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Transferkarussell: Modeste, Modeste, wer ersetzt Modeste?

Foto: Lennart Preiss/Bongarts/Getty Images

Au revoir, Anthony! Mit Anthony Modeste verlässt der Torgarant der letzten Jahre den effzeh. Welcher neue Stürmer könnte in die Fußstapfen des Franzosen treten? Wir nehmen einige Kandidaten unter die Lupe.

Die Gewissheit scheint sich langsam, aber sicher einzuschleichen: Nach zwei Jahren und 68 Spielen wird der große Anthony Modeste den 1. FC Köln in Richtung China verlassen. Nach unglaublichen 40 Bundesliga-Toren sucht der Franzose im Land der Mitte eine neue Herausforderung, die ihm nicht ganz so wenig Geld einbringen wird. Der effzeh kann sich zwar mit einer Rekord-Ablösesumme trösten, muss allerdings gleichzeitig auch zusehen, die Vakanz im Sturmzentrum zu besetzen.

Denkbar wäre eine interne Lösung mit Yuya Osako, Simon Zoller oder vielleicht auch einem fitten Sehrou Guirassy. Aufgrund des neuen finanziellen Spielraums erscheint es allerdings wahrscheinlich, dass der effzeh eine neue Offensivkraft verpflichtet – immerhin scheinen die Gespräche mit Mark Uth ja schon recht fortgeschritten zu sein. Welche Kandidaten da sonst noch in Frage kommen und wie realistisch ein Transfer tatsächlich wäre, haben wir für euch mal analysiert!

(Text: Thomas Reinscheid und Arne Steinberg)

Jhon Cordoba (24 Jahre alt, FSV Mainz 05)

Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images

Durchsetzungsstark am Boden wie in der Luft, physisch extrem schwer zu bespielen und gleichzeitig noch schnell auf den Beinen: Warum Jhon Córdoba auch in der Bundesliga als unangenehmer Gegenspieler gilt, scheint vor allem in der körperlichen Präsenz des Kolumbianers begründet zu sein. Mit 27,4 Zweikämpfe pro Partie führt der Mainzer die zweitmeisten direkten Duelle der Liga. Kaum verwunderlich, dass der 24-Jährige sowohl bei den „meistgefoulten Spielern“ als auch bei den „meist foulenden Spielern“ weit vorne liegt.

Doch insbesondere im Abschluss ist der wuchtige Stürmer, den Mainz 05 2015 erst auslieh und ein Jahr später dann für 5,5 Millionen Euro fest verpflichtete, von dieser Qualität weit entfernt. Jeweils lediglich fünf Saisontore erzielte Cordoba in seinen beiden Spielzeiten bei den Rheinhessen, sowohl vom Aufwand als auch von den Chancen hätten es deutlich mehr sein müssen. Auch spielerisch ist viel Luft nach oben: Gerade nach der Ballbehauptung, die häufig weniger durch Finesse denn durch Explosivität erfolgt, gelingt es dem Kolumbianer trotz vernünftiger Passquote (64 Prozent) zu selten den Ball in den eigenen Reihen zu lassen.

So wäre Cordoba, selbst bei einer gewissen Weiterentwicklung, ein anderer Stürmertyp als der scheidende Anthony Modeste. Noch mehr Wucht, noch mehr Dynamik, dafür weniger Finesse und weniger Abschlussstärke. Mit dem bulligen Angreifer in Front wäre der effzeh mehr darauf angewiesen, die sich durch die Einsatzfreude des Kolumbianers bietenden Räume zu nutzen. Eine Chance, das Team von der Abhängigkeit eines einzelnen Spielers im Angriffsspiel auf eine breitere Basis zu stellen.

Pro

  • große körperliche Präsenz
  • akklimatisiert in der Bundesliga
  • Qualitäten im Angriffspressing

Contra

  • abschlussschwach
  • sehr teuer
  • spielerisch mit Luft nach oben

Steve Mounié (22 Jahre alt, HSC Montpellier)

Foto: PASCAL GUYOT/AFP/Getty Images

Ein gänzlich anderer, obschon noch interessanterer Stürmertyp spielt aktuell in der Ligue 1 und feierte vergangene Saison in Montpellier seinen Durchbruch. Seine 14 Tore in 35 Spielen brachten den Klassenerhalt für seinen Heimatverein unter Dach und Fach. Stark in der Luft (8,5 gewonnene Kopfballduelle pro Spiele, 70 Prozent aller Duelle) machen den Beniner zu einer echten Waffe bei Standardsituationen. Sieben seiner 15 Treffer erzielte der 23-Jährige per Kopf.

Doch auch im Zusammenspiel mit den anderen Offensivakteuren scheint sich Mounié, nach einem Lehrjahr in der Ligue 2 bei Nimes, bestens eingefunden zu haben. Zwar kommt der 1,93 Meter große Mittelstürmer auf lediglich zwei Assists, doch schaffte er durch seine Anwesenheit Räume für andere Angreifer wie Ryan Boudebouz. Dazu kommt: Mounié, der angeblich kurz vor einem Wechsel zum Premier-League-Aufsteiger Huddersfield steht, ist nicht limitiert auf die Rolle als Sturmspitze in einem 4-2-3-1-System, weicht auch auf die Außen aus.

Obgleich für seine Größe ähnlich wie Modeste beweglich und schnell, sind seine Bewegungen mitunter etwas hektisch. Fünf gelbe Karten und ein Platzverweis zeugen davon wie auch gewisse Probleme in der Ballverarbeitung und -weiterleitung. Zudem ist Mounié gerade erst auf dem Weg, sich in der Ligue 1 zu etablieren. Es könnte sich als großes Risiko erweisen, ihn bereits jetzt als Nummer-1-Option in der Bundesliga zu sehen – gerade bei solch großen Fußstapfen wie die eines Anthony Modeste.

Pro

  • extrem kopfballstark
  • taktisch versiert
  • viel Potenzial

Contra

  • unerfahren
  • fußballerisch noch etwas ungeschliffen
  • umworben aus der Premier League

Bobby Wood (24 Jahre alt, Hamburger Sportverein)

Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

Klein, aber oho: Das könnte für den US-Amerikaner gelten. Der auf Hawaii geborene Angreifer misst zwar lediglich 1,80 Meter, nimmt es jedoch mit den größer gewachsenen Abwehrspielern in der Bundesliga auf. In einer schwachen Hamburger Mannschaft ragte er durch Einsatzfreude und Laufbereitschaft heraus. Dass er dabei durchaus über Grenzen geht, mussten besonders die effzeh-Verteidiger Dominic Maroh und Dominique Heintz schmerzlich erfahren.

Doch auch für den HSV-Stürmer gilt dasselbe, was auch für Jhon Cordoba zu sagen ist: Bei allem Einsatz scheint (im Unterschied zu Anthony Modeste) die Effektivität zu leiden. Fünf Saisontore stehen für Wood, der zuvor in der 2. Bundesliga für Union Berlin 17 Treffer erzielen konnte, lediglich zu Buche . Auffällig: In der Rückrunde, als die „Rothosen“ zwischenzeitlich eine starke Aufholjagd zeigten, war der 24-Jährige nur noch ein einziges Mal erfolgreich.

Dennoch ist Wood umworben: Wenngleich er zu einem Verbleib in Hamburg zu tendieren scheint, schießen Gerüchte um seinen Abgang weiter aus dem Boden. Es wäre nicht sein erster Abschied: Zuletzt hielt es den quirligen Angreifer, der als schwieriger Charakter gilt, selten lange an einem Ort. Angesichts einer Ausstiegsklausel, die sich angeblich auf zwölf Millionen Euro beläuft, könnte der auf der Suche nach einem Modeste-Nachfolger befindliche effzeh letztlich nur ein Vehikel für einen besseren Vertrag sein.

Pro

  • hartnäckig und einsatzfreudig
  • ragte in schweren Zeiten heraus
  • dank Ausstiegsklausel verfügbar

Contra

  • nicht sonderlich abschlussstark
  • dafür doch schon sehr teuer
  • gilt als schwieriger Charakter

Riad Bajic (23 Jahre alt, Konyaspor)

Foto: STRINGER/AFP/Getty Images

Der Bosnier gab zu Beginn diesen Jahres sein Debüt für die Nationalmannschaft und ist derzeit bei Konyaspor in der Türkei aktiv. Mit seiner Mannschaft konnte der 1,89 Meter große Bajic Ende Mai sogar den türkischen Pokal gewinnen. Im Jahr 2015 war er von seinem Heimatverein Zeljeznicar aus der bosnischen Hauptstadt Sarajevo nach Zentralanatolien, wo er mit seinem Verein in der kommenden Saison aufgrund des Pokalsiegs auch Europa League spielen wird. Im Mai wurde vermeldet, dass sich neben dem effzeh auch die TSG Hoffenheim um die Dienste des Linksfußes bemühen würde – aufgrund seiner Qualität dürfte es verwunderlich sein, wenn den Scouts der Name Bajic bisher noch nicht untergekommen wäre.

In der abgelaufenen Saison traf der Bosnier 17 Mal in 32 Spielen, seine erste Saison in der Türkei konnte er mit immerhin fünf Toren auch positiv bestreiten. Aufgrund seines jungen Alters und seines unbestrittenen Potenzials taxiert Transfermarkt.de seinen Marktwert auf fünf Millionen Euro, was bezüglich der Vertragslaufzeit bis 2020 noch wohlwollend gerechnet ist. Als mitspielender Stürmer überzeugt Bajic neben seiner Physis in erster Linie durch Ballbehandlung und -verarbeitung, seine Abschlussstärke mit dem linken Fuß konnte er in der vergangenen Saison deutlich weiterentwickeln. Der Bosnier überzeugt ebenfalls dadurch, dass er sich viel im Raum bewegt – sowohl nach links und rechts als auch nach vorne und hinten. Eine Modeste-Variante, die sich näher anzuschauen lohnt.

Pro

  • entwicklungsfähig
  • spielstarker Stürmer
  • kann als Halbstürmer eingesetzt werden

Contra

  • kann mit Konyaspor auch EL spielen
  • dürfte in ganz Europa auf dem Zettel stehen
  • bräuchte Eingewöhnungszeit

Michael Gregoritsch (23 Jahre alt, Hamburger Sportverein)

Foto: Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images

Der junge Österreicher Michael Gregoritsch ist bereits seit einigen Jahren in Deutschland unterwegs und kann dabei auf mehrere Stationen verweisen: Erst verdiente er sich seine Sporen bei Hoffenheim, dann bei St. Pauli und in Bochum. Von dort aus wechselte er 2015 nach Hamburg, wo er beim dortigen HSV in 55 Spielen zehn Bundesliga-Tore erzielen konnte. Gregoritsch schaffte es im Alter von 15 Jahren, in der österreichischen Bundesliga zu treffen – Rekord bis heute. Mit seiner Körpergröße von 1,93 Metern ist der Österreicher für einen beweglichen und spielstarken Stürmer recht groß, was ihn aber nicht daran hindert, auch auf einer äußeren oder unterstützenden Position eingesetzt zu werden. Dort erfüllt er seine Aufgaben meist überzeugend: Sein Positions-Portfolio sieht dementsprechend die Rolle des Zielspielers, des Unterstützers und auch des Halbstürmers vor. Seine Variabilität wäre ein echter Trumpf für den effzeh, da Gregoritsch in der Offensive somit diverse Aufträge ausfüllen kann. Zugute kommt ihm auch die Unterstützung durch Vater Werner, der aktuell die U21 im Nachbarland trainiert – seinem Sohn wird ein untadeliger Charakter attestiert.

Pro

  • bräuchte kaum Eingewöhnungszeit
  • flexibel einsetzbar
  • charakterlich einwandfrei

Contra

  • HSV dürfte auf hohe Ablöse pochen
  • Torgefährlichkeit?
  • wird auch von Mainz beobachtet

Ivan Santini (28 Jahre alt, SM Caen)

Foto: PASCAL PAVANI/AFP/Getty Images

Außenseiterchancen auf eine Verpflichtung seitens des effzeh dürfte Ivan Santini haben, der noch bis 2019 bei Stade Malherbe de Caen in Frankreich unter Vertrag steht. Der einmalige kroatische Nationalspieler hat eine bewegte Vita als Fußballer hinter sich, in der es ihn bereits nach Ingolstadt, Freiburg, Zadar (Kroatien), Kortrijk (Belgien) und Lüttich verschlug. Sein erstes Jahr in Frankreich lief für den 28-Jährigen allerdings gut: In 36 Einsätzen traf er für Caen 16 Mal ins Tor, darunter vier Elfmeter. In den Saisons 2011/2012 und 2012/2013 kam Santini auf 27 Spiele für den SC Freiburg, in denen er zweimal treffen konnte. Ganz so imposant sind seine Leistungsdaten in Deutschland also nicht, obwohl der Kroate bei Kortrijk und Zadar eine überdurchschnittlich gute Torquote aufweisen konnte.

Durch seine Körpergröße von 1,90m ist Santini ein eher klassischer Mittelstürmer, der Bälle verarbeiten und ablegen soll. Als Fixpunkt in der Offensive die Rolle des Zielspielers auszufüllen wäre für ihn in Köln also keine neue Rolle – die Frage ist, inwieweit Santini auch andere Anforderungen erfüllen kann. Bei Caen funktionierte er in erster Linie deswegen, weil das Team offensiv mit einem extremen Flankenfokus agierte und dementsprechend Santini gut in Position bringen konnte. Aber vielleicht sieht Stöger ja etwas in Santini, was wir nicht sehen: Auch Anthony Modeste entwickelte sich in seinen zwei Jahren in Köln erst zu dem Stürmer, der schließlich nach China wechseln sollte. Zu Anfang nahm der Franzose kaum am Spiel des effzeh teil und war rein auf den Abschluss fixiert, erst im Verlauf der Zeit stieg seine Bedeutung in der Ballzirkulation.

Es ist jedoch fraglich, ob und inwieweit Santini diesen Entwicklungsschritt noch wird gehen können. Als reiner Abschlussstürmer wäre eine Verpflichtung allerdings schon denkbar – Santini würde sich nach Ujah und Modeste einreihen und dort keine schlechten Voraussetzungen haben, um in Köln ebenfalls eine solide Torquote zu haben.

Pro

  • präsenter Zielspieler
  • solide Torquote in den letzten Jahren
  • kennt den deutschprachigen Raum

Contra

  • reiner Abschlussspieler
  • spielerische Fähigkeiten?
  • mit 28 vielleicht nicht mehr allzu entwicklungsfähig

Duván Zapata (26 Jahre alt, Udinese Calcio)

Foto: Dino Panato/Getty Images

Ein ziemlicher Außenseiter-Tipp dürfte Duván Zapata sein. Der einmalige kolumbianische Nationalspieler verbrachte die letzten beiden Spielzeiten bei Udinese Calcio. Der 26-jährige Mittelstürmer gehört allerdings der SSC Napoli. Die Neapolitaner holten ihn im Jahr 2013 von Estudiantes de la Plata nach Süditalien, zwei Jahre später wurde Zapata nach Udinese verliehen. Dort kam er in den letzten beiden Spielzeiten auf 63 Einsätze in der Serie A, in denen er 18 Tore erzielte und acht weitere auflegte. Sein Vertrag in Neapel läuft bis 2020, die Interessenten stehen allerdings Schlange, weil Zapata von Maurizio Sarri in Neapel wohl keine allzu großen Einsatzmöglichkeiten mehr bekommen wird. Dries Mertens spielte die Saison seines Lebens für Napoli, Arkadiusz Milik ist nach seinem Kreuzbandriss auch wieder ein Kandidat.

Kolportiert wird Interesse aus England, wo Everton sich auf den Abgang von Romelu Lukaku vorbereiten und einen ähnlichen Spielertyp holen möchte. Aber auch der FC Turin aus Italien soll bereit sein, Zapata zu verpflichten. Die Rede ist von einer Ablösesumme zwischen 15 und 25 Millionen, was für den effzeh dann beim besten Willen doch etwas zu hoch wäre. Und dennoch: Die Fähigkeiten des Kolumbianers sind außergewöhnlich. Seine Dynamik und körperliche Präsenz geparrt mit der Stärke in der Ballverarbeitung mit Gesicht und Rücken zum Tor machen aus ihm einen Premier-League-Aspiranten. Ob der effzeh in dem Wettbieten dann tatsächlich eine Chance hätte, erscheint fraglich.

Pro

  • wäre eine absolute Verstärkung
  • vereint Zielspieler- und Unterstützer-Fähigkeiten
  • erfahren im europäischen Wettbewerb

Contra

  • dürfte preislich nicht darstellbar sein
  • Vereine mit dickerer Geldbörse dürften ihn auch auf dem Schirm haben
  • wäre insgesamt eher ein Managerspiel-Transfer
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