeh für die abgelaufene Saison eine Transferbilanz mit einem Verlust von nicht einmal zwei Millionen Euro auf. Dafür wurde der Kader allerdings sowohl in der Breite wie auch in der Spitze deutlich verstärkt und die Lücke, welche die Leistungsträger Wimmer und Ujah hinterließen, mehr als nur adäquat gefüllt. Es gab schon einmal Teams, die nach dem gleichzeitigen Abgang ihres besten Stürmers und eines elementar wichtigen Verteidigers in ein Loch fielen. Dieser Gefahr schob Jörg Schmadtke mit einer weiteren sehr überlegten und geschickten Transferstrategie einen Riegel vor.

Mit Dominique Heintz, Leonardo Bittencourt und Anthony Modeste entwickelte sich gleich drei Neuzugänge direkt zu unverzichtbaren und starken Bestandteilen der Mannschaft. Mit Frederick Sörensen und Filip Mladenovic konnten zwei talentierte und flexible Spieler ins Team integriert werden, die sich schnell den Status als erweiterte Stammspieler erarbeiten konnten. Lediglich Philipp Hosiner und Milos Jojic konnte die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen, präsentierten sich dabei aber auch nicht so schlecht, dass man jegliche Hoffnung auf Verbesserung aufgeben müsste.

Bei alledem sollte man sich zusätzlich vor Augen führen, dass die Zugänge zusammen gerade mal auf ein Durchschnittsalter von 24,1 Jahren kommen. Beeindruckende Zahlen und abermals eine starke Transferbilanz. Zeit für Neid aus den Fußball-Hochburgen in Hamburg, Bremen und Stuttgart.

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