Wenn Du denkst, dass alles irgendjemand anderen schuld ist, wirst du viel leiden.
Wenn dir bewusst wird, dass alles nur aus dir kommt, wirst Du beides lernen: Friede und Freude.
Dalai Lama
Das mit Spannung erwartete erste Spiel des glorreichen effzeh in der Zweitligasaison 2013/14 liegt hinter uns. Das war ein Ding, mit viel Diskussionsbedarf. Nicht nur aufgrund des gehobenen Zweitliganiveaus, auch aufgrund einer ausbaufähigen Schiedsrichterleistung. Und zwei Torhütern, die vom Schicksal an diesem Tage unterschiedlich begünstigt wurden. Das Quentchen Glück, das Benjamin Kirsten auf der einen Seite hatte, fehlte ein paar Minuten später Timo Horn auf der anderen Seite. Zu meinem Glück darf ich dann jetzt auch noch Peter Stöger von seiner Facebookseite nach dem Spiel gegen Dresden zitieren:
Wir haben eine sehr junge Mannschaft und die Lernkurve wird entsprechend steil verlaufen. Da bin ich mir sicher.
Peter Stöger
Ausgangslage
Sinngemäß bemerkte Peter Pacult im Interview vor dem Spiel, dass der effzeh eine ganz andere Hausnummer sei, als ein österreichischer Spitzenklub, auch wenn dieser die Möglichkeit habe, Championsleague zu spielen. Das Engagement von Peter Stöger in der 2. Bundesliga sei ein karierretechnischer Fortschritt. Peter Stöger indes hatte jetzt 5 Wochen Zeit, die Eindrücke rund um den effzeh aufzusaugen und nebenbei die Mannschaft in der kruzen Zeit auf den Beginn der Saison vorzubereiten. Peter Stöger ist ein Mensch, der routiniert seine Rolle in der Öffentlichkeit spielt. Nein, er lebt sie. Wöchentliche Update über Facebook, zahlreiche Interviews in der lokalen Presse, etliche Kurzgespräche mit Reportern und auch Fans nach den Trainingseinheiten. Das alles nimmt er mit, und spricht von der positiven Energie, die er rund um das Geißbockheim aufnimmt und gerne mitnimmt in die Meisterschaftsspiele. Bislang überzeugt der Trainer und nimmt so auch etwas den Fokus von der Mannschaft, der immer noch ein wirklicher Führungsspieler fehlt.
personelle Lage
Chihi, McKenna, Bigalke sind langzeitverletzt. Mit kleineren Blessuren hat niemand zu kämpfen, aber Przybylko ist wegen eines Vergehens am Ende der Saison bei der U21 noch für 2 Spiele gesperrt. Er stand dafür dem Ticker auf fckoeln.de zur Verfügung. Aufgrund der taktischen Ausrichtung im offensiven 4-1-4-1 stellt sich die Mannschaft fast von selbst auf. Aber auch hier überrascht uns der Trainer und bringt Yannick Gerhardt in der Startelf. Der Junge hat ihn überzeugt im Training. Zusammen mit Jajalo bildet er die Doppel-8, Matuschyk auf der einzigen 6, Lehmann sitzt erst mal auf der Bank. Über die Außen kommen Risse und Bröker, die ordentlich rochieren sollen, in der Spitze Ujah. Aus der Abwehrviererkette sind 3 Mann gesetzt: Brecko, Maroh, Hector. Auf der Position des Innenverteidigers darf Roman Golobart seine ersten Erfahrungen in der 2. Bundesliga sammeln. Torwart: Timo Horn.
Spielverlauf
Der effzeh beginnt schwungvoll, ohne sich klare Chancen erarbeiten zu können. Aber man hat das Spiel im Griff, und der Zuschauer den Eindruck, dass es nur eine Frage der Zeit ist, wann das erste Tor für Köln fällt. Die beste Chance hat Jajalo mit einem Freistoß. Nach knapp 20 Minuten merkt man den Kölnern allerdings an, dass sie konditionell noch nicht bei 100% sind. Dynamo kommt besser ins Spiel. Poté vergibt 2 x aus der Kurzdistanz und Fiel´s Freistoß aus 25 Metern geht knapp drüber. Nach ca. 30 Minuten kommt der effzeh wieder besser ins Spiel. Die größte Chance der ersten Halbzeit setzt Anthony Ujah mit einem Kopfball nach Gerhardt-Freistoß knapp neben das Dresdner Gehäuse. Der Rest von Halbzeit 1 gehörte eindeutig dem effzeh. Brökers abgefälschter Schuß aus spitzem Winkel geht ans Außennetz und nach einem Schlenzer von Jajalo den Kirsten nur nach vorne abklatschen kann scheitert Gerhardt aus 16 Metern am Dresdner Schlußmann. Ein flottes Spiel mit einem spielerischen Übergewicht auf Kölner Seite, nimmt man mal die 10 Minuten Ruhephase von der 20.-30. Spielminute aus.
Die zweite Halbzeit soll uns nun zeigen, wie nah Glück und Pech zusammenliegen. Zunächst aber zwingt Bröker Kirsten zu einer Glanzparade und Poté prüft mit einem Kopfball Timo Horn. Kurz später kommt es zu einer spielentscheidenden Szene, die viel Diskussionsbedarf nach sich ziehen wird. Nach einem Gerhardt-Freistoß aus dem Halbfeld rechts kommt es zum Zusammenprall zwischen Kirsten und Golobart. Außerhalb des Fünfers, also zunächst kein Problem. Aber Kirsten umklammert Golobart und reißt ihn zu Boden, als dieser aufstehen will setzt es noch einen stilistisch einwandfreien Uppercut.
Nach kurzem Überlegen merkt der geübte Zuschauer: falsche Sportart, der Schiri muss eingreifen. Das tut er auch, der Herr Stark. Just in dem Moment als Gerhardt sich den Ball zurückerobert hat und seinen Gegenspieler auf Außen ausspielen möchte. Der Fußballfachmann denkt sich: “Warum pfeift der jetzt den Vorteil ab?” Nichts Vorteil! Stark wertet Golobarts defensives Verhalten als Foul! Und übersieht die Tätlichkeit von Kirsten!
Im Hebräischen bedeutet Benjamin „Sohn meiner rechten Hand“ oder auch „Glückskind“, „Sohn des Glücks“. Wobei Stark das Glück später wieder halbwegs ausgleicht, als er Golobart nicht mit Gelbrot besieht. Ein paar Minuten nach der Kurzausflug ins Boxen, markiert Ujah das 1:0 für den effzeh. Jajalo setzt sich schön durch am Sechzehner und bedient Brecko, dessen Schuss Kirsten noch abwehren kann. Diesen Abpraller kann Ujah direkt aus der Luft mit dem Kopf hinter die Linie befördern. Ein Tor des Willens. Gueye, Ujahs Gegenspieler, hat keine Chance den Kopfball zu verhindern, und auch Kirsten erwischt das Leder erst hinter der Linie. Mehr als verdient die Führung.
Dynamo reagierte wütend. Kempe zwingt Horn zu einer Glanztat und Dresden erspielt sich wieder für ca. 10 Minuten ein Übergewicht. Dann hat der effzeh seinen konditionellen Hänger wieder überwunden, das Bällchen läuft im Kurzpassspiel so wie man es sich wünscht, die Dresdner scheinen verausgabt.
Aber wieder soll das Glück auf ihrer Seite sein. Das 1:1 ist ähnlich kurios wie Szene um Kirsten und Golobart:
Es beginnt damit, dass Ujah einen Krampf vor des Gegner Tor bekommt. Kirsten will helfen, aber Ujah möchte keine Hilfe und wehrt ihn ab. Diesmal verhalten sich Kirstens Mitspieler nicht ans Fairplay. Keiner zwingt sie, den Ball ins Aus zu spielen, aber sie hätten mehr als eine Möglichkeit dazu gehabt. Die Szene könnte damit enden, dass Timo Horn den abgefälschten Schuss aus ca. 25 Metern mit den Händen aufnimmt. Das tut er aber nicht! Offensichtlich hat er die Situation komplett falsch eingeschätzt und denkt er erhält einen Rückpass. Mit einem Lupfer spielt er Poté zunächst aus, dieser setzt aber nach und schubst den Kölner Torhüter an der Strafraumgrenze um. Den freien Ball lupft Kempe von der Strafraumgrenze ins leere Kölner Gehäuse.
Fahrradkette: hätte der Timo den Ball mit den Händen genommen, hätte Stark abgepfiffen? Selbst wenn, wäre ein indirekter Freistoß an der Grundlinie erträglicher gewesen? Hätte Stark die Aktion von Poté abpfeifen müssen? Hätte Kempe den Ball nicht ein bischen weniger ideal treffen können? Manchmal hat man kein Glück, und dann kommt auch noch Pech dazu (Anm. d. Verf.: ist ein Zitat, Ursprung unbekannt).
Fazit
Um beim Dalai Lama anzusetzen: wer braucht schon Friede und Freude? Vom Spielverlauf her wäre ein Auswärtssieg absolut gerecht gewesen. Den Sieg kosten uns zwei fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen. Oder, wenn man es mit Schicksal begründen möchte, das Quentchen Glück, dass der gegnerische Torwart in seinem Vornamen trägt. Was bleibt ist ein mäßiger Start in die Saison, es wäre mehr dringewesen. Aber einen Tick besser als letztes Jahr ist der Start. Da war auch mehr drin aber am Anfang noch weniger Punkte als diesmal. Wenn das so weitergeht und wir im Schnitt pro Spieltag einen Punkt mehr holen als letzte Saison…
Spieler im Fokus
Timo Horn – Ja, ich muss ihn hier nennen. Gegnerische Spieler sind ja ausgeschlossen. Benjamin Kirsten, sein Gegenüber hätte es sich ohne Frage verdient. Horn war der gewünschte Rückhalt für die Mannschaft. Immer wenn die zum Großteil sichere Abwehr Abstimmungsschwierigkeiten hatte, war er zur Stelle und bereinigte die Situation. Eine Mitschuld am Tor zum 1:1 muss man ihm allerdings attestieren. Das Ding wird ihm helfen, dass seine Lernkurve stark nach oben zeigt, wie sein Trainer es ausdrücken würde.
Roman Golobart – Hat sich empfohlen für weitere Einsätze. Könnte schwer werden für Nascimento ihn wieder einzuholen. Bewahrte den effzeh vor Unterzahl, weil er nicht auf Kirstens Attacke reagierte. Bei der Einschätzung des Schiedsrichters wäre er mit Sicherheit des Feldes verwiesen worden. Sicheres Passspiel, im Zweikampf stark. In einer weiteren Situation hatte er Glück, dass er nicht gelbrot sieht.
Führungsspieler – Eine altbekannte Diskussion. Braucht die Mannschaft einen Leitwolf, eien der nach vorne geht und alle mitzieht. Wenn dem so sein sollte, hat sich noch keiner herauskirstallisiert (der Buchstabendreher ist Absicht – Anm. des Verfassers).
Stimmen zum Spiel
Peter Stöger: “Normalerweise sollte man mit einem Punkt in Dresden zufrieden sein, weil man weiß, dass hier eine spielstarke Mannschaft wartet, die die bedingungslose Unterstützung ihrer Fans hat. Ich bin mit dem Spiel meiner Mannschaft über weite Strecken zufrieden, mit dem Ergebnis allerdings nicht. Das Gegentor war unglücklich und vermeidbar. Ein Fehler auf der Torwartposition ist halt meistens auch ein Gegentreffer. Schade für uns, weil das in einer Phase war, in der wir das Spiel gerade wieder kontrolliert haben. Wenn Spieler sich die Aktion zwischen Kirsten und Golobart anschauen und sehen, dass es keine rote Karte gibt, dann könnte es in Zukunft gefährlich werden. Ich glaube nicht, dass es demnächst Schlägereien gibt, aber das war eine klare rote Karte. Ich glaube, dass es richtig war, die Attacke an Kirsten abzupfeifen, aber die Aktion danach muss auch geahndet werden.”
Dominic Maroh: “Wir haben richtig gut gespielt. Wenn auch die richtig guten Chancen ausblieben, da greift schon Vieles. Dann machen wir das verdiente 1:0 und haben die Kontrolle, spielen das auch gut und kassieren dann so ein dämliches Tor. Zumindest haben wir einen Punkt mehr als letzte Saison, aber wenn man führt, will man das Ding auch gewinnen. Ujah bleibt liegen und die spielen den Ball nicht ins Aus? Sicherlich nicht fair. Trotz allem kann Timo den Ball in die Hand nehmen, ist ja kein Rückpass. Jetzt ist ihm halt so ein Ding mal passiert als junger Spieler. Da helfen wir ihm als Mannschaft schon wieder raus. Er ärgert sich vermutlich am meisten selbst darüber. Yannick (Gerhardt – Anm. d. Verf.)) hat mir heute sehr gut gefallen, hat Bälle gefordert, ist nicht ins Dribbling gegangen, hat seine Stärken ausgenutzt, ist dahin gegangen wo es weh tut, darauf kann er absolut aufbauen. Er war ein bischen nervös heute vor dem Spiel, da habe ich noch mal ein paar Takte mit ihm gesprochen.”
Timo Horn: “Ja, ich muss den Ball irgendwie anders klären. Im Nachhinein, weiß man so was immer besser. So ein halber Rückpass – es gibt Schiedsrichter, die peifen dann indirekten Freistoß, deswegen habe ich mich für den Fuß entschieden. Vielleicht muss ich ihn aber auch einfach nur zu Ecke gehen lassen. So war es sehr unglücklich, dass wir deswegen nur einen Punkt mitgenommen haben und das tut mir einfach nur leid für die Mannschaft. Die Situation ist abgehakt, man kann das nicht ändern. Kein Spieler ist gefeit vor Fehlern. Deswegen werde ich nächste Woche gegen Düsseldorf wieder mein Bestes geben und darauf freue ich mich. Insgesamt war das eine Verkettung von unglücklichen Umständen. Ich denke den Schubser gegen mich kann man pfeifen, kann man aber auch weiterlaufen lassen. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir gut kombiniert und guten Fußball gespielt, in der zweiten war Dresden etwas besser, aber da haben wir kämpferisch sehr gut gegengehalten, und hätten mehr als nur einen Punkt verdient gehabt.”
Anthony Ujah: “Wir bekommen ein sehr unglückliches Gegentor. Wir sind hierhergekommen, um zu gewinnen. In der ersten Hälfte haben wir richtig guten Fußball gespielt. Aber Dresden war der erwartet starke Gegner. Die haben gekämpft bis zum Umfallen und hatten ihre Fans hinter sich. Wenn wir weiter so spielen, werden wir auch mehr Chancen bekommen. Bei der Szene vor dem Gegentor hatte ich einen Krampf. Es wäre Fairplay gewesen, den Ball ins Aus zu schießen, aber es ist nicht Aufgabe des Schiedsrichters, das Spiel abzubrechen.”
Dynamo Dresden: Kirsten – Guéyé, Brégérie, Susac, Schuppan – Menz (65. Dedic), Losilla – Trojan (59. T. Kempe), Fiél, (82. Ma. Hartmann) Ouali – Poté
1. FC Köln: Horn – Brecko, Maroh, Golobart, Hector – Matuschyk – Gerhardt (68. Halfar), Jajalo (77. Lehmann) – Risse, Ujah, Bröker (82. Exslager)
Tore: 0:1 Ujah (60.), T. Kempe (78.)
Gelbe Karten: Menz, Poté – Golobart, Maroh
Schiedsrichter: Wolfgang Stark
Zuschauer: 29.308