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Zu den Spielen unseres geliebten und glorifizierten ersten Fußballclubs Köln stellen wir in dieser Saison einem Fan der gegnerischen Mannschaft ein paar Fragen. Und weil Gegner ja immer irgendwie “auswärts” sind, egal ob der effzeh zu Hause oder auf fremdem Platz antritt, und weil die Sichtweise von “auswärts” kommt, heißt die Kategorie folgerichtig “Auswärtsspiel”.
Für das Duell gegen Wolfsburg sprachen wir mit “Wölfe”-Fan Patrick, der seit gut 20 Jahren zum VfL geht, aber bereits seit 2002 ein Dasein als Exil-Fan fristet. Studium und Job führten ihn durch die halbe Republik, dem VfL hat er dabei allerdings immer die Treue gehalten. Seit 2011 lebt er im wunderschönen Köln und versucht von hier aus so viele Spiele wie möglich zu sehen. Missionierungsversuche hat er nach eigenen Auskunft allerdings eingestellt. Im effzeh.com-Auswärtsspiel spricht Patrick über die starke VfL-Saison, die Traditionsdebatte, Wolfsburgs Fanszene und Siggi Reich.
effzeh.com: Letzter Spieltag – es geht für deinen VfL noch um die Vize-Meisterschaft. Für dich mehr als die goldene Ananas?
Patrick: Ich wohne in Köln. Insofern wird die nächste Woche für mich deutlich angenehmer, wenn der VfL das Spiel zumindest nicht verliert. Das wichtigste Ziel aber, die direkte Qualifikation für die Champions League, ist geschafft. Daneben gibt es in diesem Jahr noch ein deutlich größeres Ziel als die Vize- Meisterschaft.
effzeh.com: Nächste Woche geht es gegen Borussia Dortmund im Pokalfinale um einen Titel, Diego Benaglio wird dafür bereits geschont. Glaubst du, es wird dennoch kein lockerer Aufgalopp?
Patrick: Ist das so? Naja, bei dem Laufpensum, das Diego Benaglio Woche für Woche abspult, hat er sich eine Pause verdient. Alle anderen freuen sich sicher, diese starke Saison sportlich ambitioniert abzuschließen. Und Bas Dost dürfte persönlich beleidigt sein, wenn er nicht doch noch Torschützenkönig wird.
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effzeh.com: In der Europa League gings für den VfL weit, jetzt das Endspiel in Berlin. Ist die Spielzeit ein einziges Highlight für dich als “Wolf”?
Patrick: In sportlicher Hinsicht sicher ein Höhenrausch, garniert mit vielen Ausschlägen nach oben. Über dieser Saison wird aber durch den tragischen Tod Junior Malandas immer ein Schatten liegen, der weit über das Sportliche hinaus reicht.
effzeh.com: Insgesamt spielt das Team eine starke Saison, tanzte lange sogar auf drei Hochzeiten. Was ist das Erfolgsrezept?
Patrick: Ein in der Breite starker Kader mit herausragenden Einzelkönnern- und Leistungen. Man nimmt der Mannschaft und dem Team um sie herum ab, dass das gemeinsame Trauererlebnis ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl hat entstehen lassen.
effzeh.com: Stets in der Schusslinie stehen die hohen Transferausgaben, die der VfL heraushaut, zuletzt holte man beispielsweise in der Winterpause André Schürrle für viel Geld. Was entgegnest du den Kritikern?
Patrick: Jedem steht hier seine Meinung zu. Im Gegensatz zu dem einen oder anderen Horrortransfer aus früheren Zeiten, wird das Geld durch Klaus Allofs und Dieter Hecking jetzt sinnvoll eingesetzt. Die Investitionen rentieren sich. Spieler wie De Bruyne rechtfertigen diese Summen einerseits sportlich und steigern bzw. vervielfachen nebenbei ihren Marktwert. Bei einem Wiederverkauf ist somit ein Transferplus zu erwarten. Aber klar, diese Anschubinvestitionen sind nicht überall möglich.
effzeh.com: Für viele ist das Spiel auch wieder ein Duell zwischen Traditionsverein auf der einen Seite und einem Werksclub auf der anderen Seite. Kannst du die ganze Thematik noch hören?
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Patrick: Wen Ihr mit „Werksclub“ meint, kann ich zuordnen. Mit „Traditionsverein“ ist dann der drei Jahre jüngere 1.FC Köln gemeint? Ehrlich gesagt: die Platte ist zu oft gespielt. Dass der VfL bereits in den Fünfzigern einige Jahre in der damals höchsten Spielklasse, der Oberliga Nord, spielte oder 1974 Gründungsmitglied der 2. Bundesliga gewesen ist, wird gemeinhin nicht zur Kenntnis genommen. Hochklassiger Fußball wird in Wolfsburg nicht erst seit den letzten 18 Jahren ununterbrochener Bundesliga- Zugehörigkeit gespielt. Dass der Verein für Leibesübungen seit Jahrzehnten auch nationale und internationale Top- Athleten etwa in der Leichtathletik oder im Schwimmen hervorbringt, hat darüber hinaus niemand auf dem Radar. Der VfL ist einer der größten Breitensportvereine der Region und als solcher tief in der Stadt und ihrer Umgebung verwurzelt.
effzeh.com: Zuletzt feuerten auch Klaus Allofs, der ja bereits beim effzeh gespielt hat, und VW-Sprecher Stephan Grühsem die Traditionsdebatte wieder an. Ist das ein Thema, das in Wolfsburg häufiger aufs Tablett kommt?
Patrick: Klar, das thematisieren allerdings meistens Dritte. Woran misst sich denn Tradition? Am Datum des Eintrags ins Vereinsregister? Der VfL ist dort seit 1945 gelistet. Der FC seit 1948. Hansa Rostock wurde erst 20 Jahre später gegründet. An den Jahren der (Erst-)Liga- Zugehörigkeit? Der VfL ist 21. der Ewigen Tabelle der Bundesliga. An Titeln? Ich hoffe, da sind es bald zwei. Mich als Fan verbinden die Erlebnisse mit dem Verein. Die erste Dauerkarte, zum ersten Mal auswärts, der Aufstieg, Auftritte in Europa, die Meisterschaft und – vielleicht noch mehr als all das – die drei echten Abstiegsendspiele gegen Kaiserslautern 2006, in Aachen 2007 und in Hoffenheim 2011. Die graue Maus VfL ist allein in den beiden Jahrzehnten, die ich begleite, durch den einen oder anderen Farbtopf getapst.
effzeh.com: VW ist nicht nur bei Euch als Vereinsinhaber aktiv, sondern auch bei vielen anderen Klubs als Sponsor oder Anteilseigner (z.B. bei Bayern München). Auch Aufsteiger Ingolstadt steht in enger Verbindung mit dem Konzern. Viele befürchten Wettbewerbsverzerrung. Wie denken da die Fans der „Wölfe“?
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Patrick: Volkswagen ist auch Sponsor des DFB- Pokals. Wir sind zuletzt regelmäßig in Halbfinalspielen in München oder Dortmund ausgeschieden. Vielleicht hätte man da auch an der Auslosung was drehen können. Ernsthaft: ich denke, VW hat den Fußball als seine Haupt-Werbeplattform auserkoren. Die bräche in sich zusammen, wenn sich ein solcher Verdacht auch nur ansatzweise erhärten würde. Ich sehe keinerlei Gefahr einer Stallorder.
effzeh.com: Die Wolfsburger Fanszene wird häufig belächelt, einen Anhänger zu finden war auch für uns beim „Auswärtsspiel“ für die erste Partie der Saison nicht einfach. Wie bist du beim VfL gelandet?
Patrick: Allzu intensiv scheint Ihr nicht gesucht zu haben, ich wohnte auch beim Hinspiel bereits in Köln. Ich bin in Ost- Niedersachsen aufgewachsen. Da entscheidet man sich in der Regel zwischen dem VfL und so einem anderen Verein, der mal Bundesliga gespielt hat. Mein Vater nahm mich mit ins VfL- Stadion am Elsterweg. Das hatte damals noch grasbewachsene Kurven. Im damaligen Block A auf der alten Haupttribüne wurde ich zum Fan. Vielleicht noch einen Satz zur belächelten Fanszene. Ich glaube, dass die Kurve in Wolfsburg inzwischen Bundesliga-Durchschnitt darstellt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
effzeh.com: Als Wahl-Kölner bist du nah am effzeh dran. Verfolgst du die Ereignisse rund um das Geißbockheim oder lässt dich das kalt? Wie siehst du die aktuelle Entwicklung bei uns?
Patrick: Immerhin hatte Peter Stöger einen Plan: kein Tor kassieren. Viele andere Mannschaften, die primär den Klassenerhalt anstreben, sind dem Verfolgen eines Planes unverdächtig. Der Verbleib in der Liga war für mich keine Überraschung, aber am Ende dann doch große Erleichterung. In Köln kommt man auch als Imi am effzeh ja nur ganz schlecht vorbei. Ab und zu nehmen mich gute Geister sogar mit ins Stadion. Die Hymne kann ich mitsummen, den Express lese ich aber nur im Vorbeigehen.
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effzeh.com: Das 0:1 im Pokalhalbfinale 95 bleibt für viele effzeh-Fans unvergessen, die Tickets nach Berlin waren allesamt schon gebucht. Welche Partie oder welches Ereignis hast du im Kopf, wenn der effzeh erwähnt wird?
Patrick: Siggi Reich hatte offenbar ähnliche Reisepläne. Tatsächlich war der effzeh bei meinem ersten Bundesliga-Spiel beteiligt und gewann in Hamburg 4:2. Gefühlt hat Toni Polster alle sechs Tore geschossen.
effzeh.com: Zum Abschluss: Dein Tipp!
Patrick: 0:2
