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Meinung

TV-Rechte: Alles bleibt anders!

In schwindlige Höhen schwingen sich die TV-Einnahmen in Zukunft auf – bezahlen muss das letztlich der normale Fußball-Fan. Der effzeh.com-Kommentar.

Foto: Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images

Nicht nur in der DFL-Zentrale in Frankfurt dürften angesichts des spektakulären Ergebnisses bei der Vergabe der TV-Rechte die Sektkorken geknallt haben. Auch bei den Vereinen herrschte Feierlaune, konnte der Ligaverband doch die Erlöse aus Fernseh-, Radio- und Internetübertragungen glatt um 85 Prozent steigern. Die Milliarden-Euro-Hürde wurde locker übersprungen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesichert. Die Bundesliga kann die Gelddruckmaschinen anlaufen lassen!

Bezahlen muss die Rechnung – neben den zahlreichen anderen Sportarten, die vermutlich noch weniger vom Kuchen erhalten werden – vor allem aber der gemeine Fußball-Fan. Es ist zwar noch gar nicht geklärt, wie die 45 Partien, die sich Eurosport gesichert hat, übertragen werden, doch eines ist sicher: Die vom Kartellamt durchgesetzte „No-Single-Buyer-Rule“, die Sky das Live-Monopol kostete, wird den Verbraucher letztlich mehr Geld kosten. Denn die exorbitant gestiegenen Ausgaben müssen refinanziert werden. Im – eh als besonders schwierig geltenden – Pay-TV-Markt Deutschland dürfte das eine knifflige Aufgabe werden. Dass die Freude über den Geldsegen verfrüht sein kann, bewies schon die Kirch-Blase Anfang des Jahrtausends.

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Ganz und gar keine Jubelstimmung dürfte auch bei denjenigen aufgekommen sein, die das Erlebnis „Bundesliga“ für viele so besonders machen. Die Zersplitterung des Spieltags, um sich attraktiver für die Fernsehanstalten zu machen, konnte nicht aufgehalten werden. Auch in der Beletage des deutschen Fußballs wird ab der Saison 2017/18 Montagabends gekickt. Die Versicherungen, weitere Anstoßzeiten werde es aus Rücksichtnahme vor den Fans nicht geben, haben vermutlich eine geringere Halbwertszeit als eine Äußerung von AfDemenz-Führer Alexander Gauland. Schon zuvor sind Zusagen für fan-freundliche Ansetzungen einfach vom Tisch gewischt worden. Der ins Stadion reisende Fan bleibt am unteren Ende der Nahrungskette gefangen.

Das ist keine neue Entwicklung – und auch keine überraschende. Es bleibt nur zu beobachten, ob sich das Rad noch schneller und schneller und schneller drehen lässt. Schafft es das Fernsehen den Fußball-Boom, um in ihrer Sprache zu bleiben, zu monetarisieren? Bleibt es bei einer Konkurrenzsituation in Sachen Bezahlsender? Was machen Amazon, Netflix und Co? Dass die Verwerfungen auf dem Medienmarkt einmal solche Auswirkungen auf den Alltag eines Fußball-Fans haben, darüber hätten selbst noch vor der WM 2006 die meisten den Kopf geschüttelt. In Frankfurt wird derweil zum Champagner übergegangen.

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